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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 27.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192604272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19260427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19260427
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-27
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
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licken Blättern ausführlich veröffentlicht ist. Aber es labt sich schon jetzt sagen, datz in den letzten Tagen eine beruhigendere Beurteilung der Lage die Oberhand gewonnen hat, obwohl der diploma tische Korrespondent des „Daily Telegraph" überall Unheil zu wittern glaubt. Ser ElidruS des Vertragsabschlusses in Mei Wien, 27. 4. Die Veröffentlichung des Wortlautes des deutsch-russischen Vertrages er folgte gestern abend so svät, datz nur wenige große Blätter in der Lage sind, den Ver trag bereits zu besprechen. Die „Wiener Neuesten Nachrichten" nennen den Vertrag einen starken Beweis, des deutschen Lebenswillens und bezeichnen es für verwunderlich, dah man es versucht habe, in dem Vertrag eine Politik erblicken, die mit den Abmachungen von Locarno und mit den Satzungen des Völkerbund paktes in Widerspruch stehe. Die „Reichspost" stellt fest, daß das Endergebnis des Vertrags abschlusses eine weitere Stärkung der internatio nalen Stellung Deutschlands sein werde. Die „Neue Freie Presse" schreibt, dah dank dem deutsch-russischen Vertrage für absehbare Zeit ein politischer Zusammenstoß im Osten nicht zu er warten sei. Ein Laird, das der Gefahr aus gesetzt sei, Durchtzugsland für feindliche Heere zu werden, das vollkommen entwaffnet sei, müsse die Gewihheit haben, datz es nicht zum Aus- gangsp-M für politische Abenteuer gemacht wer den könne. Me Ile-trsirvm- der «ei-r- datzabeamten Ein Urteil des Reichsgerichts Leipzig, 26. 4. Mit der Rechtsnatur der deutschen Reichsbahngesellschaft und der daraus folgenden Rechtsstellung der Reichsbahnbeamten besaht sich ein Urteil des Reichsgerichts vom IS. März 1926. Auf Grund der Entstehungs geschichte der deutschen Neichsbahngesellschaft und der mahgebenden Gesetzesbestimmungen gelangte das Reichsgericht zu folgendem Ergebnis: Der Betrieb der Reichseisenbahngesellschaft und die damit in Verbindung gebrachte Erfüllung der Reparatiorisverpflichtungen sind A Gelegenheiten des Reiches. Die Neichsbahngesellschaft ist eine zur Besorgung dieser Angelegenheiten errichtete, mit «gener Rechtspersönlichkeit und mit den Rech ten der Selbstverwaltung ausgestattete, aber in die Verfassung des Reiches eingegliederte und seiner Aufsicht unterstehende öffentlich-rechtliche Anstalt in der Form einer Handelsgesellschaft. Die Stellen der Reichsbahngesellschaft sind nüttel bare Reichsbehörden, die Reichsbahnbeamten sind mittelbare Reichsbeamte im staatsrechtlichen Sinne und folglich hinsichtlich aller dienstlichen Verrich tungen Beamte auch im Sinne des Strafgesetz buches. MWO der Pmlamentssession In Frankreich Die innerpolitische Lage. Paris, 26. 