125 Um 8 Uhr hatte der Ottsgeistliche die herrschaftlichem Ofsicianten, Vorsteher und Gerichtspersonen auf hiesige Pfarr wohnung beschieden, um die herannahendin Züge unserer er wachsenen Jugend, die sich in den beiden Ncbcnschulen ober halb und unterhalb der Kirche versammelt hatte, zu erwarten. Diese zogen bald mit frommem Gesang, Musik und fliegenden Fahnen, welche mit passenden Inschriften und passenden Em blemen geziert, bloß für das Jubelfest von den Jünglingen angeschafft worden waren, heran, und stellten sich vor dem Pfarrhause auf; indeß dem Chore der Jungfrauen drei weiß gekleidete Mädchen vorangingen, welche ein grünsammtnes Al tar-, Kanzel- und Taufsteinbehänge als Festgabe trugen. Nach einer vom Pastor getroffenen Ordnung setzte sich der Zug unter Anstimmung des Gesanges „Ein' veste Burg ist unser Gott" und dem Geläute der Glocken in Bewegung, an wel chen ein großer Theil der Gemeine sich anschloß. Die Jüng linge und Jungfrauen selbst, mit Blumen auf ländliche Weise geschmückt, verriethen durch ihr Betragen und ihre Haltung frommen Sinn und geziemende Ehrfurcht gegen das seltene Fest. Der Zug bewegte sich an dem Denkmal vorbei, welches in der Mitte des Dorfes am 31.Octbr. 1817 gegründet wor den war Und mit Blumen- und Eichenlaubguirlanden ge schmückt prangte, die neuerbaute Kirchbergtreppe hinauf, auf deren oberstem Absatz der Pfarrer einige Worte des Dankes für die Erbauung derselben zu der Gemeinde sprach und mit der Bitte um bleibenden Segen des Festes schloß. Die Pfor ten der Kirche öffneten sich dem nahenden Zuge, und wir fan den das Altar, die Kauzes und das Orgelchor mit Eichenlaub behängen auf Veranstaltung des hochwohlgebor. Fräulein von der Sahla geschmackvoll geziert, welche auch mit einem selbst genähten Teppich den Fußboden am Altar gütig ausgeschmückt hatte. Besonders zu bemerken ist,' daß zwei Gemeindeglieder Luther's Brustbild, nach Lucas Cranach von I. K. Lv- se r in Dresden trefflich in Oel gemahlt, in unsrer Kirche auf hingen, und ein anderer Hausvater ein paar schwere Kerzen an diesem Feste deS LichteS dem Altar sinnreich verehrte. Die Jünglinge pflanzten ihre Fahnen an den nächsten Bänken