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7656 vörsenblLtt f. d. Dlschn. vuchhandrl- Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 146, 28. Juni 1910 — Die Verständigungskommission wegen Reorganisation des Ver bandes wird bis Oktober alle Arbeiten fertiggestellt haben, worauf ein außerordentlicher Delegiertentag einberufen werden muß. — Der von Professor Martin Spahn-Straßburg ausgearbeitete Plan für die Gründung eines Reichszeitungsmuseums soll vom Verbände nachdrücklich unterstützt werden. — Als Ort der nächsten Generalversammlung wurde Eisenach gewählt. Der Vorort bleibt bis zum außerordentlichen Delegiertentag München. Personalnachrichten. *Vr. Hermann Dungs -j-. — Aus der Schweiz kommt die Trauerkunde vom unerwarteten Ableben des Geheimen Ober- Regierungsrats vr. Dungs. Als Vortragender Rat im Reichs justizamt in Berlin hatte er insbesondere sich mit der Regelung des Urheberrechts auf den verschiedenen Gebieten geistiger Tätig- keit zu befassen. Er war ein vorzüglicher Jurist und ein gründ licher Kenner des vielverzweigten und schwer zu beherrschenden Rechtsgebiets, dessen Pflege ihm oblag. Bei dieser Aufgabe ist er viel mit dem Buch- und Kunsthandel in Berührung gekommen und hat sich durch seine tüchtige, gerecht ausgleichende und von scharfem Verstände geleitete Arbeit viel Dank um ihn verdient. Sein Andenken wird bei den Angehörigen des deutschen Buch- und Kunsthandels in Ehren gepflegt werden. Uber seinen Tod, der durch Absturz erfolgt ist, liegt folgende Nachricht vom 26. Juni aus Zinal (Schweiz) vor: »Der Geheime Oberregierungsrat Dungs vom Reichsjustizamt in Berlin war am 23 d. M. morgens um sieben Uhr zu einem Waldspaziergange aufgebrochen, auf dem er an eine gefährliche Stelle, den soge nannten Jägersteig, kam, wo man durch einen Sprung auf die andere Seite der Schlucht gelangen kann. Geheimrat Dungs stürzte 200 Meter tief ab. Eine Rettungskolonne bestehend aus Bergführern, Hotelangestellten und Touristen, fand die Leiche, die unter großen Schwierigkeiten geborgen wurde. Die Beerdigung findet heute in Vissoye statt.« Der Deutsche Neichsanzeiger vom 25. Juni widmet dem verstorbenen Reichsbeamten folgenden Nachruf: »Das Reichsjustizamt hat durch den jähen Tod eines seiner ältesten Mitglieder, des Geheimen Oberregierungsrats Di-. Her mann Dungs, einen schweren Verlust erlitten, vr. Dungs, der seit Mitte dieses Monats auf Urlaub in Zinal in der Schweiz weilte, ist dort am 23. d. M. bei einer Bergwanderung abgestürzt. Nähere Nachrichten darüber, wie das Unglück sich zutrug, liegen noch nicht vor (s. oben. Red.). Am 6. Oktober 1865 zu Berlin geboren, wurde Dungs am 8. September 1875, noch nicht zwanzigjährig, für den preußischen Justizdienst eidlich verpflichtet, 1880 zum Gerichts assessor ernannt und nach mehrjähriger Tätigkeit als Hilfs richter bei dem Landgericht 1l Berlin, 1886 als Amts richter in Oranienburg angestellt. Aus dieser Stellung wurde er 1888 in das Reichsjustizamt berufen, dem er seitdem, zunächst als Hilfsarbeiter und seit 1892 als Vor tragender Rat, angehört hat. Seit 1904 war er neben amtlich auch als Mitglied des Disziplinarhofs für die Schutz gebiete tätig. Ein scharfer Verstand und umfassende Rechts kenntnisse, verbunden mit hingebendem Fleiße, befähigten ihn, auf den verschiedensten Rechtsgebieten eine erfolgreiche Tätig keit zu entwickeln. Er hatte im Reichsjustizamt namentlich die Angelegenheiten des Urheberrechts und des internationalen Privatrechts zu bearbeiten und war demzufolge mitberufen, das Deutsche Reich auf den verschiedenen Konferenzen zu vertreten, die während der letzten Jahrzehnte zur Fortbildung des inter nationalen Rechts auf jenen Gebieten stattfanden. In dem aus* gedehnten Bereiche seines Arbeitsfeldes, auf dem er sich auch literarisch betätigte, hat er Hervorragendes geleistet. Dem geist vollen, liebenswürdigen und in der Lauterkeit seines Charakters innerlich anspruchslosen Kollegen ist im Reichsjustizamte dauernd ein ehrendes Andenken gesichert.