4. Der Eenat, der sich heute nur in einer kurzen Sitzung mit der Weiterbera tung des Budgets befähle, wird morgen oder übermorgen die Budgctarbeiten beenden. Man glaubt, dah am Mittwoch abend der Ausgleich des Projektes zwischen den beiden Kammern statt- finden wird. Darauf werden die beiden Kam mern in die Ferien gehen. Die Kammer hat die Absicht geäußert, nur eine kurze Ruhepause ein treten zu lallen. Im Senat wurde jedoch indessen erklärt, es sei wünschenswert, dah die Kammern erst wieder Anfang Juni, möglichst erst am 8. Juni, ihre Arbeiten wieder beginnen. In zwischen werden die meisten Abgeordneten und Senatoren an den Verhandlungen der Generalräte teilnehmen, die km Mal tagen. In politischen Kreisen beschäftigt man sich lebhaft mit den Aus sichten, die sich aus den Arbeiten der Generalräte für die allgemeine Politik ergeben werden. Es wird darauf hingewiesen, dah die radikalen Mit glieder der Generalräte im allgemeinen weit weni ger fortgeschrittene Ansichten zeigen wie die der Seinefederation. Man glaubt daher, dah di« Tagung der Generalräte einen beruhigenden Ein fluß sowohl auf die Haltung der radikalen Partei wie aus die Partei der Sozialisten ausüben wird. Nor allem wird daraus hingewiesen, dah die Haltung Herriots durch die Tagung der General- räte stark beeinflußt werden würde. Man glaubt, daß die Absichten Herriots, die Regierung zu über- nehmen, soweit sie überhaupt noch bestehen, durch die Tagung der Generalräte endgültig beseitigt werden. Falls die Regierung Briand bei dem Wiederzusammentritt der Kammer über die Rati- fizierung des Schuldenabkommens mit Amerika fallen sollt«, wie es wahrscheinlich ist, so würde aus jeden Fall kein neues Ministerium des Kar tells folgen. Man glaubt, dah in diesem Falle ein Linksministerium, aber ein Ministerium der Konzentration unter Ausschluß Ker Sozialisten, di« Nachfolge des Kabinetts Briand übernehmen werde. Die EkSsftma- der Weltwirts-astrlonsereaz Genf, 26. 4. Die öffentliche Sitzung der Kommission zur 'Vorbereitung der Wellwirt schaftskonferenz begann um 11,30 Uhr vor über fülltem Saal, unter dem Vorsitz des früheren belgischen Ministerpräsidenten Theunis. Für Deutschland nehmen an der Sitzung die vier Dele gierten Dr. Trendelenburg vom Neichswirtschafts- ministeriuM, das Vorstandsmitglied des Reichs verbandes der deutschen Industrie, Rechtsanwalt Lammers, der Gewerkschaftsführer Eggert und als Sachverständiger für die deutsche Land- Wirtschaft Oekonomierat Kaiser teil. Theunis verlas die Eröffnungsrede Adors. Die Aufgaben der Kommission, so heißt es darin, soll die Vorbereitung und Sammlung aller welt wirtschaftlich wichtigen Tatsachen sein, die dem Rat zur Einberufung einer Weltwirtschaftskon- fereng zu unterbreiten wären. Die Aufgabe der Kommission sei es weiter, festzustellen, daß der Anlaß zu den Wirtschastskonflikten aus dem Ge gensatz der nürtschaftlichen Interessen der ein zelnen Staaten und aus der ungenauen Kenntnis ihrer wirtschaftlichen Notlage hervorgehe. Fer ner müsse sie die schwere Gorge uni die wirtschaft liche Notlage einiger europäischer Mächte zu be heben suchen. Die Kommission soll die Lösung der Frag« nicht selbst vbrnehmen, sondern nur ein Problem flir die zukünftige Weltwirtschaftskon- serenz aufstellen. Die hier anwesenden Delegier- ten seien auf Grund ihrer persönlichen Quali täten, ihrer Kenntnisse und ihrer Stellungen in zahlreichen Organisationen eingeladen worden, sie vertreten dagegen nicht die Regierungen ihrer Länder. Folgende Angelegenheiten wird die Kom mission zu behandeln haben: 1. wird sie ans der wirtschaftlichen Notlag« ihre Schlußfolgerungen zu ziehen haben, 2. wird sie die Möglichkeit einer internationalen Abhilfe zu prüfen haben und die Mitarbeit des Völkerbundes in Betracht ziehen müssen. Theunis vertagte dann nach einigen per