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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 31.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192603318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19260331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19260331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-31
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
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Beilage zunr Frankenberger Tageblatt «r. 7» Mittwoch, de« SI. M»rz ES 8S. Jahrgang ist wieder von größter ffung von Bmck» oder mg von Betri«b»- Ob eine Rente klein oder angemessen sein gesellschaft eine Klage auf Anerkennung des ernsthafte Reichsarbeitsmlnister gefällten Schiedsspruches msformen gestrengt, die in erster Instanz vom Landgeri landgericht l mit der Zeit über die verheerenden Folgen einer Eine reichsdevtsche Behörde Im Dienste der MelWerims nur möglich, wenn Kläger und Beklagt« damit einverstanden sind, daß die ordnungsgemäste zweite Instanz ausgeschaltet wird. Weiter wollen di« Gewerkschaften jedoch die Entscheidung des von der Reichsbahngesellschaft selbst angerufenen Neichsbahngerichtes abwarten. Dieser vom Reichs tag geschaffene Gerichtshof konnte bisher noch keine Verhandlung ansetzen, da die Reichsbahn ¬ gesellschaft mehrfach eine Fristverlängerung zur Abfassung ihres Schriftsatzes verlangt hat. Der Prozeß zwischen den Gewerkschaften und der Reichsbahn kann jedoch eventuell noch Monate, stützt werden müssen diese Bestrebungen durch der Umstellung ihrer Kapitalien auf Reichsmark die Rentabilitätskontrollen der Banken, die darauf ihr Aktienkapital so bemessen, datz sie bei nor- zu achten haben, daß ihre Kredite nicht etwa malem Geschäftsverlauf eine Rente abwersen. ein zur Durchschleppung unrationeller Werke und Standpunkt, der in einer kapitalistischen Wirt- - übersetzter Gewerbe bienen, sondern dah die schäft selbstverständlich ist. Nun machte aber der Kapitalien einer rationelleren Ausgestaltung der Anfang 1924 hinsichtlich des Konjunktu rver- GeschäftsvoMk klar geworden zu sein, die etwaig« Ueberschüsse ängstlich konserviert, anstatt sie dem Aufbau des Kapitalmarktes dienen zu lassen und zu seiner Belebung beizutragen. Für die Höhe einer Rente bleibt stets die Konjunktur ausschlagge bend. Das lehrt ein Rückblick auf die Divi dendenausschüttungen der Friedenskahre, diechei vielen Gesellschaften erhebliche Schwankungen zeig ten. Unter den jetzigen, allgemein so schwierig gelagerten Verhältnissen gewinnt die Ausschüttung einer Rente um so größere Bedeutung, als die ganze Kursbildung von der Höhe der Dividende Mchsbaha- md Eisenbahner- schledssM- Berkin, 30. 3. Wie erinnerlich, hatten die Isenbahnergewerkschaften gegen die Reichsbahn- zellschaft eine Klage auf Anerkennung des vom ' i an- Verwendung finden, die nur die allgemeine Im mobilisierung steigern würden. In den letzten 1 bis 2 Jahren lassen sich manche Belege anführen, wo die Aktionäre auf Kosten des Wachstums der Substanz leer ausgegangen sind, oder wo sogar eine der Oeffentlichkelt schon vorgeschgene Divi dendenzahlung wieder rückgängig gemacht wor den ist. Man unterschätze nicht das Ge dächtnis der Aktionäre, die ihr heute doppelt kostbare« Kapital auf die Dauer nicht bei Unternehmen werden arbeiten lassen, die keine oder nur eine ganz geringe Dividende in Aus- stcht stellen. Vielleicht liegt die Zeit gar nicht urehr so fern, wo Gesellschaften ihren Kapital bedarf mehr im Inland« befriedigen werden. Und Mass »Ma« Mwatzmgs- stiften Berlin^ 30. 