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siedelung anzusehen. Dagegen erhielt es durch den Bergbau am Treppenhauer bedeu tenden Zuzug und wuchs in den Augrund hinab»'»). Aehnliches gilt von Schön born. ! Ebenso blühte Frankenberg jetzt erst zu einem Städtchen empor. Jetzt erst erhielt es, leider vorübergehend, Verkehrsbedeutung. Die Erzwagen von Sachsenburg mußten, weil das der bequemste Weg nach Freiberg war, unsern Ort bis über die Milte hinaus durchfahren und dann im rechten Winkel nach Osten abbiegen. So wurde der eine Feldweg zur Freiberger Straße ausgebaut, während sich der Dorfweg an der Abzweigung des Freiberger Wegs zum Markt erweiterte. Rasch, wie es reicher Bergsegen mit sich zu bringen pflegt, füllten sich die Lücken zwischen den Stammgütern. Dorfweg und Freiberger Gasse erhielten meyr oder weniger geschlossene Häuserreihen. Die Bedeutung der jungen Stadt als erste Durchgangsstelle für die Erzfuhren brachte es mit sich, daß Frankenberg der Gerichtsbarkeit des markgräflichen Beamten aus Schloß Sachsenberg unterstellt wurde. Ob bei dieser Gelegenheit von Schloß Sachienberg aus auf Frankenberger Flur — an Stelle des heutigen Herrenhauses — ein Amts- und Wirtschaftsgebäude errichtet wurde, ist sehr unsicher. Keinesfalls dürfen wir einen Hinweis auf eine solche Gründung darin sehen, daß die Hersfeldsche Urkunde von 1292 von einem csstrum frsnkenberg spricht. Rost (bO.lsii. io?. r.Sp°u-) ist m. W. der erste gewesen, der die Vermutung ausgesprochen hat, mit dem castrum Frankenberg sei das Schloß Sachsenburg gemeint. Leider begründet er seine Ansicht nicht. Nach meinem Dafürhalten ist auch das costrum Frankenberg auf Rechnung der geringen Ortskenntnis des Hersfelder Kloster- schreibers zu setzen, der das cast rum Sachjenberg mit der civitas Fran kenberg vereinigte. (Vergl. auch Anm. 51 sl) In keiner der im folgen den huszuführenden Belehnungsurkunden der Gebrüder Kuneke, der Gebrüder Grosse oder der Schönberge aus der Zeit vor 1553 ist von einem csstrum oder Haus Frankenberg die Rede. Die Urkunde von 1349 (Kuneke) spricht von einem csstrum Sachsenberg und einem slloclium in der Bürgerschaft Frankenberg, die Urkunde von 1364 (Gebr. Grosse) von Haus Sachsen berg und dem Teil an Frankenberg, die Urkunde von 1422 (Dietrich v. Schönberg s40s und seine Großneffen) vom Schloß Sachsenbcrg und dem Städtchen Frankenberg, die Urkunde von 1442 (Eesamtlehnbrief der Brüder von Schönberg usw.) vom Schloß Sachsenburg und dem Städtchen Frankenberg, die Urkunde von 1454 (Teilung des Rotschönbergschen Besitzes) vom Schloß Sachsenberg und von Frankenberg mit den obersten Gerichten, die Urkunde von 1477 (Gesamtlehnbrief der Schönberge) vom Schloß Sachsenburg und Städtlein Frankenberg. Wenn wir das Vorhandensein eines sachsenbergischen Amtshofes an Stelle des heutigen Herrenhauses nicht ganz von der Hand weisen, so sind daran einige dunkle Namen schuld: das slloclium der eben erwähnten Urkunde von 1349, der volkstümliche Name Neubau für das jetzige Frankenberger Herrenhaus und das Auftreten eines Heinrich von Frankenberg 1206 und eines Dietrich und Heinrich von Frankenberg um 1300. Auf alle diese Dinge werden wir zurückkommen müssen. Läßt sich über die Zeit, da diese Ereignisse (Errichtung des Silberbergwerks Trcppenhauer, Gründung des Schlosses Sachsenburg, Wandlung Frankenbergs zur Stadt) spielen, etwas Genaueres aussagen? Die Urkunden von 1214 und 1222 aus dem Mildensteiner Zehntenstreit bezeichnen einen Teil des Hersseldschen Lebns nach Frankenberg. Das würde sicher nicht geschehen sein, wenn Frankenberg noch das unscheinbare Dörfchen gewesen wäre, als das es gegründet wurde. Ferner ist zu beachten, daß unser Ort in diesen Urkunden schon den Namen Frankenberg führt. Es muß nämlich hier einmal unumwunden ausgesprochen werden: Unsrer Auffassung, daß Frankenberg als kleines, bedeutungsloses Reihendorf in verkehrsarmer Gegend angelegt worden sei, steht als einziges beachtliches Hindemis der Name des Ortes entgegen. Die Ortsnamen aus „berg" im ehemaligen Böh mischen Grenzwald, an ihrer Spitze der Name Freiberg, weisen wohl fast ohne Aus nahme darauf hin, daß sie dem Bergbau ihre Entstehung verdanken. Sie liegen in den wenigsten Fällen an oder gar auf einem Berge, was schon durch di« Ober- slächenbeschasfenheit der westsächsischen Abdachung meist ausgeschlossen ist. Andrerseits