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412 Börsenblatt 1 d Ttschn. Buchhandel. Fertige Bücher. .1- 6, g. Januar 1909. Soeben ist erschienen: Empfehlenswerte Bücher von bleibendem Werte auf idealer Grundlage zur richtigen Lebensauffassung und Führung, zur geistigen Erholung nach getaner Arbeit und für die Mütter der Heranwachsenden Generation: Die Schöpferkraft des Geistes. — Lebensrätsel und Lebenskunst. Nach dem Original übertragen von Johanna Severin. Brosch. M. 1.— ord., M. —.70 no., M. —.65 bar. Eleg. gebd. M. 1.50 ord., M. 1.05 no., M. 1.— bar. Trotz der Ungunst der Zeiten haben wir uns entschlossen, ein neues Nuskin-Vändchen herauszugeben, das dritte. Die beiden ersten, von der Kritik ausnahmslos nach Inhalt und Form als des Lobes würdig anerkannt, haben einen auserlesenen Kreis befrie digter und dankbarer Leser um sich zu sammeln vermocht Dasselbe hoffen wir nun auch von dem dritten Bändchen, das wieder zwei Abhandlungen Ruskins enthält, von denen wir sagen müssen, daß sie ihren Verfasser als einen weitausschauenden Propheten erkennen lassen, der beizeiten bedacht hat, was der Menschheit zum Frieden dienen kann. Die erste dieser Abhandlungen, „Schöpferkraft des Geistes", hat es mit dem so stark ausgeprägten Naturalismus zu Lun, wie er namentlich von Darwins Entwicklungstheorie an, man möchte sagen, seinen Siegeslauf durch die Welt genommen hat. Ruskin tritt nun nicht etwa Darwin entgegen, sondern mit einer höchst geistvollen Wendung stellt er die Lehren der Entwicklung der Arten in den Dienst seines Gedankens von der „Schöpferkraft des Geistes" und führt aus, daß die Stufenreihe der fortschreitenden Entwicklung dock beim Menschen nickt halt machen dürfe, sondern weiter und höher hinauf führe und führen müsse. Schade, daß die Abhandlung so kurz ist! Die zweite Abhandlung: „Lebensrätsel und Lebenskunst", greift hinein ins volle Menschenleben und bleibt nun nicht etwa stutzend und entmutigt stehen vor den vielen, vielen Fragezeicken, die das Leben des einzelnen Menschen sowohl wie das kleinerer und größerer Lebensgemeinschaften in Hülle und Fülle darbieten — Lebensrätsel und wohl auch Welträtscl —, sondern sucht ihrer Herr zu werden, sie zu lösen oder, wenn dies nicht möglich sein sollte, aus ihnen zu lernen jene Lebensweisheit, die alles zum besten wendet. Hier wie dort ist es Ruskins eifriges Bemühen, dem Menschenleben die rechte Grundlage und die rechte Bewährung zu geben, damit es besser werde in der Welt. Früher sind erschienen: Wichtig für die Mädchenschulreform. Hübsches Geschenk für Mütter, Lehrerinnen und Erzieherinnen und alle, die sich die Mitarbeit an der Erziehung des weiblichen Geschlechts zur Ausgabe gemacht haben. Ruskin, John, Über Mädchenerziehung. Nach dem Original übertragen und mit einer biographischen Einleitung versehen von Johanna Severin. Broschiert M. 1— ord., M. —.75 netto, M. —.70 bar Elegant gebunden M. 1.50 ord., M. 1.15 netto, M. 1.— bar Das Töchterpensionat. 2. 