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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 27.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192607277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19260727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19260727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-27
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
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Erledigung der Debatte das sogenannte Dringlich geheimnisvolles Hochzeitslied. Hochzeit! Es Die Redner setzten sich sämtlich für das Ehrenmal sucht, wird die Noggenernte gut sein. der Der „Morgen beim Morgenrot Da kommt ein Schnitter, Und der Hecht Tod." Melodisch klingt das „Ping, Ping" klopfenden Hämmer in die Dorfabendstille. lachen und plaudern in froher Weise, als ob ihnen die schwere Erntearbeit keine Schmerzen be reitet. Schwer ist das Los der Scbnüter. Tag- einer anschließenden Versammlung der Vertreter derFrontkämpserorganisationen, der Kriegsbe schädigten und der Kriegshinterbliebenen statt. Aus Kelmal and Vaterland Frankenberg, den 27. Juli 1926. Sensen im Korn Die Erntezeit ist da. Das goldgelbe Meer zranzWsche «ablneNrberatungea über die «ealernngseMiirung Das neue Finanzprogramm. Paris, 26. 7. Das Kabinett «st heute nachmittag unter dem Vorsitz von Poincare zu sammengetreten, um die Beratungen über die Regierungserklärung und di« Finanzprojekte fort- zusctzen. Die Regierungserklärung wird morgen in der Hammer von Poincarö, im Secktrt vom Justizminister Barthou verlesen werden. Die Ne- gierung wird sich der Eröffnung einer General, debatte über die politische Lage widersetzen und gleich nach der Regierungserklärung die Finanz- Projekte der Kammer vorlegen, die dann an die Finanzkommission überwiesen werden. Eine Ge neraldebatte über die Finanzprojekte wird vor aussichtlich .erst Ende der Woche erfolgen. Der Tert der Regierungserklärung sowie der endgültige Tert der Finanzprojektc wird in der morgigen Ministerratssitzung unter den, Vorsitz des Präsi denten der Republik festgelegt werden. Die Re gierungserklärung wird sehr kurz sein und sich damit begnügen, einen Appell an das Volk zu richten, in dem die Mitarbeit für die Wiederher- - stellung des Franken gefordert wird. Wie ver lautet, werden die Finanzprojekte sich in großen Zügen den Finanzprojekten anpassen, die bereits Caillaur ausgearbeitet hat. Die Negierung hält eine Erhöhung der direkten und indirekten Steuern für erforderlich, sowie eine Vereinheitlichung der Umsatzsteuer auf zwei Prozent und eine Erhöhung der Einkommen- und Erbschaftssteuer. Poincarv, der heute vormittag dem Kammerpräsidenten Peret einen Besuch abstattete, verhandelte heute nachmittag längere Zeit mit dem Handelsminister Bokanowski. Nach Mitteilungen von feiten des Finanzministers dürfte das neue Finanzprogramm der Regierung folgende Punkte xnthalten. Das Programm besteht aus 10 Artikeln. In den ersten Artikeln werden die indirekten Steuern be handelt. Jnbezug aus die direkten Steuern hält sich die Negierung an die seinerzcit gemachten Vor schläge des Sachverständigenkomitecs. Man er wartet auf Grund dieser Vorschläge eine Erhöhung der Eingänge an Steuern für das -weite Halb jahr 1926 um 2,5 Milliarden Franken. Dieser Betrag soll auf folgende Weise erzielt werden: 1. , Durch Erhöhung der Einfuhrzölle für Kaffee, Tee, Reis und Vanille. Hierdurch soll der Be trag von 1,5 Milliarden Franken eingeben. 