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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 31.01.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192701314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270131
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-31
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
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Nr. S Montag, den 31. Januar IVS7 neser Begehung gemacht Haven, lehren, auch auf den Schulen 4 geisteswissen ¬ neuen Kosten durch Einführung der täglichen sisen Veranstaltungen, soweit -S meine karg bemessene Dr. Stresemann über de« Sport Etn Brief beS Außenministers an den ReichSausschntz M KAM vmvSktr Von Edmund Neuendorff. die den durchaus gesunden Kern der deutschen Sport- entwickeluug begrüßen und fördern- setzungen handelt, unter denen die tägliche Tum- stunde eingeführt werden kann. In kluger und maßvoller Wesse wird über die Vermehrung der Uebungsstätten, die ja auch im Interesse der Tum- und Sportvereine dringend notwendig ist, über die Ausbildung von Turnlehrern, über die Gestaltung des Turnunterrichts gesprochen. Daß die Förderer der täglichen Turnstunde an eine Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung bin ich Ihr Ihnen sehr ergebener gez. Stresemann. wie das Ausland mit aller Macht daran arbeitet, die Wunden zu heilen, die der Krieg dem Volks körper geschlagen hat. Und wir, deren Wunden vielleicht die tiefsten gewesen sind, wir sollten untätig bleiben?« Wir sollten nicht alles tun, um die Gesundheit und Kraft unserer Jugend und damit die Arbeitstüchtigkeit unseres Volkes zu heben? Der Neichstagsausschuh zur Förderung der Leibesübungen fordert es dringend mit seiner den Körper während de« ganzen Lebens gesund erhält» die Hervorhebung der einzelnen Rekordleistungen tritt, und wie dadurch schließlich die Selbstverständlichkeit des Sporte-, ich möchte sagen, die Natürlichkeit der sport lichen Bewegung immer mehr dadurch zurückgedrängt wird, daß alle- Geschehene in da- Rampenlicht der Oeffentlichkeit kommt und der Uebergang geschaffen wird von der sportlichen Ausbildung neben dem Berufsleben zu jenem Berufssportsystem, dem ich sehr wenig Ge schmack abgewinnen kann, und letzten Endes zu jener in der Oeffentlichkeit bemerkbaren Ueberschätzung jeder Einzelleistung, die zu einem Zurückdrängen des Geistigen in der öffentlichen Bewertung führt, das nicht im Sinne einer gesunden Sportentwickelung liegen kann. Ich glaube, sehr verehrte Exzellenz, daß ich es mir versagen kann, für diese einzelnen Darlegungen viele Beweise bringen zu müssen. Ich bitte Sie, ein« Mou« tagSzeitung aufzuschlagen und einmal zu sehen, wie vielleicht für die weitere Entwicklung seines Leben« nicht mehr auf der Höhe b'eibt. Meine stärkste Abneigung aber geht dagegen, in welcher Meise beisvielsweise einzelne Professional« Boxer und Radfahrer gewissermassen zu Nationalhelden ge stempelt werden. Ich betrachte Veranstaltungen, wie sie das SechStage-Nennen sind, als etwas, wa« mit Sport sehr wenig zu tun hat. Ich vermag nickt zu verstehen, warum aus der ersten Seite ernster Zeitungen Entsckeidungen über den Boxkampf stehen, und warum diese Dinge in einer W-ise behandelt werden, als wenn «S sich um große nationale Angelegenheiten handelt«.' Zeit gestattet, beteiligt, daß