Volltext Seite (XML)
Der AM auf tim«« Wes. Lieg oder Hungertod? Vor einer dem General Wrangel nahestehenden Per sönlichkeit wird geschrieben : Rein militärisch gesprochen, ist das rote Rußland heute auf der ganzen Linie siegreich. Die Armee Wrangel, deren Erfolge bisher eine äußerst propagandistische Wirkung gegen den Bolschewismus ausgeübt hatten, ist erledigt und sam melt ihre Ueberreste im Raume von Konstantinopel. Ihren Zusammenbruch wird man freilich weniger auf das Konto der bolschewistischen Heeresführung, als auf das bedauer licher Uneinigkeit und Mißwirtschaft im eigenen Lager bu chen müssen. Man kann wohl sagen, daß Wrangel einerseits an der Eifersucht und Mißgunst einiger russischer Linkspar teien — besonders der Sozialrevolutionäre vom Schlage Sawinkows — und andererseits an der ungenügenden finan ziellen und militärischen Unterstützung durch die Franzosen, die ihm im Grunde ihres Herzens mißtrauten, weil sie ihn für einen Deutschenfreund hielten, Schiffbruch erlitten hat General Martell hatte cs dahtr beispielsweise für angezeigt gehalten, alle als deutschfreundlich geltenden Offiziere -- auch wenn es die tüchtigsten waren — aus wichtigen Stellen der Armee oder Verwaltung entfernen zu lassen. Und wenn Wrangel nicht gleich einwilligte, ihm mit Einstellung von Waffen- und Munitionssendungen zu drohen. Als der rus sische General eine in der Krim eingetroffenc deutsche Han delskommission freundlich ausgenommen und ihr eine Villa als Wohnung angewiesen hatte, stellte der Franzose eines Tages sogar die ebenso kategorische wie anmaßende Forde rung der sofortigen Verhaftung und Ausweisung der Deut schen. Wrangel bedeutere ihm zwar, daß er solches ganz entschieden ablehnen müsse, zumal die Deutschen das gleiche Eastrecht in der Krim genössen, wie die Franzosen selbst, mußte aber dieses ritterliche Verhalten mit einer vorüber gehenden Einstellung der französischen Kriegslieserungen be zahlen. Was Wunder also, wenn seine tapfere kleine Armee der dreifachen Uebermacht der Roten Armee schließlich er legen ist. Die siegreichen Bolschewisten stehen inzwischen im Be griff, auch die übrigen weißen Unternehmungen militärisch zu liquidieren. Im fernen sibirischen Osten, an den Gestaoen des Baikalsees, muß der tapfere General Semionow, den die Kosaken ,.zwischen Ural und Stillen Ozean" zu ihrem Ata man erkoren haben, vor der mit mongolischer Hilfe vor dringenden Roten Armee langsam zurückweichen und kämpft zurzeit um den wichtigen Platz von Tschita. Seine Rolle ist zwar noch längst nicht aus,gespielt, denn er erfreut sich gewisser sapanischer Unterstützungen und hält außerdem weit im Rücken seiner Front den goldreichen Lenaslrom in festem Besitz, dessen Reichtümer er viel ertragreicher auszubeuten Anwalt für dis französischen Erdrosselungsversuche. Er be- f hauptet, Frankreich habe noch immer zu wenig Kohle, eine Anschauung, die der Deutschnationale Hammer auf Grund der sachverständigen Aeußerung des sranzönschen Arbeits- Ministers prompt widerlegt. Seine übrige Rede gibt ein erschütterndes Bild unserer trostlosen Wirtschaftslage. Dem Volksparteilcr Beythien, der die Not des Mittelstandes in lebendigen Farben schilderte, gibt der R-üchswirtschaftsmini- ster die Zusicherung, daß die Kriegsgesellschaften möglichst schnell verschwinden sollen. Die Finanzsage Berlins. Der „Deutsche Schneildienst" hat vor einiger Zeit