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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 2183 ^sinr. 2jmmsrnlami in IisipLtA t'eroer: 8o5önietro, i 15 61 m, I^oeturvo. k. k'I., aläkorn u. ?kts. 2 .F . — f. xi.. Vesllo u. ktts. 2 — k. kl.. V. u. kkts. 2 ; — k. kl. u. kkts. 1 ^ 50 kiano. 2 ^ 50 ^VLrneolcö, Llax, 0p. 26. ^Ibumblatt k. ko8rluas w. ?tts. 1 ^ 50 eZ; m. Oied. 3^°. — Op. 27. Noeturns k. ?08a.uo6 m. kkle. 1 50 in. Oreli. 3 ^ v. I — Op. 28. OonesrtLtüolL k. koLLuns in. ?kt,s. 2 ^: in. Oreli. 3 n. Nichtamtlicher Teil. Das Foiiiiuil «Io8 8av»iil8.- Vor kurzem machte durch die Zeitungen das Gerücht die Runde, und auch in den Spalten des Börsenblattes gelangte die Mitteilung zum Abdruck, daß das seit 1865 in Paris erscheinende »äourval äss Lavnvts« nach nunmehr 235jährigem Bestehen eingehen solle. Die Nachricht ist auf einen Beschluß der französischen Deputiertenkammer zuriickzuführen. dem zufolge die bisher oom Staate gewährte materielle Beihülfe zur Herausgabe dieser Zeitschrift in Höhe von 40 000 Frcs. vom Jahre 1901 ab nicht mehr bewilligt wurde. Daß das »äourval äss Zavavts« heute mehr berühmt als gelesen ist. ist wohl eine nicht zu bestreitende Thatsache. und ich wage nicht zu entscheiden, ob es für die wissen schaftliche Welt einen unersetzlichen Verlust bedeuten würde, wenn es nunmehr wirklich ganz zu erscheinen aufhörte, denn im Laufe der Zeit hat sich so manches wesentlich verändert. Thatsache jedoch ist, daß »die erste Zeitschrift des wissen schaftlichen und litterarischen Journalismus« aus Privat- mittcln weiter fortgesetzt wird; die erste Nummer hat soeben die Presse verlassen. In der Geschichte des Zeitungswesens gebührt dem »äournal äss Savsnts« ein Ehrenplatz insofern, als es. wie bereits erwähnt, die erste Zeitschrift des wissenschaftlichen und litterarischen Journalismus ist. Mit ihm begann eine neue Aera für das Zeitungswesen, es wirkte bahnbrechend und diente in allen europäischen Kulturländern ähnlichen litterarischen Unternehmungen zum Vorbilde. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf Entstehung und Entwickelung dieser Zeitschrift erscheint mir daher von allgemeinem Inter esse. zumal ein reichhaltiges Quellenmaterial es ermöglicht, die einzelnen Entwickelungsphasen von Anfang an genau zu verfolgen und Vergleiche zu ziehen mit der Jetztzeit. Die Entstehung des »äonrnal äss Zavants« steht, streng genommen, mit der ersten französischen politischen Zeitung oder vielmehr mit deren Gründer Theophrast Renaudot in direkten! Zusammenhang. Während in Deutschland nach weislich bereits 1609 regelmäßige politische Zeitungen er schienen. wurde die erste politische Zeitung in Frankreich be kanntlich erst im Jahre 1681 von Theophrast Renaudot gegründet, der allerdings vermöge seiner Tüchtigkeit und seines organisatorischen Talentes nach einigen vorbereitenden Versuchen seine Zeitung gleich als etwas Fertiges einsührte. so daß sie in jeder Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden darf. Theophrast Renaudot. von Beruf Arzt, war nicht nur ein gelehrter und kluger Kops, ein Organisator ersten Ranges, der es verstand, seinem Leserkreise zu schmeicheln und ihm den Inhalt seines Blattes mundgerecht zu machen, sondern er brachte auch den unmittelbarsten praktischen Interessen, den täglichen Bedürfnissen des Handels und Wandels Ver ständnis entgegen und war auf das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen bedacht. Da naturgemäß in seinem Hause Rus äs