ich glaube, davor geschützt zu sein, den Sportgegnern Material liefern zu wollen. Alles, wa« dazu beiträgt, uns von der Erziehung zu befreien, unter der ich selbst als junger Mensch gelitten habe und di« an Stelle von Wanderungen, Sport und Lieh« zur Natur die reine Stubenerziehung setzt — W«, wa« ich dazu tun kann, um unS von dieser Ein- settigkett und Engherzigkeit zu befreien, werde ich jeder- Versuche unternommen werden. Das fordert die Denkschrift nachdrücklich. Wie Recht sie damit hat, zeigt ihr 3. Teil, der einen kurzen Blick in die Geschichte und auf das Ausland gewährt. Wir sehen, wie schon seit langen Zelten eine tägliche Uebunaszen des Körpers von Pädagogen und Netten für notwendig gehälten wird und Ich glaube deshalb, mit gutem Gewissen sagen zu können, daß ich nicht nur «in Freund jeder sportlichen , Betätigung, sondern auch einer Betätigung in sportlichen Vereinen bin, und daß ich dem deutschen Sport für di« -Vorbereitungen der nächsten Olympiade Don Herzen Luten Erfolg wünsche. 'i Wogegen ich mich aber wend« und wo meine Kritik ten über dis tägliche Turnstunde in einer Denk schrift iriederzulegen und sie dem Reichstag zur Kenntnisnahme einzureichen. Diese Denkschrift liegt nunmehr als Nr. 2893 der amtlichen Druck schriften des Reichstages unter dem Titel „Warum die tägliche Turnstunde?" vor. Die Denkschrift zerfällt in 3 Teile. Im ersten werden die hygie- Nischen und pädagogischen Notwendigkeiten für dis Einführung der täglichen Tumstunde dar- gelegt. Erschütternde Zahlen über den gesund heitlichen Tiefstand unserer Schuljugend und über die Wachstumshemmungen, die durch den Sitz, zwang der Schule und di« Besonderheiten des heutigen Lebens geschaffen werden, ziehen am Leser vorüber. Es sind nur wenige Zahlen über Längenwachstum, Brustumfang, Körpergewicht. Aber sie wirken schlaglichtartig, und hinter ihnen tauchen die großen Massen der verküimnerten, blutarmen, rachitischen Stadtjugend unseres Volkes auf und fordern ihr Recht auf ein gesundes Pr. Gustav Stresemann Berlin, den 10.1.2k. Deiner Exzellenz Hern» Staatssekretär a. D. Dr. Lelvald Deutscher ReichSauSschuß für Leibesübungen Berlin W 38 Sehr verehrter Herr Staatssekretär! U Ihrem freundlichen Schreiben am 28. Dezember tm Gir mich auf, für die NeujahrSnummer Ihrer slätter für Volksgesundheit und Bolkskrast" «Ine« »itraa zu liefern, der gewissermaßen einen Kommentar frstell« zu den Ausführungen, die ich in Köln anläßlich tt Parteitage« der Deutschen Bolkspartei gemacht habe d die, wie 8i« schreiben, vielfach mißverstanden wor- - find und dadurch Freunde der Sportbewegung da- gehalten haben, ihr die bisherige Unterstützung ihren. An sich, sollte ich glauben, bedürften tort« überhaupt nicht eines besonderen Kommen« Wie Sie aber mißverstanden werden können, er« » ich ü. a. an« der Monatlichen Rundschau des chwimmverein« München, die mir kürzlich zugesandt Mck». und in der etwa zum Ausdruck kommt, daß ich am* die Parole für einen Kamps gegen Vermehrung der Gesamtzahl der Unterrichtsstun den nicht gedacht haben, hebt die Denkschrift mit Recht hervor. So würden keine eigentlichen ' dem Katholikentag gesagt wurde, kann nicht die Aristokratie d«S Geistes durch die Aristokratie des Bizeps «rsetzt werden. DaS gemeinschaftliche gesund heitliche Borwärtskommen ist das, was wir