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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192604284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19260428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19260428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-28
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
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Sparprogramme« hier, dke Nationalisierung 'dort. Dke Erkenntnis "der Notwendigkeit einer Verwal-- tungsresorm zieht iimner weitere Kreise. Die Ver waltung in Reich und Sündern wird sachgemäss abgegrenzt und neu gefördert werden müssen. Die Tätigkeit der öffentlichen Körperschaften wird auf das Mas; des unbedingt Nötigen beschränkt. Erst die volle Durchführung des Amgestaltungspro- zesses wird die Erkenntnis des richtigen Verhält nisses zwischen Staat und Wirtschaft ermöglichen. Die Zeiten der sogenannten Staatsmirtschaft sind vorüber; die Rückbildung ist unaufhaltbar. Auf der anderen Seite wird sich der Staat wieder dem Manchesterschen Ideal des reinen Rechts staates, des Nachtwächterstaates, annähern dür fen. Schrankenlose Freiheit der wirtschaftlichen Einzel- oder Eescllschaftsuntcrnehmungen kann der Staat um seiner selbst willen nicht mehr dulden; sie würde» auch die Wirtschaft vernichte». Dev Trinkspruch des Ministers gipfelte in dem Munsch, dass Staat und Wirtschaft gemeinsam den rechten Weg aus unserer Not yerausfinden werden. Die WrstmeMMNg Ein Abänderungsvorschlag der Demokraten. Berlin, 27. 4. Zu dem auf der Reichs- tagssitzung vom Mittwoch stehenden Gesetzentwurf über die entschädigungslose Enteignung der Fürstenhäuser, die nunmehr aus dem Volksbegeh ren hervorgegangen ist, hat die demokratische Neichstagsfraktion beschlossen, einen Abändernngs- antrag einzubrinqen. Der Antrag soll entsprechend dem ursprünglichen Antrag der Demokraten die Forderung enthalten, aus dem Vermögen der Fürstenhäuser einen Teil ausznsondern und dar aus den Mitgliedern der fürstlichen Familien eine Entschädigung für angemessenen Lebensunterhalt zu gewähren. Wenn dieser Antrag im Reichstag angenommen wird, dann kommt sowohl der da durch abgeänderte Entwurf des Volksbegehrens wie auch dieser letztere selbst im Volksentscheid zur Abstimmung. Die demokratische Fraktion hat sich, wie wir hören, zu diesem Abänderungsantrag entschlossen, weil die Aussichten für das Zustande kommen des Kompromiss-ntwurfes im Reichstage immer geringer geworden sind. Wie Polmark den etaatrschatz fällte Paris, 28. 4. Til, Der frühere Vorsitzende der Finanzkommissio» der Kammer hielt in Mont pellier eine Rede über die Finanzlage Frankreichs. Dabei machte er die aussehenerregende Mit eilung, es sei ein geheimes Schriftstück vorhanden, dass der Finanzminister Poincares, Marsal, unterzeich net habe und aus dem hervorgehe, das; sich die Regierung Poincare von privaten Bankinstituten auf illegalem Wege Kredite in Höhe von 21/2 Milliarden für den Staatsschatz verschafft habe. PMros Wer die mm Kesces- reformoorlaze Pari», 27.4. Der Kriegsminister PainlevS gab Pressevertretern eine Erklärung über die neue Heeres- resormvorlage der Regierung ab. Danach soll die Militärdienstzeit, die vor dem Kriege drei Jahre betrug, In Zukunft auk 12 Monate herabgesetzt wer den. Ferner werde die Zahl der Divisionen von 32 anL 20 vermindert. In Zukunft würde streng »wischen der Helmatarmee und der Kolonialormee unterschieden werden. Die Kolonialarmee soll eine vollständige Autonomie erhalten. Sie wird unge fähr 37000 Weihe und 90 000 Eingeborene umfassen. Die gemischten Heimat- und afrikanischen Truppen