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— 181 der Pfarrer, sie hätten nichts eingenommen, weil sie nicht daheim gewesen sind. Unruhe und Unordnung überall. 1630 zählte der Ort 340 Seelen. 1633 wütete die Pest so furchtbar, daß nur die Hälfte bis ein Drittel der Einwohner übrigblieb, im benachbarten Euba gar nur 2 Bauern und eine geringe Anzahl Häusler. Seitdem werden in den Akten immer wieder eine Anzahl wüstliegender Güter und Häuser erwähnt. Nach Kriegsende wurde es äußerlich etwas besser, die meisten Güter wurden wieder bewirtschaftet. Das Schlimmste aber war die Demoralisation, die vielen Bettler und Landstreicher. Im Otte selbst wollten die Leute auch nichts bezahlen. Der damalige Schulmeister hieß Johann Freitag (1643), bis Ende der 50er Jahre war es Wolfgang Wächtler, 1663 Johann Lippmann. Der betrieb eine Krämer«, verkaufte Tabak, Tabakspfeifen, Brot und Würze. Er hatte wenig Einnahmen in folge der geringen Kinderzahl, die zur Schule gingen, aber 1671 mutzte er doch aus Vorhalten der Gemeinde seinen Handel aufgeben mit dem Bedeuten, er solle fleißig der Schule warten. Inzwischen zählte der Ort wieder 300—400 Einwohner. 1675 war Schulmeister Martin Voigt. 1699 Johann Martin, als wohlverordneter Schul meister und Organist in den Akten geführt, 1712 f, ob seines musikalischen Könnens und seines christlichen, tadellosen Lebenswandels hoch verehrt und sein Tod allgemein bedauert. 1712 folgte ihm Joh. Michael Reichold, ein Gärtnerssohn aus Ortelsdorf. Er amtierte unter 5 Pastoren und erwarb sich ebenfalls allgemeine Achtung. 1755 stiftete Marie Ihle, Witwe des Schneiders und Händlers Joh. Georg Ihle, zum Besten unbemittelter Schulkinder 60 Meißner Gulden. Bis dahin zählte der Ort schon zirka 520 Einwohner. Die Schulkinder waren bis dato meist Bauernkinder, seitdem sind es fast ebensoviel von Häuslern und Handwerkern. 1760—1796 amtierte Karl Gottlob Hörnig. Er verlebte hier also zum Teil den 7jährigen Krieg. Die Verhältnisse nach diesem Kriege waren ähnlich wie nach dem 30jährigen. Viel lieder liches Gesindel trieb sich herum. Die Leute mußten mindestens ein geladenes Gewehr im Hause haben. Die Gemeinde war blutarm, die Accidentien gingen sehr schlecht ein, die Schule lag an der Straße. Der Schulmeister mag kein leichter Los gehabt haben. Die ganze Zeit war infolge der Not, anscheinend aber absichtlich, an der Schule nichts getan worden, so daß sie sich in einem Zustande schlimmer Verwahrlosung befand. 1764 richtete darum Hörnig eine Eingabe an die Behörde über seine ganz und gar baufällige und unbewohnbare Schulwohnung. Drei Jahre habe er Un bequemlichkeit, Schaden, Verlust, fast Lebensgefahr ausgestanden. Die Schulstube sei völlig unzureichend; auf dem Boden müsse man befürchten, durchzubrechen,- bei Regen sei es einerlei, ob man aus der Gasse oder im Hause sei, die Wohnung könne nicht vor einem Hund, geschweige einem Dieb verwahrt werden. Nach langen Ver handlungen wurde ein Neubau als notwendig anerkannt. 1766 wurde für 420 Taler ein 26 Ellen langes und 13 Ellen breites Schulhaus gebaut. Es war ein mit Schindeln gedeckter Fachwerkbau und enthielt eine Schulstube, über dem Flur drüben einen Kuhstall, der mit einem Backofen versehen war. 1772 war das berüchtigte Teuerungs jahr. 1796—1827 unterrichtete Johann Georg Irmer, wegen seiner Verdienste um den Kirchengesang 1806 zum Kantor ernannt. 1800 sind erstmalig Einwohner als Steinmetzen und Strumpfwirker tätig, nicht viel später verdienen sich ander« ihr Brot auch außerhalb der Gemeinde in den Spinnereien von Chemnitz und Frankenberg. Die politisch bewegte Zeit von 1800—1815 bringt erneut Unruhe durch viele Ein quartierungen und Durchmärsche der Preußen. Die Einwohnerzahl war damals auf 900 angewachsen, so daß die Schulstube für die Anzahl der Kinder zu klein wurde. Auch war kein Keller vorhanden, Erdäpfel und Kirchenwein gefroren im Gewölbe. , Das Trinkwasser mußte aus der Pfarre geholt werden. 1811 waren die Mängel von der Behörde schon anerkannt. 1818 aber ist erst der Giebel um 3 Sparren erweitert, die untere Wand aus Stein aufgeführt und Keller sowie Trinkwasser beschafft worden. 1825 zählte der Ort 1000 Seelen. 1827 kam König Anton von Freiberg hier durch und wurde von Schulkindern und Lehrer begrüßt. 1828 trat Johann Friedrich /lönig aus Bautzen sein Amt als Schulmeister an. Bisher waren immer nur 2 Klassen umd 1 Lehrer gewesen. 1843 war die Kinderzahl auf 172 gestiegen, so daß König erstmalig einen Hilfslehrer zugewiesen bekam, und zwar Gustav Reinhard, den späteren Direktor der Blindenanstalt in Dresden, jedoch mußte er ihn mit 40 Talern und freier Station selbst unterhalten. 1836 endlich wurde das Lehrergehalt filiert. Nach oiecken Debatten gab die Schulkasse 220 Taler, ferner für den abgeschafften Gregorius-