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— S5I — — 138 — „Da sich nun die Einwohner oermehreten und die Superstition (der Aberglaube) grösser ward, hat auch der Eyfer um den Gottesdienst zugenommen, dahsro mochten die Franckenberger und Mühlbacher sich vereinigen eine Capelle an den Mühlbacher Wege zu erbauen, davon noch einiges Mauer-Werck stehet. Diese Capelle wurde unserer lieben Frauen, der Mutter Gottes zugeeignet und mit mancherley Einkünfften als (aus?) dem Frauen-Wald (jetzt Frauenholz), Gärten usw. dodiret, wie denn noch bis dato diese Gärten die Salve-Gärten «>) genennet werden, weil sie zu dem Ende der Capelle vermacht wurden, dah die Priester darinne das Salve kegina coeli Unser Lieben Frauen zu Ehren absingen sollten." Nur aus der irrigen Vorstellung, daß Frankenberg von vornherein kirchlicher Mittelpunkt der Gegend gewesen sei, ist es zu erklären, dah Rost diesen Angaben Höpners und Bahns, mit denen sie offenbar Ueberlieferungen weitergeben, übertriebene Zweifel entgegenbringt (39.igo».^). Dah für die Eründungszeit von Kapellen und Kirchen in unserm Gebiet alle sichern Quellen fehlen, beklagt Bahn selber mit beweglichen Worten (24.7g): „Nun wäre zu wünschen, dah von derselben (nämlich der Kapellen und Kirchen) ^unclationikus und Vermächtnihen noch einige Documenta vorhanden wären; Aber es ist leyder! nicht eine Zeile aufzubringen. Wer nun unter uns am besten wird muth- mahen können, der möchte es wohl am besten treffen. Meine Muthmahungen will ich dem geneigten Leser entdecken, keineswegen jemanden aufdringen, demjenigen aber grossen Danck wissen, der mir bessere und gründlichere Nachrichten darvon geben kan" °'). In unsre Darstellung fügt sich aber die Errichtung der Kapelle an der Freiberger Straße als des ersten Gotteshauses der Stadt Frankenberg auf das glücklichste ein. Die Erzwaqen von Sachsenburg.hatten den Schutz der Stadt hinter und den weiten Weg nach Freiberg vor sich. Da'wurde erst noch ein Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria geschickt, ehe man die gefahrvolle Fahrt begann. In der Bistumsmatrikel von 1495 wird der Altar der Kapelle nicht aufgeführt« Rost schlieht daraus (39.igzz.gi), dah die Kapelle schon um die Mitte des 14. Jahr hunderts nicht mehr als gottesdienstliche Stelle in Gebrauch war. Ich möchte dem gegenüber auf Anm. 59 Hinweisen, worin ausgeführt wurde, dah die Bistumsmatrikel uns nur in der Fassung von 1495 vorliegt. Wir sind demnach auch nur berechtigt zu sagen, die Kapelle sei gegen Ende des 15. Jahrhunderts nicht mehr für gottesdienstliche Zwecke gebraucht worden. Vielleicht könnte man üüs dem Testament Dietrichs von Schönberg, Bischofs zu Meihen, vom 3. April 1475, sogar herauslesen, dah sie kurz vorher noch Stätte des Gottesdienstes gewesen sei. Näheres über diese uns eigentümlich berührende letztwillige Verfügung führt Rost in unsrer Monatsschrift (39.isrr.mf) aus, so dah ich mir die Wiederholung sparen kann. Indessen ist gerade das, worauf es hier ankommt, aus der Rost scheu Dar stellung nicht deutlich zu ersehen. Das Testament (13.». sroff) nennt unter den geweihten Stätten, wo das Gedächtnis des Bischofs gefeiert werden soll, Frankenberg zweimal, und zwar an weit auseinanderliegendcn Stellen. Das zweite Mal heiht es, daß in Frankenberg das „Salve re^ina" gesungen werden soll. Nun war nach Bahn die Kapelle an der Freiberger Straße dazu bestimmt, daß die Priester darin das Salve reßina singen sollten. Der Umstand, daß Frankenberg an zwei verschiedenen Stellen des Testaments oorkommt, verbunden mit der Tatsache, daß in der katholischen Kirche bestimmte Kultusübungen nicht selten nur an bestimmten Altären ausgeführt werden, läßt die Vermutung zu, daß bei der zweiten Erwähnung Frankenbergs dessen Marlenkapelle gemeint fei. Vergl. auch, was Rost (39.igzz.ig) über eine Stiftung Salve ressina des Rates v. I. 1447 sagt! Unsre Vermutung, daß die Kapelle erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts außer Dienst gestellt wurde, wird aber fast zur Gewißheit durch die beiden folgenden Einträge im Stadtbuch von 1527. Nach der 1. Niederschrift o. I. 1531 ist die Kapelle zum Hospital geworden; in der 2. vom 9. Juni 1578 ist von einem offenbar älteren Hospital am „Kempnizer wege" die Rede, das vom Rat an den Abdecker Böhme verkauft wird. Wahrscheinlich brauchte die damals noch sehr kleine Stadt nicht zwei Hospitale. Nachdem die Kapelle um das Jahr 1500 zum Hospital geworden war, wurde das alte Hospital bei Gelegenheit an den Nachbar Abdecker, der sich erweitern! wollte, verkauft: Stadtbuch o. 1527, Bl. 68: Anno domi In rvc vnnd irrsten (1531) Dinstags pasce (?) Ist eyne gütliche berechnung czwischoun den nachgelassenen kindern ond