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16 sie dann auch ohne die geringste Störung, und begünstiget von der freundlichsten Witterung, erfolgte. ») Die Schüler der allgemeinen Stadt- und Bürger schule, jedoch nur von acht Klassen, weil man nicht ohne gute Gründe Bedenken trug, die kleinsten Kinder der vierten und fünften Klasse Theil nehmen zu lassen, versammelten sich im Schulgebäude, um 7 Uhr. Ihre Zahl mochte gegen 350 betragen, wozu spater auch noch die Schulkinder von zwei eingepfarrten Dörfern kamen, b) Sie waren sammtlich mit ihren besten Kleidern geschmückt, besonders die Mädchen fast ohne Ausnahme weiß mit rosenrothen Bändern, e) Um 7 s Uhr zogen sämmtliche Schüler, geführt von den acht Lehrern, in feiertichem, wohlgeordnetem Zrzge paarweis, die Knaben theils voran theils nach den Mädchen, durch die Schulgasse auf den Marktplatz, zwar ganz still aber unter dem Geläute aller Glocken. Hier war vor dem Rathhause in der Mitte des großen freien Platzes ein Altar errichtet, um welche» sämmt liche Schüler einen dreifachen Kreis bildeten, die Mädchen inwendig eine Doppelreihe und die Knaben auswendig eine einfache, woran sich dann die oben erwähnten Kinder der ganzen wendischen Landgemeinen anschlossen. <I) Nachdem die Lehrer innerhalb des Kreises Platz genommen hatten, wurde aus der Liedersammlung von Trautschold, welche sämmt liche Schüler in Händen hatten (die meisten hatten sie er- kauft, und den ärmern war sie geschenkt worden), gesungen Nr, 3, V. 1 — 3., welchen Gesang daS Chor der Stadt. Musiker mit Posaunen begleitete. «) Hierauf trat Einer von den ältesten Knaben aus die Stufen des Altars, und sprach ein paffendes Gebet, während dessen sämmtliche Lehrer im Halbkreis und mit entblößtem Haupte ihn umgaben. 1) Den Beschluß machte der Gesang der beiden letzten Verse des obge- dachten Liedes. Eine unzählige Menge Menschen nahm nicht blos neugierig zuschauend, sondern auch gerührt mitsingend, Theil an dieser in der That rührenden Feierlichkeit. §) Nun setzte sich der Zug in der vorigen Ordnung wieder in Bewe gung, und zwar, da es gerade um 8 Uhr war, die Stunde, wo gewöhnlich der Gottesdienst beginnt, unter dem Geläute