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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zu« Frankenberger Tageblatt M. SS Mittwoch, des S. UM VN Die StaGe der Maza Stavi Roma« vo« Hedwig Courths-Mahler können. Sie allem wäre die paffende LebeasgeWrS« für ihn gewesen. Mit ihr hätte er es gewagt, den Schatten der Vergangenheit zu trotzen. Sie war so stark, so zuverlässig, so lebensfroh. Aber sie gehörte Hans — und war deshalb unerreichbar für ihn. Und er fürchtete sich von Tag zu Tag mehr vor der Stunde, da ff« beide vor ihn hintreten und ihn bitte« würden, dah sie heirate« und in das Verwalterhaus hinüber- ziehen dürsten. Es erschien ihm sicher, dah dieser gefürch tete Moment mm spätestens «intreten würde, wenn sie von München zurückkormnen würde«. Es hatte ja kein« Sinn mehr, daß sie ihm ihre Liebe verbargen. Wahrscheinlich wußten ihre Eltern noch nichts von ihrem heimlichen Ver löbnis und sie sollten es nun erfahr« — und danach auch er. 11 Nachdruck verboten Gonny schüttelte energisch den Kopf. „Nein Hans, auf keinen Aall. Wir würden Ilse dann nicht mehr los, so lange wir in München find oder wir mühten sie einweihen. Eins wäre so verkehrt wie das andere. Du muht schon das Opfer bringen, schlimmsten Falls Mün chen wieder zu verlassen, ohne Ilse wiedergesehen zu haben." Hans seufzte ein wenig, richtete sich dann aber entschlossen aus. „Hast recht, Eonny, erst muh Ronalds Angelegenheit er ledigt werden. Aber die Hoffnung, dah ich doch' noch ein halbes Stündchen für mein Ilselern erübrigen kann, wird mich zu ungeahnten Heldentaten anspornen. Du wirst staunen, was ich für einen schnittigen Kriminalisten hinlege. Diese Rava Mast oder Maji Rava oder wie das Teufelsweib heiht, kann sich auf was gefaßt machen. Die Zähne sollen ihr klappern vor Angst." Eonny muhte lachen. Aber dann sagte sie seufzend: „Hoffentlich täuscht mich eine Ahnung nicht und hoffentlich entwinden wir ihr dann das Geständnis. Dann werden wir doch Herrn Rittner wenigstens unsere Dankbarkeit beweisen können." Hans sah sie mit einem Mick an, der ihr dunkle Gkut in das Gesicht nieb. Aber dann sagte er ganz harmlos, um sie nicht noch verlegener zu machen: „Hoffen wir das Beste!" Sie reichten sich die Hände. In diesem Augenblick trab Ronald, der von einem Austritt heimkehrte in das Zimmer'., Er sah die beiden jungen Menschen Hand in Hand stehen. Sein Blick usmslorte such. Am Älchens als die dreL beim Abendessen sahen, sagte Eonny so ruhig, als es ihr möglich war: „Wenn Sie erlauben, Herr Rittner, möchte ich am Sonn tag nach München fahren, um meine Eltern zu besuchen." Ronald sah mit einem resignierten Lächeln zu ihr hinüber. „Gern erlaube ich das. Sie haben wahrhaft^ ein An recht auf einen freien Tag, denn Sie hatten noch keinen freien Sonntag, seit Sie in Hattingen sind." „Du willst nach München, Eonny?" fragte Hans an- scheinend ganz harmlos. ,Za, Hans, ich möchte die Eltern einmal Wiedersehen." „Du, dann fahre ich gleich mit. Ich habe Sehnsucht nach dem Hofbräuhaus und deinen Eltern würde ich auch gern guten Tag sagen." Es zuckte schmerzhaft um Ronalds Mund. Er zweifelte! keinen Moment daran, dah dieser Ausflug nach München von Hans und Eonny gemeinsam beschlossen gewesen war. Nur ahnte er natürlich nicht den Grund dazu. Er glaubte, dah das junge Paar einmal ungestört sein wolle. Vielleicht wollte auch Hans bei Sonnys Eltern um ihre Hand an halten. Jetzt konnte er doch an eine Heirat denken, da er eine sichere Lebensstellung auf Hattingen hatte. Es kostete ihm viel Mühe, ruhig zu scheinen und nicht ein energisches Veto einzulegen gegen diese gemeinsame