Volltext Seite (XML)
Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Rr. 18 somtag, des 13. Februar M7 Sonntagsbetrachtung am Sonntag, den 13. Februar 1927. Matthäus 5, Vers 33, 34 37. Der Heiland spricht: „Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten (den Vorfahren) gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid tun, und sollst Gott deinen Eid halten." Ich aber sage euch, dah ihr allerdings nicht schwören sollt. — Eure Rede sei: „Ja, ia; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Uebell" Ein ernstes Wort des Heilands vom Schwören! Ja s'ist eine ernste und heilige Sache, wenn ein Christ schwört, wenn er sich vor das Angesicht des Allmächtigen und All wissenden stellt und vor i h m, nicht nur vor der irdischen Obrigkeit — sein Zeugnis oder sein Versprechen ablegt, wenn man seine rechte Hand feierlich zum Himmel erheb- und Gott selbst aufsordert, uns zu strafen, falls man nicht die Wahrheit rede oder sein Versprechen nicht halte. Früher pflegte man dabei sogar noch das Bild des Gekreuzigten anzuschauen und mit der linken Hand das heilige Bibel- buch zu berühren — der körperliche Eid! Viele Juden hatten das Schwören nicht ernst genommen. Schon, der den Propheten Maleachi (3, V. 5) klagt Gott über die vielen Meineide in seinem Volke und droht iE baldiger Strafe: „Und ich uM Zu euch kommen und euch strafen und will ein schneller Zeuge sein wider dis Zauberer, Ehebrecher und Meineidigen." Jesus Sirach aber klagt über das viele Schwören in seinem Volke, d^ ja nnmer mehr zum Handelsvolke sich entwickelte, und im Handel ist man schnell zum Schwören geneigt: „Gewöhne dernen Mund nicht zum Schwören und Gottes Namen zu führen — wer oft schwöret, der sündiget ost und die Plage wird von sernem Hause nicht bleiben." (Kap. 23, D. 9 und D- 12). Zu Jesu Zeit unterschieden die jüdischen Schrift gelehrten Wischen „verbindlichen" Eiden bei dem Namen, Eottes selbst, sie wurden sehr selten geschworen, und Mischen „unverbindlichen" bei anderen Dingen — bei dem Himmel und bei der Erde, bei Jerusalem und bei seinem Haupte u. dgl.; letztere Eide glaubte man aber nicht halten zu müssen. Aber der Heiland zerschlägt in seiner Bergpredigt diese ganze Unterscheidung, die aus Lug und Trug ausgebaut war, und erklärte auch die Eide der letzteren Art für wahre Eide, denn alle diese Dinge, bei denen man schwur, sind ja Eottes Eigentum, stehen in Beziehung zu ihm, dem höchsten Wesen. Wir sollten uns darum im täglichen Verkehr hüten, solche schwurähn liche Formeln wie „Weih Gott, so wahr ich lebe", „so wahr ich hier stehe" usw. zu gebrauchen, sie verpflichten uns ebenso wie ein feierlicher Schwur vor der Obrigkeit und sind über haupt unter Christlichgesinnten vollständig überflüssig. Darum sagt unser Heiland: Ich aber sage euch, dah ihr aller dings nicht schwören sollt, eure Rede sei ja, ja; nein, nein, was darüber ist, das ist vom Uebel (wirklich vom Bösen, vom Santan selbst). D. h. wenn ihr etwas bejaht, so sei es ein wirkliches ,Za" und wen» ihr etwas verneint, so bedeute es ein wirkliches „Nein". Hat damit der Heiland nun alles Schwören uns Christ« verboten, auch den Eid vor der Obrigkeit, so dah wir eine Sünde begehen, wenn wir ihn auf Befehl der Obrigkeit schwören? So haben gewisse christliche Religionsgemeinschaf ten, wie z. B. Mennoniten in Deutschland und die Quäker in England es aufgefaht. Das ist eine ernste Gewissens frage, über die zwischen den christlichen Auslegern