wollen, gber nicht di« vollkommene Berfiberung der Menschen und daS Anigehen darin, al» wenn diese Dinge heute Lebensziel der Nation geworden wären. Was wir heute sehen, scheint eine Groteske zu sein auf den Gedanken des Volkes der Dichter und der Denker, so daß ick davor warne, in dieser Form der Massen suggestion unsere eigene geistige Bedeutung herab« zudrücken*. Ick glaube, daß jeder, der die letzte Entwicklung der sportlichen Verhältnisse bei unS verfolgt hat, daraus Aar ersehen wird, wie weit ich mit der sportlichen Be- iwegnng mitgche und wo mein« Kritik einsetzt. Ich halte Ahr« Bestrebungen speziell Im Reich-ausschuß für Leibes« Übungen für außerord^ und Sie In meinem Gymnasium stand über der Turnhalle daS Turnstunde entstehen. Daß sie im übrigen nicht Kerben bei mir, an welcher Stelle ich auch immer stehe, Mort: „blons sann in corpora sano". DaS ist daS . . , . oll-» Pets di« tatkräftige Unterstützung finden Ich hab-selbst Ziel, dem, wie ich glaube, auch der Reichsausschuß für „ Io oft für Sportvereine Preise gestiftet und mich an Leibesübungen zustrebt. Je mehr die sportliche Be- eingeführt werden kann, weih auch die Denkschrift. - - - wegung sich selber gegen di- Auswüchse wendet, die ich ! Aber behelfsmässig kann sie an sehr vielen Schulen bekämpfe, umsomehr wird sie di« Zahl derer vermehren, s sofort eingeführt werden, und an vielen andern erliche Ertüchtigung oder Sport gegeben hätte, tarf ich demgegenüber bitten, zunächst einmal von , gng. kolaendes erklärt- das ganze deutscke Volk, auch sie hatte ihre Kernriege, und Tüchtigkeit des Leibes gebunden sind. Er- „Mir scheint es notwendig, auch wieder auf die'A ""ck in fremd^ sandte aberdaS alles fahrungen, die berühmte Aerzte wie Professor Gefahr hin? weiten Waffen zu mißfallen, einmal ein "sid Dr. F. A. Schmidt-Bonn und Geheimrat Bier- Wort davon zu sagen, daß da« Geistige gegenüber g-mvelt Die besten Leistung wnrden"nn^-w»^ Berlin in dieser Beziehung gemacht haben, lehren, l L'g«^ "ß wenn Mich auf den Schulen 4 geisteswissen- Hrpeich^E^ Zr Le ksber-tsa. d-s Spor,redak.eurs richtig z^ StundenzuGunsten des Turnens ge- . . „«riu-migung. »oer une es vereng aus Pistungen anbelangt, so verstehe ich ihr« Bedeutung im - opfert werden, ein Rückgang der deutschen Geistes- Sport, aber ich möchte di- Frage auswerfen, ob nickt höhe darum wahrlich nicht befürchtet zu werden das Drängen nach dem Rekord an sich dazu führt, daß braucht. Damit kommen wir schon zu dam 2. der einzelne Mensch sich überanstrengt, um während der Teil der Denkschrift, welche von den Voraus- Jugendzeit einmal-inen Rekord zu erzielen und dann ' - . — >, j natürliches Leben, aus Sonne, Wasser und Wald, seitenlang über i-de Veranstaltung berichtet wird, di« M wenigen anderen Zahlen zeigt Diem beweis- für eisten hochstehenden geistigen Bortrag wahrscheinlich wslcken starken Entwicklunasrei, solcke« nicht den kleinsten Teil ihre« Blattes zur Verfügung AM' stellen würde. Ich bitte weiter, Hinweisen zu dürfen aus Aden für JuZendliche hat und Me so durch das, was von der „Deutschen Turners-Haft" in Jahren Turnen und Sport Bestand und Kraft unser» und Jahrzehnten im stillen ohne großes Tamtam an Volkes gesichert werden können. Er zeigt weiter Erziehungsarbeit im deutschen Volke geleistet worden aber auch, wie Willenskraft und