1. Der Zentralverband Deut scher Haus- und Grundbesitzeroerein« teilt mit: Am 31. März bzw. 1. April 1926 läuft bekannt lich die Frist ab fitr die Einreichung von Anträgen bei den zuständigen Aufwertungsstellen auf Her absetzung des Aufwertungsbetrages (83 8, 34 und 62 des Aufwertungsgesetzes), auf Abweichung vom Normal-Aufwertungsbetrag nach 8 1" des Aufwertungsgesetzes und auf vorzeitige Rückzah lung der Aufwertungshypothek nach 8 27 des ifel, dah gut über oder unter Pari — ist wlc auf Ihre Bedeutung für di« Beschaffung — „„ . Kapital- Anleihekredit und für die Erlöfu>.„ — „ ibeschaffuna aus Gründen des technischen Fort- mitteln aus dem eigenen Aktieirporteseuill«. ^'wichtigste Frage der Gegenwart, di« alle, schritt« oder zu unmittelbar produktiven Zwecken Ob eine Rente klein oder augemess«, Drei Tage liegt die Oster-Mummer ::: unsere» Tageblattes ::: auf. Anzeigen in dieser Nummer haben daher besondere Wirkung Schluß der Anzeigen« Annahme sür die Vster-Rummer: gröbere Anzeigen bi« Mittwoch abend kleiner« Anzeigen bi« Donnerstag abend Nachdem erst kürzlich bekannt wurde, dab die Breslauer Direktion der Reichsbahn für Eisenbabn- beamte tschechische Sprachkurs« eingerichtet bat, be schweren sich zahlreiche deutschböhmiiche Zeitungen über eine Anordnung der Dresdner Poftdirektion an die dortigen Zeitungen, wonach dl« Aufschriften der Ortsnamen kür die Zeitungsvaket« nach der Tschechei in tschechischer Sprache au»,»süssen seien, weil tonst Verzögerungen in der Zustellung unaur« bleiblich wären. Tin angesehene« deutschböhmifche« Blatt schreibt zu dieser Anregung: »Die Oberpostdirektton Dresden weiß wahr scheinlich nicht, dah in der Tschechoslowakei 3'/. Millionen Deutsche wohnen, die sich bet ihre« Adressierungen nur der deutschen Ortsnamen in der Tschechoslowakei bedienen. Wir wissen, dah die olteinaebürgerten deutsch«» Namen auch aus den Postämtern noch besser bekannt find, al« die neuen tschechischen Bereichnungen, di« sür manche Orte noch dazu mehrmal« gewechsett wurden, und dab allo au« dem Grunde der Verwendung deut scher Ortsbezeichnungen «in« Verzögerung in der Zustellung nicht erfolgen darf. Nun ging auch durch die sächsisch« Presse etne irreführend« Notiz, wonach bet Sendungen in der Tschechoslowakei der Bestim mungsort tschechisch anzumhren ist. In Dresden, da« die wtndifche und tschechische Propaganda doch ichon bart an seinen Mauern fühlen muh, sollt« man in solchen wichtigen nationalen Dingen schon - besser Bescheid wissen. Wenn wir freiwillig auf- aeben, wa« un« gehört, so kann sich niemand wun dern, wenn man dem Deutschtum alle« zu nehmen versucht." , an ver H-pine oem rnkniamnrn'sprmnp, «um geschüttet werden, dürfen also nicht -nn mit allen Kräften den Weg Angliederung neuer Werke oder Produktionsstufen M ebnen. Dl« Gesellschaften scheinen sich selber Wie verbringen wir die Ostertage? DaS werden sich die meisten Damen bereits überlegt haben und nunmehr hauptsächlich dir Loilettenfvagr erörtern. Wie die Entscheidung aber auch ausfallen mag: Vergessen Sie nicht, meme Damen, daß ae- pflegteS Haar der schönste Schmuck und eine wichtige Bedingung für ei» anziehende«, reizvolles Äußeres ist. Lockeres, seidiges Haar erhalten Eie ohne Müh« durch eine Kopfwäsche