Volltext Seite (XML)
^Ou hast ja «ne hübsche fiSa hvfpitaies, Schüeben. Ich Milbe nicht, daß du dich langweilen wirst." „Naseweis," sagte von Schlieben ein bißchen gereizt. ,LÄt den Schnabel, junges Gemüse." — — So blieb er also am Sonntag zu Hause. Das ,was er von der Vorbereitung auf irgend welche klinische Arbeiten gesagt hatte, entsprach natürlich nicht Len Tatsachen. Er hatte einfach leine Lust, das laute Treiben der andern mitzumachen und hoffte im stillen, mellecht dies mal mit Renate einige Stunden gemeinsam verleben zu können. Er ahnte, sie ging ihm aus dem Wege. Mt einer mäd chenhaften Scheu, die wohl selbst nicht recht ernst gemeint war. Und gerade diese feine, heimliche Scheu an ihr, die ihn gewiß nicht verletzen sollte, machte sie ihm noch! begehrens werter. Es war ein sticht gewöhnlicher Zufall, der ihm half, end lich ihre Scheu zu brechen und ihr ganzes Zutrauen zu gewinnen. Am Nachmittag war es. Er hatte gehört, wie Renate wegging und wußte, daß sie sich mit einer Freundin zum Spaziergang treffen wollte. G Er zögerte noch eine Weile — dann aber verließ auch er fein Zimmer, nachdem er sich vom Fenster aus überzeugt hatte, welche Richtung Renate einschlug, und war entschlossen, sie unterwegs einzuholen und zu fragen, ob er sich nicht an schließen dürfe. Die Straßen der kleinen Stadt waren heute fast menschen leer. Die Studenten fehlten ja — sie waren fast sämtlich außerhalb zum Jahrmarkt, und natürlich war auch! ein gut Teil des „Bürgervolks" hinausgewandert. Renate ging über den Wall und strebte den Anlagen zu, wo sie sich mit ihrer Freundin verabredet hatte. Hans von Schlieben folgte in weitem Abstand und kam sich in dieser ihm ungewohnten Situation ziemlich! bedrückt vor. Er schall sich- einen Narren und Esel, daß er so gögernd zurückblieb, anstatt so schnell wie möglich an Re nates Sette zu gelangen. Da erhob sich jemand von einer Bank des Walls, an der Renate gerade vorübergegangen war. Und ging eilig hinter ihr her. Hans von Schlieben stutzte. Das war doch der lange Wieprecht von den Normannen, die der Vandalia immer ein wenig grün waren. Hochmütiges Volk, das gen: die erste Rolle in der Stadt gespielt hätte. Und dieser Wieprecht da war ein ganz besonderes Eremplar von Einbildung und Dünkel. Stand auch im Eramen — darum war er wohl auch dem Ausflug seiner Kommilitonen ferngeblieben. Was wollte der Kerl von Renate? Hans von Schlieben beeilte plötzlich den Schritt. Ta hatte jener schon Renate erreicht, lüftete etwas ober flächlich den Hut — offenbar bot er dem jungen Mädchen seine Begleitung an, die sie aber energisch abzulehnen schien. Wieprecht wurde zudringlicher. „Aber, mein liebes Fräulein — sind Sie doch nicht so spröde. Wir sehen uns doch nicht das erstemal. Es ist wirk- lich an der Zeit, daß Sie einen Normannen zum Freund—" Renat« blieb mit einem Ruck stehen. „Gehen Sie!" Ihre Augen blitzten. Aber Wieprecht schien das Spaß zu mache». „Herrlich sehen Sie aus in Ihrem Zorn —" Er lachte dreist auf. Ta legte sich eine Hand auf seine Schulter. Etwas ver dutzt fuhr er herum und sah — in Schliebens Gesicht. Re nate blickte inatzlos überrascht. „Sie scheinen nicht verstanden zu haben, was die junge Dame Ihnen eben sagte, Herr Wieprecht! Ich werds Ihnen nochmal deutlicher wiederholen: Scheren Sie sich gefälligst zum Teufel!" Wieprecht brauste auf. „Ah — was fällt iHnen ein?" „Nichts weiter als eine jung« Dame vor den Zudring lichkeiten eines Wegelagerers zu beschützen! Haben Sie ver standen?" Wieprecht hob die Faust. Renate schrie auf und nm- Lammerte inqmlsiv Schliebens Arm. Da ließ jener Lie Hand sinken. Sein Gesicht war wie erstarrt. „Sie werden mir —" Schlieben nickte leichthin. „Sie wissen ja, wer ich bin." Und ohne den andern noch eines Blickes zu würdigen, schritt er weiter, neben Renate her, die noch immer die