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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192703124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270312
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-12
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
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Beilage zum Fr ankenberger Tageblatt Rr. «O Sonnabend, den LS. MSrz INS? 8«. Jahrgang Von Drinnen und Draußen Berlin, zweite Märzwoche 1927. Was soll uns der Bolkstrauertag lehren? Denn wäre er nur eine äußerliche, nichtssagende Ober- der Gefallenen: bei den Jürgens die Cicero-Büste von dem grün starben in Ge- lichen Marmorsockel heruntergehoben und respekt- iter an Schulter,! los umgelegt hat. Im allgemeinen halten sich bundenheit einer , übrigens Einbrecher mit Cicerobüsten nicht so lange r Tod gebettet auf wie das Gericht; und eine lebensgroße Mar- unter uns uneinig und in Bitterkeit verhadert! gestärkt sein werden, dann ist er am rechten Platz nerkt, wie er ging, würde er wieder da sein. I sich denn für heute damit, die Blicke der kleinen I Katzen das Mausen nicht lasse», so läßt ein Flitz, besser war für alle Fälle bester, so flüsterte s Mädchen zu erwidern und ihnen scherzend mit der I major nicht das Flitzen. Ich habe es doch g«> Der Mstmajor sL7K er denn dem Kasinounteroffizier und einigen Or- rasendsten Kopfschinrrzen, vielleicht wäre er unterlegen, wenn nicht plötzlich — engenden Sitzungen ncht Die schlanke, elegante Gestalt, die da vor ihm gegangen, ich habe di« rr Nachdruck verbo'en. 14 Mirbach war es zum Sterben langweilig. Si« flächlichkeit. Er gibt uns eine doppelte Lehre. donnanzen halblaut zu: „Wenn nach mir gefragt werden sollte, dann bin ich etwas nach draußen Erstens sagt er uns namens l „Sehet, Ihr Nachlebeirden, wir starben schlossenheit und in Einheit, Schulter an Schulter, in kameradschaftlicher, treuer Verbundenheit einer neben dem andern, wie uns der Tod gebettet hat. Und was tut Ihr Lebenden?" Und sollen „Es gibt ein Grab im feinen Land, Ich möcht's nur einmal seh'n Und an des schmalen Hügels Rand Mit dir, mein deutsches Vaterland, Voll heißen Dankes stehen.'" ich bin diese langen, anstrengend,, gewöhnt. Sagen Cie das bitte ganz besonders dem Herrn Oberst, wenn der mich vermissen sollte, Humoristischer Roinan von Frhr. v. Schlicht. sUrheberrechtsschuh' durch Verlag- Osk. Meister, Werdau.) wir, das überlebende Geschlecht, die Augen nie derschlagen müssen vor dem Schatten der Ge- fallenen und beschäint bekennen: „5 Hand zuzuwinken, bis er dann doch ein so auf fallend hübsches Mädchen sah, daß seine tugend haften Grundsätze ins Schwanken gerieten, und mußt und deshalb bin ich offen gestanden hier, ich wollte Sie auf frischer Tat ertappen." kens für das Gesamtvolk angesichts der Gefal- lenen, der Versöhnung und des Zusammenfindens vor ihrer Asche im Geiste des Dankes, der Nach- wir es gewesen sind!" Wir sollen die heilige Pflicht dem Vaterlands gegenüber hoch erheben über de» Partei- und Klassenstreit und den Grundsatz durch die Tat anerkenne»: „Erst Pflich ten und dann Rechte!", nicht aber gerade um gekehrt, wie es das trüb« und bedauerliche Zei chen der deutschen Gegenwart leider in mir allzu breiten Schichten ist. Man sage doch ja nicht: „Weshalb brauchen wir noch einen besonderen Bolkstrauertag? Wir Angehörige und