Volltext Seite (XML)
„Warum Men auch die Hühn« eme Ausnahme machen, Hans? Hier m Hattingen ist doch alles pechig. And es macht Hier so äel Freude, zu arbeiten. Ich begreife Ächt, wie hier ein Wesen verdrießlich sein kann. So schön ist es hier! Sieh dir nur einmal an, wie es da oben über den Bergen blaut. Wunderbar ist hier jeder Blick ins Freie. Ah möchte den ganzen Tag singen und jubilieren, sofern sich das mit dem Prestige einer Wirtschafterin vertrüge — Md — wenn mich nicht eins immer wieder bedrückte.- ,Was denn Gvmry?" Sie setzte den Eierkorb meder, strich sich ei« paar lose Löckchen hinter das rosige Ohr und sah forschend zu Ronalds Fenster empor, ohne iHr zu südecken. „Daß Herr Rittner immer so unglücklich ms oen Auge« sieht. Weißt du, wo er jetzt ist?" „Vermutlich bei den HohfÄlern im Walde. Dort wollte er hinreiten." „Wenn ich nur wüßte, wie ich ihn so recht von Herzen froh und glücklich machen könnte. Bin ich ihm doch! so oanwar, daß er mir so eine schöne Anstellung gegeben hat." „Ja, Gonny, das möchte ich auch wissen. Ich bin ihm nicht weniger dankbar, als du. Aber noch dankbarer werde ich ihm sein, wenn er es mir erst vergönnt, meine Seme Frau in das Verwalterhaus zu führen." „Habe nur noch ein wenig Geduld, Hans, er braucht dich recht nötig, weil er sonst gar zu einsam ist." „Ich gehe ja nicht fort, Gonny, kann ihm doch ebensoviel sein, wenn ich verheiratet bin." ,Za doch, aber er wird das nicht glaub«. Er wird denkst, daß du, wenn du verheiratet bist, keine Zeit mehr für ihn haben wirst. Warte wenigstens noch ein paar Wochen, ehe du mit ihm darüber sprichst, bis ich ihn erst noch ein wenig froher gemacht habe. Zuweilen lacht er schon ein wenig. Das freut rmch immer so sehr. Affo warte noch. Ich richte im Verwakterhaus schon langsam alles zur Hochzeit. Sobald du mit Herrn Wttner gesprochen hast, kann die Hochzeit sein." Hans zog aufjubekno Gonnys Kops zu sich herab und küßte ste auf oen Mund. „Gonny, du bist ein PrachtmädeN" Sie gab ihm einen kleinen Klaps aus die Wange. „Respekt, Herr Verwalter! Ich muß darauf bestehen, daß du mir gegenüber die nötige Haltung bewahrst. Spare deine Küsse für deine Fra« Verwalterin. Sonst werde ich unge mütlich .Was sollen dis Leute zu der Wirtschafterin sagen, wenn sie sich vom Verwalter küssen läßt?^ Er lachte. „Schimpfe nicht, G«my, das ficht dir nicht. Es güH mal wieder mit mir durch und «Wes Tages werd« die Leute ja doch erfahren, wie das zusammenhängt. Im übrig« ist ja niemand in der Nähe. Du kannst mir doch nachfühlen, daß ich meiner Sehnsucht mal auf diesem Wege wenigstens Luft machen muß." „Tue das lieber, indem du tüchtig arbeitest und alles am Schnürchen hältst, damit Herr Rittner sieht, wie ernst es dir mit der Dankbarkeit ist." Hans wurde ernst. „Du weißt doch, Gonny, daß ich meinen Mann stehe. Alles geht prächtig. Es kommt wieder Ordnung in den Be trieb. Mein Vorgänger hatte wahrhaftig wie ein Vandale gehaust.^ „Wie meine Vorgängerin auch- Aber auch ich habe alles am Schnürchen. And nun Schluß, Herr Verwalter, ich muß in die Küche und dann zur Meierei hinüber." „Laß dich nicht abhalten, Gonny. Bist doch ein famoser Kerl! Ronald hätt lange suchen können, bis er eine so tüchtige Leiterin seines Hauswesens gefunden hätte!" „And einen so tüchtigen Verwalter wie dich, Hans. And wir beide hätten lange suchen können, bis wir einen so guten Herrn gefunden hätten." „Hast recht, wie immer, Emmy! Also auf Wiedersehen bei Tisch." „Auf Wiedersehen, Hans!" (Fortsetzung