l» Lalaaärs »L l'sussigvs äu 6ranä Log« in Paris alle Nachrichten zu sammenströmten. so richtete er eine Art Auskunsts- und Adreß- bureau ein. und jedermann konnte sich daselbst Informationen über »waisous ä lousr ou ä vsvärs, objst8 ä esäsr 0U ä holen. Als der Andrang immer größer wurde, sah sich Re naudot genötigt, die einzelnen Nachrichten auf besondere Blätter zu drucken und so zu verbreiten. Da er selbst ein Gelehrter war. so bekundete er natur gemäß auch ein lebhaftes Interesse für alle wissenschaftlichen Fragen, was ja auch teilweise in seiner Zeitung zum Aus druck gelangte. Es fand sich auf seine Veranlassung hin zu bestimmten Zeiten ein Kreis von Gelehrten in seinem Bureau zusammen, für die er bald eine bestimmte Abteilung, eine Art »Akademie der Wissenschaften« einrichtete, und bei den jeweiligen Zusammenkünften wurde über alle schwebenden wissenschaftlichen Fragen konferiert; Renaudot veranlaßte die Teilnehmer, Berichte über die einzelnen Sitzungen zu ver öffentlichen. die unter dem Titel »Premiers . .... äsuxiäms ä'särssss« gedruckt wurden und in denen zweifellos die Anfänge der Publikationen gelehrter Gesellschaften zu erblicken sind. Nachdem so durch Renaudot die Anregung gegeben war, die gelehrten Berichte fortlaufend mehr oder weniger regel mäßig zu veröffentlichen, wobei sich doch allmählich, da man sich gleicherweise mit den Fragen der Physik, der Moral, der Astronomie re. re. beschäftigte, ein nicht unbedeutendes wissen schaftliches Material ansammeln mußte, das eigentlich schon ohne weiteres zur Herausgabe einer regelmäßig erscheinenden, für die Gelehrtenwelt bestimmten Zeitschrift hätte verwendet werden können, so muß es eigentlich wundernehmen, daß cs beinahe noch ein halbes Jahrhundert gedauert hat. bis der ebenso gelehrte wie tüchtige Denys de Salto, coussillsr äu pärlswsat äs Paris, den Gedanken der Herausgabe einer in regel mäßigen Zwischenräumen erscheinenden wissenschaftlichen Zeit schrift. des »äourval äss savaats». verwirklichte. Denys de Sallo war eine jener vielwissenden und strebsamen Na turen. die ihre eigenen Wege gehen; dabei war ec jedoch ein Mann von großen Talenten und von weitausschauendem Blick, der seinen Plan mit aller Energie und niit Umsicht zur Ausführung brachte. »Es war seine Art, alle Bücher zu lesen, die ihm in die Hände fielen, und sich daraus dasjenige, was ihm bemerkenswert schien, mit Hilfe mehrerer Schreiber auszuziehen. Auf diese Art waren seine Sammlungen binnen wenigen Jahren so reich versehen, daß er imstande ivar. in ein paar Tagen die vortrefflichsten Aussätze zu liefern über alles, was man wollte«. So charakterisiert Prutz in seiner »Geschichte des deutschen Journalismus« (dem ich noch an dere wertvolle Mitteilungen entnehme) nach »Oamusat, üistoirs sritigns äss jouraaux 1734« die Persönlichkeit Denys de Sallos. und es geht wohl zur Genüge daraus hervor, daß Denys de Sallo das Zeug zum Journalisten hatte und ver möge seiner Studien und Neigungen speziell zum litterari- schen Journalisten wie geboren war. Das reiche Wissen, das er mit dem Geschick zur Aus führung seines Planes verband und nicht zum wenigsten wohl eine gewisse Unabhängigkeit und Beiseitelassung aller korporativen und höfischen Rücksichten, die sich die Gelehrten der damaligen Zeit nur z» häufig auferlegen mußten, be fähigten ihn umsomehr zur Herausgabe der Zeitschrift, als er es auch verstand, seinem Publikum durch wohlgesetzte Worte und Versprechungen zu schmeicheln und seinem Nuter- 287'