Hinterbliebenen denken jeden Tag an die teuren Kämpfer, die der Krieg uns entrissen hat." Gewiß, das mag richtig sein; allein wir bedürfen des großen Einigungsgedan- „Aber hoffentlich nicht auch, um mich dafür zu bestrafen?" bat er. Fräulein Lutti lachte fröhlich auf: „Seien Sl« unbesorgt, Herr von Ziegelbach, im Gegenteil, ich habe Ihne» sogar zu danken." „Weil Sie nun nicht allein nach Hause zu gehen brauchen und weil Sie in meiner Ge sellschaft vor jeder Belästigung sicher sind?" „Ach nein, das doch nicht," »eckte sie ihn aber- mals, „hier in den Straßen ist inan zu jeder Zeit sicher, hier passiert einem nichts, wir sind doch nicht in Berlin. Nein, deswegen hätten Si« ruhig bei dem Liebesmahl bleibe» können, aber offen gestanden, bei der Frau Hauptmann von Wir sind Euer unwürdig!" Darum lehren uns di« Toten zuerst: „Seid einig! Nur aus der Einheit können der Wiederaufbau und die neue Größe des Vaterlandes ersprießen." An zweiter Stelle soll uns das Vermächtnis der Gefallenen zurufen: „Seid pflichtgetreu, wie Das ist's: wenn das hochpolitische Genf wieder lieber in den einmal die vollständige Lösung des Rheinland- Problems endlich gefunden hat, dann ist mit uns, die wir den Anfang der Lösung vor und hinter den Kulissen erlebten, wohl kein Staat mehr zu machen. Und sowas stimmt, während die Vor- frühlingssonne feine, zitternde Kringel auf das halbbeschriebene Papier wirft, ein bißchen melan cholisch, daß man so gar vieles sich anspinnen sah, von dem man das Ende, die weife Verwahrung der Fäden nicht mehr erleben wird. Die mit uns Lebenden wissen auch nichts Gewisses. Die Veilchen in die Körbe legt. Etwa so: Schön zu denken: daß am Rhein einmal, So weit von den Bergen die Augen sehen, Ueber dem Flusse, über dem Tal Und auf Burgen, zerstört und kahl, Ueberall deutsche Fahnen wehen. Schön zu denken: daß Kranzgewind, Blumendurchflochen, aus Straßen und Plätzen Kündet, daß, sicher im Schutz von Gesetzen, Alle Deutschen nun einig sind! Schön zu denken: daß mit dem Ranzen Wanderburschen die Straßen zieh»; Und daß Paare unterm Jasmin, Unter den blühenden Syringen Nicht mehr die Negerhopser springen, Nein, — zu heimlichen Melodien — Wieder die alt«n Reigen tanzen! Schön zu denke»: daß alte Leute Längst vergäßen Elend und Not Und, gesund von der Heimat Brot, Wieder zwischen Arbeit und Freude Ohne Unrast und Uebertreiben Froh, verständig und glücklich bleiben! hätte: ^Weine leise über deine Toten, Denn sie sind zum Frieden eingebettet, Leise haben Himmelsboten Ihre Seelen ganz zur Ruh gerettet." In diesem Sinne sollte nach des Dichters Mort«» der Volkstrauertag dnrchgesührt werd-», auch dort, wo man aus irgend welchen partei- politlschsn oder sonstigen trennenden Gründen eine > erst dann kommt einem so recht die Sehnsucht " nach dem Unigang mit Schweigenden, mit den Vollendeten. Und — mit dem ewig neuen, jungen Leben, dem Frühling, der irgendwo ihre Gräber schmückt . . . Und bei den Walzen und den Gräbern fällt mir ein, daß ich, so viel ich auch darüber nachdenke und so selbstverständlich ich mir's auch erklären kann — nie über einen leisen I Schauder hinwegkomme, der mir fröstelnd über den Rücken läuft, wenn ich aus meinem Grammo phon einen Toten singen höre. Wenn ast« Caruso mit der wundervollen Leichtigkeit seiner einzigen Kunst sein „donna L mobile" in die Lust wüst, wie ein