Persönlichkeit, Der Ausschutz des Reichstages zur Förderung der Leibesübungen, dein 15 Reichstagsabgeordnete aller Parteien und 7 Vertreter der grotzen Leibes übungen treibenden Verbände angehören, hat sich anfängt7'ist 'die "Ä7t Ü7d Weis^ wie 7Ls,"was"Hm in 3 Sitzungen eingehend mit der täglichen Tum- Kport gehört, jetzt in die Oeffentlichkeit gezerrt wird, stunde beschäftigt. Da« Ergebnis war, dotz er Haß weiter an Stelle eine« körperlichen Trainings, das einstimmig Dr. Diem beauftragte, seine An,ich- Denkschrift. Der Reichstag kann gar nicht ander» als sich ihm anschlketzen. Möchte seine Stimmt dann endlich zu den Ländern dringen, bei bene» die Schulhoheit liegt und damit die Möglichkeit, die Forderung der täglichen Turnstunde, die immer unabweisbarer wird, endlich zu verwirklichen. 3 üuadratmeter Spiel- und SportzlatzflSche pro Kops Der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen und di« Zentralkommission für Arbeitersport und Körper pflege haben an den Preußischen Landtag ein Schreib«»! gerichtet, in dem zu dem Entwurf «ine« Städtebau« gesetzes, der dem Landtag zurzeit vorliegt, Stellung unter dem Gesichtspunkt der notwendigen Schaffung eine« Mindestmaße« und entsprechende Anträge vor- gelegt werden. In dem Schreiben beißt es: Die wichtigste Forderung, die wir im Interesses der Leibesübungen zu erheben haben, ist die, durch dieses Gesetz Fürsorge dafür zu treffen, daß eine Mindestflüche von 3 Quadratmeter auf den Kopf der Bevölkerung in jeder Gemeinde für Spiel« und Sportplätze vorgesehen wird. Es wird dann darauf hingewiesen, daß sich aus verschiedentlichen Berechnungen die Forderung eine, Mindestmaßes von 3 Quadratmetern Spielplahfläche auf Pen Kopf der Bevölkerung ergeben habe. Die beiden Verbände hätten infolgedessen schon vor Jahren von der Reichsregierung gefordert, daß diese Grund sätze in einem Reichsgesetz festgelegt und daß durch Aufbringung der Mittel seitens des Reiches, der Län der und der Gemeinden eine Gewähr für die Durch führung dieser Grundsätze innerhalb einer bestimmten! Zeit geschaffen wird. Leider sei es versäumt worden, rechtzeitig dieses Gesetz zu erlassen, äuf der andere« Seite könne aber mit Befriedigung festgestellt werden, daß da, Verständnis für die Notwendigkeit der Anlag« solcher Svielplätze in der Zwischenzeit, insbesondere auch bei den Gemeindeverwaltungen, in erfreulichstem Maße gewachsen ist. Weiter heißt es in dem Schreiben: die Entwicklung hat zu der Erkenntnis geführt, daß das ursprünglich geforderte Mindestmaß von 3 Quadratmetern wirklich nur für die bescheidensten Ansprüche genügt, und daß eigentlich das Richtmaß für die Spielplatz-Ausstattung unserer Gemeinden 5 Quadratmeter Spielfläche auf den Einwohner sein sollte. Nun bietet sich in dem Entwurf des Städtebaugesehes «ine Möglichkeit, dr« Städten die Handhabe zu geben, dieses Mindestmaß von 3 Quadratmetern Spielplatzfläche auf den Kopf der Bevölkerung durch die Mittel der Fluchtlinien» Festsetzung planmäßig zu erreichen. Der Landtag wird gebeten, diese Gelegenheit zu ergreifen und in einer für die übrigen deutschen Länder vorbildlichen Art und Weise die Spielplatzforderung in dieses Gesetz hineinzuarbeiten. l». sächsisches vimdeskegela I» Plauen s.». Der Bundesvorstand schreibt in Nr. 7 der „Sächsischen Keglerzeitung" einen Plakatwettbe- werb