mit „Schaumpon Mit de« schwarzen Kopf, dem seit Jahrzehnten bewährten, vielfach nachgrahmten, aber nie übertroffenen Haar pflegemittel. DK «edentnn, des «entabilMr-, pkiSMö sük Ut MtWüst j Akiionär« sicher rechnen dürfen, wenn eine besteht ein tarifloser Zustand, der von beiden Parteien nicht gerade angenehm empfunden wird. Wie verlautet, wird die Sozialdemokratie im Reichstag dies« Angelegenheit zur Sprache brin gen; es dürste wahrscheinlich em vom Zentrum, den Demokraten und den Sozialdemokraten ge stellter Antrag zur Beratung kommen, der, um dem schwebenden Zustand ein Ende zu machen, «in« Abänderung des Reichsbahngesetzes verlang«« wird. mag, in sedem Fall« dient sie dazu, die ersten Grundsteine für da» Wieder funktionieren des Kapitalmarktes zu legen. Auf die Dauer läßt sich ein höherer oder ein angemessener Gewinn nur dann erzielen, wenn die erarbeiteten Ueberschüsse nicht sofort wieder zur Erweiterung der Anlagen oder zur An gliederung neuer Unternehme» verwandt werden, sondern wenn sie der Liquidität, der Ansamm lung innerer und äußerer Kapitalreserven zugute kommen. Je mehr sich der Rilckbildungsprozeh in Staat und Wirtschaft auf Friedensnorm voll zieht, um so eher werden auch di« früher ge übten Grundsätze wieder zu Brauch und An sehen gelangen. und ihrem Verhältnis zum offiziellen Diskontsatz!! , , , . abhängig ist. Die Höhe des Aktienkurses — ob vielleicht sogar ein Jahr lang dauern, inzwischen wirtschaftlich arbeitenden Personen in gleicher, «In-! «rfolqen soll. schneidender Weise berührt, ist der Kampf, Manches Werk, das über eine anerkannte »m die Rentabilität, das Ringen um Führung und über große Rohstoffreserven ver- die Herauswirtschaftung eines Ertrages aus der fügte, hat das Jahr 1924 und 1925 ertraglos ^ten Substanz. Hatte die Inflations-Aera kn beendet. Mit Schuld an dieser Entwicklung ist »er Zusammenballung von Substanzen das höchste ine abnorme Höhe der Unkostenrate. Heil erblickt, so mußte, als Lude 1923 ein« neue Die Sähe bei deutschen Werken schwanken Mischen «echnungseinheit hergestellt war, hierin nach und 10 uüd 25 Prozent, während sich die Unkosten Mch ein grundlegender Wandel etntreten. in Amerika auf 3 bi» höchstens 6 Prozent Le- Denn das Substanz- oder Sachkapital besitzt, laufen. Bei Sätzen von 10 Prozent Und mehr M» dann seinen vollgültigen Wert, wenn ge- auf die Dauer eine Rente Herauszuwirtschaften, W-end mobiles Kapital (Geldkapital) vorhanden ist in Zeiten der heuttgen Absatzstockung undenk- ' M um die Substanz zu finanzieren. Da da« mo- bar. Deshalb bleibt als Abhilfe nur eine Sen- Jnlandskapital bis auf Bruchteile vernichtet kung der Unkosten übrig. Je eher sich diese er- ht, andererseits sehr viel Substanzwerte vor- zielen läßt, ohne den Umsatz zu schmälern, um Banden find, denen gegenüber die größten Zweifel so rascher wird sich ein Nutzeffekt für di« geleistete hinsichtlich ihrer Ertragsfählgkeit angebracht sind, Arbeit einstellen. so läßt sich die heutige Krisenlage am treffendsten Auf dem Unkostenkonto wiegt für alle, die «l« Krise der Substanzen oder Ertragskrise kenn- mit fremdem Geld arbeiten, das Zinsenkonto zeichnen. , . besonder« schwer, solange bei den Zinssätzen für Durch die seht im Vordergrund des Interesses Wirtschaflskredite nicht eine kräftige Annäherung stehende Besitzabstoßung an da« kapi- cm den offiziellen Diskontsatz eingetreten ist. Man tatkräftige