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— 081 — 11- - schiedlichen Sinn dieser Ortsbezeichnung hatte natürlich der Klosterschreiber lein« Ahnung. Er kam in Verwirrung, ließ bei der Beschreibung der Ost grenze den Alten Böhmischen Weg (Nr. 7 unsrer Abb. 1) kurzer Hand weg und schrieb großzügig: die Große Striegis von der Quelle bis zur Mündung sei die Ostgrenze. Diese Hersfeldsche Darstellung der Grenzverhältnisse scheint nun aber nicht erst 1292, sondern schon einige Jahrzehnte früher, während der Regierungszeit Heinrichs des Erlauchten, unter ganz entsprechenden Umständen zustande gekommen und in der Mark Meißen irgendwie maßgebend gewesen Zu sein. Zwar die Urkunde von 1289 (S. 97) sagt nichts über die Grenzen des Hersfeldschen Lehns, vielleicht aber enthielt die unbekannte Urkunde, durch die Heinrich der Erlauchte vom Kloster Hersfeld aus belehnt wurde, solche Angaben. Jedenfalls muß während der Regierungszeit Heinrichs des Erlauchten sich Widerspruch erhoben haben gegen die angebliche Schmälerung des Hersfeldschen Gebiets durch das Kloster Altzella. Ob dieser Widerspruch vom Kloster Hersfeld selbst ausging oder von Personen, die sich hinter die Hersfelder Mönche steckten, um ihren eigenen Vorteil zu suchen, oder von wem sonst, möge dahin gestellt bleiben. Ueber den Zeitpunkt des Widerspruchs werden wir im Abschnitt 5e noch einige Vermutungen äußern können. Vorläufig genug! Kloster Altzella mußte die angeblich zu Unrecht in Besitz genommenen Dörfer herausgeben. Ist diese Darstellung richtig, dann dürften wohl auch Ottendorf und Arns dorf, entgegen unsrer obigen Behauptung, anfangs noch im Besitz der Altzellaer Mönche gewesen sein. Sie sind später, im Gegensatz zu den übrigen Dörfern, nur nicht wiedererworben worden. c) Der größte Teil des Gebiets von Altzella ist schon vor der Schenkung Ottos des Reichen von deutschen Bauern urbar ge macht worden. Zu Anfang des Abschnittes 5b wurden nur die Dörfer des Altzellaer Gebiets aufgezählt, die sich nach ihrer Anlage als ursprüngliche deutsche Reihen dörfer zu erkennen geben. Ihre Zahl ist so groß, daß ihnen gegenüber die wenigen andern Siedelungen des Klostergebiets (Loßnitz, Pappendors, Kaltofen, Mobendorf, Goßberg, Böhrigen, Gersdorf) kaum ins Gewicht fallen. Nach Beyers Dafür halten (9.g) sind sämtliche Dörfer, die im Jahre 1185 auf des Stifts Grund und Boden gelegen haben, auch von dem Kloster errichtet worden. Ich kann dem nach den bisherigen Ausführungen nicht beipflichten und sehe mich darin von Meiche aufs kräftigste unterstützt. Die Zisterzienser Mönche führten, getreu ihrer Ordensregel, die Art und den Pflug mit eigner Hand. Höchstens Laienbrüder durften sie, wuchs ihnen die Arbeit über den Kopf, zu Hilfe rufen. Schwerlich werden sie nach Art der weltlichen Grund besitzer freie deutsche Bauern angesiedelt haben (2.,g). Schwerlich würden deutsche Bauern dem Rufe des Klosters gefolgt sein; denn persönliche Freiheit und Erbgerechtig keit auf dem selbst gerodeten Boden konnte es ihnen nicht geben. Dazu weist Meiche (47.zs) auf den Wortlaut der Urkunde von 1162 (s. Anm. 37!) hin, wonach Otto der Reiche jene 800 Hufen, die er dem Kloster schenkte, „auf seine Kosten hat roden und zum Landbau Herrichten lassen". „Da slawische Urbewohner in irgend beachtens werter Zahl, die im Frondienste solch gewaltige Arbeit hätten leisten können, aus geschlossen sind, so muß schon unter seiner Regierung der Zuzug deutscher Siedler begonnen haben, ja, die bäuerliche Kolonisation dürfte unter ihm schon in der Haupt sache durchgeführt worden sein. Denn ohne weitgehende Lichtung des Urwaldes wäre es 1162 wohl schwer gewesen, den Inhalt der marlgräflichen Schenkung auch nur rund auf 800 Hufen anzugeben, noch schwerer, 1185 das sog. Ovminicale (s. Anm. 44 a dieser Arbeit!) auf genau 118 Hufen zu schützen (computare). Dieser Umstand, dazu die ausgesprochene Abneigung der Zisterzienser, Bauernkolonien anzulegen, und vor allem der oben zitierte klare Wortlaut der Urkunde von 1162, in der sich der Markgraf als den Urheber der Waldrodung bezeichnet (richtiger: in der der Markgraf al^ Urheber der Waldrodung bezeichnet wird. Kst.), scheinen mir (Meiche) Zweifel an >dem Abschluß der Kolonisation im allgemeinen schon zu jener Zeit auszuschließen. Odor sollte der stolze Fürst seine großartige Schenkung mit einer Unwahrheit übergeben haben, die das Kloster selbst sofort als solche feststellen konnte? — So enthüllt sich