Hand in seinem Arm liegen hatte. .Herr von Schlöben — was — was haben Sie getan?" Aoctjetzung solgt-j Ei« Mute Zeit für die Zeitaaz! Aphorismen von Frank Frei. Es war einmal eine Ameise, die so emsig ihr Tagewerk verrichtete, daß sie gar keine Zeit hatte, sich umzuschauen. Bums, wurde sie zertreten. So wird es auch den Leuten ergehen, die „keine Zeit dazu" haben, die Zeitung zu lesen. „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft"; Seme, aber häufige Inserate die Kundschaft! Es soll Menschen geben, die nur ihrem Gewissen vevmt» wörtlich sind. Glückliche Geschöpfe! ES gibt andere, die tragen auch noch vor dem Gesetze schwere Verantwortung. Was ist aber selbst ihre Bürde gegen die der vielgeplagte« Wesen, die nicht nur ihrem Gewissen und den Behörde« ver antwortlich sind, sondern allen Menschen wegen jeder Tat! Man nennt sie — die „verantwortlichen Redakteure. Sprecht nicht verächtlich von „Zeitungsschreibern". Wessen Aussührungen werden so nachgeprüst, wessen Worte so kriti siert, wessen Arbeit muß also trotz größter Eile so überlegt und korrekt sein, wie die der — Zeitungsschreiber? Wie weit ist der Weg vom alten, gemütlichen Joumal bis zum rastlosen, modernen Journalisten! red-y Heitere Skizze aus Guatemala von Hedda Lindner. An die kleinen, putzigen Bären der Spielzeuglädeu mußte - ich denken, als mir eines Tages einer unserer Indianer den winzigen Waschbären ins Haus brachte. Er saß kläglich maunzend und verlckssen unter einem Mangobaum am Rande des Kaffecfeldes, als der Mann ihn fand und, einer gut mütigen Laune folgend, mitnahm. Bald fühlte sich Teddy heimisch bei uns. Nicht nur seine Milchflasche kannte er sehr genau, sondern er verheimlichte auch ganz gerissen seine Fähigkeit, allein zu trinken, und erst nachdem wir uns eine Weile über das rätselhafte Abuehmen der Milch gewundert batten, wurde ein weißer Sahnebart dem kleinen Genießer zum Verräter. Trotzdem war er tief beleidigt, daß man nun die Speisekammer vor ihm verschloß. Waschbären haben, daher der Name, die Gewohnheit, alles was sie interessiert, sei es zum Fressen oder auch nur zwo Spielen, zwischen den Vorderpfoten zu zerreiben, zu waschen. Und da wirkte Teddy immer besonders komisch, wenn er ein Stück Zucker bekam, es eintauchte, energisch wusch und dann maßlos verblüfft seine leeren Pfoten betrachtete. Weniger begeistert waren wir allerdings, wenn er die Tinte zum < Waschen erwischte, und wir die Spuren seiner Tätigtest durch das ganze Haus verfolgen konnten. Und als er einmal ein paar Körbe mit Federn, die zum Schleißen bereit standen, so energisch bearbeitete, daß das ganze Zimmer einer Schnee landschaft glich, konnte selbst die Illusion des deutschen Winters keine reine Freude in uns hervorzaubern. Teddy war zu allen Menschen freundlich und zutraulich, spielte reizend mit den Kindern, nur gegen unsere brave Köchin hegte er eine ausgesprochene Abneigung. Ob infolge der ver schlossenen Speisekammer oder der unbestreitbaren Tatsache, daß eine aus der Form geratene ältere Indianerin selbst auf ein Waschbärengemüt keinen nennenswerten Reiz mehr ausübt, jedenfalls ärgerte er die braune Teodula, wo er nur konnte. Mit Vorliebe versteckte er sich vor ihr, schoß dann, wenn sie vorbeiging, wie der Blitz hervor und kniff sie mit seinen spitzen Zähnen in den Körperteil, der die größte Angriffsfläche bot. Bis sie aufkreischend herumgewuchtet war, saß er mit dem harmlosesten Gesicht der Welt längst wo anders. Aber ein mal erwischte sie ihn doch mit dem Besenstiel, und da schwur er ihr sürchterliche Rache. Nur zu bald sand er Gelegenheit dazu. Der Geburtstag des Hausherrn nabte, zahlreich« Gäste wurden erwartet, für deren Bewirtung umfangreiche Vorberei tungen getroffen waren, besonders ein Korb mit ungefähr 200 frischen Eiern bildete Teodulas größten Stolz. Aber Teddy!!