sönlichen Bemerkungen die Kommission auf heute nachmittag 4 Uhr, damit in einer geheimen Sitzung sämtliche Anregungen erörtert werden können. Politische Nachrichten Die Sitzung des auswärtigen Ausschusses. Unter dem Vorsitz des Aog. Hergt (Dntl.) trat Montag nachmittag der auswärtige Ausschuß des Reichstages zusammen, uni sich mit dem deutsch ¬ russischen Vertrag sowie mit einer Reihe anderer Fragen zu beschäftigen. Die Sitzung war starl besucht,- u. a. war Neichutagsprüsident Löbe an wesend, für die Reichsregierung war Reichsaußen- Minister Dr. Stresemann erschienen. Harles Urteil de« Kobtea er Milttärpolizei- gertcht». Die „Tägl. Rundschau" meldet aus Koblenz: Vom Militärpolizeigericht in Koblenz wurden der Polizeibetriebsassistent Frank und der Montagegehiffe Mertens wegen Beleidigung des belgisch«! Staatsangehörigen Jansen zu 6 Mo naten Gefängnis und KOO Mark Geldstrafe bzw. 1 Monat Gefängnis und 25 Mark Geldstrafe verurteilt. Jansen spielte während der Separa- tistenzeit eine Rolle. Gr hatte sich damals d«r Besatzung als Dolmetscher zur Verfügung gestellt. Reichsregieeung gegen Heid? Wie die „Voss. Zig." einer Korrespondenz entnimmt, hat die Regensburger Rede des bayerischen Minister präsidenten Held Gegenstand der Erörterungen auswärtig«» Ausschuß des Reichsrats gebildet. Wie verlautet, beabsichtigt die Reichsregierung, sich wegen dieser Rede amtlich mit der bayerischen Gtaatsregierung in Verbindung M setzen. Siener für deutsch« Zeitung«! in Prien. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Breslau: Im schlesischen Sejm (Kattowitz) wird gegenwärtig ein Gesetzentwurf vorbereitet, nach Pein die deut schen Tageszeitungen in Polnisch-Oberschlesien im Freihandel besteuert werden und zwar pro Zei tung mit einer Stempelgebühr von 5 Groschen. Die Milwaukee-Sänger in Bremen. 250 Mitglieder des Milwoukee-Liederkrames sind Sonntag abend gegen 9 Uhr in Bremen ringe- z troffen und von den Mitgliedern der Vereinigten - norddeutschen Liedertafeln enwfangeN worden. Im Namen der amerikanischen Gäste hielt Professor D. L. Lüning eine Ansprache, in der er u. a. sagte: „Wem: wir, die wir deutschen Blutes sind, dazu bettragen können, daß bald wieder Sonnenschein über Deutschland 'glänzen möge, so wird es uns eine Freude sein, für Deutschland wirken und schafft" zu können." > Dir mexikanische Stildienkommission in Frank furt am Mair. Auf ihrer Rheinfahrt traf die mexikanische Swdienkommissivn am Montag in Frankfurt a. M. hier ein. Im Kaisersaal des Römers fand in Anwesenheit von Vertretern des Magistrats ein Enyffang statt. Oberbürgermeister Dr. Landmann begrüßte die Gäste, wobei er auf die Freundschaft hinwies, die Deutschland und Meriko miteinander verbindet. Für die meri- kanischm Eäste sprach das geschäftsführende Mit glied des Präsidiums der mexikanischen Industrie- und Handelskammer, 'Rechtsanwalt Araujo seinen Dank für die freundliche Begrüßung aus. M Sache« des «eichse-renmalr Reichskunstwart Dr. Redslob auf der Augustusburg Der vergangen« Sonnabend mar vielleicht ein entscheidender Tag für die Frage: Welcher Ort wird für das künftige Neichsehrenmal aewählt werden? Entscheidend vielleicht für unsere Augustusburg, da der Reichskunstwart Dr. Redslob die Burg »Id ihre Umgebung eingehend besichttat und starke Ein drücke gewonnen hat. In seiner Begleitung waren die beiden Mitglieder des Ausschusses der Reichs- regierung: Proß Dr. Högg (Dresden) und Garten baudirektor Kube