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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192605210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19260521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19260521
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-21
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
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Fronilauwier, 4000 ?kvt« Svie l ui«. 2500 Note Fahnen, 800 Nole Schalmeien und KOO Rote Ma- trosen." WHsvHmlrüfterrM uvd PstWül« Berlin, SV. L Der „B. Z" »»«olpe hat dar *ittch»w«hrmtnifi«ttum durch Viertreter dir Putich. iten im vreußflLcn Innenministerium etniehen Irissen, um sich darüber zu unterrichten, ob Oraane der Reichswehr aegen di« beredenden Bestimmungen über die Rekrutierung verstoßen haben. Wie da« Blatt willen wist, sind organisatorische Aendernngen nicht in Aussicht genommen, da man die bestehen den Bestimmungen für «»»«reichend Hilt. «VMM besiirchtet schwer« «chiide« bei Fortdauer der Kohlenkrise. Lon von, 21. 5. Gestern machte Churchill im Unterhaus weitere Angaben über die Streik lage. Er erklärte, die Fortdauer des Dergapbcüer- streiks würde eine völlige Veränderung der Finanzlage Hervorrufen. Die Arbeitslosigkeit habe jeht schon eine Steigerung von mehr als 500000 erfahren und man müsse mit einem Anwachsen auf 1750 000 Arbeitslose rechnen. Serlnge Fortschritte tu Marokko Abd el Ari« geflüchtet? Paris, 21. b. TU. Die Berichte aus Maroiko kaffen erkennen, das, die Fortschritte des oestriren Taqes nur unbedeutend gewesen find Die Be- richt« erwähnen nnr, daß zahlreich« Gelangen« ge macht und eine Kanon- erbeutet wurde: Weiter wird erklärt, daß eine Operation gegen die Veni Zerual eingeleitet wird. Die jeht in Ausficht ge- nommene Linie verläuft ungefähr in Richtung der in Aussicht genommenen Gr-"-,. In Nakur soll eine Untergruppe der Beni Uriagel, der Stamm der Timerga U-llenverfungsverhandlungen einge leilet haben. Nach einer Haoacmeldung (!) ist Abd «l Krim von den Beni Uriagel avfgcgeben und mit seiner Famfl!« geflüchtet. Politische Nachrichten Politisch« Pflngstferisn. Nachdem sich der Reichstag am Mittwoch bis znm 7. Juni v«ltaqt hat, habe» jetzt bereits bei den amtlichen Stellen die Pfingstferien begonnen. Sämtliche Reichs minister bis auf den Reichskanzler verreisen über Pfingsten »ind kehren erst Mitte nächster Woche zurück. Alle noch schwebenden Verhandlungen über die Besetzung des Justizministeriums und des Ministeriums für die besetzten Gebiete sind vom Reichskanzler bis nach Pfingsten vertagt worden. Di« Auslandsreise der deutschen Flotte. Das deutsche Kreuzergeschwader »mrd, wie aus Ma drid gemeldet wird, aus seiner Auslandsreise in Cadiz erwartet. Behörden und Bevölkerung be reiten einen großartigen Empfang vor. Dit Freiheit der Deutschen in der Tscheche!. Aus Reichenberg (Deutschböhmen) wird uns geschrieben: Das gewesene Infanterieregiment Nr. 94, das sich durchweg aus Deutschböhmen znsammensetzt, hat für den 26. und 27. Juni zu einem Kaineradschaftstag in Leina cingeladen. Die tschechische Regierung hat die Abhaltung des Ka- meradschaftstages mit der Begründung verboten, daß die Zusammenkunft den Zweck habe, Erinne rungen an den gewesenen