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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192702037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-03
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
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Belage zum Frankenberger Tageblatt Nr. »8 TonnerStag, de» S. Februar IS27 8«, ^ahr»»»» Nie »emladquschlilie M »ew«b«' mid «rsudsteu« M kr kSSWU «emMUa« Die »Sächsische Industrie", da» Organ de» Verband« Sächsischer Industrieller, hat zu der vorstehenden Frage in Nr. 3 vom 15. Januar 1627 folgenden Artikel veröffentlicht: Die neue« sächsischen Grund- und Gewerbe- fteuergeseh« enthalten in Ihren 83 32 kyw. 30 Vie Bestimmung, das, die Gemeindm «ine Zu- schlagsstmer zur staatlichen Grund- und Gewerbe- steuer «heben können. Dieser Gemeindezuschkag Muß für Seide Steuern in gleicher Höhe erhoben werden und darf nicht mehr al» 150 Prozent v»r Staatsstmer betragen. Falls ein« Gemeind« sticht» and«« beschließt, wird die Steuer in Höh« der Staatsstmer erhoben. Bereit» bei der Beratung des Gesetzes im Landtage wurden von allen Seiten der Wirtschaft ernsteste Bedenken gegen eine Festsetzung der Zu schläge in dieser Höhe erhoben. Bei der Erhebung ein« Gemeindezuschlage» von 150 Prozent der Staatsstmer steht nämlich für große Teile der " Wirtschaft zu befürchten, daß die an sich schon untragbare Gesamtsteuerlast, welche der Wirtschaft qufgeoürdet ist, statt der dringend notwendigen Ermäßigung eine weitere Erhöhung , erfährt. Ein Zuschlag von 160 Prozent der Staatssteuer wurde al« im äußersten Falle tragbar bezeichnet. Demungeachtet hat leider der Landtag dm einschlägigen Geschesbestnnmungen eine Fassung gegeben, nach welcher die Gemeinden einen Zu- Mag bis zu 150 Prozent der Ctaatssteuer er- yeben können. Soweit nun inzwischen die Ee- stteinden über die Höhe der Zuschläge Beschluß tzesaßt Haven, ist dies« sehr unterschiedlich aus gefallen. Gin großer Teil der Gemeinden hat sich mit 150 Prozent Zuschlag begnügt, ein an derer Teil ist bis zu 150 Prozent gegangen. Ver- schredentlüh wurden auch Zuschläge unter 100 Proz. fkstgeletzt, nnd melfach schweben noch Einigungs-, verfahr« zwischen Gemeindeparlament und Ge- nreinderat, oder man hat sich entschlossen, das Ergebnis der Gewerbesteuerveranlagung abzu warten. In d»e allgemeine Erörterung der Frag« nach der Höhe der Gemelndezuschläg«e hat nun kürz lich der Vorstand dm Sächsischen Gememdetags mit ein« Notiz eingegrisfen. Er beklagt sich hierin darüber, daß in zahlreichen Gemeinden „die Vorschläge des Gemeinderat», einen Zu schlag in Höhe von 150 Prozent zur staatlichen Steu« zu erheben, von dm Gemeindeverord- Neten abgelehnt worden sind, obwohl das Mi nisterium in seiner Verordnung vom 25. August 1026 darauf hingelmesm hat, daß diejenigen Ge- Niemden, die die ihnen gegebenen Steuermögflch- keiten nicht ausreichend ausschöpfen, keinerlei Zu wendungen aus dem Lasteilausgleichsstack zu «- warten haben". Der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages fordert deshalb, daß „die Ge- meindezuschlSge zu den beiden Steuern allgemein auf 150 Prozent der Staatssteuer festgesetzt wer- dm mit der Maßgabe, daß es den Gemeindm je nach den örtlichen Verhältnissen überlassen Mleibt, «inen niedrigeren Satz zu beschließen, falls