Volltext Seite (XML)
Frankenberger Erzähler Nnterhaltttngsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Rr. 93 Mttwoch» den 8. Dezember RomLQ von Llsbetd Loroksrt Arheberrechtsschutz durch Hermann Berger, Roman-Verlag, Berlin SO. 36. 1? Nachdruck verboten Ilse lachte: „Den Wunsch hätte ich wohl." Dann wandte fie sich an das junge Mädchen und reichte ihr freundlich die Hand. „Die Vorstellung wäre also vollzogen, liebes Fräulein Baumann; wenigstens weiß ich doch Ihren Namen." „Ich bin die Tochter des Verwalters von Pawlo witz. Mein Vater steht in gräflichen Diensten —" < „Und war früher in Tworrau," ergänzte Lotti. „Wa rum seid ihr eigentlich von Tworrau fortgezogen?" „Deine Mutter, die Frau Gräfin, bestimmte es so," er widerte Ally leise, während ein flammendes Rot ihre Wangen bedeckte. „Und Sie sind so lange nicht in Tworrau gewesen und Haden doch immer so schön mit uns gespielt." „Ich war lang« Zeit kränk — im März war es — und ich kann mich noch immer nicht davon erholen — besonders weit gehen kann ich nicht. Nur bis — hierher an diesen Platz — schleppe ich mich zuweilen," erwiderte sie stockend mit tränenerstickter Stimme. Ilse betrachtete teilnehmend das Magere, bleiche Gesicht mit dem rührend lieblichen Ausdruck darin. „Sie werden sich bald wieder erholen," sagte sie tröstend, aber Lilly Baumann schüttelte den Kopf: „Niemals mehr!" Erschrocken blickte Ilse jetzt auf. Welcher resignierte Schmerz lag in diesem „Niemals mehr!" „Wenn ich Ihnen doch helfen könnte!" rief sie unwill kürlich aus. Fast schüchtern sah Lilly zu dem kräftigen, schlanken MSd- chen auf, in dessen schönen Zügen sich Kraft und Energie widerspiegelten, und seufzte leise. Die gehörte zu den Stärken, Mächtigen, die nie in Versuchung kommen die würde sie nicht verstehen, nicht begreifen; die würde fie verdam men und verurteilen. Und dennoch zog sie es mit magischer Gewalt zu dieser Fremden; es erfahre sie plötzlich eine heitze Sehnsucht, jemand ihr Leid anzuoertrauen, fie hatte sich so brennend eine Freundin gewünscht, um sich nur einmal weingstens die Last von der Seele zu reden. Die Eltern trugen schon schwer genurg an dem Kummer, sie durste ihnen nicht noch mit Magen kommen. Und wie es in ihrer Natur lag, folgte sie blindlings ihre» Eingebungen. „Lotti," sagte sie zu dem Kind«, „ich will dir «nm Platz zeigen, wo die schönsten, saftigsten Erdbeeren stehen. Willst du uns einige holen?" „Gem, wenn ich darf," erwiderte Lotti mit einem fragen den Blick auf Ilse. Diese, die wohl die Absicht des jungen Mädchens erraten mochte, nickte bejahend, und bald wär Lotti fortgetausen, dem Platz zu, den Lilly ihr bezeichnet hatte. Die beiden Mädchen setzten sich nun auf di« Moosbank, und Ilse nahm teilnehmend di« Hand der anderen in die ihre: „Wollen Sie mir nun sagen, was Sie vorhin so be trübte?" Ein Schlugen verhindert Tilly zunächst am Sprechen, aber dann brach es leidenschaftlich aus ihr heraus: „Dieser Ort, diese Stell« — war mein Verhängnis! — O hätte ich ibn nie gesehen! Ich bin «ine Verzweifelte, Unglückliche, und wenn ich nicht an meinen guten Daler, an mein« lieb« Mutter dächte, so hält« ich längst „Um Gott« willem Kind, was reden S« da!" rief Ilft heftig erschrocken. „Dieser Lebensüberdruß diese Derzweif- rung bet einem so junge« Mädchen, wie ist das nur denkbar?" „Denkbar? — O, Fräulein Römer — st stWk Lotti WM — w«d«S Sie es begreifen, wam ich säge, dah ich um mein Hekkgftes, um Wede und Eh« betrog« wurde, datz ich MU ei» Schandfleck für die FamSK, «kN« Ausgeststzvw