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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.01.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192701182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-18
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
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Beilage zuni Fvankenberger Tageblatt «r. 14 »««srWidls-e ««roerbtadiingen Im Reichstag »0» Mallh-rLamboch, M d.R. Wsnst man sich über den Reichstag ärgert — KM täte das nicht zuweilen und ausgiebig? — M schimpft man über die Parteiwirtschaft, über Mrtekenrseitkgkeit und Parkisanatismus Manche Hüften auf ein berufsständisches Parlament, an- Wr ,nö«hten die ganz» Regierung einem tüch- HMn Fabrikdirsktor in die Hand geben. Tie Mnkasten wissen, wie stark der berussständische Mifüm im Reichstage quer durch die Parteien Mi durch heute bereits ist. Im. Reichstage sitzen 7? Landwirte. Einer Hou ibn«» zählt ich zu den Kommunisten; er ist Nvfbesthar, Zwe Landwirte sitzen bei den So- Wnd«mokraksn: s e sind nicht „Besitzer", sondern Mdwlrtschaftlichs Arbeiter und Pächter. Lin Midwirt iß demokratischer Abgeordneter,- er Dyvrt noch zur ausgesprochenen Linken des Reichstages. Vier Landwirte - unter 208 Abg«- Mdnsten. Das ist der landwirtschaftliche Ein- Miß auf der Linken. Im Zentrum sitzen unter W Abgeordneten 15 Landwirt«. Sie halten Füb- Ung mit de« übrigen Landwirten quer durch die Marteien RndurL bis zur äußersten Rechten. Zur Wirtschaftlichen Vereinigung gehören 6 Land- Mrte, zur Bayerischen Volkspartei ebenfalls 6, Hur Deutschen Vorkspartei 8, zu dm Völkischen O und zu dm Deutschnationalen gehören 41 Land- Wrte. Dle Landwirte des Reichstages sind nicht Mr durch ihren Beruf, sie sind zum Teil äükh Wirch ihrs Berufsorganisationen miteinander ver- Muden,' Ihr Schwergewicht liegt auf der Rechten Ws Kaufes Wenn es ihnen von den Deutsch- Mtionaku bis zum Zentmm gelingt, ihre Frak- Wnen hinter sich zu bekommen, so verfügen sie Mch übe» eine Mehrheit für ihre politischen Wünsche. Andererseits befinden sie sich insofern in einer Zwangslage, als sie auf 'die Parteien der «he- MligM Luther-Schiele-Koalition angewiesm sind. «Sie köimea nicht, wie es Dr. Silverberg für die Industrie propagiert hat, durch ein Bündnis mit Mr Sozialdeinokratie sich von irgmdwelchen bür- «erlichen Parteien »der Berussgruppen unab- Hättgig mache» Di« Sogialdenrokrati« wird nie Kersit sei«, «in« Agrarpolitik zu unterstützen, die für dl« »mdwirtschast ausreicht. In« Zentrum sitzen neben 15 Landwirten 15 Vertret« der Christlich-nationalen Gewerkschaften. Die Zahl der Zentrumswähler aus dem Arbeiter» Lande wird sogar auf die Hälfte der gesamten Nentruurswähker geschätzt. In der Bayerischen Kolkspartei sitzen 8 Christlich-nationale Gewerk schafter, in der Deutschen Volkspartei 3, bei den Höllischen einer und bei den Deutschnationalm 8. Huch diese Arbeiter und Angestellten sind nicht Wr durch ihr Standesschicksal quer durch die Marteien miteinander verbunden, sondern auch Aurch ihr« Organisation, den „Deutschen Gewerk» Maftsbund". In vier Parteien sitzen Vertreter Dös ..Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Ver- Da ndes". Sv Mete» die Landwirtschaft und die christlich. Mtioiiake Nibeitnehmerschaft Beispiel« berussstän- Mcher Querverbindungen im Reichstage, dis di» Wirksamkeit der Paneien beeinflussen und er gänzen. Sfe können einen starken Einfluh aus Ms iZustcmdekvmmen von Regierungen ausüben, Ke können ab« auch Regierungskoalttionen spren- Wl. Dabei tritt ihr« Wirksamkeit für den Nicht- Mgeweihte» wenig hervor und verwirrt für seine Begriffs lediglich da» sonst klarere Bild der Parteipolttik. Dienstag, de« Die beiden skizzierten Gruppen, di« Bauen, bekommen für ihre Forderungen nie eine Mehrheit ohne Unterstützung des Zenmuns. Da» Zentrum kann ab« aus Rücksicht auf seine 50 Prozent Arbeiterwähler keine Agrarpolitik gegen seine 15 Arbeiterabgeordneten machen, die in den In dustriegebieten der sozialistischen Agitation die Stftne zu bieten haben. Folglich müssen die deutschnationalen Landwirts mit den Zentrums- arbeitern einig werden, wenn fks sine Mehrheit für die Agrarpolitik schaffen wollen. Das heißt ab«, dah ein politisches Bündnis zwischen Deutsch nationalm und Zentrum nur Bestand hat, wenn Reichslandbund und Deutsch« Eewerkschastsbund sich einigermatzen vertragen. Umgekehrt bestehen ähnliche Abhängigkeiten. Es gibt Gesetze, die die christlich-nationalen Gewerk schaft« im Gegensatz zur Sozialdemokratie brin- gen. Das Reichsknappschaftsgesstz war ein solches, Kas Gesetz üb« di« Angestelltenversicherung gehört hierher, auch da» Einkommensteuergesetz, soweit es di« Schonung Kinderreicher betrifft. Alle diese Ersetze konnten di« christlich-nationalen Gewerk schaftler nur nach ihren München gestalten, we in ihnen die deutsch-nationalen Bauern zustimmien. Cs gibt and«» Gesetze, in denen sie zur Not mit der Sozialdemokratie gehen kömien. Das Arbeitsgerichtsgeseh ist so zustande gekommen. Taktisch sind die christlich-nationalen Gewerk schafter also in einer etwa» freieren Lage als die Landwirtschaft. Ziel einer alle Kräfte zu- sammensassenden Politik muh es sein, diese bei den im Reichstage aufeinander angewiesenen Grup pen üb« die taktischen Manöver hinaus zu einem standespolitischen Ausgleich zu bringen. Damit wäre viel für unsere innere Konsolidierung getan. Außer diesen Gruppen kann man im Reichstage ein« gewisse Interessensolidarität der verschiedenen Industriellen oder der Handwerker oder der Be amten beobachten. In Fragen der Volksgesund heit — körperlicher und moralischer — steht da neben eine Solidarität der weiblichen Abge ordneten. Las alles sind Aeußerungen der vorhandenen Querverbindungen, die die Politik der Parteien je nachdem unterstützen oder kreuzen. Sie zu rennen wird notwendig, sobald man sich von der Umnebelung durch die politische Phrase befreien will. Das Mdeüsprasramm der Mllerbmdes In diesem Jahr ist das Arbeitsprogramm des Völkerbundes rin sehr umfangreiches. Im Januar tagen die Opiumkommisston, die ökonomische und die gemischte maritime Kommission sowie der Berwal- tuiigsrat des internationalen Arbeitsamts und die, Kommission zur Vorbereitung der Ratifikation des Acht-Stunden-Abkommens. Jin Februar tritt die hygienische Kommission zusammen, im März die wich tige Kommission zur Vorbereitung der geplanten und bisher seit dem Washingtoner Abkommen ständig ver schobenen Abrüstungskonferenz. Der April