Fahrt nach München. And das Herz tat ihm weh, wie nie zuvor. Seine Augen hingen mit schmerzlicher Resignation an Gonnys lebensprühen dem GefM. Wie beneidenswert Hans doch war um diese wertvolle Lebensgefährtin. Jahre seines Lebens hätte er willig darum gegeben, wenn er Gonny hätte besitzen können. Seine Erlebnisse in Indien war« jetzt schattenhaft ver blaßt, M er den Freunden gebeichtet hatte. Ihm war, als liege das alles wett, wett hink er ihm, so weit, daß es kaum noch Einfluß auf ihn hab« konnte. Gonny irrte sich, wem sie meinte, dah ihn noch iMner das Gefühl d« Schuld zu Dod« drückt. Seit sie ihn freigesprochen hatte, fühlt« er sich auch frei. Aber um so tiefer schmerzte es ihm, dah Gonny für ihn unerreichbar war. Nie — nie- «taks hatte er eine Frau so schrankenlos geliebt, wie er Konny Lebte — und nie mehr wchche er eine Frau so lieb« Diese Gewißheit überfiel ihn mit einer solchen Qual, Latz er sich gleich nach Tisch mit einer Entschuldigung zurü^og und auf sein Zimmer ging. Gonny M ihm nüt bang« , Augen nach. „Wie er leidet, Hans, wir müssen ihm Helf«," Metz sie erregt hervor. Kins sah in ihr zuckendes Gesicht, aber er verriet mit keinem Wort, mit keinem Blick, dah er ihre GesüPe für Ronald erraten hatte, so wenig er davon sprach dah er in Ronalds Augen ost genug etwas hatte ausleuchten seh«, was sich nicht mit einer ruhigen Wertschätzung für seine junge Wirtschafterin erklären lieh. „Wir werden jedenfalls unser Bestes tun, Gonay, um ihm zu helfen, auch gegen sein« Willen," sagte er nur. Ronald Rittner ging ruhelos auf seinem Zimmier hin und her und lauschte immer wieder hinaus. Er atmete auf, als er unten auf der Terrasse nach kurzer Zett Sonnys Stimme sagen hörte: „Gute Nacht, Haus." „Gute Nacht Gonny, schlaf gut," hörte er Hans ant. wort«. Er trat an das Fenster und starrte hinaus. Er sah Sonny im Hellen Mondenschein nach dem Verwalterhaus geh«. ÄW heißen Augen sah er der schlank« Gestalt nach Wie sicher und elastisch sie dahrnschritt in ihrer stützen nAmut. „Sonny — Sonny!" In heiher qualvoller Sehnsucht flüsterte er ihren Namen., Was sollte aus ihm werden, wenn sie erst als Haus von Hellwarts Gattin da drüben wohnte, wenn er einsam und allein hier in dem großen leer« Hause blieb imd mit neiderfülltem Herzen an das traute Glück da drüben denken muhte. War es seine Bestimmung, dah er immer im Schatt« wandeln muhte, dah er nie das höchste Glück des Lebens ! erreichen würde? ! Unruhig wandelte es wieder hin und her und blieb dann s wieder am Fenster steh«. Sonny war im Verwalterhaus verschwunden. Nun sah er Licht hinter ihrem Fenster. Er sah ihren Schatten wieder und wieder vorüberhuschen, malte sich aus, wie sie noch geschäftig hin und her ging und dies und das tat. Und dann erlosch das Licht. Still und dunkel lag das Verwalterhaus da. Er setzte sich an das Fenster und starrte mit trüben Augen hinauf zu den mondbeschienenen Berggipfeln. Es war ein zauberhaft schöner Anblick, so recht geschaffen, einer armen Seele Ruhe und Frieden zu geben. Doch fand er beides nicht. Line heiße Eifersucht aus dm Freund packte ihn wie mit Geierkrallen. Er schämte sich dieses Gefühles und konnte es doch nicht bannen. Seine Liebe zu Sonny war zu grotz und zu stark geworden, als dah er sie neidlos einem ander« hätte gönn« können. Alles hätte er dem Freunde freudig hingegeben, sein« ganzen Reichtum — nur Gonny von Tan nern gönnte er ihm nicht. Es half nichts, dah er sich selbst darüber Vorwürfe machte und sich einer niedrig« Gesinnung ! zieh — die Eifersucht war da und frag M seinem Herz«.. ! Ls wurde ihm klar in dieser Stunde, dah er es «W er-