auf die Wirkungen hingewiesen, die von der im Roten Hause herrschenden Wirtschaft im Hinblick auf die Finanzen Ber lins ausgehen. Man hat es in den zwei Jahren seit Aus bruch der Revolution fertig bekommen, Berlin so herunter und in Verruf zu bringen, daß niemand ihm mehr borgb In einem besonderen Falle, der damals hier erwähnt wurde, hatte der mit der Prüfung der Kreditfähigkeit Berlins be auftragt« Vertrauensmann einer Stelle, bei der die Reichs- Hauptstadt Geld aufzubringen sich bemüht hatte, die Ver weigerung des gewünschten Bettags in der an sich ja keines wegs schwindelnden Höhe von ca. 215 Millionen Mark in der Lage sein wird, sobald die von ihm in Deutschland bestellten Goldwäscherei-Apparate an Ort und Stelle ein- gettoffen sein werden. Einem General - - so sollte man we nigstens meinen —, der heute noch Gold prägen und mit Gold alle Zahlungen machen kann, müßte eigentlich die Zukunft gehören. Aber Sibirien ist groß und der Ataman ist weit, und so wird man von ihm wohl in absehbarer Zeit noch nicht viel spüren. Im Kaukasus steht es mit dem Autibolschewismus nicht viel besser, seitdem die mit den Roten verbündeten türkischen Nationalisten den Vormarsch von Armenien aus auf Geor gien angetreten haben und die bolschewistischen Truppen Aser beidschans im Begriffe stehen, den Türken vom Norden her die Hand zu reichen. In diesen Gebieten ist besonders Eng land der leidende Teil. In Westrußland sind dagegen noch Kämpfe mit den von polnisch-französischer Seite ins Leben gerufenen weißen Unternehmungen der Generale Blacho - witsch, Peremykin und Pawlenko zu erwarten, deren Aus gang aber nicht zweifelhaft sein kann, da ihnen eine feste Basis sowie auch ausreichende Unterstützung aus dem Auslande fehlt. Die Ukrainer hat das Schicksal Cornils erreicht. Es bleiben demnach nur noch die Randstaaten Polen. Finnland, das Baltikum und Litauen. Man darf annchmen, daß die Moskauer Bolschewisten sich zunächst gegen die bei den ernstgenannten Staaten wegen ihrer größeren militäri schen Schlagfertigkeit nicht wenden wollen. Desto größer ist hingegen die Gefahr eines Beutezuges gegen die baltischen und litauischen Gebiete, mit denen Moskau zwar keinerlei politische Differenzen auszufechten hat. in die es aber vor aussichtlich nur einbrechen wird, um Getreide und Lebens mittel für die hungernde Bevölkerung Rußlands heimzu- führen. Nebenbei wird für die Bolschewisten die Nähe der ostpreußischen Grenze natürlich eine willkommene politische Rolle spielen. So kann man denn wohl sagen, daß sich die militärische Perspektive für Lenin und Trotzki zum Ende des Jahres immer günstiger gestaltet, und daß ihnen vielleicht auch der Endsieg über i hre inneren und äußeren Feinde winken würde, wenn ihr gefährlichster und grimmigster Feind sein Haupt von Tag zu Tag nicht drohender erhöhe; die verzweifelte, katastrophale wirtschaftliche Lage ihres Landes, die den kom menden Zusammenbruch immer näher rückt, sa unabwendbar macht. Trotz aller militärischen Siege steht das Sowjet reich vor einer Hungerkatastrophe, wie sie die Kulturgeschichte aller Zeiten nicht gesehen hat. !lnd wenn nicht alle Zeichen trügen, wird dann auch die Sowjetmacht, trotz Militarismus und Schreckensherrschaft, und trotz soeben mit England ab geschlossenen Handelsvertrages, unter dem Trümmerhaufen der ganzen bolschewistischen Herrschaft begraben werden. beantragt mit