kontingente, die algerischen, tunesischen und marokka nischen Schützen, afrikanischen Neger und Svahis werden künftig 40000 Mann Meitze und 90000 Mann nordafrikanilche Eingeborene stark sein. Hinzu tritt die Fremdenlegion mit 20000 Mann. Die übev seeischen Streitkräfte werden somit insgesamt 277 000 Mann betragen, von denen 97000 Mann Weitze lind. In den mobilen Truppen wird die weib« Mannschaft künftig ans Berufssoldaten belieben. Um durch die Herabsetzung der Dienstzeit dl« Schlag- fähiakett der Armee nicht zu vermindern, wird die Zahl der Berufssoldaten von 70000 auf 108000 erhöht werden. Die Rekruten werden nicht wie bisher mit dem 20., sondern mit dem 21. Lebens jahr einberufen. Die Reform soll erstmalig im Jahre 1929 zur Durchführung gelangen. ragvm de» ArmokWedr- geeicht; in Nmzig Danzig, 28. 4. TU. Unter dem Vorsitz des dänische» Generalkonsuls Koch tagte hier gestern das deutsch-polnische Danziger Korridor- schicdsgericht, um über die Streitigkeiten im Korridortransitverkehr zu verhandeln. Deutschland war durch den deutschen Generalkonsul Therman», Polen durch Ministerialdirektor Moderow ver treten. Es handelt sich um die Erhebung von Beweisen über das grosse Eisenbahnunglück bei Preutzisch-Stargard am 1. Mai 1925. Die Ver handlungen gaben keine Aufklärung über die Ur sachen der Katastrophe. Es lagen 2 Gutachten vor, ein polnisches und ein deutsches, die sich widersprachen. Es soll daher ein neues ,^Obergut- achtcn ans dem Ausland« eingeholt werden. BerWrstng des MMl» an billigen winwOmngen M6 Nach Erhebungen, die in Bauern, Sachsen und Baden angestellt find, ergab sich ein Fehl betrag von mindestens 10 bis il Wohnungen auf je 1000 Einwohner, in Hamburg von 89, in Thü ringen von 18, in einer Reihe prcuszischer Groß städte im Durchschnitt von 19 Wohnungen. W nn man diese Zahlen zugrunde legt, so ergibt sich für das Reichsgebiet bei sehr vorsichtiger Berechnung ein Fehlbetrag von mindestens 600000 Woh- nuttgen. Hinzu kommt ein jährlicher Neubcdarf von 150 000 Wohnungen. Demgegenüber betrug 1924 der Neinzugang an Wohnungen 106 502. Die Zahl für das Jahr 1925 ist statistisch noch nicht festgestellt. Man wird sie, wie Oberregie rungsrat Dr. Ebel im neuesten Hefte des Neichs- arbeitsblattes mittelst, ans 130000 Wohnungen schätzen könne». Diese decken also noch nicht den jährlichen Nenbedarf. Die Folge der allgemeinen Erhöhung der gesetzlichen Miete wird für das Jahr 1926 voraussichtlich eine weitere Zunahme des Angebots an gewerblichen Räumen und an grwtzen Wohnungen 'sein. Eine erhebliche Ent lastung des Wohnungsmantes ist jedoch dadurch nicht zu erwarten, denn die Mieter der großen Wohnungen treten mmmehr als Wohimngs- fuchende für kleinere Wohnungen auf. Ebenso wer de» mit dem weiteren Steigen der Mieten zahl reiche Wohnungssuchende ihre Ansprüche auf «ine grössere Wohnung herabsetzen. Die Folge der Mietssteigerung wird daher eine Verschärfung des Mangels an billigen Kleinwohnungen sein. Nach wie vor bleibt also die Hauptaufgabe eine mög lichst graste Neubautätigkeit, vor allem der Bau von kleineren Wohnungen. NeueNrangsalierung »riMadr Aus Marienbad wird uns berichtet: Das tschechische Bodenamt versucht dis Entscheidung de? Obersten Gerichtshofes, die bekanntlich dem tschechischen Staat drei Marienbader Quellen zn- billigt, dadurch unmöglich zu machen, das; es er klärt, dast in den Badehausern des Stiftes Tepl auch kohlensaure Bäder verabreicht werden, für die das Mineralwasser aus Quellen verwendet wird, welche nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes dem Staate gehören. Ebenso ver halte es sich mit dem Moorwasser, das ebenfalls aus staatlichen Quellen stamme. Die wirtschaft liche Unselbständigkeit des Stiftes Tepl sei so nach erwiesen, infolgedessen müsse ganz Marien bad zu Gunsten des tschechischen Staates beschlag nahmt werden. Eine Kommission des Boden amtes hat in Marienbad dem Vertreter des Stiftes Tepl diesen Standpunkt auseinander gesetzt. Abt Helmer hat gegen diese Auffassung schärfsten Protest eingelegt. AM» „großer Endziel" Chemnitz, 27. 