Ausland suchen finanziell be- kann diesen Zinsnachteil der deutschen drängte Werke sich Luft zu schaffen und ein ver- Wirts baft, unter dem besonders der deutsche " nünftige» Verhältnis zwilchen Betriebs- und An- Exporthandel und die Erportindustrie leiden, min- lagekapttal wieder herzu stellen. Erst wenn bei beste, s mit 4 bis 6 Prozent ausschließlich Pro- dem immer schärfer entbrennenden Konkurrenz Visionen und Nebenfvefen beziffern. -Schon hier- kampk die leistungsfähigsten Betriebe aller Bran- aus erl llt, um wieviel Prozent dre deutsche chen sich einen Anteil cm dem Gesamtabsatz gesichert Erportwirtschast billiger sein mutz, ehe sie mit hoben werden, wird auch ihre Rentabilität auf dem Ausland auf einer Stufe steht. die Dauer annähernd sichergestellt sein. Unter- Die meisten Aktiengesellschaften haben bei Werke direkt zugute kommen mit dem Zweck einer laus» noch vorherrschend« Optimismus mit der Verbilligung de» Endproduktes. , Zeit einer psychologischen Einstellung Platz die „Die Wirtschaft-muß den Mutzur mit Pessimismus noch gelinde ausgedrückt war. Rente haben". Diese Worte des General- Diese unfruchtbare Einstellung, die direftor» Piatfcheck wollen mehr als ein ma- großen Schaden angerichtet hat, ist jetzt im serielles Programm bedeuten. Sie wollen d«n Begriff, einer etwas gesünderen Aus- Ei! ethischen Gehalt betonen, wie er kn einer Mn» fassung zu weichen. Heute, wo sich immer deutlicher c mäßigen Erziehung zu rentabler Betriebsführung , . . ... — sei es durch eigene Ueberlegung, sei es durch Ansätze zu neuen wirtschaftlichen Lebensformen .. . „ . .. . di« Not gezwungen — zum Ausdruck kommt, vom allgemeinen Tiefdruckgebiet abheben, gilt in Berlin zugunsten der Reichsbahn entschieden Mo Kapitalüb erschaffe erarbeitet es, den sich geltend machenden Aufbauprknztpten,!worden war. In den nächsten Tagen werden worden sind, dort müssen sie au ch aus- i an der Spitz« dem Nentabilitätsvrinzip, auch, die Gewerkschaften nun zusammentreten, um über - - ' - " " ^die weitere Verfolgung dieses Rechtsstreites sich schlüssig zu werden. Angesichts der hohen Kosten, die das Objekt bedingt, kst damit zu rechnen, daß unter Umgehung des Kammergerichtes das Reichs gericht angerufen werden wird. Das ist jedoch Mano« Linders Original-Roman v. M. Harling. 6 Nachdruck verbaten Auf der Fahrt nach Hohenfriedberg wird nur wenig gesprochen. Manon schließt- die Augen, sie ist «»schöpft und matt von all der Aufregung, und leis« und sacht verschlummert sie. Sie Hai die letzten Nächte kaum geschlafen, und nun fordert di« Natur ihr Recht. Doch plötzlich fährt sie «mpor und reibt sich die Augen. Sie muß sich erst besinnen, wo sie sich befindet. Forschend sucht ihr Blick den des Gatten, und sie meint etwas Verächtliches darin zu lesen. „Habe ich lang« geschlafen?" fragt« fie schüchtern. Er nickt nur; dann sagt er kühl: „Wir werden gleich zu Hanse sein." Manon schaut hinaus. Richtig, dort ragt «in spitze» Dach aus dem düsteren Nebel des Oktvbertages empor, das wird das Gutshaus sein. Wortlos starrt sia immer auf denselben Fleck. Näher und näher rückt das stattlich« Haus. Aber Manon ist sehr enttäuscht. Den Empfang halt« sie sich doch etwas anders gedacht. Keine Men- schenseel« ist zu sehen, alles ist wie ausgestorben, wie «kn Gefängnis erscheint ihr das hohe Haus, in dem sie fortan leben joll. Doch aus der weiten, «ichengetäfelten Halle strahlt dm «rüden Reisenden Licht und Wärnze «ntgegen, und als sie eintreten, erwartet sie etne freundliche, älter« Frau, aus deren grauem Haar «in weißes Häubchen fitzt. Wie ein verschüchtertes Vögelcken blickt Ma non umher. Wie hilfesuchend Hefter sie dm ban- am Blick auf das lächelnde Gesicht der Wirtschaf, rerin. „So, Frau Richter," tönt jetzt di« Stimm« d« Hausherrn durch den anheimelnden Raum, da bring« ich Ihnen meine Frau. Ich hoffe, Sie haben gooidnet, und die Zimmer gerichtet. Führen Sie Mt«, mein« Frau nach ihren Ge- Machern, fie ist sehr müd«." Ein leise» Kopsschütteln Frau Richter» folgt dies« Worten. Manon reicht dem Gattm zum Gutenachtgruß di« Hand, flüchtig berührt «r di« kaltm Finger, ohne ihren Gruß zu erwidern. Dann folgt die junge Frau, kaum ihrer Sinne noch mächtig, der voranschreilenden Dienerin in das obere Stockwerk. Ein hellerleuchtetes, gut durch- gcwärmtes Zimmer nimmt fie endlich aus. Es ist sehr behaglich eingerichtet und ein junges, rot- wangiges Mädchen fragt nach den wetteren Be fehlen der „gnädigen Frau". „Meine Tochter Lisa," erklärt Frau Richter. „Sie Ist zu Ihrer persönlichen Bedienung bestimmt." Manon erwidert nichts. Mit groszen, angst vollen Augm starrt fie die Sprecherin an. Das Herz der alten Frau erzittert vor Mitleid mit dem jungen verlassenen Kinde. Liebreich nimmt sie ihr Hut und Mantel ab, dann drückt fie die völlig Willenlose auf ein Ruhebett, holt Tee und Erfrischungen herbei ünd ruht nicht eher, bis Manion etwas genießt. Allmählich kehrt Farbe und Lebm in das totenblass« Gesichtchen zurück; doch alle besorgten Fragen Frau Richlers und Lisa» beschwichtigt Manon mit der Versicherung, fi« bedürfe mir der Ruh«, ihr fehle nichts. Allein sein, nur allein sein — das ist Manons einziger Wunsch, als sie wieder einen klaren Ge danken zu fassm vermag. So ziehen sich Frau Richter und Lisa zurück, nachdem Lisa noch be- richtet, daß sie gleich nebenan schlafe, falls Frau Hergenthof noch etwas wünschte. Und nun jst Manion endlich allein. Lange sitzt sie, dm Kopf in die Hände gestützt, während di« Gedanken sich im tollen Wirbel jagen. Allmählich wird sie ruhi ger. Sie weiß nun, wa» sie tun will. Aufklärung will si« verlangen von dein Mann, dem sie heut« angetrant wurde. Sie will und muß wissen, weshalb er gerade sie wählt« unter all den Mädchen, die er haben konnte. Diese halb verächtliche Behandlung, dieses absichtlich« Fernhalten von ihr kann und will si« sich keinesfalls länger gefallen lassen. Ei« wird erfahren. g>as sie wissen muß, denn lügen kann «r nicht, das weiß sie. Stolz und hoch trägt «r das Haupt, «r ist es» Aufrechter und sein Mund I Durchsicht einiger Papiere beschäftigt. Unange- j nehm berührt blickt er aut den Störenfried, der nach kurzem Anklvpfen emtritt. Der Ausdruck seines Gesichtes wird kalt und eisig, als er sieht, vah es Manon ist. Er steht aus und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Schreibtischplatte. Ma non einen Stuhl anzubieten, dazu kann er sich nicht entschließen, aber er ist doch zu höflich, um in ihrer Gegenwart fitzen Pi bleiben. „Was führt Cie zu so früher Stunde in mein Zimmer?" Ruhig, höflich soll die Frage klingen, aber er kann nicht verhindern, daß «In verächtlicher Ton sich «inmischt. Manons zierliche Gestalt reckt sich «mpor, ihre Augen glühen vor Erregung, aber ihre Stimme klingt kaum minder eisig als diejenia« Dagoberts. „Was mich zu