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SSs »TA Der Evangelist Johannes sagt ausdrücklich von Judas: »Er trug den Beutel und war ein Dieb". (Ev. Job. 8,3). Es gibt viele Christen, welche sprechen: In Geldsachen hört die Be- mütlichkeit ans; doch richtiger wäre wohl, wenn sie statt Gemütlichkeit sagten: die Christlichkeit oder das Christentum. Alle Kräfte d«S Geiste- und des Körpers werden heute angestrengt, um zu verdienen and zu gewinnen. Ob der Gewinn ehrlich und redlich ist, ob andere benach teiligt und geschädigt werden, darnach wird vielfach nicht gefragt. Steht nicht Henle noch für Tausende daS Geld höher als Bott? Der Judasstnn ist geblieben. Daß man mit dieser Geldlieb», Habgier und Raffsucht das Christentum in Verruf bringt und die Sache Jesu schädigt, kümmert Tausende nicht. Aus dem Alten Testament klingt es erschütternd: »Der Geiz macht die Seele dürr" (Sirach 14,9), und das Nen« Testament bekräftigt eS: „Geiz ist eiue Wurzel alles Uebels" (I. Tim. 6,10). Jesus aber warnt: „Hütet euch vor dem Geiz!" (Ev. Lac. 12,12). Prüfen wir uns! Herr, bin ich's, der in irgend ciuem Punkte deine Sache schädigt, dein Reich nicht kommen läßt nnd deinen Willen nicht tut? Es gibt ja so viele Dinge, wo uns Jesus nicht darein reden und «nS nicht anrühreu soll. Prüfen wir uns: Ist es immer die reine ungeschminkte Frömmig keit, welche uns erfüllt? Sind nicht Beispiele geung vorhanden, wo Heuchler Liebe zu Gott und Jesus Vorgaben und doch glühte in ihrer Seele Neid und Haß, Bosheit und Niedertracht und gemeine Selbst sucht? Hat nicht Jesus über alle Scheinheiligkeit and Heuchelei ein furchtbares Wehe ausgerufen? Herr, bin ich's. Wie nötig ist es, daß wir diese Frage auch sonst stellen. Da ist Streit und Unfriede im Hause und in der Gemeinde. Wie wär's, wenn wir offen und ehrlich sragten: Bin ich's vielleicht, der Schuld oder wenigstens Mitschuld trägt? Anstatt daß wir die Schuld aus andere abwälzen, ist es viel heilsamer zu fragen: Bin ich's? Gewiß, es ist selbst Jesus nicht gelungen über das Böse iu Judas Meister zu werden. Auch wir können nicht alles erreiche». Aber prüfen wir uns: Habe ich immer meine Pflicht getan au meinen Mit menschen, an meinem Mann, an meiner Frau, an meinen Kindern, an meinen Geschwistern, an meinen Eltern, an allen denen, welche mir Gott an die Seüe gestellt und mit welchen er mich zusammenge« ährt hat? Hab« ich gemahnt, gewarnt, getröstet, Geduld geübt, habe -h geholfen, habe ich Glauben gehalten und bin ich mit gutem Bei mel voraugegaugen? Wir wollen uns nicht beunruhigen, daß wir ies und jenes Christliche und Kirchlich« und Fromme mitmachen. Ne man mit dem Wellstrom schwimmen kann, so kaun man auch nüt :m christlichen Strom schwimmen nnd dabei doch ein Verleugn« und rräter Christi und des Christentums sein. Es ist wahr: „Was Jndas tat, das hast getan auch dn; Auch du hast ost, weun nicht dnrch Wort nnd Taten, doch in Ge danken deinen Herrn verraten." Der Bußtag zwingt uns wieder auf die Kni«: Herr, «barme dich uns«! Pfarr« Heinze, Borstendorf. Frau von Tannern senkte seufzend den Kopf und Herr von Tannern fatzte Sonnys Hand mit zärtlichem Druck und sagt« „Gern lassen wir Sonny natürlich nicht aus dem Hanfe gehen, aber wie die Dinge liegen, können wir nicht nur das tun, was uns lieb und angenehm ist. Wenn sich (Sonny eines Tages eine Stellung bieten würde, die ihr zusagen würde, dann dürften wir sie nicht hindern, sie anzunehmeü. Denn ich bin ja leider nicht mehr in der Lage, für ihre Zu kunst zu sorgen. Wenn ich einmal nicht mchr bin oder nm mein kleines Amt verliere, was uns jetzt das Nötigste schafft, was soll dann aus Sonny werden?" Sonny siel ihm lachend um den Hals. „Nur nicht bange sein Väterchen, noch sind wir alle Tage satt geworden und haben ein Dach über unserm Haupte —. sogar direkt, da wir zu oberst in diesem Hause wohnen. Und der Himmel wird schon weiter sorgen. Jetzt hat «ft einmat Hans eine feine Anstellung und eines Tages wird er sei» IIselern nach Hattingen holen. Und vielleicht findeck sich auch für mich eine Vakanz in Hattingen, ich werde nicht wählerisch sein, zur Not ziehe ich in» dem Mherr auf die Ak» «d Samer«." 