Her 150prozentige Zuschlag nicht benötigt wird .oder zu unbilligen Belastungen der Steuerzahl« Wren würde, und daß andererseits diejenigen Gemeinden, die mit dem gesetzlichen Zuschlag von 150 Prozent nicht auskommm und bei denen «ne höher« Belastung der Steuerzahler bei Ab wägung der für dle betreffende Gemeind« in Betracht kommenden örtlichen Verhältnisse verant wortet werden kann, mit aufsichtsbehördlich« Ge nehmigung einen höhnen Satz erheben." De» weiteren wird in dem Artikel di« Be stimmung kritisiert, wonach die Gemeiudezuschläge zu beiden Steunn in glAcher Höhe zu erheben smb. Dom Standpunkt der Wirtschaft muß einer olchm Forderung auf weitere Erhöhung der Zu- chläge unbedingt widersprochen und insbesondere di« Frag« aufgeworfen werden, warum der Säch sische Gemeindetag nicht vor Bekanntgabe dies« mit dm Interessen der Wirtschaft unvereinbarm Forderung mit dm Spitzmverbänden der Wirt schaft Fühlung gmommm Kat, um einen Aus gleich rÄverstrebender Interessen zunächst auf dem , Wege von Besprechungen zu suchen. Denn unbe stritten ist der Wohlstand der Gemeinden von dem s Gedeihen ihr« Wirtschaft in hohem Maße ab- , hängig. - Dies gilt ebenso von der Frag« nach der Zweck- > Mäßigkeit der Verkoppelung der Zuschläge zur , Grund- und Gewerbesteuer hinsichtlich ihrer Höhe; l § denn diese Verkoppelung dürfte doch wohl im In- teresse einer gleichmäßigen Behandlung aller Steuerpflichtigen ass durchaus zweckmäßig ange- > sprachen werden müssen. I I Was schließlich die Auslegung des angezogenen' Erlasses des Ministeriums des Innern vom 25. August 1026 anbelangt, so kann auch hier dem Sächsischen Gemeln^etag nicht beigepflchtet werden. Ein groß« Teil der von dein Lastenausgleichs stock zur Verteilung gelangenden Mittel wird nach einem feststehenden Schlüssel auf die Gemeinden verteilt, so daß hieraus di« Festsetzung der Höhe der Gemeiudezuschläge überhaupt ohne Einfluß ist. Es kann sich deshalb in diesem Zusammen hangs nur um di« weiterhin aus dem Lastenaus gleichsstock an eimelne notleidende Gemeinden zu gewährenden Sonderbeihilfen handeln, und die Bemerkung „keinerlei Zuwendungen" in dem an geführten Artikel ist also jedenfalls nicht zutreffend. Die „hinreichende Ausnützung" der Steuermög lichkeiten einer Gemeinde darf überdies keines falls ihren Maßstab darin finden, ob die Gemein den den für sie zulässigen Höchstsatz an Steuern erheben. Ausschlaggebend für den Grad der Aus nutzung kann vielmehr nur die Frage sein, wo di« Höchstgrenze der Steuerbelastung liegt, welche der Wirtschaft in dem gegebenen Zeitpunkt zu- gemutet werden kann. Es darf füglich angenom men werden, daß das Ministerium des Innern seinen Erlaß nur in diesem Sinne verstanden wissen wist. Die Wirtschaft muß der dringenden Hoffnung Ausdruck geben, daß der Sächsische Gemeindetag sowie auch Negierung und Landtag sich der zwin genden Notwendigkeit, die Wirtschaft steuerlich zu entlasten, statt sie noch mehr zu belasten, nicht verschließen. > Wirtschaftliche Lage des deutschen Sandwettr im Zanuar M7 Vom Reichsverband des deutschen Handwerks wird UW geschrieben: i Die wirtschaftliche Lage des deutschen Hand werks wird auch für den Monat Januar durch Arbeitsmangel und geringen Absatz überwiegend gekennzeichnet. Besonders melden dle Berufe des Baugewerbes und