bringt eine abermalige Tagung des Verwaltungsrats de» inter nationalen Arbeitsamts. Im Mai beginnt di« viel erörterte Weltwirtschaftskonferenz, Im Juni die zehnte internationale Arbeitskonferenz, die 45. Tagung des Völkerbundsrats und außerdem eine Versammlung der Mandatkommission. Im Juli findet eine Konferenz zur Einrichtung einer internationalen Hilfsorganisation statt, die in Tätigkeit treten soll, falls irgend eine Natton nn Laufe des Jahres von schweren Erschütte rungen helmgesucht worden ist, sowie eine Kommission für geistige Zusammenarbeit. Für August ist die 3. allgemeine Verkehrskonferenz vorgesehen, für September dle 46. Tagung de» Bölkerbundsrats und die 8. Ta gung der Völkerbundsdelegierten. Im Oktober wird . Januar 1827 eine Zusammenkunft über dl« Kontrolle der privaten Rüstungsindustrie abgehalten, im November vermut- sich die berüchtigt« Abrüstungskonferenz oder, was wahrscheinlicher ist, eine nochmalige „vorbereitend» Kon ferenz" für die eigentlich«, di« demnach wiederum vertagt werden dürste, und zwar auf die erste Hälfte des .Jahre» 1928. Außerdem tagt noch «ine Reih« kleinerer Ausschüsse. — Es fällt nicht schwer, an diesem Programm berechtigt« Kritik zu üb«n,- denn was ist kläglicher, als wenn «ine Versammlung den Hauptpunkt ihrer Tagesordnung, die Abrüstungskonferenz, au» Furcht vor Sprengungsvsrsuchen abermals zu ver- schieben gezwungen ist? Da» Rei-ss-alMetz Ein« evangelisch« Kundgebung. Der Gesamtvorstand des Landesverbandes der christ lichen Elternvereine sieht es als seine erste Pflicht im Jahre 1927, In weichem sich der Erlaß der Reichs- verfassung zum achten Male jährt, an, mit allem Nachdruck und Ernst auf di« ganz unerträgliche Lage binzuwsisen, wie sie sich durch die dauernde Ver schleppung der Reichsgesetzgebung aus dem Gebiete des Schulwesens herausgebildet hat. Das gewaltig«, innerster Seelen- und Gewissensnot entsprungene Ringen der evangelischen Elternschaft in den verschiedensten Teilen unseres deutschen Vater landes zeigt immer und immer wieder, daß da« In Ar- ttk-l 146,2 RB. der Elternschaft feierlich zugesagt« Gesetz über die Errichtung von Volksschulen des Be kenntnisse» der Erziehungsberechtigtm der deutschen evangelischen Elternschaft nicht länger vorenthalten werden kann. Es kommt darauf an, daß der evangelischen Eltern schaft nuw endlich ebenso ihr Recht gegeben wird, so wie es den katholischen Glaubensgenossen und den Dissidenten bereit» gegeben ist. Dl« evangelische Elternschaft verlangt unbedingt evangelische Schulen mit evangelischen Lehrern und evangelischen Schulräten für evangelische Kinder. Denkschriften and Berichte für den Reichstag Berlin, 17. 1. Der Reichsfinanzminister hat dem Reichstag eine Uebersicht über den Personak- stand nach dem Stande vom 1. Oktober 1926 übersandt. Danach sind in der Zeit vom 1. April bis 30. September 1926 folgende Aenderungen eingetreten: 1. Bei den Hohettsverwaltungen eine Personal verminderung von 1173 Beamten, dagegen eine Personalvermehrung von 827 Angestellten und 6159 Arbeitern. 