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iÄnrfvlls — bitte, im brawW nicht werter zu reden, ich «« m Bild« — daß mein« Fahrt sehr nötig war. Ich habe «ich bereit» unter der Hand nach der Dame deines Herzens «kündigt — na, und so weiter —" Hans von Schlieben fuhr auf. ,Jäter!" Ab« er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. Ruhe — Rube, dacht« er. Ma» kann auch in Ruhe eine andere NÄmug haben. Die Erzellenz sah« fort: „Mem Sohn — wcr haben alle unsere Dummheiten ge macht — früher. And ich zürne dir derner Dummheit wegen durchaus ni«^. Die Strafe dafür hast du ja "schon weg. Aber mir scheint, du bist da im Begriff, eine noch größere Dummheit zu machen — und da mutz ich denn doch eingrei fen. Ich kenne dieses Fräulein Raimund nicht — sie mag gewitz ein sehr nettes Geschöpf sein. Natürlich — man findet ja in diesen kleinen Kreisen oft viel Anmut und Schönheit. Aber zur Frau, mein Sohn — zur Frau sucht sich ein Schlieben denn doch ein anderes Mädchen aus. Ich will hoffen, datz auch du ein echter Schlieben bist, und datz nur — eben — gewisse Umstände dich zu einer falschen oder — sagen wir — übertriebenen Pflichtauffassung dem Mädchen gegenüber verleiten — na, und das lägt sich selbstverständ- 8ch auch anders regeln, mein« ich —" Er hatte ruhig, mit väterlicher Würde gesprochen, wäh rend Hans chn mit keiner Silbe unterbrach, wiewohl es ihn innerlich dazu drängte, Nun aber konnte er nicht mehr an sich hältst. Mit geprotzter Stimme stieh er hervor: ,Jäter — du — du bist ja nicht im Bild«. Ganz u^ gar nicht! New Die Erzellenz hob abwehrend die Hand. Er liebte keine Laterbrechmgea. "Bitte —" ,Jäter — du "Kunst Renate nicht! Sonst könntest du nicht so spreche«, als bandelte es sich hier um eine wohlfeile Studentenliebe. Nem ich will reden! Latz mich! Glaubst du, ich wäre noch immer em krasser Fuchs und hätte noch nicht gelernt, Talmi von Echtem, Sorglosigkeit von tiefem Ge fühl zu unterscheiden? Vater — ich bin so froh, datz mir das Schicksal diese» Mädchen über den Weg geführt hat. Ich bin keÄi Kmd mehr. Und ich werde sie —" Da prallte die flache Hand der Erzellenz aus den Tisch Die Zornesader schwoll dick aus seiner Stirn an. Wie ein blau« Strang lag sie unter der Haut. „Du wirst nrchtl^ Die Blicke der beiden Männer griffen ineinander. Hart — kalt — entschlossen! „Warum nicht?" fragte Hans von Schlieben mit gemach ter Ruhe. ,Iie Familie duldet es nicht! Ein .Schlieben und die Tochter einer Plättenu —" „Der Bat« war Daudale wie ich!" „Wie?!" „Jawohl - es ist so!" ,^lnd di« Witwe — plättet?" ,/Sehr einfach Er machte kein Schkutzeramen und wurde subalterner Beamter — jedenfalls doch keine Schande für ihn." ' Die Erzellenz lachte kurz auf. Kalt sagte er: -Das beweist also, datz er — aus Versehen Vandale ge wesen war. Nichts weiter. Die Tochter ist ein Büromädel, nicht wahr? Und die Mutter plättet. Mag auch keine Schande sein! Gewitz nicht! Wer sagt das? Aber — eine Schande wäre es, wenn ein Schlieben gerade aus diesen Kreisen — ah, zum Lachen!" Hans von Schlieben sagte ruhig: „Also darum bist du gekommen, Vater?" Allerdings — darum!" „Nun — dann — hast du dich umsonst bemüht. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Vater! Ich wiederhole: Ich bin kem Kind mehr! Ich spiele nicht mit Herzen!" „Das — möchte ich bezweifeln. Denkst du nicht daran, datz du uns wehe tust? Denke an deiner Mutter, Hans —. Ganz andere Pläne haben wir mit dir —" ,Lch kenne sie, Vater. Karriere! Inzucht! Erclusivität! Das find eure Pläne! Aber bm ich weniger als vordem, wenn rch als simpler Arzt ohne Protektion mich niederlasse, mich aus eigener Kraft hocharbeite und eine Gefährtin nehme, di« ich liebe?" „Als simpler Arzt — ah —! Junge — bist du von SÄnen?" „Keineswegs! Und — euch tue ich nicht weh, wenn ich «gse Meg« geh«! Ganz beKmmt nicht! Ich kränke nur «re Melleit — nichts werter! Aber einmal werdet