4. Auf dem Bezirkstage Chemnitz-Erzgebirge der SPD. referierte der linkssozialistischc Führer Arzt über die Cachscnkrise, ihren Hintergrund und ihre Lehren und sagte da bei u. a.: „Uns schwebt ein grostes Endziel vor: die klassenlose Gesellschaft. Nur durch rücksichts losen Klasfenkampf köimen wir es erreichen . . . Unsere Aufgabe ist es, llar herauszustellen, dast wir unser Ziel nur im.schärfste» Kampfe gege» die bürgerliche Gesellschaft erreichen können. Un sere Ausgabe ist es, durch fortgesetzte Bildungs- arbeit (?) und Diskussion (!) das klare marrk- itische Denke» wieder heranszuarbeitcu und Sach sens Proletariat hat besonders die Ausgabe, mar- ristische Denkweise und Erkenntnis in seinem poli tischen Handeln zum Ausdruck zu bringen. Alle find uns willkommen, die gewillt sind, die Ent scheidungen der Mehrheit anzuerkennen, die gewillt , sind, auf dem Boden der Selbstbestimmung der : Arbeiterklasse den Kampf zu führen gegen den völkcrverderbendcn Kapitalismus." — Herr Arzt ist nicht etwa Kommunist, nein, er nennt sich einen Sozialisten. Deutscher Reichstag Berlin. 27. 4. Nm RtgierungstisK Arbeit«, mmistw Dr. Brann«, Innenminister Dr. Külz und Justizminister Dr. Marr. Präsident Löbe eröffnet die erste Sitzung nach den Osterferien um 3,20 Uhr. Die erste Beratung eines Arbeitsgerichtsgeseke» leitet Arbeftsminilter Dr. Brauns ein. Der nor liesend« Entwurf soll die Arbeitsgerichtsbarkeit allen Arbeitnehmern zugänglich machen und ihren Auf- aabenkreis erweitern. Die Auffassung, dast die Ar- beits.aerichtsbarke.it in den ordentlichen Gerichten auseehen soll, s-i non der Reoierung an» grund- lätzllchen und vraktiichen Erwägungen abgelehut worden. Dabei werde aber nicht verkannt, dast das Arbeitsrecht schließlich mit dem allgemeinen Recht verwachten müsse. Der Minister dankt den Gewerbe- und Kaufmannsgerich^en für ihre bisherige Tätig keit und spricht die Erwartung aus, dast die Vor lage noch im Sommer erledigt werde. Nbg. Aufbäuser (Soz.) berechnet die Bera tung der Vorlage als einen Maststab dafür, wie weit der Reichstag den Willen hat, di« demo'rati'che Republik mit sozialem Geiste zu erfüllen. Das Ar- beiirrecht mülle mehr al« bisher den Wert des arbeitenden Men'ckm schätzen. Abg. Hüller (Dntl.) begrübt die Vorlage und schliesst sich dem Dank an die Gewerbe- und Kanf- mannsgerichte an. Die Arbeitsgericht« sollten aber der ordentlichen Gerichtsbarkeit «inne Gliedert werden. Abg. G«rig (Ztr.) stellt mit Befriedigung Hst, dast das Mißtrauen, das sich heutzutage vielfach oegenüber den ordentlichen Gerichten zeige, vor den Gewerbe- und Kaufmannsgerichten halt gemacht habe. Nbg. Thiel (D. Dv.) erinnert daran, dast sein Fraltionsfreund Dr. Heinze als Justizminllter be reits die ersten Grundlage für da« vorliegende Gesetz geschaffen habe. Auch die Arbeitsgerichte mühten unabhängige, lebenslänglich an^estellte Richter haben. Eine Ausgliederung der Arbeits gerichtsbarkeit aus der ordentlichen Gerichtsbarkeit sei gefährlich und entschieden zu bekämpfen. Abg. Rädel (Kom.) bedauert die verspätete Ein bringung der Vorlage. Abg. Lemmer (Dem.) erklärt, bk« Vorlage sek nur «ine Etapve auf dem Wege der Aurgektaltnng de« Urbeft«,cht«. Ein