2. Bei d« Deutschen Rekchspost einschließlich d« Neichsdruckerek eine Personalvermehrung von 2484 Beamten und «ine Personalvermknderung von 2924 Angestellten und 1083 Arbeitern. D« Reichsfinanzminister hat dem Reichstag ferner eine Denkschrift der Beratungsstelle für Auslandskredit« für die Zeit vom 1. Januar 1925 . bis zum 30. September 1926 zugeben lassen. > Die Denkschrift gibt einen Ueberblick über die Entstehung und den Wirkungskreis der Beratungs stelle, über die zur Einschränkung der öffentlichen Ausländsanleihen getroffenen Vorkehrungen und üb« die" Tätigkeit der Beratungsstelle. Des weiteren ist dem Reichstag ein Bericht des Reichsverkehrsministers über die Betriebsver hältnisse, Verkehrsleistungen und Geschäftsergeb- nisse der Deutschen Reichsbahn im dritten Kalen- deroierteljahr 1926 zugegangen, sowie eine Zusam menstellung des Reichsarbeitsministers der von >en einzelnen Fürsorgebehörden ausgestellten Richt- ätze und der Einkommensätze für die Wochenfür- orge nach dem Stande vom 1. September 1926.' 8S. Jahrgang v« Zerfall der «PD. Wien, 17. 1. Bekanntlich war «s bereits vor einigen Wochen zu schweren Unstimmigkeiten innerhalb der österreichischen kommunistischen Partei gekommen, die mit der Spaltung des Parteivorstandes endete. Di« Parteileitung scheint nun zu der Erkenntnis ge kommen zu sein, daß sie dennoch einen nennenswerte» Einfluß ausüben kann. Di« Opposition in der kom munistischen Partei scheint sich mit dem Plane z» tragen, als selbständige Partei austreten zu wollen. Die alten Führer rufen Moskau zu Hilfe. Die kom munistisch« International« hat auch bereits «ine Kom mission eingesetzt, die im Lauf« d«r nächsten Woche in Wien eintreffen wird. Sollt« es nicht geling«», die Zwistigkeiten bekzulegen, so soll die kommunistisch« Partei Oesterreichs als selbständig« Partei aufgelöst werden und als «ine Sektton Oesterreich der kommu nistischen Partei Deutschland» angeschlossen werden. In diesem Fall soll dann der reichsdeutsche Kommunist und ehemalige Relchstagsabgeordnete Brandler d« Leitung der Sektion Oesterreich Übernehmen. Die Tscheche» mache» wieder Slaadal! Unter Kieser Ueberschrift gibt das „Stockholmer Dagblad" «kn Telegramm aus Detroit (Amerika) wieder, nach welchem es beim Scklußmatch de» tschechischen Fußballklubs „Sparta" Prag gegen „Ml Stars" zwischen den tschechischen Spielern und dem Publikum zu Gewalttätigkeiten kam, so daß die Polizei mit vorgehaltenen Revolver» dm Spielplatz räumen mußte. Das schwedisch« Blatt bemerkt dazu u. a.: „Wir hatten mit dm Tschechen Unannehmlichkeiten, als sie unsere Gäste warm, und es gibt kaum ein Land, in welchem die tschechischen Fußballspieler keinen sehr un sympathischen Eindruck hinterlassen hätten. So weit es sich um Sport handelt, sind die Tscheche» mit „moral insanity" behaftet, was bewirkt, dah sie scheinbar vom Begriff des Gentlemantum» sehr weit entfernt sind. Dann meint das Blatt, daß die Schweden keinen Grund haben, mit den Tschechen zu verkehren, denn sie haben kein« Zeit, dies« zu erziehen. Dazu sind offenbar ganW Generationen nötig. Das Stockholmer Sportblatt „Idvottsbladet" knüpft an diese Mitteilungen folgend« Ausführun gen unter dem Titel: „Ein neu« Gassenbuben- streich der Tschechen, die Spieler der „Sparta" fast gelyncht": „Vor vier Monaten verübten di» Tschechen auf unserem Stadion einen Skandal, als sie dem Schiedsrichter Gehorsam verweiger ten. Daß die Spieler der Republik noch in diesem Jahre bessere <Ätten lernen würden, haben wir nicht erwartet. Der Skandal m Amerika gibt unserer Auffassung recht." Zum Schluß droht das Blatt den tschechischen Spielern mit dem Boykott. Qkfinosoi Dreimal täglich mit eblnosoltösuae xureeln unä klasensvüluagen. LKInosol ist m allen HpotNeken unä Drogerien vorrätig. Versucbspaclrung nur 60 Pf., groüs Packung (vorteilhafter) 2.