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— 611 — 118 — uns die Lichtung des Zellwaldes als ein Unternehmen, das großzügig gedacht und in der Glut frischer Begeisterung durchgeführt worden sein mutz. Daß einzelne Nach rodungen noch snä'er stättfanden, soll nicht bestritten werden." Mit der Feststellung Meiches, daß die Schätzung des Klostergebiets nach alten fränkischen Hufen geschehen ist, scheidet auch eine slawische Vor kultur dieser Gegend aus (47.^. Vergl. dazuAbschn. 1e S.56f. vorliegender Arbeit!) 6) Die Mönche von Zella errichten in ihrem Gebiet Klosterhöfe, die sich zum Teil zu Dörfern erweitern. Die Mönche von Altzella errichteten in ihrem Gebiet nur einzelne Kloster- Höfe (geschlossene Großbetriebe, sog. Erangienk, die von einem Schösser (villiLus) verwaltet wurden. Ihm lag die Einziehung der Abgaben, die Leitung des Feldbaues und die niedere Gerichtsbarkeit über die Leute des Hofes ob. Einer der ersten Klosteihöse war Pappendorf, dessen Schösser Diethmar hieß (9z»n.?4!>; 9.^ wird er Gerhard genannt). 1236 wird ein Schösser zu Loßnitz (nördl. Freiberg) erwähnt, wo also ebenfalls ein Klosterhof bestanden haben muß (9.g„). Von dem Klosterhof, der vermutlich an der Stelle des heutigen Dorfs Böhrigen entstand, war schon S. 57 Anm. 5 die Rede. Man beachte auch die Dorfnamen: Pappen dorf ist offenbar Pfaffendorf und nicht etwa das Dorf des Poppo, wie die jenigen annehmen, die auch in Pappendorf eine Gründung deutscher Bauern sehen 27.47). Loßnitz ist ein sorbischer Name und deutet darauf hin, daß die Bauern, die das Kloster dort ansiedelte, sorbische Hörige waren. Oder ist es eine der wenigen ursprünglichen sorbischen Siedelungen im Erenzwald, wie wir das von Bor (Böh rigen) S. 57 Anm. 5 annahmen? Pappendorf sieht zwar bei flüchtiger Betrachtung einem deutschen Reihen dorf ähnlich. Man beachte aber, daß es nicht in der Längsrichtung des entsprechenden Seitcntälchens liegt, sondern parallel zur Großen Striegis in zwei aufeinander stoßenden Seitentälchen 2. Ordnung. Seine Flureinteilung ist besonders in der östlichen Hälfte in der Umgebung des ehemaligen Klosterhofes (Vorwerk) ziemlich unregelmäßig. — Wir sehen an diesem Beispiel deutlich, wie sich eine Klostsrgründung später zu einem größern Dorf auswuchs. Bezeichnenderweise steht aber Pappen dorf in dieser Hinsicht allein da. Die Ursache wird darin zu suchen sein, daß die Mönche von Altzella hier neben dem Klosterhof eine Kirche errichteten, die mit Grund und Boden reichlich ausgestattet wurde (9.^u. 194). Nach Name, Lage und Flureinteilung scheint mir auch Goßberg eine Grün dung des Klosters zu sein. Goßberg wird 1428 in einem Einnahmeregistrr des Bischofs Johann von Meißen (13.ir.n Nr s.-i) Gogisberg genannt. Diese Schrei bung klingt nicht nach Gottesberg, wie der Name Goßberg gewöhnlich gedeutet wird (27.47), sondern läßt eher darauf schließen, daß das Kloster hier ähnlich wie in Loßnitz sorbische Hörige angesiedelt hat. Nicht zustimmen kann ich der Ver mutung K. Felir Hempels, daß ein sorbischer Edler Coß schon vor der Klostergründung in dem Waldgebiet südlich der Freiberger Mulde größere Besitzungen gehabt habe (28.^,). — Goßberg liegt auf der rechten Gehängeschulter des Berezbachtales und "besitzt nur ganz kurze Ackeritreifen hinter den Gütern. Der Groß teil seiner Felder liegt außerhalb dieser Einteilung östlich und nordöstlich vom Dorfe. Vielleicht ist auch Kaltofen bei Hainichen vom Kloster aus gegründet worden. Jedenfalls ist es kein Reihendorf, sondern eine kleine Haufensiedelung, deren Entstehung und Form sicher mit den nahen Kalkoorkommnissen im Striegistale zusammenhängt. Natürlich ist es durchaus möglich, daß schon die deutschen Bauern hier Kalk gefunden und die Siedelung angelegt haben. Aber die Gründung durch Klosterleute (die mehr mit Stein und Kalk bauten als die deutschen Bauernsiedler) hat doch wohl die größere Wahrscheinlichkeit für sich. — Da aber das Dörfchen in dem Gebiet westlich der Großen Striegis liegt, wundern mir uns (nach Abschn. 5k>) nicht, es im Jahre 1297 im Besitz der Herren von Maltitz zu sehen (Anm. 44l). Altzclla hat also auch diese Siedelung wieder herausgeben müssen und sie erst später wieder zurückerworben. Im Ganzen kann bei dieser Sachlage die Kulturarbeit der Mönche gegenüber der von den deutschen Bauern bereits ge leisteten nicht allzuhoch angeschlagen werden.