bm? — Sß »G NWiWtMhM-sar «jstaSb—- a» achten Sie mich — wie alle — all« — gehen Sie fort meiden Sie meine unreine Nähe, Sie Reme, Stolze! — — O, ich habe es ja gemuht — And dennoch, mich zog es zq Ihnen — ich mutzte es Ihnen gestehen, selbst um den Preis der Verachtung — aber nun — nun —" Wieder erstickte «n Schlugen ihre Stimm«, es Kang verzweiflungsvoll wehe. Da legte Ilse erschüttert den Arm um di« schranke, zarte Gestalt und bettete den Kopf an ihre Brust: „Liebes Kind, weinen Sie nicht — 'ich gehe nicht von Ihnen — ich verachte und verdamme Sie auch Nicht. Wie könnte ich? Darf ich von mir sagen, dah ich ohn« Sünde bin, und hab« ich ein Recht, einen Stein aus Sie zu werfen? Nein, beruhigen »ie sich und erleichtern Sie Ihr Herz» das wird Ihnen gut tun. Wir sehen uns heute zum erstenmal, aber wie mein Herz Ihnen sogleich beim ersten Blick mflog, so sage ich Ihnen, datz Sie an kein« Umischt» mit Ihrem Vertrauen geraten sind." „Das fühlte ich — darum muhte ich sprechen," erwidert« das Mädchen, schon etwas ruhiger. ,O, Sie sind so gut — darum kann ich getrost meine Buchte vollenden: Ich war ! ein törichtes, leichtgläubiges Mädchen, das heihen Liebes- schwüren und Beteuerungen nur zu gern Glauben schenkt«, j das alle seine heitze Liebe preisgab für den Euren, der — sie mißbrauchte." : „Der Schurke!" entfuhr es Ilse fast wider Willen. Lilly Baumann sah sie ganz entsetzt au: „Sagen Sir : das nicht — o, sagen Sre das nicht!" rief sie leidenschaftlich erregt: „Ich liebe ihn so Heitz — st Heitz!" ,Mie? Sie können den noch lieben, der " „Ja, st und tausendmal ja, trotzdem ich Ruf und Ehre für ihn opferte, trotzdem ich um seinetwillen eine Ausge- stotzene bin und mein armer Datei deshalb von Tworrau fort mutzt«!" „Von Tworrau?" — Es war Ilse, als wenn jemand mit einem kästen Stahl plötzlich ihr HerZ durchbohrte. .Zon Tworrau? Warum von Tworrau?" fragte sie noch emmal mit bebender Stimjme. Lilly schwieg eine Weil« zögernd, dann sagst fie leise: „Weil ich oder vielmehr, w«l er mir nicht begegnen soll — ! der hochgeborene H-rr — Die arme Derwalterstochter patzt nicht zu ihm — er soll doch — was ist Ihnen Fräulein Römer — Fräulein Römer —" Ilse war kreideweih geworden; fie schlang die Hände ineinander und metzle sie zusammen, datz es sie schmerzte. i Erft als Litty so eigentümlich wild und vermehrend ihre« Namen nannte, faste sie sich Was dachte das Mädchen? ! Um Gottes willen! Mit einem Satz sprang fi« auf und streckt« ihr« beide Hände hin: j „Armes Kind, was müssen Sie gelitten haben! Aber Sie sollen wieder heiter und fröhlich werden. Sie sollen sich wieder aufrichten und mutig ins Leben schauen lernen. Pur durch das Leben kann man eine Schuld sühnen, nicht durch , den Tok. Ich will Ihnen darin beistehen und helfen, st viel ich vermag, und an dieser Stelle wüsten wir uns öfter j treffen. Sie sollen nicht zu Grund« gehen um eines — ; Sch ... — wstkn. Ihr junges, Hoffnungsvolks Leb« soll durch — ihn nicht zerstört werde« — versprechen Sie mir, Nicht mehr st viel zu weinen — denke» Sie daran, datz Sie jetzt ein« Freundin haben." Ueberwültiat von st viel Güte, ergriff Tilly Ilses Hände und pretzte sie, ehe dies« es verhindern stnnt«, an ihre Liwen. „Sie find ein Engel an Barmherzigkeit, Sie «isst« nicht, was Sie mrr heute getan hab«." ! Ein Heller Jauchzer Lottst, die mit einer Mo»« ES» Herren herbeklief, verstirbst, An weiter« GespräL Rach wenigen gleichgültig« Wort« verabschiedet« Kst flch «« j Wgy Bmaqw» rmk tust M H« nach»» Bw-MAm