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„Das eöen nwiute ich auch;" sagte Rouatt». Die beide« Herren besprachen im« andere Dinge. Sie hatten dann auch eine Konferenz mA dem betrügerischen Verwalter, der Hans mit mißgünstigen Wicken matz und dessen Benehmen zwischen kriecherischer Feigheit und Groß sprecherei hin und h« sAoankt«. Die Herren wären beide froh, als diese Konferenz zu Ende war. Am übernächsten Tag sollte der Verwalter Hattingen verlassen und seine Komplizin sollte ihm folgen, sobald sie der neuen Wirt- schafterm die Schlüssel übergeben hatte. Deshalb bat Ro nald den Freund noch, so möge Fräulein von Tannenn bitten, so bald als möglich anzutreten. Später ritten die beiden Herren aus, damit Hans soviel als möglich von dem schönen Berggut zu sehen bekam. Der Waldbestand war, rvotz des Raubbcmes des alten Verwalters noch hervor ragend schön und wertvoll, die Matten fett und von reich haltigem Viehbestand bevölkert. In der Meierlei war voller Betrieb. Hans von Hellwarts Augen leuchteten auf. War er auch nicht mehr Herr auf eignen Grund und Boden, so erschien es ihm doch sschon ein Gewinn, hier alles ver werten zu "können, was er gelernt hatte. Das war doch etwas anderes, als im MImateiier als Edellomparse Mätzcheit zu machen. „Wie glücklich kannst du sein, Ronald, daß du so einen herrlichen Besitz dein Eigen nennen kannst." Ein Schatten flog über Ronalds Gesicht. „Glücklich? Wenn wir es genau betrachten bist d-u wahr- schÄnlich glücklicher, als ich Dom Besitz ist das Glück nicht abhängig." „Manchmal doch, Ronald. Aber — es fiel mir schon neu lich in München auf — du bist seltsam ernst und schwer blütig geworden, ganz verändert gegen früher. Nicht einmal an der Front warst du so bedrückt und da haben wir doch nichts zu lachen gehabt. Was lastet auf dir?" Ronald atmete tief auf. „Ja, du hast es richtig erfaßt, es lastet etwas auf mir., Ich habe Ernstes und Schweres erlebt im Wunderlands Indien. Aber ich kann jetzt röchst davon sprechen, vielleicht nie — vielleicht ringe ich es mjrr aber deich eines Tages von der Seele. Frage mich nicht, wenn ich sprechen kann, tue ich es ungefragt. Nur eins will ich dir sagen — ganz Hattingen gäbe ich darum, wenn ich wieder so froh und unbeschwert durchs Leben gehen köimte, wie du es kannst, trotz deiner Armut." (Fortsetzung folgt.) Eigenartiger SHmerzaarbmih Der Komponist Paör wankte am Arm seines Freundes vom Grabe seiner Tochter, die eben beerdigt worden war, zum Ausgang des Friedhofes. Zu dem Schmerz des Vaters kam der des Künstlers hinzu, denn seine Tochter war auf dem Wege, eine berühmte Sängerin zu werden, ehe sie starb. „Solch eine Stimme!" schluchzte Paö, „erinnerst du dich noch, wie sie die Cavatine aus dem „Barbier" sang?« — „Ich werde es nie vergessen!" entgegnete der Freund. — „Und die Arie „Di tavti paipiti" aus „Tancred", wie das Kang." Hingerissen von seiner wehmütigen Erinnerung be gann Paör am Tore des Friedhofs die ersten Töne dieser Arie zu singen. „Und dann diese herrliche Stelle!" rief der Freund und sang nun seinerseits einige Takte. Paör nahm die Begleitstimme auf, und beide sangen nun unter Hellen Tränen, voll Rührung und Schmerz die Arie, während das Trauergefolge staunend umherstand und beide für ver rückt geworden hielt. Me Sage ooN BoM« Nach einer alten Chronik von Ernst Ribbeck. Bayern ist wegen seiner vortrefflichen Biere seit Jahrhun derten in deutschen Landen hoch geschätzt. In alten Zeiten wetteiferten namentlich das Hofbräu und die Klöster in der Kunst des Bierbrauens. Kamen edle Gäste aus fernen Lan den an den Hof der bayerischen Herzöge, wurde ihnen ein Krug bayerischen Bieres zum Empfang kredenzt mit der wohl wollenden Mahnung, sich nicht von dem edlen Gerstensaft umwerfen zu lasten. Man legte in jenen Zeiten Wert aus «in starkes Gebräu. Eiust begab es sich, daß ein Braunschweiger Ritter, der M herzoglichen Lasel geladen ward, ein Loblied auf die Braunschweiger Mumme atistimmte, die so stark fei, daß