oute«, einbritkich«, ArKekts« recht sei di« brst« Grundlage der Wirtschaft, von einer Sonderanichtsbarkeit »um Schaden der all gemeinen Justiz könne kein« Rede sein. Die Vorlage wird dem sozialpolitischen Ausschuß überwiesen. Das Hau« vertagt sich. Mittwoch nachmittag 2 Ubr Gesetzentwurf über die Fürstenenteignung, Duellaeietz. Schluß nach 6", Uhr. Politische Nachrichten Das Bslkabegthr«» zur Aufwertung,frage be antragt. Unter dem Kennwort „Svar-rb-md Dr. Best" ist am Dienstag dem Reicheministrrium des Innern der Antrag auf Zulassung eines Volks begehren« zur Abänderung der Aufwertungsgeseb- vom 16. Jusi 1925 «inaereicht worden. Französisch.spanische Sandeksvertragaverhand- lungeu. Der spanische Handelsminister Annos, der ick z. Zt. in Paris aushält, hat dem „Matin" erklärt, mst der Abschluß einer neuen französisch-spanifchm Handelsabkommen« bevorstehe In etwa 14 Tagen würden Sachverständige in Paris oder auch in Madrid znlammentreten. Auch werde der fran- Msche Handel-minister auf Einladung Primo dr Rineras nach Ma>rid reiten. Wachsender Widerstand gegen Herriot in der radikal-sozialistische» Partei. Der Vorstand de« Erekutivansschuffe«A>er radikal-sozialistischen Gruppe ist am Dienstag unter dem Vorsitz der Senators Caminau zusammengetreten, um zu der Frage Stellung zu nehmen, ob Herriot gleichzeitig den Vorsitz in der Partei und die Kammerpräsident, schäft behalten dürfe. Nach kurzer Debatte murdt einstimmig beschlossen, dast für Herriot kein Grund vwlieqe, beide Aemter gleichzeitig zu versetzen Die amerikanisch-französischen Schuldenoer. Handlungen. Wie di« Blätter aus Washington berichten, gehen die Verhandlungen zwischen den, amerikanischen Schatzamt und Berenger weiter. De, französische Boischaster erwartet neue Instruktionen aus Pari«. Die Gegensätze beziehen sich noch immer aus die Frage der Erhöhung der ersten Jahres- zablungen, dke die amerikanische Schuldenkommissiou verlangt hat. Di« maßgebenden Persönlichkeiten kn Washington seien der Ansicht, daß «in gewisser Aufschub der Verhandlungen «in« voreiligen Lösung vorruzieben s»k. Borah Präsidentschaftskandidat? Wie der .New Park Herold" au« Washington meldet, bc- schäfti-Zt man sich lebhaft mit den Aussichten ein« Kandidatur Borahs für den Präsidrntenvosien. Ak» sein voraussichtlicher Gegner wird der Gouverneur von Neuyork Smith genannt. Man nimmt all gemein an, dast Coolidge nicht wieder kandidieren werde, obwohl er die größten Aussichten habe, wiedergewählt zu werden. Mr Kswat md Vaterland Frankenberg, den 28. April 1926. Amtliche Mitteilungen aus de« Ratssitzungen Sitzung vom 21. April 1926 Der Rat 1. genehmigt einem hiesigen und einem auswär tigen Unternehmer da» Aufftellen je einer wei teren Mietkrasldroschke zu der bereits vorhandenen r 2. beschließt ») die Verlegung der Molorslrene vom Rathaus »ach deni Kirchturm, d) 11 instand gesetzte ffeuerlöichapparat« auf di« städtischen Gebäude zu vertellen, 0) unter Uebernahme der Errichtungskosten den Branddirektor an das Fernsprechnetz des Post amtes anzuschließen; 3. bewilligt 20000 M. Berechnungsgeld nach Be schluß der Stadtverordneten, zur Unterstützung Hilfsbedürftiger nach noch vom Fürsorgeamschuß festzust«llenden Grundsätzen. Zu Punkt 2» ist die Entschließung der Stadt verordneten erforderlich. Insgesamt beschließt der Rat in 20 Angelegen» heil«». soll auch Konrad sagen, wen» ihm seine Ju die Strasse Dicke, graue, massive Mauern, von dunklem (Fortsetzung folgt.) höher hinausiommt, verstummt auch das Geplau der der llebri.qen. Die gewaltigen Reize der Vauernburschen und Mädchen in ihren male rischen Trachten kommen