löonnover), sowie Prof. Strau- mer (Berlin); als Vertreter der sächsischen Regie rung Ministerialrat Dr. Müller. Zunächst fuhr man in weitem Bogen von Oede ran über Flöha, Ehemnik. Zschopau, Börnicke» um di, Burg herum, um ihre einzigartige, herrlich« Lage von den veischiedensten Punkten au« zu be wundern; trotz der wenig günstigen Sicht verfehlte sie denn auch ihren Eindruck nicht, so dah das Urteil schon jetzt seststand: Die Augustusburg ist nach ihrer Lage in der Landschaft zweifellos in hervorragender Weise geeignet für da» künftige Reichsehrenmail Uns hier Beheimateten ist das natürlich nicht» Neues, aber den Gästen war es al« Menschen ebenso wie al» Sachverständigen «ine überzeugende Fahrt. Al« die Besucher dann den im Süden der Burg sich an das mächtige Bergmassiv anschließen den, mit herrlichem Baumbestand bewaldet« Kegel erreichten, der als Ehrenbain diene« würde, da verstärkte sich der Eindruck, und da» Erlebnis de, Burg selbst endlich bildete den denkbar wirksamsten Schuch: di« architektonische Sprache de» weiten Sui« schon mabm alle schauenden Augen.gefanaen. Nach Herzlicher Begrüßung durch Geh. Nat Meinel betrat «an dann da» Innere der Burg. Reichskunstwart Dr. Redslob beseichnete bi« Burg kn einer kurzen Ansprache als ein« Juwel, der einen sehr starken Eindruck auf ihn gemacht hab« und bei seinen Erwägungen in besonder« Erinnerung sieben werde. Bek der Wanderung durch viele Säle und Räume d« Burg stellte man immer wieder die künstlerische Ansgezeichnetdest de« Baue» in sein« Gesamtheit und taufend Einzelheiten test, stand er- oriffen vor dem großen Aitargemäidr von Luka« Cranach in der Schlosskirche und genoss entzückt dl» reiche Aussicht von den Fenstern aus. »KslSiider in Sowjetvchlmd Unter den Fremden, die gegenwärtig da« Ge- biet de» Sowjetstaates besuchen, steh« der Zahl nach die Männer der Wissenschaft an erst« Stell«, nämlich l0S. Lant StatWk befanden sich gleich- »ettka ebenso viele Journalisten dort. Darauf folgen die Maler und Musiker (79), die vertret« aus wärtig« Regierungen <K7). Industrie (SS), Arbeiter und Beamte (33), Studenten (17> usw. Der Natio nalität nach sind die meisten Besucher Deutsche und Ms -eimat Md Vaterland Frankenberg, den 27. April 1SL6. Amtliche MitteilMMkl ans de« Rat-Wil-en Sitzung vom 14. April 1926 Der Rat 1. «hält Kenntnis von der Bevölkerungsbewegung im Monat März. Zu verzeichnen sind M Ge burten, 74 Zuzüge, 11 Todesfälle, S1 Wegzüge, so dass die Bevölkerung»,ahl Ende März 1L 826 (gegen 13825 Im Februar) betrug; 2. beschliesst, au» Sparsamkeittgründen und mlt Rücksicht darauf, dah durch da« Vorhandensein der Motorfeuerlöschspritz« weniger Personal be- nöiigt wird, bi« auf wettere« von Aurhebungey zur Pflichtfeuerwehr abzusehen. Die vorhant denen Mannschaften sollen weder zum Dienst« noch zu Hebungen herangezogen werden; S. bewilligt ») 20 om Mark aus Anlethemitteln zum Einbau von Wohnungen in das stadteigene, ehemals der Firma Männel A.-E. gehörende Grund- stück, d) 530,49 Mark für die durch da« Reichsbauamt vorgenommenen Jnstandsetzungsarbetten in den ttasernenanlagen, o) 650 Mk. für Neuanschaffungen in der Jugend herberge. Zu Punkt 3 ist die Zustimmung der Stadtver ordneten erforderlich. Insgesamt beschliesst der Rat in 38 Angelegen heiten. bturmschSden tm Erzgebirge Der im Verlaufe des Sonntags üb« das Erzgebirge hinwegbrausende starke Frühlingssturm hat allenthalben beträchtlichen Schaden angerichtet und vielfach vernichtend aus die junge Baumblüte^ gewirkt, die wie gesät den Boden bedeckte. Dia Chemnitzer Feuerwehr mußte im Laufe des Naä>- mittags nicht weniger als 12 mal ausrücken, um Sturmschäden zu beheben und Gefahren zu besei tigen. Auch Menschen wurden wiederholt kn Mit leidenschaft gezogen. Ein 14jähriger Laufbursche, der unter einer einstürzenden Dretterplanke be graben worden war, wurde so schwer verletzt, daß er mit einer Gehirnerschütterung, mehreren Brüchen und Quetschungen dem Krankenhaus zn- geführt werden mußte. In Augustusburg, wo ^Sammeln Sie SAAL Bonbonniere Manon Linders Original-Roman v. M. Harlkng. 27 Nachdruckverboten Ganz ungeniert setzt er sich neben Manon ins Gras, als müßte das so sein und als wäre «r der nächste Bekannte von ihr. Eie rückt unwill kürlich zur Seite, was den schönen Mmm veran laßt, mit spöttischem Lächeln zu sagen: „Bleiben Eie ruhig sitzen, gnädige Frau, ich tue Ihnen nichts» der Herr Gemahl sieht's ja nicht! Er ist wohl recht eifersüchtig auf sein« schöne Frau?" Manon blickt verwundert den Sprecher an. ^Woher wissen Sie denn — " „Dah Eie verheiratet sind?" unterbricht er sie mit lautem Lachen. „Je nun, ich interessierte mich für Sie, und ft fragte ich eben im Hotel nach. Da erfährt man leicht, was man wissen möchte. Muß mich übrigens sehr wundern, daß er Äe ft lange allein hier läßt; wenn ich eine ft schöne junge Frau hätte, ich tät's ganz gewiß nicht!" Manon reckt ihre schlanke Gestalt empor, ihre Augen blitzen. „Mein Mann weiß genau, daß «r mir ver traue» kann!" Der schön« Mann sieht Manon mit bos haftem Lächeln von der Seite an. „Im Vertrauen, schöne Frau, d«r Kur klatsch beschäftigt sich schon mit Ihnen. Man v«r- mrttet da so allerlei, daß Sic allein bei der Schwiegermutter aushalten müsse». D«»n lange können . Sie doch noch nicht verh«iratet sein. Sie seh«n aus wie ein achtzehnjähriges Mädchen, und da trennt man sich doch nicht gerne auf längere Zeit voneinander, wenn alles in Ordnung ist." Manon ist sehr bleich geworden. „Ich wußte nicht, daß Sie ft boshaft sein können, Herr Kerssenbrok; und merke» Sic sich «ins: der Klatsch der müßigen Kurgesellschaft läßt mich ganz kalt! Ich bin niemandem Ver antwortung schuldig. Ich bin mit meiner Schwie germutter gereist, weil ich sie lieb habe, und sie nicht allein lassen konnte." Manons bleiche Wangen haben sich gerötet. Einen Mann wie Ludwig Kerssenbrok aber brin gen auch die ehrlichen Worte und Versicherungen nicht zu der Ueberzeugnng, daß alles sich ft harm los verhält. Er meint, zu viel vom Leben ge sehen zu haben und glaubt die Menschen richtig beurteilen zu können. Anscheinend mit aller Müh« seine feinpolierten Fingernägel betrachtend, erwidert er gelassen: „Mich überzeugen Sie nicht so leicht. Ich wette zehn gegen eins, daß in Ihrer Eh« irgend etwas nicht stimmt. Auch die andern wittern «ine kleine E«nsation. Es ist ja wahr, daß die Langweiligkeit «ines Kurortes in den Menschenköpfen allerlei Gedanken zeitigt. Sie sind durch Ihre Schönheit eine auffallend« Per sönlichkeit und hier und da beschäftigt man sich eben viel mit Ihnen." „Aber Menschen mit tiefergehenden Lebens interessen können an solchem Klatsch doch unmög lich eine Freude haben. Das sind höchstens Hohl- köpfe," bemerkt Manon hitzig. Ludwig Kerssenbrok lacht. „Und zu denen zählen Eie auch mich, schöne Frazi?" Eie muß nun doch auch lachen. „Ich kenn« Sie noch zu wenig." Di« beiden junge» Mädchen kommen jetzt näher heran. Lilly