2. Vereinheitlichung der Umsatzsteuer aus "2 Prozent. Hierdurch sollen 606 Millionen Franken eingehe». 3. Durch Erhöhung der Transportkosten. In »velchem Umfange diese erhöht werden solbn, steht noch nicht fest, doch soll hierdurch das Budget der Eisenbahnen ausgeglichen werden. 4. Durch Erhöhung der Zölle. Hierdurch sollen 400 Mill. Franken eingehen. Die Negierung wird ferner eine wesentliche Erhöhung der direkten Steuern Vorschlägen und zwar eine Gesamterhöhung der Einkommensteuer und «ine Erhöhung der Erb schaftssteuer. Die Ausarbeitung dieses Teiles S« Streit um dar Ehrenmal Besichtigung der Toteninsc! im Rhein durch die Frontkämpf, rorganisationen. 6—10 Sarg wieder in eine Lage gebracht, das; die Bei- „ . . setzung hätte fortgesetzt werden können, doch hatte Und der Bauer geht zufrieden durch die der Geistliche in der Zwischenzeit eine andere Be- von den Mägden aufgestellten Mandeln. Schmer „digung begonnen, so das; die Leidtragenden und dick sind in diesem Jahr die Aehren. Viel eine'volle Stunde an der offenen Gruft verharren Körner sind darin, die die Säcke füllen. Lang mußten, ehe di« so peinlich unterbrochene Feier- und gelb sind die Halme und geben gutes Stroh. ,,chteit zu Ende geführt werden konnte. Der in Wenn kein Unwetler das gemähte Getreide heim- dem 52jährigen Bestehen des hiesigen Friedhofes r-i- „gch vvrgekommene Zwischenfall ist darauf Landmann geht schweren Schrittes über den Hof und trifft die lebten Vorbereitungen zur Ernte. Dann sinkt die Nacht, und alles liegt in tiefer Ruh'. Doch wenn der Morgen graut, dann erheben sich Knechte und Mägde von ihrer Lagerstatt und gehen hinaus in die wogenden Felder und mähen das reife Korn. Die Sense rauscht, die Sense singt. Die Aehren sinken unter dem schar fen Stahl zur Erde. In langen Schwaden liegt der geschnittene Sommerhalm auf dem Felde. Emsig sind die Mägde damit beschäftigt, den Roggen zu Garben zu binden. Im groben, blaue» Lcinenkittel, ei» buntgeblümtes Tuch über den» Kopf, schlurren sie barfuß in Lederpantoffcln über die Stoppeln. Wettergebräunt sind ihre Arme, aus ihren Augen blitzt der Schalk. Sie der Finanzprojekte ist dem Handelsminister Boka-! her Totenknsel' bei Lorch ein und brachten nowski übertragen worden, der in der heutigen - - - - — 5.. Kabinettssitzung über das Resultat seiner Arbeiten Bericht erstatten wird. Die Regierung wird von der Kammer die. Genehmigung erlangen, aus dem Berordnungswege weitgehende Sparmaßnahmen in der öffentlichen Verwaltung durchzuführen. Dieser Plan stützt sich aus die Vorschläge, die der Vorsitzende der Wirtschaftskommission der Kam pier, Marin, der jetzige Pensionsminister, ans gearbeitet hat. Konstituierung der französ. Parlaments- gruppe für öffentliche Wohlfahrt Paris, 26. 7. Die Parlamentsgruppe für öffentliche Wohlfahrt, die während der letzten Zeit eine so bedeutende Rolle spielte, hat sich heute nachmittag endgültig konstituiert. Der Algeord- von v.s Mr vormittags bis 1 Ubr nachmittag, und van S bi« 6 Uhr nachmittag« statt. _ Gelchäktsftttte de« Landerautschusse« Sachsen der deutschen JuaendaerdSnd« wir» am 28. Juli 1926 von Dresden-A. l. Ostra-Mee y, IL noch Dre-den-A. 1, Amalienstraße S, Ist verlegt. Dt« Fernlprechnummer bleibt wie bisher Dresden 28 637. s Sine Lehr- und Melsterschnle für da« Buch- druckgewerbe. Der Deutiche Buchdruaerverein plant die Errichtung einer Lehr- und Meisterschule für das Buchdruckaewerbe in Leipzig. Die