dem Wagen entgegen. Manon sitzt jetzt ganz still, die Hände im Schoss gefaltet. Sie ist ganz versunken in den Anblick der herrlichen Natur. Sie ist ja nie hin-- ausgekommen in die schöne Eotteswelt. Als-man Ein kühler Luftzug streicht von den Bergen, herüber, und bringt eine ganze Dustwelle mit.! Es ist eine r * " --- tete» Zacke» und Spitzen der Bergesriesen, und drüben iiy Passeier die schneebedeckte» Halden. Ganz still und andächtig sitzt die lustige Gesell schaft im Wag«». Nur hier und dort wird wohl Mauon Linders Original-Roman v. M. Harling. 28 Nachdruck verboten Xl. „Ach, wie ich mich auf den Ausflug freue!" sagt Lilly Gerland, „dieses Eöldenstein soll ja eine herrliche Lage haben, und das Wetter ist heute so schön!" Sie stellt vor dem Spiegel und bemüht sich, «ine rote Schleife auf ihrem weißem Kleid zu befestigen. „Geh, Lilly, dieses schreiende Rot steht dir ja gar nicht!" bemerkt Ada Gerkand, die Schwe ster mißbilligend betrachtend. „Eines bitte ich mir aber Heufe aus, dass du dich nicht wieder von diesem Kerssenbrok an der Nase herumführen lässt. Er sucht sich nur an Manon hcranzudrängen, und macht sich über dich lustig, wenn du dir einbildest, er meine dich!" Lilly wird zornrot, gereizt erwidert sie: „Hat die "schöne Manon dich beauftragt, mir das zu sagen?" „Sei doch nicht so abgeschmackt, Lilly," ver weist sie die Schwester geärgert, „du weist so gut wie ich, dass Manon viel zu stolz ist, um über dergleichen zu sprechen. Cie ist überhaupt eine kühle, zurückhaltende Natur und du solltest dir an ihr ein Beispiel nehmen. Machte dich diese Leidenschaft für den Kerssenbrok nichl blind und taub, du hättest längst bemerkt, dass er sich nur mit dir beschäftigt, um zu Mauon zu gelange». Ich hätte dir wahrhaftig mehr Stolz zugelraut. Sei vernünftig, Lilly, lauf diesem Schürzenjäger nicht auch noch nach." Lilly macht ein Echmollmäulchen. . „Wenn du nicht meine Schwester wärest, Ada- von der ich doch annehmen muß, sie meint es gut, so märe» wir geschiedene Leute; denn du bist b«r lcidigend. Ich lause niemand nach!" Ada schlingt schmeichelnd den Arm mn die Schwester. „Mein Herzensschwesterchen bist du und nur besitzen, denn sie sagt, sie langweilt sich nie. Ich > wüsste nicht, was ich so einen ganzen Tag lang allein ayfangen sollte." Manon lächelt. „Mutter liest gern und viel; auch ist sie das Meinsein gewohnt. Sie hat daheim auch wenig Gesellschaft, zumal in Hohenfriedberg, weil es, gendgespielin untreu wird?" Lilly errötet unter dein forschenden Blick. „Ach geh, Ada, der Konrad macht sich doch nichts aus mir kleinem Dummchen. Der sieht die kluge Ada lieber." Ada schüttelt den Kopf. „Du bist auf dem Holzwege, Lilly. Nun aber komm, es wird Zeit. Willst du nicht eine andere Schleife nehmen?" . Lilly schaut die Schwester mit schelmischem Lächeln an. „Wenn die rote Schleife mir richt iteht, umso besser für Konrad; da wird es dem jungen Herrn nicht cinfallen, mich ihm abspenstig z» machen." » Arm in Arm gehen die Schwestern hinab. Drunten harrt schon der offene, knit frischem Grün und Blumen geschmückte Wagen, der die kleine Gesellschaft zum Ziel bringe» soll. Einige der jungen Herren aus der Pension haben bereits Platz genommen. Nebe» Manon, die bleich wie eine Blumenknospe aussieht, sitzt bereits Ludwig Kerssenbrok im eleganten weissen Flancllanzug. Unter den etwas aufgckrempclte» Hosen schauen lila seidene Strümpfe hervor, der Schlips ist von gleicher Farbe, sogar das Band aus dem Hut zeigt übereinstimmend die gleiche Nuance. Recht wiK ein Lebemann sieht er aus, herausfordernd schweifen seine Blicke zu Manon hinüber, die anscheinend