— kitt. Oebraucksanvelsung liegt bei. Illis LaoLuvgsn »lock bestimmt vorrätig iu äsr Friedrich Augsburger Ein frederizianischer Roman von Wolfgang Marken. (Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau.) 81 Nachdruck verboten 8. Lin Kampf ums Recht. Heller Mondonschern umfing den Rittmeister, als er das Schloß verließ. Er atnret« tief di« klar« Nachtkust ein und Überlegt«, wohin er seinen Schritt lenken sollt«. Nur nicht heim! Nicht heim! Tr lachte bitter auf Was war für ihn Daheimsein? Er hatte Vater imd Mutter nicht gekannt. Am warmen Herde in des Meisters Haus in Ilsleben da hatte kr sich heinrisch gefühlt. Da war ihm zum ersten Mak« zum Bewußtsein gekommen, wie köstlich es Hst, im Kreise lieber, gut« Menschen zu weilen. Er dachte an Marlene und biß die Zähne Zusammen. Ich will incht m«hr an dich denken, an dich, die Spott mit meinem ehrlichen Herzen treibt. Marlen», schönstes Mädchen, Braunhaarige, Küße! Ich hatte den Ehrgeiz, dich heimzuführen, zch, der Rittmeister von Habenichts, der arme Teufel. Schönes, seliges Träumen. Vorbei! Nur «richt gu Boden r«ißen lassen von der Enttäuschung. Er beschleunigte fernen Schritt und blieb vor Lem Preußischen Hof stehen. Das war Berlins j-ornehmfte Gaststätte zur Zeit des Soldatew- Mnias, berühmt durch seinen famosen Weinkeller. M« Friedrich Augsburger sich anschickte, in das Lokal zu treten, sah ihn der Hausknecht, schrak förmlich zusammen unv riß dann die Türe weit auf. Mit tiefen Bücklingen begrüßt« er den Ritt meister, der die Stufen nach der im Keller gele genen Weinstube Hinabstieg. Vor der Tür« blieb er stehen und lauschte. Wilder Lärm, Streiten, Lachen, Gröhlen klang durch di« schwer« Eichentüre. ' „Ich werde zum König kommen. Der König ist gerecht," hörte er eine jung«, trotzige Stimm«. Laute» Gelächter antwortet«. „Ich dring' bi» zum König. Bei meinem Leben. Nicht «her will ich Berlin verlassen." „Bauer, hast du noch nicht den Mut verloren? Drei Tage schon läufst du dir die Hacken krumm. Nichts hat genützt." Da trat der Rittmeister «in. Mer Augen wandten sich nach der Tür. Im Augenblick war Stille im Raum. Die angezechien Offizier« starrten blaß auf den Rittm«ist»r. Sie wußten nicht, was sie tun sollten. Da stand der Liebling des Königs. Furcht über die letztem unbedachten Worte kroch in ihre Herzen, und sie atmeten alle auf, als der Rittmeister grüßte: „Guten Abend, meine Herren!" „Guten Abend, Herr von Augsburger!" scholl «s ihm entgegen. Di« fremden, zugereisten Gäste sahen verwundert auf dm prächtigen, bildschönen Offizier. Der Rittmeisttr sah sich nach «mein Platze um. All«» war besetzt, überall saßen lachend«, plau- dsmde, zum Teil angeheiterte Gäste. Nur an einem Tisch saß ein einzelner. Ein junger Bauer in vornehnrer Tracht, wie sie da- matz die Bauern in der Lausitz trugen. „Ist's erlaubt?" fragte der