österreichisch-ungarischen Staat zu beleben, wodurch sich das tschechische Volk beleidigt fühle. Zu diesem Verbot ist zu bemerken, daß Leipa, wo der Kameradschaftstag abgehalten werden sollte, ein« kein deutsche Stadt ist und daß das „tschechische Volk" in Leipa aus eli» paar tschechischen Beamten besteht, die nur zu dem Zweck nach Leipa versetzt wurden, um die einheimische deutsche Bevölkerung zu drangsalieren. Ein Tschechenblatt in deutscher Sprache in Marlenbad. Die tschechische Regierung hat den Zeitungsverlag Wolf in Saaz, der in vielen deutschböhmischen Städten Tschechenblätter in deutscher Sprache herausgibt, die infolge tschechi scher Unterstützung nur die Hälfte soviel kosten, wie die ortsansässigen deutschen Zeitungen, be auftragt, auch in Mariendad eine tschechische Ta geszeitung in deutscher Sprache berauszugeben. Wir machen auf diese Brmmeuvergiftung schlimm ster Sorte insbesondere alle Besucher von Allanen- bad aufmerksam, damit sie nicht auf die unglaub lich lügnerischen Mitteilungen aller dieser deutsch geschriebenen Tschechenblätter hereinfallen. Mbröckeln desPrshibltionsgesetzes in Amerika. Der Gouverneur des Staates Neuyort unter zeichnete die Vorlage, nach der eine Volksab stimmung darüber stattfinden soll, ob die ein zelnen Staaten berechtigt sind, zu bestimmen, was als berauschendes oder nichtberauschendes Ge tränk gelten soll. Mit der Unterzeichnung ist die Vorlage rechtskräftig geworden. Am Heimat md Merland Frankenberg, den 21. Mai 1926. Die Stadtverordneten erledigten am Donnerstag in einer bis weit in die Mitternachtsstunde dauernden Sitzung eine recht umfangreiche Tagesordnung, durch die u. a. der Verlängerung des Probebetriebes d«r Kraft wagenlinie Mittweida — Frankenberg- Flöha sowie der Ermässigung der Strom- und Gaspreise für Erwerbslose zuge stimmt wurde. Genehmigung fand u. a. mich das Gesuch der Ctv. Schiebler und Mehler um Entbindung von ihrein Anite, der erstere we gen geschäftlicher Mehrarbeit und erhöhter Reise- tätigkeit, der letztere wegen Krankheit. Vorsteher Dr. Költzsch dankte nach Genehmigung der Ge suche beiden Herren für ihre Arbeit im Kollegium. Ausführlicher Bericht über den Sitzungsverlauf folgt morgen. bonntagsröSsahrkarlen Z»l unserer gestrigen Notiz über die Gültig keit der Sonntagsrückfahrkarten ist noch nachzu tragen, daß bei kombinierten Fahrkarten die Rück fahrt an dem dem Sonn- bzw. Feiertag folgenden Werktag nur mit der letzten Fahrkarte angetreten werden kann. Angenommen also, es fährt ein Reisender auf Sonntagsrückfahrkarte nach Aue, so löst er sich eine Rückfahrkarte zunächst nach Chemnitz und von dort nach Aue. Die Rückfahrt kann er auf die Karte nach Aue nun am ersten Werttag nach dem Sonn- bzw. Feiertag 'bis vor mittags 9 Ahr antretcn, von Chemnitz nach Fran kenberg must er sich aber eine neue gewöhnliche Fahrkatte lösen. f- Die Are na schau Zinnner, die allabendlich auf dem Dammplatz Vorstellungen gibt, gehört whne Zweifel zu den besten llnternehurungen dieser Art. Man must wirklich staunen und es ehrlich anerkrnnen, wieviel« gute artistische Leistungen hier geboten werden, Leistungen, die sich überall sehen lassen können. Wir nehmen hier nur die famose Arbeit der drei Backfische am Kctten- apparat, die