« * Thekla von Gumpert. — Frau Thekla von Schober, als sehr beliebte Jugendschriftstellerin unter ihrem Mädchennamen Thekla von Gumpert weit bekannt und geachtet, kam am 28. Juni 1810 in Kalisch zur Welt. Der heutige 28. Juni 19l0 bringt demnach die hundertste Wieoerkehr ihres Geburtstags- Ihre Bücher waren lange Jahrzehnte die beliebteste Mädchen lektüre und sind dem Buchhändler bestens bekannt; es bedarf hier nur der Erinnerung an die zahlreichen Jahrgänge ihres »Töchteralbums« und »Herzblättchens Zeitvertreib«. Ersteres erschien 1854, letzteres 1855 zum erstenmal. Im Herbst 1909 erschien der 55. Band des »Töchteralbums« und der 54. Band von »Herzblättchens Zeitvertreib«, beide von Frau Berta Wegner-Zell herausgegeben. — Thekla von Gumpert war die Tochter eines Regierungs-Medizinalrates, siedelte jung nach der Provinzstadt Posen über, wohin der Vater an die Spitze des Medizinalkollegiums berufen wurde. Der damalige Oberpräsident von Posen, v. Zerboni di Sposetti, war ein naher Verwandter der Familie. Zum Statthalter der neuen preußischen, vom ehemaligen Königreich Polen erworbenen Pro- vinz war der polnische Fürst Anton Radziwill, Gemahl der Prin zessin Luise von Preußen, erwählt worden, und von den beiden Töchtern des fürstlichen Paares ist die ältere, Prinzessin Elisa, als Jugendfreundin Kaiser Wilhelms viel genannt worden. Die jüngere, Prinzessin Wanda, war von den ersten Kindesjahren an die unzertrennliche Freundin Thekla von Gumperts. Als Fürst Radziwill im Jahre 1830 nach Berlin über siedelte und das Schloß seiner Gemahlin in der Wilhelmstraße (das spätere Reichskanzlerpalais) bezog, begleitete Thekla die Freundin dorthin und übernahm nach deren Vermählung mit dem Fürsten Adam Czartoryski die Erziehung der Kinder. Alle Mit glieder der königlichen Familie verkehrten in jenem Hause, und Thekla von Gumpert kam dadurch in tägliche Berührung mit den Hofkreisen. Zu ihrem späteren Werk: »Unter fünf Königen und drei Kaisern« hat sie hier jedenfalls ausgiebige Studien machen können. 1856 heiratete sie den auch als Dichter bekannten Legationsrat Franz von Schober. 1882 verwitwet, übersiedelte sie nach Dresden. Dort ist sie, 87 Jahre alt, am 1. April 1897 gestorben. Sprechsaal. Bemerkungen zu dem »Offenen Brief an die Herren Verleger« im Börsenblatt Nr. 129 und zu den Inseraten des Herrn Wilhelm Scholz im Börsenblatt Nr. 132 Die Mutter des Herrn W. Scholz war in meiner Familie Kinderfrau, und ich habe auf deren Bitten Herrn Scholz in den Jahren 1907—10 ca. 20 000 für sein hier begründetes Geschäft leihweise ohne jegliches Gegeninteresse geliehen. Außerdem hat Herr Scholz die ganzen Ersparnisse seiner alten Mutter in Höhe von 1400 ins Geschäft gesteckt. Am 15. März d. I. mußte ich den Betrieb des Geschäfts übernehmen, um noch etwas von meinem Gelde zu retten, nach dem Herr Scholz mich durch falsche Berichte fast ein Jahr lang hingehalten und über den wirklichen Zustand des Geschäfts ge täuscht hatte. Die Behauptung des Herrn Scholz, daß die Fakturen und Abschlußzettel hier geblieben seien, beruht auf Unwahrheit. Ich habe nicht ein einziges Geschäftsbuch von ihm in Händen, auch keine Fakturen, ich kann deshalb auch nicht mit den Verlegern abrechnen. Ich erkläre hiermit ausdrücklich, daß ich das Kommis sionsgut nicht mit übernommen habe. Es befinden sich hier 50 Pakete mit O.-M.-Remittenden, die ich in diesen Tagen durch meinen Kommissionär Herrn Max Busch in Leipzig verteilen lassen werde. Ich bitte nun die Herren Ver leger, mir einen Auszug über die Disponenden 1910 zuzustellen, damit ich prüfen kann, was davon noch am Lager ist. Wo dies gewünscht wird, kann sofortige Rücksendung erfolgen. Zweck dieser Zeilen ist, mein von Herrn Scholz falsch dar gestelltes Vorgehen in den Augen der Herren Verleger zu recht- fertigen und weitere Unannehmlichkeiten der Herren Verleger un möglich zu machen. Werdohl, den 25. Juni 1910. M. Bischof, Bauunternehmer. Geschäft: in Dortmund, Rheinische Str. 62.