der Baunebengewerbe eine Ver- s schlechterung des Geschäftsganges gegenüber dem Vormonat. Bedingt ist diese Verschlechterung einerseits durch di« ungünstige Witterung, anderer seits macht« sich auch das nahezu völlige Fehlen von neuen Bauaufträgen unangenehm fühlbar. Auch für di« übrigen Handwerkszweige, vor allem sür di« Bekleidung-- und metallverarbeiten den Handwerke, brachte der Berichtsmonat eine Verschlechterung des G«schäftsgang«s, da zweifel los oer Hauptbedarf bereits durch die Weihnachts- emkäufe g?deckt wurde. Von vermehrten Auf- , trägen an das Handwerk durch besser beschäftigt« s Industriebetriebe wird nur vereinzelt berichtet. ! Auch di« Landwirtschaft hielt infolge des Ruhens . der Feldarbeiten sehr mit Aufträgen zurück. Sehr > schädigend wirkten sich in dem Berichtsmonat die I großen Inventurausverkäufe, vornehmlich der , Warenhäuser, für das Handwerk aus. Die Fa- schingszeit brachte nur vereinzelt eine geringe Be lebung des Auftragsbestandes im Schneiderinnen handwerk. D«r Hausierhandel mit billiger Fa brikware sowie das Wanderlagerwesen trugen ebenfalls zu einem Rückgang der Nachfrage nach Handwerkserzeugnissen bei. Die Zahlungsweise der Krmdschaft wird ständig schleppender. Es konnte vielfach beobachtet wer den, daß die Begleichung rückständiger Zahlungen, die sonst wenigstens am Jahresanfang immer er heblich war, m diesem Jahre nur einen recht bescheideiren Umfang erreichte. Di« Rohstoff lieferanten nahmen im astgemeinen Rücksicht hier auf und gewährten den Handwerkern längere Zah- lung^iel«, doch wird auch verschiedentlich berichtet, daß Lieferungssyndikate im Fast« von Zahlungs verzögerungen rücksichtslos Verzugszinsen erheben. Trotz der kürzlich erfolgten Herabsetzung des Neichsbankdiskonts auf 5 Prozent kann von einer besonders günstigen Einflußnahme auf die Kredit- verhältniss« des Handwerks vorläufig nicht ge sprochen werden. Der Steuerdruck ist nach wie vor Gegenstand lebhaft« Klagen. Die Bersor- gung mit Rohstoffnr und Halbfabrikaten stieß im wesentlichen auf keine Schwierigkeiten. Die Preisgestaltung wies, von kleineren Schwankungen abgesehen, keine Aenderung auf. Nur für Holz preise wird fast durchweg steigende Tendenz ge meldet. Neueinstestungen von Arbeitskräften er folgten kaum, Entlassungen waren mehrfach not wendig. Ta-ung von «kMenWe» Protest gegen erhöht« ArztgebvhKn Am Mittwoch sand in Chemnitz eine Tagung vom Vertretern von 77 Krankenkassen statt, sie sich in langen Debatten mit o« Erhöhung der Mindestsätze der ärztlichen Gebührenordnung für Krankenkassen und Wirtschaft beschäftigte. Die Referate fanden ihren Niederschlag in folgender einstimmig angenommenen Entschließung: Die am 2. Februar in Ehemnlh tagende Vertreterversamm lung von Krankenkassen im Bezirke des Ober versicherungsamtes Chemnitz, die in Gegenwart von Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeit nehmerverbände der Industrie, des Handels, des Gewerbes und der Landwirtschaft, sowie der Be hörden stattfand, erhebt schärfsten Einspruch ge gen di« gefordert« Erhöhung der kassenärztlichen Gebühren. Bei der gegenwärtigen Wirtschafts lage belastet eine Erhöhung der kassenärztlichen Gebühren um 25 Prozent nicht nur die Kran kenkassen, sondern auch die Arbeitgeber und Ver sicherten empfindlich» Eine solche Mehrbelastung