Vorarbeiten sind soweit gediehen, bah der Buchdruckerverein im Herbst aut Kiner Haupt Versammlung in Eisenach sich end gültig damit beschäftigen wird. Die Kosten von etwa einer Million sollen der sächsische Staat, di« Siadt Leipzig — die auch das Gelände gegetzüber dem Deutschen Vuchgewerbehau« an der Dolzstraße al« Bauplatz zur Verfügung stellt — und der Buch- druckerverein unter üch teilen. Die Melsterjchule soll eine organisch« Fortbildung von der Lehrlingsschiile zur Gehilfen, und Meisterschule bieten: denn, wie die Zeitschrift de« Buchdruckervereins schreibt: das Buchdruckergewerbe kann nur wieder auf eine künst lerische und wirtschaftliche Höhe gebracht werden, wenn jeder Gewerbsangehörige, Gehilfe und Prin zipal, sich al« Meister in seinem Fach» fühlt und es in der Tat auch ist. Di« Verbindung von Gehilfen« und Meisterschule hat sich in der graphischen Lehr und Versuchsanstalt in Wien leit Jahrzehnten al« äußerst praktisch und segensreich bewährt. gekürzt werden. Der Kammerpräsident wird nach Anhörung des Berichterstatters und eines einzigen Redners der Minderheiten de» Schluß der allge meine» Debatte verkünden. Man rechnet damit, daß die Kammerdcbntte bereits am kommenden Sonnabend beginnen kann. X Der Franken geht erneut zuiM Paris, 27. 7. Die Besserung der fran zösischen Währung ist gestern zum Stillstand ge kommen. Das englische Pfund, das gestern amt lich 190 notierte, zog nachbörslich aus 196,5 an, der Dollar von 38,97 aus 40,40. Das neue Falle» des Franken wird damit erklärt, daß die nächsten Zahlungen Frankreichs in Dollar und Pfunde» zu leisten sind. Man nimmt an, daß die Negierung große Mengen Devisen ankaufte. nete Morineau wurde in seinem Amt als Vor sitzender bestätigt. Einstimmig wurde eine Kund gebung gutgeheißen, die an sämtliche Parlamen tarier gerichtet werden soll. Es heißt darin ü. a., daß di« Mitglieder der Gruppe die freie Verpflich tung elngehcn, ihre politischen Interessen zu ver- gessen unv sich ganz der Aufgabe der Wiederauf richtung des Franken widmen. I» der Kund gebung wird ferner darauf hingewiesen, daß der Geist der nationalen Einigung für die Bildung des Kabinetts bestimmend gewesen sei. Ohne Unterstützung der Linksgruppen sei es nicht mög lich, der Regierung eine kompakte Mehrheit zu verschaffen. PolncarS beantragt das Nlnglichkelts- verfahren für dte Kammerdebatte Paris, 26. 7. Die Kammersitzung wird von kurzer Dauer sei». Nach Verlesung der Regie rungserklärung hat der Ministerpräsident die Ver tagung aller Interpellationen unter Hinweis dar auf beantragt, daß die Interpellanten Gelegenheit hätte», ihre» Standpunkt im Verlaufe der allge meinen Aussprache darzulegen. Poincars wird die Vertrauensfrage stelle». Man rechnet mit einer Neaierungsmehrheit von 350 bis 360, ja sogar auch mit 380 Stimmen. Poincarö hat den Kam merpräsidenten schriftlich ersucht, zur beschleunigte» beträchtlich« Anzahl der Verbände sich mehr für die Verlegung des Ehrenmals bei Lorch am Rhein aussprechen. Nachdem jetzt auch das Preußische Staateminillerium in die Dlckiüston elngearlffen und dem Neichrkanzkr den Vorlchlaa gemacht bat, dem Projekt Berlin nach dem «ftten Vorschlag« des N«ichsprästd«nt«n von Hindenburg d«n Vorrang zu geben, in zweiter Linie Lorch in Betracht zu zkktn, ist e» wahrscheinlich, daß die Anstcht de« Reichlinnenminister« in der Minderheit bleiben und schließlich da, Nh«inproj«kt den Vorm» erhält. s Kein Schützenfest wegen