07. Zuerst werden wir (37 S.) mit dem Leben und Wirken John Ruskins (1829—1900) bekannt gemacht. Wir lernen ihn als Menschen, Ästhetiker und Sozialpolitiker kennen, der in der sozialen Frage nicht bloß Theoretiker war, sondern auch seine Lehren in die Praxis umsetzte. Wir lernen in ihm einen bedeutenden Menschen kennen, dem aber nicht das Glück zuteil wurde, eine verständnisinnige Gattin zu finden. Seine Auffassung vom Berufe der Fau ist eine hohe und edle und weit ent fernt von den Ideen der modernen Frauenrechtlerinnen. Mann und Frau sollen sich einander ergänzen. Die Frau ist die Hüterin der guten Sitten, ihr Herrschaftsgebiet ist das Haus, das „Leim". Die Erziehung der Frau soll zunächst eine den Körper kräftigende und entwickelnde sein. Gottes freie Natur ist der Quell der Gesundheit. Beim Unterricht kommt es nicht so sehr darauf an, daß das Mädchen vieles lernt, sondern daß in ihm ein allseitiges Verständnis und Interesse geweckt wird für alles Wahre, Gute und Schöne. Der Unterricht der Knaben und Mädchen soll gleich gehandhabt werden, aber von einem verschiedenen Gesichtspunkte aus. Für den Mann ist die Wissenschaft die .Hauptaufgabe des Lebens, für die Frau ist sie der Schmuck des Lebens. Das Büchlein enthält eine Fülle von Goldkörnern und berührt einen wohl in einer Zeit, wo man in der Frage der Mädchenerziehung so ganz das „Weib" und seine natürliche Bestimmung außer acht lasten will. Ruskin, John, Die Kunst zu lesen. Arbeit. Nach dem Original übertragen von Johanna Severin. Broschiert M. 1.— ord., M. —.75 netto, M. —.70 bar Elegant gebunden M. 1.50 ord., M. 1.15 netto, M. 1.— bar Hallesche Zeitung. 4. 10. 07. Dieses zweite Bändchen der vom Verlage veranstalteten Ausgabe Nuskinscher Abhandlungen beschäftigt sich nicht etwa mit der technischen Fertigkeit des Lesens oder mit rhetorischen Regeln über den Vortrag — sondern die Kunst zu lesen besteht nach Ruskin einmal in der rechten Auswahl der Lektüre und dann in der Fruchtbarmachung des Gelesenen fürs Leben. Nach beiden Seiten hin sind es weisheits- und lebensvolle Gedanken, die uns da entgegentreten, wohl dazu angetan, uns zu veranlassen, dem Schöpfer derselben zu folgen und uns von ihm in die hehre Versammlung der Geistesheroen aller Zeiten und Völker geleiten zu lassen, wie sie uns in einer auserwählten Bibliothek geboten wird, und uns da im Gegensätze zu der so oft ober flächlichen oder gar unlauteren Literatur der Gegenwart, wie sie sich leider in den Schaufenstern der Buchhandlungen so oft breit ,nacht, eine nicht nur gesund befriedigende, sondern ideal erhebende und veredelnde Nahrung für Herz und Gemüt, für Seele und Geist zu holen. — In ähnlicher Weise behandelt die zweite Abhandlung des Bändchens die rechte Art der Arbeit und ihren Segen. Gerade in den sozialen Wirren der Gegenwart auf dem Gebiete der Arbeit mit ihren Streiks und den so (unerquicklichen Folgen derselben ist der gesunde, nach beiden in Frage kommenden Seiten hin gerecht werdende Idealismus sehr wohltuend und kann nicht nur zur Klärung der Lage, sondern auch zur Versöhnung der Gegensätze beitragen. Freiexemplare 6 -j- 1 gegen bar, die 3 Bände gemischt, broschiert M. 3.90, gebunden M. 6.—. Ich lasse die Büchlein für sich reden und enthalte mich jedweder weitern Anpreisung Jeder ernstdenkende Sorti menter wird wissen, daß er durch Empfehlung dieser Bändchen seiner bessern Kundschaft einen Dienst erweist. Zu Ihren Bestellungen ersuche ich Sie sich der beiliegenden Bestellzettel recht fleißig bedienen zu wollen. Hochachtungsvoll Halle a. S., im Januar 1909. Hermann Gesenius.