ulkigen Späste des unermüdlichen August, die Darbietungen der kleine» Russin aus Rosänderkugeln mit ihren 15 dressierten Brief tauben und dann die Jongleurkünste des Herrn Zimmer. Restlose Anerkennung verdienen auch die zyxi Belgier mit ihren» elastischen eguili- bristischeu Akt und die sensationellen Sprünge des Springer-Königs. Ungeteilten Beifall finden jeden Abend die Leistungen des Herrn Hans Zimmer am schwingenden Mast. Schon aus die ser kurzen Aufzählung der Darbietungen ist zu ersehen, dast die Arenaschau Zimmer wirklich etwas Gediegenes bietet und daß es sich schon lohnt, einmal eine Vorstellung zu besuchen. Heute abend findet wiederum groste Geschenkverteilung statt. f Waldgottesdienst am 1. Pfinastfelertag. Auch in diesem Jahre soll am 1. Pfinastseierlag früh 7 Uhr tm Lührltal und zwar in der Näh« des Viaduktes Waldgoitcsdlenst gehalten werden. Lin Bläsergnarteit wird den allaemeinen Gesang begleiten. Es wird gebeten, die Gesangbücher mit- zubringen. Auch sei daraus hiugewlesen, dast der Goitrsdienst pünktlich beginnt und darum rechtzei tige« Erscheinen aller Teilnehmer nötig ist, damit die Feier durch Nachzügler nicht Störung erfährt. Bei RegenweUer fällt da Gottesdienst ave. 4 Dl« «nentgeMch« Mütterberatnngaltuvde für Säuglinge und Kleinkinder findet in Nieder- lichtenau, zuakeich für dl, Ort« Gunnersdorf, Merz dorf, Oberlichtenau und Oriekdork. am Dienstoa, den 28. Mai, nachm. '/rt Uhr in der Schul« statt. f Di« amtliche Großkaudel,ind«ziffer vom IS. Mai. Die auf den Stichtag des IS. Mai be- rechnete Grohhandelslnderziffer de« Statistischen Reicheamies ist gegenüber dem 12. Mai von 128,8 auf 123,1 oder «m 0,3 Prozent »uriickgegangen. Bon den Hauptgruppsn haben di« Agrarerzeugnisse auf 122,5 und die Jndustrkstoff« auf 124,1 nach» gegeben. f Niederwiesa. Nach «Instiinmiaem Beschlich de« Schnlausschuffes und der Gemeindeverordneten soll demnächst mit den» Bau einer neuen Volks schule begonnen werden. — «ei der seht statt- gefundenen Elternratswahl entfielen auf de» Wahl- vorschlaq de» Christlichen Elternverein« 179 Etim- men; bierdurch wurden 8 Vertreter gemShll. Für den Wahlvorschlag des Weltlichen Elternvereins wurden 143 Stimmen abgegeben und hierdurch 7 Sitze im Elternrat erlang'. — Chemnitz. I» den letzten Tagen hat hier ein Geschichichen viel fröhliches Lachen ausqelöst, das verbüratermoßen den Vorzug hat, wahr zu sein. Bor drei Jahren widerfuhr einem hiesigen Mädchen da« Malheur, ein Kind zu bekommen, ! ohne verheiratet zu sein. Der Vater, der die junge Mutter im nächsten Jahr« taliächlich heiratet« und noch heut« mit ihr in glücklichster Ehe lebt, kam seinerzeit für alle Kosten auf. Trotzdem stellt« die Vormundschaft ihre Erörterungen an, ohne von der Anwesenheit dc» Vater« zu erfahren. Auch die nachträglich? Verheiratung der Mutter scheint ihr vollständig entgangen zu sein, denn die Frau erhielt dieser Tage unter ihrem bereit« seit zwei Jahren abgelegten Mädchennamen eine Ladung vor die Amtsstelle, wo man der Erstaunten feierlich eröffnete, daß es „trotz «neryischen Nachsorschen» nicht gelungen sei, den Vater-ihres Kindes aufzufinden". — Ja, unsere Behörden! — Burgstädt. Ein erst kürzlich au« einer Chem nitzer Fürsoraeanstalt «nllaffener SZjähriger