zur Beschaffung eines wirkungsvollen Plaka- tes für das obige Fest aus. An dem Wettbewerb kann sich jedermann beteiligen, gewünscht wird ein Plakat in Zweifarbendruck von 60x90 Zenti meter Grütze. Ausgesetzt sind 3 Preise von 150, 100 und 50 Mark, ferner 100 Mark zum An kauf weiterer Entwürfe. Die Entwürfe sind mit einem Kennwort versehen bis zum 15. Februar 1927 an die Geschäftsstelle des Sächsischen Kegle» Hundes e. V., Dresden-?!., Zinsendorsstratze 6 spesenfrei einzureichen. Friedrich Augsburger Lin frederizianischer Roman von Wolfgang Marken. (Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau.) 48 Nachdruck verboten M» lachten ob der Airtwort heftig auf. „Der König von Preutzen, der Krückstockkönig I" Madam« Mervill« erregt. „Der wird von Kunst herzlich wenig verstanden haben." „Madame/' sagte Friedrich kalt, „ich mach« Ms daraus aufmerksam, daß Sie noch auf preu- Rischem Boden smd. Ich empfshk Ihnen, beson- Hers in Ihrem ureigensten Interesse, .von dem König von Preußen besser zu sprechen. Dis Worte ernüchterten die ganze Schar. „Sie müssen einen Spaß verstehen," rief der kursächsische Rat über den Tisch. Es war ihm kaum noch möglich, sich gerada zu halten. Madam« Merville biß sich auf di« Lippen, lenkt« dann aber ein und sagte höflich: „Ver- zeihsn Sie, wenn ich Ihnen nah« getreten bin. M will gewiß kein böses Wort mehr über den König von Preußen sagen." Dann lachte sie schon wieder hell aus und sagt«: hJeht müssen Sie uns aber zeigen, daß Ihr König recht gehabt hat. Sie müssen sdigen. Friedrich Augsburger sah auf allen Gesichtem As hafte Spannung und Schadenfreude. Di« -Mitglieder der Trupv« hätte» ihm gar zu gern« Eins Niederlage bereitet, und dämm erklärt« er sich bereit zu singen. Ein stürmisches Aall» entstand. Scarfagglio Pichte mtt spöttischer Gebärd« di« Laute über Tisch. Völlige Ruh« trat ein. Friedrich Augsburger nahm ds» Laute und schlug den Akkord an, Md dann sang er düs ! Restlos gibt er alles, was ihm die Seele bewegt, aus sich heraus, alles Weh, das er in Berlin er» duldet, alle Sehnsucht nach der Geliebten schreit er in den Saal. ! Das ist für die an den französischen Kunstgesang i gewohnte Gesellschaft etwas Unerhörtes. Alle sind hingerissen, aber keiner wagt zu » applaudieren. Alles sieht auf' den Kurfürsten. August des Starken Antlitz aber zeigt einen fast erschrockenen Ausdruck. In größter Erregung - scheint er zu sein. Seins Augen brennen, seins Wangen sind rot. Der Kurfürst winkt dem Sänger. Der Hofmarschall eilt zu Friedrich und bittet ihn zur Majestät. Msr Augen ruhen voll Span- mmg auf ihm. Als Friedrich Augsburger vor dem trotz seines Alters und seines wilden Lebens immer noch schönen und imponierenden Kurfürsten steht, kommt mit einem lvlale ein seltsames Gefühl in ihm auf. Er weiß, er hat August den Starken noch nie im Leben gesehen, und doch hat er das Gefühl, als ob ihm der Fürst nicht fremd sei. Der Kurfürst sieht ihn lange an. In seine etwas müden Augen scheint ein neuer Glanz ge kommen zu sei». Unverwandt fühlt Augsburger dis Augen des sächsischen Herrscher» auf sich ge- richtet. Endlich spricht der. „Er hat mir mit Seinem Gesang ein« Freude ohnegleichen gemacht. Sag' Er mir' Seinen Namen." „Friedrich Augsburger." Der Kurfürst lächelt. Herzlichkeit ist in seinen Worten als er weiterspricht. „Friedrich