folgt.) Blinklichter Don Wolfgang Fedora«. Ehre und Ruhm find Gegensätze: und dis meist« Menschs«, Ue heute gefeiert, also geehrt werden, find morgen bereits vergiss«. O Um sich auf die Dauer nah zu bleibe«, muß man vernähen, ßch imser «in Mchx» - st« zp bleihM. MchMÄM Grün und wenig beachtet stehen st« is Somm« da, die wir jetzt voller Freude Äs erste Lenzesboten begrüß«, da die Erde noch kahl ist, ihre eigenen Zweige noch chne KS KeS> der Blätter. Graufilbern glänzen die MaiLtzchen, golden leuchten die längeren Kätzchen des Hafelstraachs. Diese find schon geschlechtsreif und geben bei leisem Luft^ in feinen Wolken den Blutenstaub ab. Am Waldrande weben die vielen Kätzchen einen dünnen Goldschleier, der zur Hochzeit der Erde mit dem kommenden Frühksg zerreißen wird. Ver gessen ist dann ans Vs Jahr der Hochzeitsbitter, der HasÄ- strauch, bis er feine Früchte zeitigt, die lewer in der Rühe der Großstädte kaum noch anzotreffen find, wichl aber io Märchen, Kinder- und Tiergeschichten noch eine Rolle spiel«. In der deutschen BÄgmannSsage erscheint der Haselstrsoh als der Ursprung der Wünschelrute. Au einem besonder« Tage, als der« einer auch Fastnacht gÄt, mußte die Rute geschnitten werden, wobei ihr der Mond und die eben aus gehende Sonne ihre Kraft zu vettÄhm hatten. Dabei sMch man die Worte: Ich schneide dich, liebe Rate, Daß du mir müßt sag«. Um was ich dich thu fragen Und Äch so lang nit rü^en. Bist i« die Wahrheit thust fpSveo. Noch nicht geschlechtsreif find die Kätzchen der Wndr, da die eigentlichen Blütenorgane noch unvollkommen eÄwickelt m dem dichten Pelzch« ruh«. Gerade jetzt aber übt die Weide auf die Ms dumpffn Winkrstub« anserstandenen Menschen einen anziehend« Zauber aus. Mit ihnen glaub« sie den Frühling in itz» Stuben zu tragen. Freillch gebietet die große Zahl der Sehnsüchtigen eine Einschränkung der per sönlich« Bewegungsfreiheit. Aus Ernähmmgsröckfichtm ist seinerM das Entfern« von Maikätzchen verboten und unter verhältnismäßig schwere Strafe gestellt Word« (so wird das Einsammeln zum Zwecke entgeltlicher Weiterveräußernug mit Gefängnis bedroht). Aus Schönheitsrückficht« dürste die Be folgung dieser Verordnung nicht ccklzuschwer fall«. Auch die Weide spielt eme Rolle im desHchen Märchen. Ne war als Hexenbaum verrufen, diente aber gleichzeit^ Mr Bertteibung von Recht«. Die Wecht und dei Wd Dei leg« m Strit Dei Md gewinnt Un die Flecht verfwiust. (Nach H. Marzell, Pflanz« im deutsch« Volksleben, einem empfehlenswerten Büchlein im Berlage von Diederichs in Jena.) In katholischen Ländern bildet die Werde mit den „Palm miezchen" den Hauptschsmck der PÄmbüsche cn» Palmsonntag. Goethe sagt: Im Batstan bedient man such Palmsonntag echter Palmen, Die Kardmäle beug« sich Und fing« alte Psalmen. Dieselben Psalm« singt man auch Oelzweiglein in den Händen, Muß im Gebirg zn diesem Brauch Stechpalmen man verwend«. Zuletzt will man ein grünes Reis, So nimmt man Weidenzweige, Damit der Fromme Lob und Preis Auch im Geringsten zeige. Solche schöne, alte Bolkssitten sollen natürlich durch ein Polizeiverbot nicht verdrängt werden, find sie doch gar nicht imstande, auch nnr im gelingst« die Schönheit des Vor frühlings zn schmälern. Echte Kultur steht nie mit der Natur im Widerspruche. AM teWsche Mud« Von Ing. Constantin Redzich-Frankfurt a. M. Ein« Beweis für die unversiegliche Tatkraft deutsch« m» dnstneller Wissenschaft liefett uns eine kleine Umschau nach i d« namhaftesten Cründungen der letzte Zeit,