könnte nur durch eine allgemeine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge aufgebracht werden, die abe» unter den jetzigen wirtschaftlichen Verhältnissen undurchführbar ist. Eine Erhöhung der kassen ärztlichen Gebühren bedeutet aber gegenwärtig eine solche erhebliche Belastung unserer Volks wirtschaft zugunsten eines Berufsstandes, wie sie nicht verantwortet werden kann. Sie ist geeignet, die Krankenkassen zur Einschränkung von Mehr leistungen zu zwingen und damit die Volksgesund heit auf das äußerste zu gefährden. Die Ver sammlung ersucht deshalb die sächsische Staats- regierung dringend, eine Erhöhung der Mindest sätze der sächsischen Gebührenordnung für Aerzte nicht eintreten zu lassen und bei allen etwa beab sichtigten Maßnahmen die Vertretung der Kran kenkassen zur Mitwirkung heranzuziehen. -err Syndikus Web« md -err Nnmzmlnift« Md« Im Briefkasten de, .Freiberg« Anzeiger»' findet sich folgende hübsche Anfrage: „Eine ganz bescheidene Anfrage. Ist d« neue Finanzminister Hugo Weber derselbe, der im Sommer vorigen Jahre» in ein« Protesiverlamm« lung de« Freiberger Handwerk« und Gewerbe« argen die S1eu«belastnng so mächtig gegen di« Maßnahmen d« sächsischen Finanzamt« lorzog? Di« Versammlung fand tm „Tivoli' Natt, war sehr stark besucht und e« macht« sich eine lehr scharte Er regung gegen die FInanzbehärden aeltend. Wenn H«r Hugo Weber von damal« wirklich d« heutig« Finanzminift« fein sollte, dürste es interessant sein, ru sehen, wie heute der Herr sich einstellen wird. Wenn « seinem damal» vertretenen Prinzip treu bleibt, haben wir großartige Steuererleichterungen zu erwarten. So verlangte er u. a. die Zuziehung von Sachverständigen im Schätzung«» und Ein- lpruchsversahren, Freilassung de» persönlichen Ar beitsverdienste», vor allem die Anerkennung der kinschähung der Steuerpflichtigen. Gegen di« Finanzämter «hob er den Borwurf, daß diese ihr« Einschätzungen ohne Rücksicht aus den gewerblichen Mittelstand nnd ohne Fühlungnahme mit den maß» gebenden Körperschaften vornehmen. Das wird nun hoffentlich ander» und besser.' Zu dieser Anfrage schreibt d« „Freiberger An zeiger': Ihr« Annahme stimmt. In d« Protest- versammlnna de« gesamten Handwerke», Kleinge werbe», Gastwirtsgewerbe», Hourbesttze« der Stadt und Amtshauvimannschalt am 11. August v. I. im .Tivoli' sprach der Sundiku« Hugo Weber vom Landesaurschuß des Sächsischen Handwerke», der heutige Yinan,Minister. Menn der Finanzminister Weber hält, was der Syndikus Weber versprochen hat, so kann sich Sachsen freuen. Zwar werden die Finanzämter al» Stellen de« Reiche« ihre eigenen Weg« welter gehen, aber man wird doch manche «lehnte Steuer erleichterung von dem neuen Letter der Finanzen erwarten können. Wird er di- Erwartung erfüllen? Handel Chemnitz« Produttenbärse. Bei ruhigerer Sim- mung und größ-rer Zurückhaltung der Mühlen brachte die am Mittwoch abgehaltene Produkt«n- börte eine gewisse Abschwächung. E« wurden fol gende amtliche Notierungen vorgenommen: Weizen <73 Kg.) 266-272; der«. <68 »q) 25,-255: Roggen (66 Kg.) 252 - 258; deis. (68 Kg.) 262-268; Sand» roggen 276—280; Sommergerste 265—270; Winter- aerst« 220 - 230; alt« Hafer —; neuer Hal« 2,0 bi» 220; Mais 200—205; Mais Cinquantin 2,5 bi» 230; Weizenmehl 46,5; Roaqenmeht 42.5; Wei zenkleie 14,25; Roggenlteie 