Gruß des Lebens, des Südens, der Selbstherrlichkeit — und liegt selbst schon, schreck lich balsamiert, im Sarg. Die lebend« Maria müsse» nämlich wissen, wenn die Herren im Ka sino versammelt sind, ist es Sitte und Brauch, daß auch die Damen des Regiments sich irgendwo zum Abendessen zusammenfinden. Heute war Frau Hauptmann von Mirbach an der Reihe, uns einzuladc», und zum Unglück mußte ich auch noch allein hingehen, da meine Schwester sich nicht ganz wohl fühlt. Wie gesagt, es war zum Ster be» langweilig, und da dachte ich plötzlich an Si«. Nein, wirklich, Herr von Ziegc'bach, Sie brauchen sich daraus nicht das leiseste empibilden," ividcr- sprach sie, als er sich anschickte, sich für dies« gnädige Gesinnung zu bedanken, „ich dachte nur an Sie, um überhaupt an etwas zu deuken, und da sagte ich mir, wenn Sie nicht nur dem Namen nach, sondern kn Wirklichkeit e'n Flitzmajor sind, dann würden Sie sicher heute abend die Gele genheit benutzen, um Ihrer alte» Leidenschaft zu huldigen." „Da tun Sie mir aber bitter un echt, gnädiges Fräulein," verteidigte er sich „und ich »ruß das selbst aus die Gefahr hin sagen, dadurch an An- sehen bei Ihnen zu verlieren, ich bin mir fort gegangen, um etwas frische Luft zu schöpfen." (Fortsetzung folgt.) und sagen Sie Ihm ferner, ich hätte seine Er laubnis nicht erst eingeholt, weil ich ja ohnehin gleich znrückkomme und weil ich ihn in seiner Skat» partie nicht stören wollte." So, mm hatte er ein gutes Gewissen; ob er nun in dem dunklen Kasinogarten oder in den fast ebenso dunklen Straßen etwas auf und ab ging, um frisch« Luft in die Lungen zu bekommen, war doch Jacke wie Hose. Er ging nach draußen in die Garderobe, schnallte sich seinen Säbel um, setzte sich die Mütze auf den Kopf "und verließ das Kasino, das sich in einem Flügel der Kaserne befand, und erreichte durch eine kleine Seitengasse nach wenigen Minu ten die Hauptstraße. Aber die war zu seinem Erstaunen gar nicht so leer, wie er es vermutet hatte. Verschiedene Gymnasiasten schlenderten auf und ab, auch einige Soldaten und Unteroffiziere ginge» Arm in Arm mit ihren Liebsten einher, um diese ganz erschrocken los zu lassen, als der Herr Leutnant plötzlich auftauchte. Auch verschiedene kleine Mariellchen, die den ganzen Tag im Ge schäft gesteckt hatten, »rächten noch einen kleinen Spaziergang, ehe sie sich nach Hause begaben, und es waren, soweit er das bei den wenigen Laternen erkennen konnte, wirklich ein paar oller- liebste Gesichter darunter. Bei den kleinen Ma- riellchen erregte sein plötzliches Erscheinen eine gewisse Aufregung, sie stießen sich gegenseitig an, tuschelten und lachten leise miteinander und sahen ihm keck, wenn auch nicht herausfordernd in di« Augen, als wollten sie ihn fragen: „Welche von uns gefällt dir am besten? Wir sind alle nicht unerbittlich, Hunger und Durst haben wir auch, welche von uns willst du einladen?" Aber er wollte ja nicht flitzen, so begnügte er den letztvergangenen Jahre angenommen werden, dM 1827 der Gedanke des gemeinsamen Volks- trauertages «Inen breiteren Boden gewinnen wird, nts es seither der Fall war. Es wäre doch gewiß weisen Männer unter uns? In khren Büchern? Die Zeit geht ihren Gang; das Glück ist unbe ständig; Temperamente verbittern; Bande, welche unlöslich schienen, werden täglich durch Intrige, durch Wettkämpfe getrennt. Aber — das führt Macauly in seinen Essay» aus — keine solche Ur sache kann den schweigenden Umgang berühren, den wir mit den höchsten menschlichen Geistern pflegen. Er meint: in Büchern. Und er hat recht. Dieser stille Verkehr wird nie durch Eifer sucht oder Empfindlichkeit gestört. Es sind di« alten Freunde, die man niemals mit neuen Ge sichtern sieht, die Freunde, die in Reichtum und Armut, in Ruhm und Dunkelheit dieselben Zu verlässigen bleiben. Die Toten kennen keine Neben buhlerschaft mehr und keinen Wechsel. Eie lang weilen uns nie, weil sie nie länger bleibe», al» wir es — das Buch zuklappend — wünschen. Gerade wenn man einen gesellschaftlichen Winter im Rücken hat und wieder mal dahinter gekommen ist, daß neun Zehntel aller abends in Frack und Smoking Lebenden dasselbe sagen, dasselbe fra ge», sich für dasselbe interessieren, dasselbe ver schweigen und uns dasselbe weiß machen wollen; daß sie oft an ihre ätzende Kritik ebenso wenig glauben wie an ihren aufgepeitschten Enthusiasmus für «in ganz Modernes. Erst wenn man dahinter gekommen ist, daß die Brust eines jeden Menschen nur so und so viele Walzen beherbergt, die — je nach Höhe oder Tiefe der Konversation —ein gesetzt und abgespielt werden und mit ihre» Kiek- ser» und falschen Tönen immer dieselben sind — ging, mußte er doch kennen? War das nicht —? Aber unmöglich konnte doch Fräul«in Lutti um diese späte Stunde allein durch die Straße» gehen? Und wem: sie es trotzdem war, so ver langt« schon die Ritterlichkeit, daß er ihr seinen Schuh anbot. So ließ er denn jetzt, um ihre Aufmerksamkeit zu errege», seinen Säbel auf dem Pflaster aufstoßen, um sie gleich darauf, nach dem er sie eingeholt hatte, mit den Dichterworten anzu reden: „Mein schönes Fräulein, dürfte ich wagen, Arm und Geleit Euch anzutragen?" „Bin zwar noch Fräulein, bin auch schön, kann aber trotzdem alleine geh'»," lautete die Antwort, die sie ihm zurief, ohne ihn anzusehen, bis sie das dann doch tat, um gleich darauf anscheinend ganz erstaunt, als hätte sie ihn nicht sofort an seiner Stimme erkannt, zu ihm zu sagen: „Ach, Sie sind es, Herr von Ziegelbach; also doch!" und ihm lustig zulachend, setzte sie hinzu: „Sie wisse» ja gar nicht, wie ich mich freue, daß ich mich nicht in Ihnen getäuscht habe. Aber das freut mich natürlich nur Ihretwegen." Er hatte sie durch Anlegen der rechte» Hand an di« Mütze begrüßt und schritt jetzt an ihrer Seite dahin, während «r sie fragte: „Wie soll ich Ihre Worte im allgemeinen verstehen, gnä diges Fräulein, und ganz besonders Ihr „Also doch!"? Inwiefern haben Sie sich nicht in mir getäuscht und warum freut Sie das natürlich nur Ihretwegen, ich meine natürlich nur meinet- ,wegen?" „Das will ich mir auch sehr ausgebcten haben, daß Sie nicht etwa glauben, ich selbst einpfände irgendeine Freude darüber, daß Sie noch nicht der Tugendbold sind, für den ich Sie vorüber gehend hielt," neckt« sie ihn, „da habe ich also doch recht behalten, wenn ich mir sagte: wie die Zm »oltrtrauertag M7 Bo» Oberst a. D. Immanuel. Durch Uebereinkunft zwischen dem Neichsmmi- Wrm« des Inneren und dem „Volksbund für ventscke Kriegsgräberfürsorge" ist festgelegt wor- An, daß der Bolkstrauertag in diesem Jahre, W stil 1825, also jetzt zum dritten Male, be- Kantzen wird, am Sonntag, den 13. März, Nemi- niscere ^.Gedenke!"), dem zweiten Sonntag der Wasskoumeit, stattfinden soll. Da das geplante Wekchsgesttz über die allgemein gültige Regelung Mes gesetzliche» Volkstrauertages für die im Weltkrstge Heimgegangenen noch nicht zustande Kkomwen ist, sind die diesjährigen Veranstal- iiingm- im Berordnungswege erfolgt mit der Er- üartmlg, daß der „Volksbund" die Feier im Einvernehmen mit den örtlichen Behörden an ordnen und durchführen wird. Wk leider so viele Fragen des öffentlichen Lebens unserer deutschen Gegenwart, so ist auch her Bersuch, von Reichswegen einen allgemeinen, Überall anerkannten Volkstrauertag für di« Opfer de» Weltkrieges zu begehen, nicht allerwärts im Wiche auf Zustimmung gestoßen. In einigen Ländern hält man für die evangelische Kirche K» Totensonntag, dem letzte,» Sonntag im Kir- chenjahre, Ende November, für di« katholische Kirch« «n Tage Allerseelen, den 2. November, MAP siesid In anderen Ländern und Gebieten will mau sich nicht von besonderen, für diesen Zweck festgelegten Tagen trennen. Es gebricht älsp an der Einheit unseren gefallenen Helden he» Weltkrieges gegenüber — gerade kein er- mbendes Zeichen der Geschlossenheit des "deutschen Volkes. Partei- und Glaubensgegensähe spielen hier dle maßgebende Nolle, ebenso wie die Er richtung eines Reichs-Ehrenmals wegen des er bitterten Ctreites über Ort und Ausführung einst weilen vertagt werden mußte. Immerhin darf nach den Erfahrungen der bei- dorartige doppelte Feier in» Laufe des Jahres nicht gutheißeir möchte. Aber «s schweige nicht allein das äußerliche Lärmen und Hasten, sondern es ruhe auch vor allem der Streit „Für und Wider" vor, an und nach diesem Tage. Soviel Ueberwindung, soviel Selbstbeherrschung sollte !m Geiste der Volksgemeinschaft überall ausgebracht werden. Das wäre ein begrüßenswerter und er freulicher Schritt auf dem Wege zu der uns so sehr fehlenden Einheit. So mögen Parieifarben, Abzeichen, politische Reden, Herausforderungen der anders Gesinnten an diesem Tage still bei seite treten. Dam» erst erhält der Bolkstrauertag seine Weihe und hiermit seinen tiefe» Wert. Bis er sich dann plötzlich einredeie, er fühle sich nm deshalb so einsam und verlassen, weil im Gegensatz zu den meisten Kameraden noch hin Mariellchen gefunden hatte, das schon des- halb nicht, weil er das bisher auch gar nicht suchte. Vielleicht, daß er doch irgendein? durch «inen Zufall keimen lernt«, daß er sich für einen der stachst«» Tage mit ihn» verabreden könnte. Er war noch jung, da konnte er doch nicht ewig wie - Mönch leben. Ein Simienrausch kam plötzlich über ihn, er sehnte sich danach, ein hübsches Mädchen zu kttfsen, ü»d «s sollte hier sogar sehr hübsche Mädels geben. -- Aber nein und tausendmal nein, er wollte Henie nicht flitze», aber hinaus, fort mußte er, wen» stuch nur für wenige Minuten. Diese tabakge schwängerte Atmosphäre, die hier in den Zimmern doppelt und dreifach laut schallende Musik, dazu das Etimmengeschwirr — jetzt war es erst neun uhr, vor vier Ahr morgens fand das Liebes- mghi sicher kein Ende, und da sollte «r hier noch sieben lange Stunden sitzen, rauchen und trinken, ohn« zwischendurch einmal frische Luft geschöpft Ja, das war «s! Er atmete ordentlich erleich tert mrf, ja, das umr «s, er wollte ja gar nicht flitz«». Hatten die kleinen Mariellchen so lange auf ihn gewartet, konnten sie noch länger warten M «r erst recht. Er wollte ja gar nicht