es den schwersten Trinker nach dem dritten Becher über den Haufen werfe. Darob erboste sich der Herzog — war doch in dieser Aeußeruug eine Herabsetzung des bayerischen Bieres enthalten — und sagte zum Ritter: „Enre Mumme wag ein köstlich Getränk sein, allein unser bestes Bier habt Ihr noch nicht gekostet, dann hättet Ihr nichts mehr dagegen zu sagen. Wenns Euch beliebt, mögt Ihr am ersten Mai nächsten Jahres wieder bei uns Einlager hatten, und ich werde Euch ein Bier kredenzen, dergleichen es in der ganzer: Christenheit nicht gibt. Ich gehe mit Euch eine Wette ein. Ihr mögt drei kleine Becher unseres Gebräus trinken, während ich den größten Humpen aus unserer Kredenz mit Braunschweiger Mumme gefüllt auf einen Zug leere. Wer dann von uns beiden eine halbe Stunde später, auf einem Fuße stehend einen Faden in ein Nadelöhr fädeln kann, der soll die Wette, gewonnen haben und vom Besiegten ein Fäßchen feinsten Tokayer erhalten". Die Wette wurde bei einem fröhlichen Abschisdstrunk ge schlossen, und der fahrende Ritter zog fürbaß seiner Wege. — Pünktlich, wie er versprochen, kehrte er am Morgen des ersten Mai nächsten Jahres in der herzoglichen Burg wieder ein, vom Herzog auf das herzlichste begrüßt. Nach einem solennen Mittagsmahl erschienen der Mundschenk und feine Knappen mit einer Tragbahre, auf der zwischen frischen Birkenreisern zwei Fäßchen postiert waren. Das eine war geschmückt mit dem bayerischen Wappen, das andere mit dem braunschweigischen. Auf einen Win! des Herzogs füllte der Mundschenk erst einen Riesenhumpen aus dem braunschweigischen Fäßchen, dann ließ er in die drei kleinen Silber-Becher für den Ritter baye risches Gebräu rinnen. Der Ritter überzeugte sich durch eine Kostprobe, daß die Mumme voll und stark «rar. Alsdann traten zwei starke Mannen an, die den Riesenhumpeu auf die Tafel vor dem Herzog stellten; die drei silbernen Becher wurden dem Ritter kredenzt. Dieser konnte sich eines un gläubigen Lächelns beim Anblick des Riesenhumpens nicht enthalten. Auf ein Zeichen des Herzogs schmetterten die Fanfaren bläser eine lustige Weise iu den Saal. Das war das Signal zum Beginn des Trinktourniers. Der Herzog packte den Humpen mit beiden Händen, setzte ihn an den Mund, schloß die Augen und ließ die Mumme behaglich durch die Kehle rinnen. Der Rüter tat desgleichen. Als er den letzten Becher gerade geleert hatte, kehrte der Herzog den Riesenhumpen zur Nagelprobe um, daß jedermann sich von seiner Leistung über zeugen konnte. Eine Hofdame hatte inzwischen zwei der allerfeinsten Nähnadeln mit den dazu gehörigen Seidenfäden zum Austrag der Wette zurecht gelegt. Unter allerlei scherzhaften Betrachtungen verAng die Zeit. Wenige Minuten fehlten noch an der halben Stunde, die zum Einfädeln bestimmt war, — da aber stahl sich der Ritter heimlich aus dem Saal, eilte ins Freie,'um frische Luft zu schnappen. Allein kaum hatte er deu Schloßhof erreicht, da stürzte er rückwärts zu Boden. Dies bemerke der Mund schenk vom hohen Bogenfenster des herzoglichen Speisesaales aus und eilte darob mit schelmischen Lächeln zu seinem Herrn, um ihm den Vorfall zu melden. Der Herzog begab sich schnurstracks mit allen Gästen, die dem Trinttournier beige wohnt hatten, zum Ritter, der krampfhaft versuchte, sich auf zurichten. „Um Himmelswillen, Herr Ritter, wer war es, der Euch in den Sand geworfen?! lächelte der Herzog, ließ sich die Nadel reichen und fädelte, auf dem linken Fuße stehend, den Seidenfaden mit sicherer Hand durch das enge Oehr. „Ein Bock...", lallte der Ritter mit schwerer Zunge. „Ein Bock! Ein Bock!" lachte der Herzog aus vollem Halse. „Nun haben wir den Namen für unser Bier", wandte er sich an den Mundschenk, „Bock soll es auf ewige Zeiten heißen!" Der Ritter aber wurde sein säuberlich gebettet. Und als er am nächsten Morgen erwachte, fragte er nach dem Bock, der ihn gestoßen. Seit dieser Zett ist der Bock das Wahr zeichen des süffigen Frühjahrsbieres geworden und wird es bleiben sür alle Zeitem