14,75; Wiesenheu draht- gepretzt 11,5; dasselbe lose 10,5; Getreideftroh draht- gepreßt 4,50 Mark. Kiedrich Augsburger Lin frederizianischsr Roman von Wolfgang Mark«n. (Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau.) 45 _ Nachdruck vnboten Friedrich schloß die Auaen. Schwäche über- mannte ihn, als «r des König» Worte vernommen hatte. Al» « seine Augen wieder öffnete, sah er einen Menschen, aber nur einen armen Menschen, der äüs das erlösende Wort wartet«, vor sich. „Majestät, ich bin der Friedrich Augsburger. Der bin ich, solange ich denken kam,, und das ist seit zehn Jahren. Bei Gott, Majestät^ Ich weiß nichts über Kindheit und Jugend. Viel- leicht war ich ein and««. Darüber kann abu nur einer Aufschluß geben." „Wer, wer?" drängte der Kurfürst, und auf seinen Wangen erschien ein fiebrig«» Rot. „Mein Pflegevater, der Janos in Mainstadt." „Ich will zu ihm schicken. Er soll kommen," rksb« Kurfürst erregt. „Klarheit muß werden l Geb'» Gott, daß Si« nicht der Friedrich Augs- bürg« sind." Er klingelt« heftig. Leutnant Klottwitz erschien bestürzt. „Majestät?" „Leutnant Klottwih, St« müssen mir einen Dienst erweisen!" „Majestät wollen befehlen." „Nehmen Sie drei tüchtige Kerk« und reiten Sie unverzüglich nach Malnstadt. Dort wohnt der alt« Janos, der Pflegevater de» Friedrich Augsburger. Den bringen Si« mix, Leutnant Klottwih. Hören Sie — ich muß ihn haben, Mt« allen Umständen. Sagen Sie ihm, der Kuv- Urft von Sachsen läßt ihn bitten, und wenn da» tflcht genügt, dann bringen Sie ihn mit Gewalt. ! Haben Sie mich verstanden, Leutnant Klottwitz?" „Jawohl, Majestät!" „Ich «warte, daß Sie kn längstens einer Stunde Dresden verlassen haben. Wann können Sie zurück sein, Leutnant Klottwitz?" „Genau weiß ich's nicht, Majestät. Vielleicht morgen abend oder übermorgen mittag. Majestät dürfen überzeugt sein, daß der Klottwitz nicht «ine Minute säumen wird." s „Es ist gut, Leutnant Klottwitz, ich erwarte s Sie bald zurück!" 1 Der Kurfürst reichte dem jungen Offizier die Hand. i Klottwitz eilte davon. Dann war lange Schwei- 'gen im Zimmer. ! Friedrich Augsburger sah müde auf den Kur fürsten, d« kein Auge von ihm wandte. Der Kurfürst kämpfte mit sich, das bemerkt« Augsburger deutlich. Mehrmals setzte « zum Spreche» an, doch « schien das rechte Wort nicht zu finden. Friedrich erhob sich aus dem Sessel. Mühsam richtet« er sich auf. Der Kurfürst sah «s und fragte angstvoll. „Sind Sie krank, Augsburg«?" „Es ist mir nicht gut, Majestät, so dumpf km Kops, als wenn ich das Fieber kriegen müßte." Er machte den Versuch zu lächeln, aber es ge» lang schlecht. Di« Bestürzung de» Kurfürsten wurde immer stärk«. „Augsburger, Si« Essen Sich schonen. Ich werd« meinen Hosm«dicus wecken lassen." „Das — das ist nicht nötig, Majestät. Ich bin nur so müde. Ich will schlafen, und morgen ist alles wieder gut/' „Dann gute Nacht. Augsburger!" Gute Nacht, Majestät." Friedrich Augsburg« verließ das Zimmer. Der Kurfürst aber stand noch lange mit gefall teten Händen vor dein Bild« seines Sohnes, de» Prinzen August, des Grafen von Hohnstein, den er abgöttisch geliebt hatte und der vor elf Jahren spurlos verschwand. Als Friedrich Augsburger des Kurfürsten Ka binett verlassen Hatto und im Empfangsraum stand, fand er in diesem keinen Menschen vor. Sein erster