ihr doch erkennen, datz ich recht getan hab«, Dator! Die Zert wird kommen. Erzellenz von Schlieben starrt« den Sohn fast fassungslos an. Noch hatte er im stillen geglaubt, datz nur Trotz, Eigen sinn ihn eine andere Sprache sprechen lietz. Nun merkte er, datz bitterer, entschlossener Ernst hinter seinen Worten stand. „Aber — du willst mit dem Kops durch?" „Nenn« les wie du willst, Vater! Ich will — ich sem! Ein Mensch der Zeit! Nichts weiter!" „Schwärmer!" „Nein — kem Schwärmer! Aber — ein ehrlicher Kerl!" „Gut! Dann sei also — em ehrlicher Kerl, wie du glaubst! Aber ich sage dir, Hans: Du bist ein Narr! Und ich hoffe trotztem, datz du noch zur Vernunft kommst. Du wirst ja noch lange genug hier allein sein und darüber Nachdenken können. Inzwischen aber werde ich sehen, was zu tun ist. Deine Mutter wird mir nicht glauben wollen, wenn ich ihr alles erzähle. Wie sollte sie auch! Und ich selbst — will es noch nicht wahr haben. „Glaube es nur, Vater!" Da wurde die Stimme der Erzellenz drohend: „Wenn es wirklich so weit ist, datz ich an deine Torheit glauben mutz, dann bist du kein Schlieben mehr! Und dann — magst du sehen, wie du allein fertig wirst — ohne unser« Hilse! Das sind meine letzten Worte! Denke daran! Und latz sie drr täglich durch den Kopf gehen!" Er erhob sich vom Tisch. Hans von Schlieben richtete sich kerzengerade auf. „Ich werde auch daran denken, Vater!" sagte er ge lassen. „Und «s wird meme Kraft und meinen Entschlutz stärken!" Herr von Schlieben sah nach der Uhr. „Ich könnte den 5-Uhr-Zug schaffen. Willst du mich zum Bahnhof begleiten?" „Aber gewitz. Du hast es eilig, Vater, wegzukommen." „Ich will, datz du recht früh mit dem — Nachdenken be ginnen kannst," antwortete er anzüglich. „Ich habe gesagt, was gesagt werden mutzte. Ich habe hier nichts mehr zu erledigen." Einsilbig gingen sie langsam dem Bahnhof zu. Es war Wittlich nichts mehr, was sie einander zu sagen hatten und jeder war froh, als der Zug endlich einlief. Erzellenz von Schlieben reichte seinem Sohn die Hand. Der umspannte sie mit festem Druck. Ernst blickten sie ein ander in die Augen. „Auf Wiedersehen, Vater," sagte er mit Festigkeit, „zu einer besseren Zeit. Ich werde euer immer mit Dankbarkeit gedenken, trotz allem, Vater. Und grütz' nur ine Mutter, hörst du? Sie soll mir nicht zürnen, ich bitte sie darumf" Erzellenz von Schlieben nickte kaum mit dem Kopf. Er hatte nichts mehr zu sagen. Und erst, als er am Kupee- fenster stand, murmelte er noch: ^Du wirst von uns hören." Dann fuhr der Zug ab. Hans sah ihm nach. Wer der Kops feines Vaters war bereits vom Fenster verschwunden. Da drehte er sich um — die Lippen zusanrmengepretzt. Und ging langsam davon. Den Festungsanlagen zu. Nun hietz es arbeiten — arbeiten — und immer an das schöne Ziel denken. 7. Kapitel. Er dachte daran. Er rührte sich kaum aus dem Bau, deim er hatte zu arbei ten. Und Doktor Wilde, der Garnisonarzt, half ihm getreu lich dabei. Sie waren miteinander gut Freund geworden und Hans von Schlieben hatte ihm sein Herz ausgeschüttet. Ihm hatte er auch Renates Bild gezeigt und Doktor Wilde hatte Lanz begeistert ausgerufen: „Menschenskind, Schlieben, Sie sind ja ein Glückspilz. Für so ein Geschöpf würde ich auch meiner ganzen adeligen Ahnenreihe, wenn ich eine hätte, auf den Kopf spucken! Ihr alter Herr wird sich den Fall noch überlegen, vermute iA wenn er, — vor diese Überraschung gestellt wird." „Sie kennen kerne Exzellenzen, Wilde. Es sind schreck liche Menschen," lächelte Schlieben etwas schmerzlich. „Und meine Mutter steht nicht über den Zaun hinweg, hinter dem ihr Geschlecht seit Generationen in der sogenannten vorneh men Zurückgezogenheit gelebt hat. Sie hat auch keine Seh» sucht, nur einmal über diesen Zaun hinwegzusehen. Das ist ja dec Jammer." „Kommt Zxit, kotnmt Rat, Schlieben. Vorläufig — wird gearbeitet, denke ich. Das vertreibt peinliche Sedaak«. Ja