4 Nachdruck verboten „Hm! Deshalb habe ich diese Möglichkeit auch gar nicht ins Auge gefotzt, nicht ernnchl in meinen Träumen. Ab« jede Stelle aus einem Glut kann ich ausfüllen, von dey Gänsehirtin bis zur Haushälterin. Also denke an mich wenn zjne Vakanz aus Hattingen ist." Hans mutzte lachen. „Wer weitz, Sonny, was sich tun lätzt. Ich hatte jetzt alles für möglich. Dor wenig Tagen noch bat ich Ronald Rittner, er möge an mich denken, wenn er etwas von einer Vakanz hörte und jetzt werde ich schon um Protektion «sucht: Ist es dein Emst damit, Sonny?" „Sanz gewitz Hans," erwiderte Sonny, ihn mit grotzen ernsten Augen ansehend. „Und ich scheue mich vor keiner Arbeit, das weiht du." ,Za, ich weitz — dich kann man mit gutem Gewissen em pfehlen. Abei; vorausgesetzt, es würde sich wirkLchl Ein« passende Stellung für dich finden —< die Position als Gänse magd wäre mir für dich doch zu romantisch, es müßte schon etwas anderes sein — was würden deine Ettern dazu sagen?" Dabei fah « feine Schwiegerelderu fragend auh »orsrühllll» Wolfgang Federau. Ein Sonnenblitz! Ein erster, blasser Strahl, Der schmeichelnd üb« braune Felder fliegt . . . Und in den Büschen, noch beraubt und kahl, Sich schon ein erstes gelbes Kätzchen wiegt. O Frühlingsahnen! Leiser zarter Gruß Von Mutter Erde — lächelndes Symbol, Daß Winternot und Dunkel enden muß. Der dumpfen Stube jauchz' ich Lebewohl! Mein Herz, von hatten Sorgen lang bedrückt, Schlägt wieder rascher — stürmisch und verliebt! Den Dampf der Scholle atme ich beglückt Und glaub' aufs neue, daß es — Rosen gibt! PGonsgsdaMli „Am Abend setzte sich Jesus zu Tuche mit den Zwölfen. - Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Ein« unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr betrübt und hoben an, ein jeglicher unier ihnen und sagten zu ihm: Herr, bin ich's?" Matthäus 26, 20 -22. „Einer unt« euch wird mich verraten!" Es war als ob der Blitz in das Haus eingeschlagen hätte, darin sie saßen Die einen der Jünger sind wie vom Blitz betäubt und gelähmt. Die anderen sind erschrocken von ihren Plätzen aufgesprungen. Emsetzt schauen sie alle ihren Herrn und Meister an. Im stillen wiederholen sie sich seine Wor»e: „Einer unt« euch wird mich verraten". Nein, das kann nich sein, das dünkt ihnen unmöglich und dann kommt's fragend übe. ihre Lippen: „Herr, bin ich's?" Wir wollen letzt nicht der Frage nachgeheu: Wie ist Judas daz gekommen, diese fluchwürdige Tat zu begehen? Für uns, die w. wieder vor dem Bußtag stehen, ist es heilsamer, wenn wir lieber m den Jüngern fragen: Herr, bin ich's? Wir sind doch auch Jes Jünger, wir besuchen Gotteshaus und Gottesdienst, wir stimme Jesu wunderbaren Glüchnisreden und allen seinen herrlichen Worte, zu, seine Heisertaten erfüllen uns mit Staunen und Ehrfurcht, die Passionsgeschichte erschüttert uns — aber, liebe Les«, lassen wir uns auch von seinen Motten beeinflussen, spürt man es uns an, daß etwas von seinem Geiste in uns lebt oder will sich etwas zwischen ihn und uns drängen? Ist irgend eine kleine, aber böse Lust und Sucht in »N1, welche uns von Jesus wegzieht? Jesus begnügt sich nicht mit einigen christlichen Aeußeilichkeiteu. Jesus will uns« Herz haben. Die MaGe der Maza Navi Roma« von Hedwig Conrths-Mahler Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt