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- Vr, FrDiMi MMrun» sch äußerte Mite mit tag scherzend zu meinem Bruder, Sie hätten Einfluß im Be reich der vierten Dimension, und ich mutz ihm wohl mm kurz erklären, was ich damit meinte und weshalb ich Sie gebeten, an unserer Unterhaltung, deren Thema die Geisterorgel bildet, tzilzunehmen." Elsbeth neigte den Kopf, und der Gutsherr berichtete nun in flüchtigen Umrissen, daß die junge Lehrerin sich bemühe, das alle Familiengeheimnis zu lösen, und so weit damit gekommen sei, baß sie im voraus zu bestimmen vermöge, wann sich die Klänge hören lasten würden und baß sie heute mittag den Be weis hierfür an getreten habe. Heinz Tischendorf verMg kein Gesicht zu komisch angstvollem Ausdruck. „Meine Seele! Da fange ich wahrhaftig an, mich vor Ihnen zu fürchten. Aber es heißt wohl nicht umsonst, die Rot- hamnqen stünden mit dem leibhaftigen Gottseibeiuns im Bunde." Scherzend sagte er es, und seine Augen streichelten förm- rich das köstlich kupfern schimmernde Haar. Elsbeth Fünfbrunn aber verstand den Blick falsch hörte nm groben Spott aus der Stimme des Mannes, der ihr eben so unsympathisch wm, wie sein Bruder sympathisch. Sie erwiderte kühl: „Ich lege keinerlei Wert darauf, daß Mem Haar jedermann gefallt." Eckbreckt zum Busche lotste das Gespräch an der gefährlichen Klippe des Persönlichwerdens vorbei. „Ich war natürlich sehr erstaunt über den Erfolg von Fräulein Fünfbrunn, und vor allem möchte ich mm gern er fahren, auf welche Weife sie zu dem bisher erzielten Ergebnis gelangt ist. Denn sie hat viel erreicht, sehr viel." Gespannt blickte er die junge Dame an, und auch Heinz Tischendorf schaute jetzt ernst und interessiert auf Elsbeth. Sie zögerte noch sekundenlang mit der Antwort, dann er zählte sie ohne Weitschweifigkeiten, auf Grund welcher zufäl liger Beobachtungen ihr der heutige Beweis gelungen. Sie sprach halblaut, als fürchte sie, es könne jemand von nebenan von dem Inhalt ihrer Ausführungen etwas vernehmen. Eckbrecht zum Busche meinte lächelnd: „Weshalb so vorsichtig, Fräulein Fünfbrunn? Wax Sie herausdrachten, darf jeder auf dem Lilienhof wisten, sollte es sogar wisten —" Sie sie! ihm ins Wort: „Damit alle herumprobieren, Herr zum Busche? Mes Weilerforschen würde dadurch mindestens sehr erschwert werden, denke ich." Hein; Tischendorf uickte lebhaft. „Selbstverständlich! Nein, Heber Eckbrecht, das wäre eine Unvorsichtigkeit, erst muß auf der Grundlage von Fräulein Fünfbrunns jetzigem Wisten weitergeforscht werden. — Wenn «vir ober Klarheit haben, liegt wahrscheinlich kein Grund vor, allen Bewohnern des Lilienhofes Erklärungen zu geben." Der Gutsherr erkannte das an, und setzt vertieften sich die drei in ein eifriges Pläneschmieden, was nun geschehen müsse, um dem Geheimnis die tönende Maske von dem Jahrhunderte alten Antlitz zu reißen. Die Brüder waren Feuer und Flamme, die Geisterorgel, die schon so manches Unheil gestiftet, muhte entdeckt und un- lckädlich gemacht werden für alle Zeit mtt Klugheit und Ge walt sollte das Glück auf den Lilienhof, den es mied, gezwungen werden. EckkÄ-t zum Dusche dachte, wie schön und gut es wäre, wen» Lena, die arme, verängstigte in Bigotterie hineingebetzte Lena, nicht mehr vor den seltsamen, bisher unerklärt gebliebe nen Klängen zu erbeben brauchte, und ihr Geist genesen durfte, well der Bazillus, an dem er erkrankt war, vernichtet wurde. Dann kehrte wohl die Ruhe ihres Innern wieder, gab ihrem Gesicht die sanfte Rundung, ihren müden, überwachten Augen den Glanz von einst zurück. Dann lernte sie das süße Lächeln wieder, das ihn ehedem so bezaubert, und sie ging nicht mehr Watt und schleppend, wie unter schwerer Last durchs Leben. Er sah Elsbeth an. Ihre Schönheit, ihre frische Jugend bedeuteten eine Gefahr für ihn, darüber war er sich klar. In diesem Augenblick sedoch da er sich ausmalte, Sena könne ihm wieder werden, was sie ibm gewesen, dünkte ihm die Gefahr bei nahe aufgehoben. Er schalt sich egoistisch, denn mußte er Lena nicht die Liede bewahren, selbst wenn ihr Geist auck völlig zugrunde ging? Sein junges, kraftvolles Mannestum aber bestritt dos. Treue habe ich bewahrt wehrte es sich, aber aus meiner Liebe ward allmählich Mitleid und Erbarmen. Sie haben wohl die Kraft, sich zurückzuentwickeln zur Liebe, wenn Lena nicht mehr das graue, reizlose Wesen ist, das darin aufgeht, den Himmel um Gnade und Erbarmen anzustehen, ohne gesündigt zu haben, sonst nicht. Mit der Leno von einst vermochte er wieder glücklich zu werde». Mit.der Lena V2L letzt Lickt. Er war