junger Mensch trat hier al« verwundeter Fliegerosst,ter auf und simuliert« ein Nervenleiden. Von Mildtätigen wurden ihm deshalb derartig reiche Gaben geschenkt, daß er lange Zeit sein Leben fristen konnte. Unter Zurücklassung beträchtlicher Schulden ist dieser „Flie ger" jetzt verschwunden. Zu spät wurde man ge- wahr, daß man einem raffinierten Schwindler in die Hände gefallen ist. Der junge Mensch hat den Krieg überhaupt nicht zu sehen bekommen. Er ist ein aus Thalheim gebüttiger Fleischergeselle Stein bach. — Gahlenz. Dem in den letzten Tagen wüten den hrfiiaen Sturm ist auch ein altehrwürdiger Zeuge früherer Zett, «ine etwa 200 Jahre alte, oroße Linde zum Opfer gefallen. Auf dem Grund stück des Lehngutrbcsihers K. Klemm stehend, w«it- verältelt, doch innen hohl, bildete sie einen wert vollen Schmuck de« Grundstücke«. Der Sturm Hot fie entwurzelt, aufs Dach und an den Hausgiebel de« Wohnhauses geworfen, wo ein ganz bedeuten der Sachschaden entstanden ist. — Leisnig. Am Montag mittag brach im Elektrizitäts- und Sägewerk Liebers in Wenns- darf em Brand aus. Kurze Zeit daraus stand das ganze Werk in Flammen. — Neustadt. Wie gefährlich ein harmloses Kinderspiel,eng sein kann, bewies ein Fall hier auf dem Jahrmarkt. Von den mit Gas gefüllten Reklameluftballon» flatterte»» zahllose solch« Dinger, vom Winde gepeitscht, hin und her und dürfte ein solcher in dem Gedränge einer brennenden Zigarre zn nah« gekommen sein. Im Nu explodierte da» Ding und die entstanden« Flamme verbrannte mehrere Personen nicht unerheblich im Gesicht und versengt« Bart und Kopfhaare, und beschädigte außerdem noch die Kleidungsstücke. — Löbau. In der ersten Sitzung des neuge wählten Elternrates wurde der Stadtrat ersucht, in Rücksicht auf die schlechten Eruährunqsverhältniffe eines großen Teiles der Dolkeschüler Schulspeisungen einzurichten. Eine Befragung der Lehrerschaft hatte ergeben, daß für eine Schulspeisung zwei Drittel aller Vaiksschüler in Frage kommen würden. Bei der Aussprach« im Eliernrat ist hervorgehoben wor den, daß die jetzigen ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse sich auf die Jugend auswirkien. — vb«surig bei Bautzen. Am Hvnm«ffahriii tage «arfen Autoinlaffen in der Nähe unser« Orte» ein Paket in die Spree. Cln Mann, derben So > gang beobaZbttt ha«,, fischt« das Pake« au« h«m Wasser und fand nach Entfernung der PapierhÜlte de« Leichnam «ine« neugeborenen Kinde«. Di« Kriminalpolizei hat di« Nachforschungen ange nommen. — Bkfchof«w«da. In der «estrigen Stadt«»- ordn«t«nfitzuna wurden die Anträge dir Erwerbs losen ans ein« Pfinostbethtlfe abgclebnt. Dte Finanz- lag« der Stadt droht nach d«n Mitteilung«» des Bürgermeister«, «tne schwierige zu werden. Der Haushaltplan wird I» diesem Jahre zum ersten Mal pna«deckt sein. Au« diesem Grunde wurde noch beschlossen, von der beabsichtigten 700-Jahr-Ftic r tm nächsten Jahre «besehen. Die Fahrt der „Norge" Bon Frederic Ram«n. Der Sonderberichterstatter der am»ri- kanischer« Zeitung „Neuyork Times", der den Polflug des Luftschiffes mitgrmacht hat, gibt folgenden Bericht. Die Schwierigkeiten für das Luftschiff setzten erst über dem unbekannten Gebiete ein, nachdem sich bis kurz hinter dem Nordpol alles programm- näßig vollzogen