Ihnen führt? Kurz und bündig: ich bin gekommen, um mir Aufklärung über Ihr mehr als ungewöhnliches Benehmen zu «rbstten." Dagobert blickte «Inm Augenblick erstaunt auf das junge, schöne Kind, schon will «ine weiche Regung ihn beschleichen — doch da gedenkt er mit tiefer Bitterkeit der Stunde, wo ei» anderer ailf demselben Platz« stand, auf dem jetzt Manon steht — sein Bruder, dem man sein Lebensglück zerschellen wollt«. Unter der Wucht dieser Ge danken wird sein Blick noch kälter und abwei- smder, seine Stimme von tiefer Bitterkeit durch tränkt, als «r antwortet: „Aufklärung wollen Sie, Manon Linders? Ja, gab Ihnen denn Ihr Vater dieselbe nicht? Ich dachte doch, Eie hatten Zeit genug, sich Aufklärung zu verschaffen. Oder sind Eie wirklich «ine fo geschickte Schauspielerin, wol- len Eie mich wirklich glauben machen, daß Sie meiner Aufklärung noch bedürfen? Ich habe Ihrem Vater ja meine Pläne deutlich genug aus- «inandergesetzt, sie bleiben strikte und fest bestehen; es wird nichts daran geändert! Meinen Namen wollte er für seine Tochter, den habe ich Ihn«,, gegeben ^Mairon Linders, an »reiner Person wer- den Eie niemals Anteil haben!" Manon ist totenbleich geworden. Mit weit geöffneten Augen starrt sie den Sprecher an. «r das Haupt, «r ist wird die Wahrheit sprechen. Es ist noch sehr früh am Morgen, als si« Lisa ersucht, ihr das Zimmer ihres Mannes zu zeigen. Dagobert sitzt am Schreibtisch, mit der l EIir Zittern geht durch ihren jungen, schlanken I Körper; doch dann rafft sie mit übermenschlicher Anstrengung all ihre Energie zusammen. „Herr Hergenthof, ich glaubte Sie wenigsten» ritterlich und edel zu finden. Ich hab« mich schwer getäuscht! Aber was es auch sei, ich will jetzt die Wahrheit, die volle Wahrheit! Ich bin kein Kind mehr, sondern eine Frau, die Sie in dem Höchsten, das sie besitzt, in ihrer weiblichen Würde, gekränkt haben. Noch einmäl frage ich Sie, wollen Sie mir die Aufklärung geben, di« mir mein Vater stets verweigerte, fo ost ich ihn darum bat!" Hoch aufgerichtet und blaß steht sie vor ihm, die dunkelgrauen Augen glühen vor Erregung. Dagobert ist betroffen, «r weiß im Augenblick selbst nicht, was er airtworten soll. Mit klarer Deutlichkeit aber drängt sich ihm die Erkenntnis auf, daß dieses schöne, junge Geschöpf da vor ihm keine Abenteuerin, daß sie das Opfer ihres ehr geizigen Vaters ist. Aber er imiß reden, di« Augen, die ihn so zwingend anblicken, verlangen Antwort. „Manon, so wüßten Eie wirklich nichts von den Abmachungen znnschcn Ihrem Vater und mir? Eind Sie denn so weltfremd, daß Ihnen da» ungewöhnlich« unserer Verbinoung nicht aufg«- Men ist?" Eie senkte den Kopf, sie hätte ihm zurufen mögen, daß sie ihn geliebt hatte, aber das dürft« «r nicht ahnen. Deshalb sagte sie schmerzlich: „Weltfremd? Ja, Sie haben wohl recht, weit- fremd bin ich geworden in den zwölf Jahren, di« ich im Institut in tiefster Zurückgezogenheit zuge- bracht habe. Wohl ist mir das Seltsam«, Un- gewöhnliche unserer Verbindung aufgefallen, aber ich vertraute meinem Vater, der mir stets ver sicherte, «r habe nur mein Glück im Aug«. Dago bert Hergeuthof ist ein Ehrenmann, «r trägt einen geachteten Namen, ihm darfst du unbedingt ver- trauen. Auch ich bin gewöhnt, den Eltern in allen Dingen zu gehorch«». Und so habe ich ihm ver- traut und habe geschwiegen." (Fortsetzung folgt.)
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