Gedanke war: wie finde ich mich in mein Zimmer zurück? Einen Augenblick lang dachte er daran, zu dem Kurfürsten zurückzugehen, dann entschloß er sich aber, aus eigene Faust und gut Glück zu gehen. Langsam schritt er den lan gen, breiten Schloßkorridor hinunter, bog rechts ab und kam in einen anderen breiten Korridor, der kein Ende zu nehmen schien. Als er nun doch glücklich am Ende desselben angelangt war, wußte er, daß er falsch gegangen war. Was sollte er nun tun? Er stand vor einer großen, schweren Tür, dis anscheinend in einen Saal führte. Schon wollte «r umkehren, ba wurde plötzlich die Tür geöffnet und «in Bedien ter trat heraus. > Augsburger trat zur Sette und vorbarg sich in einer Nische. Als der Bedient« nur spärlich von der Lampe beleuchtet, die am Ende ves langen Korridors brannte, an ihm vorüberschritt, zuckte Augsburger mit einem Mal« zusammen. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Aber daß Unfaßbare war doch Wahrheit. In der Livree eines kurfürstlichen Dieners sackte d« alt« Janos, sein Pflegevater von einst. „Janos!" wollte «r rufen. Aber die Gestalt war schon vorüber, als er sich gefaßt hatte. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Ihm nachgehen? Er fand keinen Entschluß. Bis er sich anfraffte, die Tür ausklinkte und in den Saul trat. Er war dunkel und unerleuchtet. Nur spärliches Mondlicht beleuchtet« da» Parkett. Zögernd ging «r ein paar Schritte, dann blieb er mitten in dem kleinen Saal stehen und lauschte. Plötzlich wurde ein« Tür geöffnet und «in« Frauenstimm« fragte: „Wer ist da?" Friedrich lauschte. Die Stimm« kam ihm bekannt vor. Wer war es? „Verzeihung! Ich habe mich geirrt und kann mich nicht auf stiem Zimnrer zurückfinden." Die Frauengestalt, die im Nahmen der Tür stand, schien zu stutzen. Mit zitternder Stimme fragte sie: „Wer sind Sie?" „Friedrich Augsburger!" Da traf ihn der Lichtschein der Lampe. „Der Augsburger sind Sie! Kennen Si« mich noch? Denken Sie an Rheinsberg." „Sie sind die Fürstin Leuchtenburg," sagte Friedrich, rührt« sich aber nicht vom Fleck. „Ja, Rittmeister von Augsburger. Wollen Sie nicht näher treten?" „Verzeihung, Frau Fürstin. Ich möchte Sie nicht in unangenehme Situationen biingen. Ihr Gatte —" „Ich bin allein. Der Fürst weilt in Wien. Mein Vater hat mich an des Kurfürsten Hof begleitet." Friedrich schleppte sich ein paar Schritt« näher. „Sind Sie krank, Herr Rittmeister?" „Mir ist nicht gut, Frau Fürstin." „Ruhen Si« sich ein wenig aus." „Dank, Frau Fürstin. — Ich freue mich, daß ich Sie einmal wiederseh«. Den Tanz in Rheins berg werde ich irie vergessen." Da kam die Fürstin näher. In der link« Hand hielt si« eine Lampe. „Ich muß Sie einmal anschauen, Rittmeister^ sehen, ob Sie noch der Alte, Frischfröhliche sind." Als ihm der Lichtschein der Lamp« ins Gesicht si«l, sah sie erschrocken, daß «r Fieberaugen hatte und sehr blaß war. „Sie sind krank, Augsburger." „Ich bin krank," antwortete er automatisch. Sie hätte so gem noch länger mit ihm gespro- chen, aber sie fühlte, daß er sich nur mühsam auf recht halten konnte. „Gehen Sie, Augsburger. Ruhen Sie sich au», und morgen kommen Sie zu mir und erzählen mir, welch' eigenartige» Schicksal St« nach Dresden verschlagen hat. (Fortsetzung folgt.).
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