UnnaGgiebigkeit d«r Behörde bat die Stadt Tanna <Reuß) in die sem Jahre. Weil die Stadtverwaltung kein« Er mäßigung der Lustbarkeitssteuer eintreten ließ, be schloß die Schüdengeselsichaft da» leit über 100 Jahren übliche Schützenfest für dies«« Jahr an,- sollen zu lassen. Da« Verhalten der Stadtver waltung war gewiß nicht volkswirtschaftlich, da durch die Volksfeste doch auch ein regerer Geschäfts verkehr hervorgerufen wird. f Flöha. An eine« Baustell« der Strecke Flöha- Erdmannsdorf entgleiste am Sonntag früh di« Maschine eines nach dem Gebirge fabrendtn Sonderruges und fuhr noch etwa neun Wakien- längen außerhalb des Geleise«. Durch die Geistes- oegenwart de« Maschinentührer» wurd« ein gröbere» Unglück verhütet, lo daß Menschenleben nicht ge fährdet wurden. Der Verkehr wurd« durch Um steigen aufrecht erhalten, bis der von Chemnitz b«r- bsigerufen« Kilfszug die Maschine wieder in« Gel«l« gebracht hatte. — Chemnitz. Auf dem hiesigen Jahrmarkts- platze geriet am Hellen lichten Tage ein 25jäh- riges Mädchen mit einen: gleichaltrigen Hand- lungsgehilsen, mit dein sie ein Liebesverhältnis unterhalten hatte, in einen scharfen Wortwechsel, -der schließlich in eine Prügelei ausartete. Ehe die Passanten zuspringen konnten, erlitt das Mäd- chLn eine derart schwere Kopfverletzung, daß sie nach der Camariterwache gebracht und von dort dem Krankenhause zugeführt werden mußte. — Beim Vaden.ertrank am Sonnabend nachmittag in einem unweit der Elösaer Straße gelegenen . — . - Steinbruchsteich der hier Zöllnerstraße 35 bei aus, tagem, vom frühen Morgen bis zum spaten seine» Eltern wohnhafte 19 Jahre alte Schlosser Mend verrichten sie in gebückter Stellung das > «„bert Richter. Der Leichnam konnte nach dem ^Unfall sofort von einem Schwimmer aus vier Besser haben es dagegen die Schnitter der Meter Tiefe geborgen werde». Bei einer die- ^r- .. m-r. - awWcücnde.e» Bauern In kur er Zeit schnei-^s„ Tage auf dem hiesigen Friedhöfe stattgefuii- das m einer Entschließung an die Ncichsregie- den sie das Korn. Auf ihren Feldern klappernden Beisetzung ereignete sich der unangenehme rung Z"M Ausdruck. i die Mähmaschinen. Der Schnitter auf dem s Zwischenfall, daß der Sarg beim Herniederlasscn schwankenden Sitz der Maschine, treibt dk dicke» pE mit dumpfem Gepolter in das Grab Gaule nn Schritt durch das wogende Getreide stürzte. Erst nach einer Viertelstunde" war der man dahin nbereingefommen, die Enncheidung ^d schafft mindestens ebensoviel wie " .... - über den Platz für das Reichschrenmal hinauszu- Kckmitle,- schieben, bis das Kabinett wieder vollzählig in, - ' - — Berlin anwesend Ist. Inzwischen wird, wie wir! hören, Reichrinnenmlnister Dr. Külz die Derhand- lmmen mit den Verbänden und Organisationen! fortsühren und die schriftlich «ingereichten Pläne z einer eingehenden Prüfung unterziehen. Dr. Külz. Ist noch immer geneigt, Berka zur Errichtung des Neichsehrenmals zu empfehlen. Bei einer genauen Ueberprüfung zeigt sich jedoch, daß der überwiegen de Teil der Minister, Parlamentarier sowie eine Berlin, 27. 