Rittmeister, ehe di« Offiziere ihn an ihren Tisch einladen konnten. D-r Bauer verbeugt« sich beinah« kavalier mäßig. Friedrich sah erstaunt auf den Fremd ling, d«r sich Berlins teuerstes Hotel zum Aufent halt erkor. War ein hübscher Bursche, vielleicht «in paar zwanzig Jahr« alt. Das wellige Braun Haar verlieh dem frischen Gesicht beinahe etwas Mädchenhaftes. Ein paar Feueraugen, aus denen Bitternis, Zorn und Stolz sprachen, trafen den Rittmeister. „Schön Dank!" „Der Dank ist auf meiner Seite, Ew. Gnaden." „Dank? Für was wollt Ihr mir dankbar sein, mem Freund?" „Daß Sie sich zu einem Bauern setzen, Ew. Gnaden." „Merkt's, ich bin d«r Rittmeister Augsburger. Drum spart Tur« Anrede. Ich bin kein Ew. Gnaden. Wenn Ihr ein Bauer seid, so habt Ihr doch «in Handwerk, wie es Gott nicht besser schaffen könnt'. Ich acht' Euch hoch als Bauer." Des jungen Bauern Augen strahlt«» ihn dank- bar an. „Herr Rittmeister, Sie sind gut zu mir. Ich halt' schon allen Mut verloren. Alle spotten sie meiner Not." „War hat Euch nach Berlin getrieben?" „Meines Vaters Elend. Das zuckende Herz in der Brust. Mein Recht will ich! Zum König wM ich!" „Zum König?" »Ja, Herr Rittmeister. Gerechtigkeit! Darum will ich ihn bitten. Und — kam, nicht zu ihm. Me Türen sind mir verschlossen." Fast unwillig sah der Rittmeister auf den jun gen Bauern. „Der König ist für jeden zu sprechen." „Hab' ich auch gedacht," sprach der Bauer wie der. „Ich hab' daran geglaubt, wie an's Evan gelium. Es nmß aber Lüge sein. Drei Gesuch- Haben wir von meiner Heimat an den König gesandt, umsonst war alles. Drei Tage lang laufe ich ntir schon die Füße wund, um ein« Audienz beim König zu erlangen. Von einer Stelle zur anderen schickt man mich. Zum König komm' ich nicht." Eine Weile schwieg Friedrich still und sann. Schließlich sagt« er zu dem Sprecher: „Ihr wollt zum König, um — anzuklagen?" „Äal" Wen?" ',Den Grafen Rappoltstein." Augsburger wollte seinen Ohren nicht trauen. „Sagt's noch einmal." „Den Grafen Rappoltstein." „Wißt Ihr, daß Graf Rappoltstein «in Ver trauter des Königs ist, vielleicht sein Freund, sein Jagdgenosse ist?" „Ja, ich weiß es," bitter sprach? der jung« Bauer. „Wollt Ihr mir erzählen, was Euch betroffen hat?" Tief holt« der junge Bauer Atem, dann nickt« er: „Ja, Herr Rittmeister, zu Ihnen hab' ich Vertrauen." Und dann erzählte er: „Herr Rittmeister, ich heiß' Karl Laßner. Un ser Geschlecht sitzt seit Jahrhunderten an der Lau sitz, dicht an der Grenze von Sachsen. Wir hän gen am Boden und lieben die Heimat. An meines Vaters Besitz grenzen die Besitzungen de» Grafen Rappoltstein. Unser Wald, vier Hektar groß, stößt wie «in Keil in Graf Rappoltstein» Jagdgebiet. Zu seinem Aerger. Mein Vater sollt' ihm den Wald verkaufen. Mein Vater liebt den Wald. Er ist mehr Heger denn Jäger. Unser Wald ist drum reich an Wild, wir haben an zweihundert Hirsche und fünfhundert Reh«. Graf Rappoltstein behauptet, sein Wild wechsle alles in unser Revier. Vielleicht ist's schon so, Gras "Rappoltstein ist kein Jäger, er ist «in Metz ger unter seinen Tieren. Bald werden seine Wäl der ohne Wild sein. Darum hat uns Graf Rappoltstein unseren Wald gestohlen." (Fortsetzung folgt.)
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