Meinungs verschiedenheiten bestehen. Vielleicht kommt die Ansicht der Wahrheit am nächsten, dah man sagt: „Die Jünger Christi unter einander dürfen niemals schwören, da soll ihr Mannes- und Frauenwort genügen, also jenes Verbot gut nur für das christliche Gemeinschaftsleben." Wo aber Christen mit der sündigen, gotteslosen Welt in Berührung kommen in der so viel gelogen wird und so viele Versprechen nicht gehalten werden, da ist das Schwören vor der Obngksit er laubt, ja sogar, wenn sie es für nötig hält, Pflicht. Ist nicht unser Heiland selbst aus den feierlichen Eid, den ihm der Mische Hohepriester in seiner letzten Nacht vorlegte: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dah du uns sagest ob du seiest Christus, der Sohn Gottes", eingegangen und hat es beschworen: „Du sagest es"? Wir müssen als Lhrö sten den Eid als ein notwendiges Uebel in dieser sündhaften, unvollkommenen Welt ansehen, wie etwa das Krieg führen. An sich ist es einem Christen verboten, aber um der Sünde der Völker willen ist es doch notwendig, sein Vaterland gegen Angriffe und offenbares Unrecht zu schützen, Freiheit und Leben der Bürger zu verteidigen. Doch soll man, wie Luther so trefflich sagt, des Eides brauchen wie eines Schwertes. „Das zückt man nicht für lange Weile", also nur, wenn die Not uns dazu zwingt. Wenn man aber schwören muh, dann wird ein frommes Christ sich vorher durch inniges Gebet vorbereiten und seinen Gott um seinen Heiligen Geist bitten, dah er uns in alle Wahrheit leite. Er wird sich vorher auch reiflich überlegen, was er mit gutem Gewissen beschwören kann, und sich das aufschreiben, auch in der Gerichtsverhandlung wolle man sich das, was man zu bezeugen hat, ganz klar darlegen kpM, um nicht Unverstandenes zu beschwören. Gott bewahre uns in der Stunde der Eidesleistung, dah wir unsre Seele und Ehre nicht beflecken! Lieber arm bleiben und persönlich etwas leiden, als durch falsche Aussage sich einen unrechten Vorteil verschaffen. Wre schön sagt doch der Dichter unsers herrlichen Liedes vom Eide (Landesgesangbuch Nr. 397, V. 5): „Nein, Ehre nicht, nicht Gut und Geld, kein Fürstentum und keine Welt Soll mich soweit verführen! Um alle Leiden dieser Zett will ich doch Gott und Seligkeit Mutwillig nicht verlieren. Wie klein mein Glück auch immer sei: Nur Gott und reines Herz dabei!" > Wolf, Flöha. „s alte VursGenHerrUthkett" Roman von Panl Hai» (Copyright 1925 by Verlag Oskar Meister, Werdau.) 8 Nachdruck verboten Don Schliebs» verbeugte sich leicht zu der Gegenpartei. Hasemann und km Sekundant traten zu ihm — He ver liehen den Schauplatz und schritten durch das Gehölz dem Waldrand zu, wo der Far mit dem Wagen wartete. Der hatte schon lange besorgt durch das Gehölz geäugt, denn er hatte die Schüsse natürlich gehört und seit dem letzten war ein« beträchtliche Spanne Z«t vergangen, Sie « bei ^glattem" Verlauf des Duell- lHer nicht der Fall gewesen wäre. Nun war er in langem Zweifel, wer von den beiden geblieben war. Unwillkürlich glitt ein frohes Leuchten über sein Gesicht, als er Schlieben heil und gesund sah. Er kletterte schnell wieder auf den Bock. „So, Far — nach Hause," rief ihm Hasemann zu. Es war ein« nicht weniger schweigsame Fahrt als vorhin. Denn jeder ahnte, dah der Ausgang des Duells nicht ge heim bleiben konnte. Der Arzt mutzte, ob er wollte oder; nicht, Meldung erstatten. Und Schlieben konnte sich immer- ! hi» auf ei» paar Monate Festung geiaht mächen. die zwar