flitzen, sondern nur etwas frische Luft einatm«»,, «ine kleine Viertelstunde in» Freien aus und ab gehen, Has war alles. Er sah sich noch einmal um, aber k-jner nahm von ihm Notiz, jeder war vi«l zu flhr mit sich selbst «der mit dem nächsten neben Hm sitzenden Kaineraden beschäftigt. Niemand Mrd« ihn vermisse,», keiner nach ihm fragen. als es seither der Fall war. Es wäre doch gewiß vor lyrer A,cys ,m Wegl-ves ^nnces, orr «in schöner, trostreicher,- versöhnender Gedanke, «ferung, der Einigkeit. Wenn «rst diese Tugen- wenn tatsächlich in allen deutschen Land«,, ein den durch dm Bolkstrauertag wach'« ufen und Jeritza wird unter allen seinen Nachfolgern übri gens nächstens die erste sein, die hier in Berlin wieder an sein Honorar heranreicht. Zehntausend Mark für den Abend. Wofür man am ander» Morgen gut frühstücken kam,. Zu diesen zehn- j tausend Mark werde ich freilich nichts beitragen, s Maria hin — Jeritza her. Die gutm Plätze sind mir zu teuer. And hinter '„er Säule aH ! der Heizung fitze ich nicht gern. Dann gehe ich Zirkus Sarrasmn und sage meinen alten Freunden, meinen besten Freunden, die ich freilich noch nie vorher wirklich von Angesicht zu Angesicht gesehen habe, und die doch meiner Jugend Begleiter waren, guten Tag. Sarrasani hat von Hagenbeck gelernt. Die Bestien und di« Dressuren machen's nicht allein. Menschen muß man zeigen, fremde Menschen. Gauchos neben Mestizen, Tscherkessen neben Japanern und meine alten, meine ältesten Freunde: Indianer. Siour- Jndlan«r! Im Kriegsschmuck natürlich, denn im Pyjama wirken sie nicht. Diogenes. gemeinsamer Tag begangen werden könnte, der M fsserkicher Stille und unter Verzicht auf alles Getriebe lediglich dem Gedächtnis der im großen Kriege für das Vaterland gefallenen Holden und der sonstigen Opfer des Weltkrieges im deutschen Volke geweiht sein würde. Natürlich muß es ein Sonntag sein, an dem jede Lustbarkeit zu ruhen morbüste, die über «ine» Zentner wiegt, sagt denen wenig. D«nn schließlich, «in Dutzend sil- tlrn ver ^e- berner Eßlöffel ist wesentlich leichter zu verschärfen Ja, wir sind als «ine lebensgroße Cic«robüste aus cararischem - Marmor. Aber das nur nebenbei. Man möchte — besonders, wenn sich an den Sträuchern, am Himmel und im Blut so ein bißchen der Früh ling ineldet, möchte gar zu gern, anstatt nüchtern s zu debattieren oder heimlich zu spaße», ei» bih- I chen prophezeie» — sich ei» bißchen was ausdenke», - während die Blumenfrau am Potsdamer Platz die ersten Schneeglöckchen anbietet und die ersten Mai, möchte gar zu gern — auch an dieser Stelle — maiuhmal «in bißchen «räkeln und pro phezeien. Bloß: zwischen Lipp' und Kelchesrand . . . nein, das paßt nicht — aber: zwischen den» Niederschreiben und dem Gedrucktwerde» liegt immerhin eine Spann« Zelt. Und da kann viel passieren und manches ganz anders werden. Und wenn man recht gehabt hat, scheint man doch der dumme August gewesen zu fein, der wieder mal die Teppiche rollen will, die schon gerollt sind. Wäre dem nicht so — ich möchte schon . . -- . > einiges sagen über das preisend mit viel schöne» «r muß das deutsche Volt etwas lehren — sonst eingeweiht« Amerika-Kabel und über Genf „ad über Schanghai und über das preußische Erundsteuervermögensgesetz und über den oder die, der oder die bei dem Stargarder Einbruch
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