für seine gesuchte Eleganz kein Verständnis hat. Als er die beiden jungen Mädchen aus den« Hause trete» sieht, wi»kt «r ihnen lebhaft zu, auch Manon winkt eifrig, denn sie hat für die Damen Gerland Plätze reserviert, da auch Mama Gerland die Danie» begleitet. „Ich lväre heute gern zu Hause geblieben bei Mutter," erklärt Manon, als der Mag«» sich endlich ii» Bewegung setzt, „aber Mutter be hauptet, die Zeit würde ihr durchaus nicht zu lange werden." „Ihre Schwiegermutter ist «ine seltsame Wohnsitze liegen weiter auseinander, oie Zahl der Obstbäume nimmt zu. Schief gewachsen sind Epheu dicht umsponnen. Äcberall aber macht sie, verknorrt und alt, aber doch liefern sie all- sich der Verfall bemerkbar. jährlich «in« reiche Ernte. Jenseits der Strasse (Fortsetzung folgt.) da keine Gutsnachbarn gibt." ! der der klebrigen, k— „ „... — Ludwig Kerssenbrok hat Manon unausgesetzt Natur bleiben selbst auf dieses leichtlebige Vöik- angeblickt, jetzt äussert er lächelnd: „Und in solch che» nicht ohne Eindruck. Als Manon einmal aas ländlicher Einsamkeit wollen Sie Ihre Jugend und ihren Nachbar einen flüchtigen Blick wirft, brmei >t Schönheit vertrauern? Ihr Herr Gemahl ist, sie, wie er mit Lilly zärtliche Blick« tauscht. E n ein Barbar, dass er das von Ihnen verlangt! , fast mitleidiges Lächeln spielt nm ihren Mm d. Manon schaut verträumt vor sich hi». Sie, Wie hohl müssen die Menschen sein, die bei ar denkt an de» Ma»», der so einsam in dem grossen! Anblick solch gewaltiger Naturschönhcite» n ch Hause weilt, was mochte er wohl am Abend, nach Sinn haben für einen nichtssagenden Flirt, der Arbeit, beginnen? j Da, ein Ausruf der Bewunderung entschlüpft „O, es ist doch schön in Hohenfriedberg, Sie , Manons Lippen, als bei einer Wegbiegung plö> ahnen nicht, wie schön und gemütlich es dort ist,"! lich die ganze Wunderlieblichkeit des reichen, g> sagte sie leise, wie wenn sie nur mit sich selbst j segneten Etschlandes vor ihrem entzückten BUI spräche, und etwas wie Sehnsucht klingt aus dem! sich auftut/ Dort unten liegt Meran, man unter- Ton ihrer Stimme. > scheidet die grünen Flecke der Gärten, in die er ' " gebettet ist, die Hellen Striche der Strassen, die Wein- und Obstgärten. Hier und dort schimmert ein Dors, vom goldenen Sonnenlicht überflutet. Hoch oben, eine prächtige Folie zu dem bunten Leben in der Ties-, die zerrissenen und zerklüs- viel zu schade für solch einen Menschen. Was I Fran, liebe Manon," meint Frau Gerland, „ichI liegen die Häuser in Weingärten gebettet und aus r-" —-r- r-— —-- -c-- c-!»- -r..- glaube, sie ist lieber allein, als in Gesellschaft, der Tiefe des Tales erscheint gar winzig das Sie muss «inen unerschöpflichen Gedankenreichtum Kirchlein St. Valentin. „Haben Sie Heimweh?", fragt Frau Gerland freundlich. „Heimweh, ach nein !" entfährt es ihr schnell, doch schon bereut sie das rasche Wort, als sie sieht, wie es in Kerssenbvoks Augen triumphierend auf leuchtet. Wieder umspielt das diabolische Lächeln seinen Mund, doch sagt er nichts. Die Stimmung ist sehr angeregt, man lacht und scherzt, auch Manon beteiligt sich lebhaft an der Unterhaltung, was sonst gar nicht ihre Art ist. Herzlich klingt manchmal ihr Lachen, sie ist sehr heiter. ein Auswurf der Bewunderung laut, oder irgend jemand macht seinen Nachbar auf eine besonders fchöne Stelle ausincrtsam. Man ist am Ziel. - , Polternd fährt der Wage» IN den Schlosshof angenehme Fahrt/Höher Hinan ist eines ehemaligen, adligen Besitzes ein, dessen «inS- von Edelkastanie» eingefasst, die' malige Bewohner gestorben und »erschollen siitd.
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