Augsburger? Ein schöner Nam«, Herr Musikus. Ein schöner Name, aber einer, dÄ alles verrät." Augsburger weiß nicht, was er von diesen Wor ten /-alten soll. „Weiß nicht, was Ew. Majestät meinen. Ein Name ist ein Name." Der Kurfürst erhebt sich vom Sessel und beugt sich mit einiger Anstrengung vor. „Warum verleugnest du dich, August?" sagt er leise und schmerzlich. Augsburger hört di« Worte und starrt den Sprecher an. „Majestät halten mich für einen anderen?" „Ja," sagt der Kurfürst. Zn seinen Züge» arbeitet es. „Du bist Prinz August. Verleugn« dich nicht länger!" In der Erregung hat Friedrich August I. lau ter gesprochen als er wollte. Ein einziger Schrei der Ueberraschung geht durch den Saal. Dann Totenstille. Eine Männerstimme, für alle vernehmbar spricht: „Mein Ehrenwort, Majestät. Ich bin Friedrich Augsburger, gewesener Schmied zu Alsleben, ge wesener Rittmeister des Königs von Preutzen und heute noch Baron Friedrich von Augsburger, Baron mit Schlössern auf dem Monde." Der Kurfürst sinkt in den goldstrotzenden Sessel zurück, schlägt die Hände vors Gesicht und weint. Sein Leibpage Brühl und der Kronprinz bemühten sich, ihn zu beruhigen. Alle sind aufs äußerste bestürzt. Noch nie hat man den König so fassungslos gesehen. Augsburger aber ist verwundert. Er versteht nicht, was da vorgeht. Als er zu Barbette Merville hintritt, weicht alles scheu vor ihm zurück. „Prinz August!" flüsterten sie. Barbette aber sieht ihn mit glitzernden, heißen Augen an. Sie empfindet plötzlich Haß gegen alle Im Saal, denn sie sieht, wie aller Äug«, auf ihm ruhen. - Auf ihin, der unter allen der Schönst« ist. „Du," sagt si« bebend und saßt nach seiner Land. Friedrick) aber schüttelt müd« den Kopf. (Fortsetzung folgt.) Lied, das den König von Preußen zu Tränen gerührt hatte: sagt mir, wo mein Vaterhaus, Wer kennt mein Vaterland..." Schon nach den ersten Tönen schwindet das spöttische Lächeln auf aller Zügen, sie halten den Atem an und lauschen der herrlichen Stimme, die in voller Natürlichkeit aus dein Innern des Sängers quillt. Das ist ein anderes Singe», als das des Herm Scarsagglio. Nichts Gekünsteltes ist an ihm, die Natur führt ihren Trumpf. Blutechtes Gefühl füllt den Sang. Als Friedrich geendet hat, drängen sie sich uni ihn und umarmen ihn stürmisch, sogar Scarsagglio. D«r große Tenor tritt zu ihm und reicht ihn« beide Hände. Ls fällt ihm bitter schwer, aber er spricht'» aus: „Scarsagglio ist nicht der beste, Cie sind es!" Md Barbett« sieht ihn mit strahlenden Augen an. Es ist ihr mit einem Mal«, als könnt« es gar nicht anders sein, al» wäre «s selbstverständlich, daß der Man», der so sicher und selbstbewußt an ihrer Seit« sitzt, auch im Dang« d«r Best« sein muß. „Kommt mit uns nach Dresden I Es ist Euer Glück. Der Kurfürst von Sachsen lohnt es Euch reichlich." Friedrich Augsburger lacht vv des Vorschlags auf. Aber er sagt dann doch ja. Wa» stört es, denkt er, wenn ich «inen Monat später zu meinem Meister komm«. Ich hab« nicht Vater und Mitter, die auf mich warten. Marlen« war zu feig zum Glück. Ich bin allein. Vielleicht kann ich unter fröhlichen Menschen v«r- gessen, wenn ich jemals vergehn käme. 18. Zwei Frauen. Friedrich Augsburger singt vor dem versain- melten Hofe des Kurfürsten Friedrich August l.
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