doch auch »UI eiu schwächet Mlstlfch. llttd E8sieth ho Ww frohgemut. Ihm schien, ihre Ausm Haitz» rh» Verrates, auch tzr war ihr nicht gleichgültig. Und in dem Gedanken lag wohl die größte Verlockung für ihn, für jeden Mann in seiner Lage, denn von allen Frauen, die er je . gesehen und kenne» gelernt, war Elsbeth Füllfdrurm die ollerlchvnste. Die junge Lehrerin blickt« auf die hohe Standuhr, die eben tief und nachballend schlug. „Schon halb vier, da muß ich zu Herta, um diese Fett pflegt sie zu erwachen." Sie erhob sich und verließ mit kurzer Beineigung das Zimmer des Gutsherrn. Die Brüder befanden sich wieder allein. „Ein ganz gescheites Frauenzimmerchen!" meint«' Hekrz. „Bin sonst im allgemeinen von der lleberzeugung dmchdrungea, lange Haare, kurzer Verstand!" Eckbrecht zum Busche lächelte. „Hast du so trübe Erfahrungen gemacht, Heinz?" Der andere nickte leicht. „Ich habe eine Erfahrung gemacht, das genügt mir, seit her suche ich in den hübschen oder schönen jungen Weibchen nicht viel mehr als ein Spielzeug, eine Gesellschaft, deren «cm «mch in reiferen Jahren nicht völlig entraten kann." Er wechselte den Gesprächsstoff. „Aber ich mochte auf rnftre llnterhalkmg von vorhin zurückgreifen, che Fräulein FSnfbrmm anklopste. Du erzähltest gerade, daß die Geistervrgei. wäh rend du den Krieg mitmachtest, zwei Jahre lang gesthrmege» HAtt, nicht wahr?" „Jo, so erzählte ich," bestätigte der Nettere. Heinz Tischendorf zündete sich eine neue Zigarette an. „Lena wellte damms doch auf dem Lilienhof, nicht wahr?" „Freilich", erwiderte Eckbrecht zum Busche, „es ist mir ja noch nie gelungen, sie für lange von hier fernzuhalten. Sie wohnte während ick im Felde war, ständig hier." . Heinz Tischendorf fragte werter: „Und sicher hat doch Lena die Kapelle damals noch häufiger ausgesucht als spät«, «m Beispiel jetzt?" „Nein," erfolgte die Antwort; damals war sie nicht ei» einziges Mal in der Kapelle. Ehe ich an die Front mußtz, zeigte der Fußboden einige auffallende und breite Sprünge cm verschiedenen Stellen, und Lena behauptete eines Tages, ihr wäre es gewesen, als hätte der Boden unter ihr leise geschwankt. Ob diese Wahrnehmung nun der Wirklichkeit oder ob sie der Phantasie entsprang, will ich dahingestellt sein lasten, wenn ich auck glaube, daß Lena sich nicht irrte. Jedenfalls aber war ich ängstlich und bat sie, well damals keine guten Handwerker auf zutreiben waren, mir das Versprechen zu aeben, so lanae ich fort sek, niemals die Kapelle zu betreten, auch niemand sonst den Einkitt zu gestatten. Sie versprach es mir, und überängstlich, ließ ich für alle Fälle noch beide Eingänge mit eisernem Ver schluß sperren. Als ich dann nach dem Kriege heimkehrte. wandte ich mich an einen Handwerksmeister, der den Fußboden gründlich untersuchte mrd verschlug, von der Gruft aus estrige Stutzen anzubringen." Heinz Tischendorf dachte nach und meinte nach einem Welk' cheru „Das werde ich Fräulein Fünfbrunn «och mitteilen, sicher vermag sie daraus Schlüsse zu ziehen. Nach dem, was sie uns mittelste, dürfte es für sie von einer gewissen Wichtigkeit sestr, zu erfahren, daß man ein paar Jahr« lang die Geistervrgei nicht gehört hat und die Kapelle damals ebenso lange sicher ver schlossen gehalten wurde." Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Aber wie fand sich denn Lena mit der verschlossenen Kapelle ab? Bei ihrer Religiosität ist es doch unbegreiflich, daß sie so lange dem Hause Gottes ferngeblieben sein sollte?" Eckbrecht schüttelte den Kopf. „Bewahre, Keder Heinz, und dergleichen hätte ich ihr auch nicht zugemutet. Sie besuchte, wie sie mir sagte, häufig dt« Kirche in Sinaen." * Lena zum Busche mußtz, einer starken Erkältung vege» schon wieder das Zimmer hüten, und wie schon eiumal pflegte W Elsbeth Fünfbrunn. Das Kind wanderte viel mit dem plötzlich auf dem Lilie» Hof erschienenen Onkel umher, und wenn es mit rosigen Wa» gen von solch einem Ausgang heimkehrte, plauderte es der Leh rerin begeistert davon, welche seltsamen Dinge ihr der Onkel berichtet. Von Grönland, der größten Insel der Erde, wo er sich lange aufgehalten, mußte er ihr viel erzählen. Sie wieder hotte dann des Abends Elsbeth, was sie gehört, machte de» Onkel zum Helden. „Auf dem Robbenfang war Onkel auch, und so ei» SchU wie das, auf dem er zum Robbenfang mitgewesen. nennt m« Grönlcmbfabrer," schwatzte sie wichtig, „und hie Eisberge schwimmen dort im Meer herum. Wenn so ein richtiger Eis berg auf ein Sckiff zukeibt. und das Schiff kann nickt mehr ausweichen, denk, dir uur. dann muß es zugrunde gehen,"