7. Wie die Morgenblätter aus Bingen melden, fand gestern von Lorch aus die Besichtigung der Toteninsel im Rhein mit geiimmre Luingum- ährenschweren Noggens singt in seinem He- keitrverfahren e,»zuschlagen. Nach Einbringung ^n und Senken, seinem Auf- unL Niederwallen der Fmanzproiekte wird die Kammer über die ?in geheimnisvolles Hochzeitslied. Hochzeit! Es Dringlichkeitsmethode» zur Abstimmung schreiten, z» ^forderlich ist eine Zweidrittelmehrheit , Im Abendsonnenschein dengeln die Schnitter die öffentliche Kammerdebatte wird erheblich ab-. ihre Sensen; denn: » zurückzusühren, daß der Sarg von auswärts f Di« Zahlung der Mllitäroersorgungsgebühr- stammte und einen besonders gehobelten Bod n Nisse kür den Monat August 192« findet beim hie- besaß, was im allgemeine» hier und auch auswaUs sigen Postamt Donversta«, 2!) Jnli, in der Zeit zur Vermeidung des Nutschens nicht üblich ist. Die Reparaüonskommisslsn will sparen Paris, 27. 7. Wie Kas'„Echo d« Paris" mitteilt, haben die Gesamtausgaben für den fran zösischen Delegierten der Neparattonskommission, der gleichzeitig deren Vorsitzender ist, während der ersten 6 Monate dieses Jahres 63 871 Mau ken betragen. Die Ausgaben der Neparattons-- kommission seien, seitdem der Dawesplan in Kraft sei, um 55 Prozent vermindert worden. Eine weitere Herabsetzung werde erwogen. ävm allarbsäsuteockstsn uoä preisvvrt«st»o 8p«küdLU8 kiir sodta Ll«Ini,t»Us uz gapo » « u phg VD Ok IS 8 vsm Die vier MMinder vom MeSlattWO Ein heiterer Roman von Friede Birkner. Lopz-iiAbt 1925 bv Karl Köhler 8: Eo., Berlin- Zehlendorf. 4 Nachdruck verboten „O, Herr Sanitätsrat, Sl: machen mich ja noch immer glückseliger durch Ihre Berichte." „Jedenfalls freue ich mich sehr für Sie, liebes Kind, den» Ihre nächste Zukunft sah nicht eben sehr rosig aus. Es ist nur gut," lachte der alte Herr jetzt auf, „daß außer Ihne» noch ein weib liches Wese» Miierbe ist, so daß Sie nicht allein mit zwei Junggesellen im Kleeblattschloß Hausen." Hella sah ihn für einen Augenblick er schrocken an. „Das habe ich noch gar nicht bedacht. — Aber es ist außerdem noch dieses Fräulein Schenk da." „Das hat sich wohl Herr von Berg auch so gedockt, daß er Fräulein Schenk so quasi als Anstandsu auwau eingesetzt hat. Also nochmals, liebes Kind, alles Gute für die Zukunft — und fasse» Sic Ihre» alten Sanitätsrat mal etwas von sich hören!" „Ganz gewiß, Herr Sanitätsrat — und nochmals viele», viele» Dank, daß Sie sich da mals meiner angenommen hatten." „Was in meinen Kräften stand, habe ich gern getan." Am nächste» Tage holte Hella sich ihr Geld vo» der Bank mzd ging in ein Modeatelier, das ihr nicht so arg teuer erschien. Dort suchte sie sich «in einfaches graues Neisekostüm mit verfchie- denen Bluse», ei» Kleidsames Ncisehütchen und ein geschmackvolles, einfaches, schwarzes Abendkleid aus, zahlte die gewählten Sachen, ließ sie sich in ein herbeigeholtes Anto bringen und fuhr stolz und glücklich davon. I» ihrer Wohnung augelangt, schrieb sie zuerst an Notar Alkers, bestätigte den Empfang der Testamentsabschrist und kündete ihre Ankunft in Sophienlust für den letzten Juni an. Nachdem das besorgt war, zog sie ihre» Koffer vor und packte ihre wenigen, aber solide» Habseligkeiten zusammen lind bemerkte, daß ein ekeganter Handkoffer noch dringend nötig sei. Sie unterbrach ihre Arbeit und ging schnell, sich noch erneu Handkoffer zu besorgen. Am Abend war sie mit Packen fertig, hatte der Wirtin das Zimmer gekündigt für den kom mende» Tag und lag nun todmüde, aber glücklich in ihrem Bett und schlief, selig träumend, bis hin ein in den sonnigen Morgen. In der Mlttagsstunve ging ihr Zug nach München. Von den Blicken der staunenden, neu gierigen Pensionär« verfolgt, fuhr sie stolz im Auto zur Bahn, ohne eine der neugierigen Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Und gleich nach Freiburg im