Gerland bemerkt mißmutig: „Ach ist das langweilig! Ich halte es nicht mehr aus! Wenn es doch nur etwas Abwechslung gäbe! Dieses ewige Einerlei ist unerträglich." „Wie ist es, gnädig« Frau," wendet Ludwig sich an Manon, „wollen wir hinunter gehen und rin«« kleinen Bummel auf der Kurpromenade unternehmen?" Manon schüttelt den Kops. „Ich bleibe lieber hier. Zudem klingt die Musik des gleich beginnenden Konzerts bis hier her. Weshalb soll ich mich dem Staub dort unten aussetzen? Hier ist es ruhiger und schöner." „Sie haben recht, das find« ich auch." Er nimmt seinen Platz neben Manon unge- niert wieder ein, einen schnellen Blick auf die beiden anderen werfend. Lilly Gerland zupft achtlos die Blüten eines Strauches ab, indem sie ihrer Schwester zuruft: „Komm, Ada, wir wollen hinuntergehen, hier stören wir ja bloß." Ada Gerland ist ebenfalls aufgestanden, sie schüttelt mißbilligend den Kops. „Pfui, Lilly, laß dich doch nicht zur Un gerechtigkeit hinreißen. Nehmen <Ae es Lilly nicht übel, Manon, sie ist immer etwas unüberlegt." Ada hat ruhig, aber mit festem Druck den Arm ihrer Schwester ergriffen und den ihren hineingelegt. Sie hat das Manöver Kerssenbroks schon durchschaut, und auch bemerkt, daß Lilly eifersüchtig ist. Sie kann den Menschen, d«r sich schon immer an Mano» heranzumachen sucht«, nicht ausstehen. And ärgert sich über ihre Schwe ster, bei der er so leichtes Spiel hatte. Manon ist «in wenig bleich geworden, doch erwidert sie ruhig: „Lilly meint es nicht böse, ich weiß, aber wenn Sie mich mitnel nen wo'len, ft gthen wir zum Pavillon und bestellen uns Tee." Das war nun nicht nach Ludwig Kerssen- bvoks Geschmack. Er versucht Manon zurückzu- hatten. „Sv wollen Sie mich allein hi«r lassen, meine Gnädigste?" Manon lacht. „Brauchen Sie ein« Beaufsichtigung?" Er s«nkt den Kopf unh murmrit: „Sie brauchte ich — Eft, aber ohne die andern." Manon wendet sich ohne ein weiteres Wori den schon davongeciltcn Schwestern nach. Ludlvig Kerssenbrok wirft ihr einen bösen Blick nach. „Ich bezwinge dich schon noch, schöne Manon. Du wärst die erste, die mir widerstehen könnte," murmelt er hämisch. Er lacht diabolisch auft dann schiebt er seinen Panama in den Nacken und schlendert langsam denselben Weg hinab, den die drei Damen gegangen sind. Als er am Pavillon vorüberkommt, zie^t er mit weltmännischer Artigkeit den Hut, Uhua den Versuch zu machen, sich den Damen wieder zu nähern. „Der junge Mann gefällt mir nicht rechts sagt Ada Gerland bedächtig, als Ludwig Kerssen brok außer Hörweite ist. „Er bat einen mir un angenehmen Zug im Gesicht." Manon zuckt leicht die Schultern. „Ich habe ihn nicht so genau angesehen, aber zudringlich scheint er zu sein, ich kann solch« Menschen nicht leiden." Lilly ist anderer Ansicht: „Zudringlich ist wohl zu viel gesagt. Er sucht eben Anschkusz, da er keine Gesellschaft zu haben scheint. Eins schöner Mann, das muß wohl jeder anerkennen. Mir gefällt er sehr. Aber «r schien nur Augen für Manon zu haben. Wir anderen wärest für ihn gar nicht da." „Io, jo!" fährt sie dann eifrig fort, „ich habe «s schon bemerkt, wir er immer «in« Gelegen heit sucht, sich Ihnen zu nähern. Erst gestern ist er Ihnen nachgeschlichen; nehmen Sie sicht« Acht^ man kommt leicht in» Gerede." Ada Gerland sucht von dem Thema abzu- kommen. Aufspringend nimmt ff« Manon Unter den Arm. „Kommen Sie, wir wolle» bummeln gehend (Fortsetzung folgt.)
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