hatte. Es traten teilweise sta r e Lebel auf, die das Schiff zwangen, sehr hock- zugehen. Ost aber lichtete sich der Nebel und gestattete der Besatzung, »»eite Flächen zu über «Herr. Hier und auch später ist sestgestellt wor den, daß im unbekannten Gebiet kein Land «ri stiert. Es gibt lediglich umhettreibende Eismassen Dann begann der gefährliche Teil der Fahrt. Dicke Wolken ballten sich oberhalb des Luft schiffes, auch der später einsctzende Nebel zwang die „Norge", langsam zu fliegen. Es gab kri tische Augenblicke. Zunächst blieb man im Nebel, dcnm aber «nutzte die „Norge" himmt-rgehen und geriet dort in ein Schneetreiben. Daraus ver suchte man wieder höher hinaufzugehen, um eine bessere Fahrgelegenheit zu finden. Nun trat «in unvorhergesehener Vorgang ei«;, der das Schiff n ernstliche Gefahr brachte. Es waren Muck ich amtliche Teile des Luftschiffes mit Frosteis be chlagen, das stärker und stärker wurde und fick chiießlich in eine bedenkliche Eisschicht verwarn «elte. Man versuchte aus der Gefahr heraus- zukomme» und ging wieder hoch hinauf in de« Hoffnung, den Nebel unter sich lassen zu können. Aber dieser erstreckte sich in einer derartigen Höhe, datz man unmöglich ohne zu großen Benzinver brauch darüber hinwegfliegen konnte. Dauernd «wird« die Temperatur und die Eisbildung beobachtet; man sand keine Höhe, die weniger Gefahr geboten hätte. Es hatte sich au den Gondeln, Propellern und «»der«» Schiffs teilen Eis gebildet, das nun durch die Erschüt terung des Schiffes zersprang und von den Pro pellern gegen die Luftschiffhüll« geschleudert wurde. Für die Mannschaft begannen aufregende stun den; denn sie hatte vollauf zu lun, die Löcher zu verschlietzen. Man war zwar bei der Abrede aus diese Eventualität vorbereitet gewesen, hatte aber nicht mit einer Vereisung in derartige.- Stärke gerechnet. Daher mutzte man auch mch, ob die früher getroffenen Vorsichtsmaßnahmen genügen würden. Die Gefahr verstärkte sich sr, datz man begann, das unter dem Auge sichtbare Gebiet aus Landungsmöglichkeiten abzu suche«:. Schließlich besserte sich aber die Witterung, da i Luftschiff konnte tiefergehen und unter den Wol ken durchfliegen. Der Kurs wurde durch der magnetischen Kompatz bestimmt. Die Sonne kam zeitweise durch und gestattete Beobachtungen. Land wurde nicht gesichtet, sondern wiedeni' . mir treibende Eistcile. Der Sonnenkompatz könnt , nicht mehr verwandt werden, da er außerhalb angebracht und völlig mit Eis beschlagen war. Eine genaue Orientierung war unmöglich. Schließlich wurde aber sestgestellt, daß das Luft schiff sich in der Nähe der Alaskaküste befand. Es kreuzte dam« nahe Point Sarrow, ohne sich über die genaue geographische Lage und über die Höhe klar zu sein. Die Mannschaft sah ttt 2m Bam» der «obra Don John Freema nn. Die Glut von Singapore wirkt auch ohne srde Ncbenumstände erschlaffend, sie wird ober zu einem zermürbenden Faktor für den Weißen, wenn diesen« irgend etwas zustößt, das die Ner ven angreift. Seit Monate«« hatte ich nichts mehr von Maud gehört. Meine an sie ge richteten Briese blieben unbeantwortet, während es sonst ihre Gewohnheit war, «nir sofort Ant wort zn geben. Schließlich faßte ich den Eut- schluß, VGl „nch Johorc zu fahren, nm den Zu- smnmeuhmig