Speisewagen fing das herrliche neue Lebe» an. Und mancher bewundernde Blick streifte die schütte, elegante Dame, die so sicher und ruhig allein reiste. O „Hillberg, Sie haben sich ja schon wieder verrechnet I Zum Donnerwetter, glaukW Sie denn, das Bankhaus Wolf hat weiter nichts zu tun» als Ihre Fehler nachzu prüfen?" „Das glaube ich nicht, Herr Schützest." „Werden Eie nicht auch noch frech, Herr!" gBerzeihen Sie, Herr Schützest, aber wenn Sie mich fragen, ob ich das glaube, da muß ich doch meiner Ueberzeugung nach antworten. Ich bin es noch von meinem Vater her gewohnt, immer genau zu antworten." Der junge Mann war Heinrich Hillberg, genannt Heinz, die große, schlanke Figur neigte sich jetzt verbindlich zu dein kleinen, verknöcherte» Bürokraten, der zoruglühend mit einem großen Kontobuch vor ihm stand und während der gan zen Rede unentwegt mit seinem kurzen Mittel finger auf den bewußten Fehler tippte, was sich ungefähr so anhörte, als ob eine Wasserleitung tropfte. Das frische, blauäugige Gesicht Heinz' zog sich ob des eintönigen Geräusches langsam in Ee- witterbildung. „Ich sehe ja meinen Fehler ein und bitte viel mals um Entschuldigung — aber bitte, hören Sie mit dem Getippe aus — es ist mir sonst ganz un möglich, alle Ihre Vorwürfe aufzunehmen." : Einen Augenblick war Herr Schützest sprachlcs. Hatte er sich bis jetzt bemüht, hochdeutsch zu sprechen, so hagelte jetzt «ine Standpauke m un verständlicher Schweizer Mundart aus das blonde Haupt, genauer an den Brustkasten des jungen Sünders, der sich nun gar keine Mühe gab, etwas zu verstehen, denn es war ja doch vergeblich, bis -In Wort an sein Ohr kam, das ihm so ähnlich klang wie „Lausejunge". Da wallt dem Deutschen auch sein Blut ... „Sir, Herr Schützest, jetzt ists genug! Eine ganze Weile habe ich Sie ja wegen der paar Centime ruhig schimpfen lassen. Aber jetzt ists genug! Vergessen Sie mal, bitte, nicht, daß Sie -Wr drethigjährigen Menschen vor sich haben. Wehn ich auch kein Finanzgenie bin wie Sie, so hab ich doch bis dal' immer mein« Schuldig keit getan. So, nun können Sie wieder reden," schloß Heinz seine ruhize, aber bestimmte Rede. „Sie, Herr — Sie —" „Hillberg ist mein Name." „Sie, ich werde Sie dem Ches melden." „Ehe Sie daran ersticken, tun Sie es lieber," sagte Heinz gutmütig lächelnd. „Ich werde Ihre Entlassung beantragen." - Einen Augenblick zog Heinz die Stirn in Falten, dann zuckte er die Achsel». „Dann lau» ich mir auch nicht Helsen. Wen» der Ches auf Ihre Anschwärzungen hört, fö be komme ich eben meine Entlassung. Angenehm ist es mir nicht, das gestehe ich ganz offen ein. Aber Ihre Gesundheit möchte ich auch nicht auf dem Gewissen haben." Glühend vor unterdrückter Wut sah ihm das kleine Männchen in das ruhige, offene Gesicht. Dann brüllte er einen Kassenüoten, der mit einer Postquittung beiseite stand, an: „Was wollen Sie?" „Eine Empfangsquittung wäre zu unterschrei ben, die Post ist da." „Eeben Sie her." „Ist nicht für Sie, Kerr Schützest, ist für Herr» Hillberg." „Wie — was — Herr tzillbcrg läßt sich sein« Privatpost hier in die Bank schicken?" - „Das läßt er nicht, verehrter Herr«Schktzeli, peil er nämlich gar keine Post bekommt," ver sicherte Heinz ei» ganz klein wenig höhnisch. „Das ist aber ein großer Einschreibebrief für Sie, Herr Hillberg," versicherte der Kassenbote und hielt Heinz die Quittung zur Unterschrift vor. ^Fortsetzung folgt.)
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