der mir rätselhaften Vorgänge zu erforschen. Maud war «in sehr vernünftiges Mädchen, ohne Leichtsinn und doch lebenslustig. Sie war die Tochter eines englische«» Kolonial offiziers und auffallend hübsch. So setzte ich mich' dein» auf den Zug. Es mar noch früh ain Morgen. Die Sonne war soeben aufgegangen und ihr grelles Licht ergoß sich in erbarmuugslascr Glut über die tropisch« Vegetation ain Bahndamm. Ananasscldcr mech- selten mit wundervollen Wäldern. Riesenkräfte Waringienbäume, breit auslandend mit seltsam geformten Luftwurzeln, standen neben den« Nn'a- malah, dem mächtigsten Baum Indiens. Ko kospalmen ragten schlank und hoch ans, pracht voll« Blüten, in intensivem Not und Blau lruch- tend, gaben dein satten Grün eine farbige Note. In der Ferne zog sich ein Gebirgszug hin, blau und sjlhouettcnhaft. Wir hielte» au den ver schiedensten llubedeuienden Plätzen, von denen um» weiter nichts wahruahm, als einige weitz- schimmernde Holzbauten, Bungalows, welche aus dem Laubuirk der Farnbäum«, d«r gewaltige» Bananrnstanden und der hohe» Bainbusrohre h«r- oorlngten. Europäer bekam man hier überhaupt nicht zu Gesicht. Die wenig«» Eingeborenen, Hin dus, Tamilien, welche auf dem kleinen Bahnsteig harrten, stiegen nicht in den Wagen, in welchem ich mich befand; denn für die Eingeborenen hat die englisch-indische Negierung besondere Wogen reserviert. Dieselben tragen in großer Schrift die Bezeichmmg: Natives. Alle diese Wagen sind fensterlos. Will man sich gegen den Strahl der Tropensonue schützen, so zieht man einen Vorhang herab, der aus dünnem Flschtwerk besteht. Ich entsimie mich einer schönen Frau der Hindukaste, welche dort in den Eingeborenemuagen stieg. Eie gab einein Säugling aus der Brust zu trinken und trug goldene Reifen an den Fuszgelenkeu, mährend ein dünnes, rosafarbenes Ceidengewand ihren Körper los« umschlang. Dann ging es weiter, bis »vir anfs Neue auf einer Station hielten. Bisher war ich allein in den» Abteil gewesen, hatte mich ausgestreclt, und las eine» Roman, mährend ich das Buch von Zeit zu Zeit sinken ließ, um an Maud zu denken. Doch jetzt betrat eine junge Engländerin das Abteil. Ein lichter Schleier hing von ihrem Pcmamahut aus ihren Nacken herab, denn dies ist die Art, wie man sich in Indien gegen di« Gnwirkung der Somnmstrahlcn auf Kopf und Nacken schützt. Anscheinend war diese junge Dam« unterwegs auf einer langen Reise, denn ein brauner Diener, der sie offenbar begleitete, brachte zwei schivere Gepäckstücke in das Küpe«, um da nach den Wagen der Eingeboren«» aufzusuchen. Roch bevor der Zug sich in Bewegung setzte, trat «in hochgewachsen«»:, fremdartig anssehendes Mann in das Abteil. Er stand zuerst zögernd in der Tür. Dieser Mann war europäisch ge kleidet. Sein« Hautfarbe aber verriet, datz er kein reiner Euvopäer, sondern «in Eurassier mar, der also d«r Mischrasse angehört. Seine grossen schwarzen Augen zeigten einen starken Glanz. Der Blick dieses Menschen war gebietend. Außer einem kleinen Handkoffer, den er jetzt in das Netz oder vielmehr auf das dort angebrachte Brett stellte, sah ich einen größeren Lederbeutel in der Hand des Fremden. Ich hatte den Eindruck, datz sich etwas in diesem Beutel bewegte. Der Beutel war vermittels einer Schnur leicht auf- und zuzuziehen. Nachdem der Eurassier diesen Ledersack ebenfalls auf das Gepäckbrett gelegt, setzte er sich schweMnd unmittelbar neben der Tür auf die Bank, der Engländerin gegenüber. Wir fuhren nun weiter. Zu beiden Seiten der Eisenbahn stand der üppige, indische Wald, in dessen geheimnisvollem Schoß sich Affen tum meln, Tiger lauern, Orchideen leuchten, schlüpf rige Reptile, langbeinige Spinnen, groß wie eine Kinderfaust, Skorpione und Schlangen ihr obslu es Dasein führen. An der Fensteröffnung sitzend blickte ich nachdenklich auf diese Szenen«. Im Abteil blieb e- still, weder die Engländerin noch der Mischling sprach ein Wort. Als ich einen flüchtigen Blick auf die beiden warf, l«em«ttte ich nur, wie der Fremde nflt der saugenden Gewalt seiner dunklen Auge»» starr, unbeweglich, die junge Dame anblickte. Es lag etwas Unheim liches in der Luft. Die zuvor so neutrale Atmo- sphärc »rar dahin. Irgendetwas beunruhigte mich. Auch diese junge Frau schien diese Atmosphäre zu empfinden. Der gebietende Blick des ihr gegen über Sitzenden verursachte ihr offenbar Unbe hagen. Sic nahm eine Zeitung zur Hand und begann zu lesen. Ich hatte, »venu auch irur un klar, das Gefühl, daß irgendetwas geschehen rMrde. Trotz dieser unbewußten Erwartung ge schah dann das Unerwartete, Furchtbare, kurz bevor wir in den Bahnhof von Johor« eft,liefen. Ein Entsetzensschrei drang an mein Ohr und als ich im selbe» Augenblick den Kopf dorthin wandte, sah ich jene giftigste aller Schlangen, die Kobra, sich unmittelbar vor der Engländerin vom Boden erheben. Noch heute, nach Jahren, steht dieses Bild kraß und deutlich vor meinen Augen. Ich sah den gelb und braun gefleckten Schlangenleib, der schillernd, starr aufgerichtet war, den drei- eckigen Kopf des ekelhaften Reptils, die kalten grausamen Augen und das züngelnde Maul. And daneben am Boden lag der Lederbeutel des Fremden. Ich selbst war im Augenblick w:r erstarrt. In der ersten Sekunde kam mir der Einfall, aus dem Fensterloch hcrauszuspringeu. Doch — Tod war hier wie dort. Es war die Engländerin, welche den Entsetzensschrei ausge- stoßen hatte. Mit seltsam verzerrtem G«sicht straffte sie den schlanken Körper und blickte wi« gebannt auf die züngelnde Kobra. Eine Bewe gung, und sie war verloren, das. wußte sie. wie jeder in Indien sofort die Gefahr erkennen würde. So saß jeder von uns wie leblos. Da lief der Zug in Johore ein. Der Eurassier, die Kobra nicht beachtend, erhob sich, griff wie selbstverständlich nach den Gepäckstücken der Dame, und ohne ciis Wort zu sprechen, verließ er mit denselben das Abteil, ohne daß die gefürchtete Kobra sich ihm genähert hätte. Der Mam« mit den Gepäckstücken ist entkom men. Er muß eine gute Beute gemacht haben. Und die Kobra? Sie schlüpfte plötzlich hinaus, wurde jedoch wenige Minuten später von «Inein indische«, Bauern äuf dem Bahnsteig erschlagen. Es zeigte sich dann, daß dem Reptil der Gist- zahn ausgebrochen »var, so daß diese Kobra in Wahrheit unschädlich war, abgerichtet, um einem Betrüger und Dieb als Mittel zum Zwick z» dienen. Mas aber aus Maud geworden ist, warum keiner meiner Briefe m«hr beantwortet «nucde, «erd« ich rin and«« Maß erzählet«. - .
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