der Begründung, daß die Kreditfähigkeit Ber lins überhaupt und grundsätzlich zu bestreiten sei. Die Kreditschwierigkciten Berlins müssen sich natürlich, da seine Ausgaben nach wie vor die Einnahmen weit über steigen, früher oder später in Kassenschmierigkeiten umsetzen. Das will sagen, daß man nicht mehr imstande sein wird. Gehälter, Löhne usw. prompt auszuzahlen, die Beschaffungen für städtische Betriebe zu decken und die Zuschüsse zu den in Defizitbctriebe umkommunalisierten, einst rentablen Un ternehmungen, wie der Großen Berliner Straßenbahn, zi, leisten. Vielleicht kann man den Winter hindurch die Kata strophe noch Hinhalten. Mit dem Frühjahr ungefähr würde dann, wenn bis dahin nicht eine Sanierung eintritt, die sich nicht auf das Rote Haus allein beschränkt, die entschei dende Krisis zu erwarten sein. Keine der Stellen, die Ein blick in die städtische Verwaltung haben und zugleich über die nötige Sachkenntnis verfügen — welch letzteres man natür lich heute nicht mehr von jeder von ihnen erwarten darf — wird diesen Stand der Dinge ernsthaft leugnen wollen. Den Herrn Kämmerer vielleicht ausgenommen. Was es mit dessen Ableugnungen leider auf sich hat, ergibt sich indessen wohl hinlänglich aus folgendem Tatbestand: Ms vor einiger Zeit in einer Sitzung des Magistrats über einen Anttag beraten wurde, dessen Annahme irgend eine Neu- helastung des städtischen Haushalt« bedeutet hätte, verlangte « Baakhau» o 70. Jahrgang >75 Donnerstag, oen 2 Dezember m m Nr. 28l s 5 festgesetzt. 0' II. ks» diese» Blatte» beim Ver- 83,35 82,60 so 25 75 c. Xov. 1920. Zrumm. 345,- 154,- 450.— 498,50 1 >0 wünsche erkock kts ckudi ren K ck brau. 920. 325.- 223.25 6 iS 6 — 310,— 975,- haudelshöchstpreis für Kandiszucker aller Sorten auf 4 Mk. 80 Psg. da» Psnnd Dieser Pret» versteht sich — ebenso wie die in der Verordnung vom 28. Oktober 1920 bekanntgegebenen übrigen Zuckerpreise — einschließlich TMe»P»ck««s. Diese Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Berklla> düng in Kraft. Dresden, am 30 November 1920. Wirtschast»ministeri«m, Landerlebensmittelamt. Brief 84,70 2! 57,20 246,25 2k6,3v N 23,65 70,83 425,95 136.,40 ngsamt, sofprt der « Behauptung jene» « Reichsverwertungs dieser Deralkgememe- ertungsamt ist jedem n und hat die ver- ast angezeigt. Zu. :r in einem einzigen ssene Angestellte ge- gesetzt» ist ein Gesetzentwurf sie „Betricdsbüanz" g" im Betriebsräte- is dem Unternehmen 's in der „Betriebs Unternehmen meh- etriebsbilanz die Ge werden. Das gleiche rechnung. Das Ge sein, weil hmit von anzen und Gewinn en Vorschriften des KtWMWlMM skk SallWta. Im Anschluß an die Verordnung vom 28. Oktober 1920, neue Zuckerpreife betreffend (Nr 25V der Stichs. StaatSzeitung vom 28 Oktober 1920), wird der Klein» Anzeigenpreis: Die sechsaespaltene Grundzeile wird mit 75 Psg., 'ür auswärtige Besteller mit 85 Pfg. berechnet. Im Reklame- und amtlichen Teile kostet Vie dreigejpaltene Zeile 1,75, kür - auswärtige 2.00 Mk. Tchlutz der Anzeigenannahme vorm. 9 Uhr. Fernsprecher Nr. 7. Drahtanschrift: „Tageblatt". Postscheckkonto Leipzig SO 637. SO. Itz 77.S0 »f 90.- . 66,— , 58.— , 65,75 . 80.- , 71.50 , 81.75 , 85,- , 97,- . 96 50 . 107,- . SV,75 . 320,- Erscheint täglich, außer Sonn« und Festtag», nachmittags. — Bezugspreis: 4,75 Mk. monatlich frei in» Kaus, durch die Post bei Abholung. 14^5 Mk. vierteljährlich. Bestellungen nehmen die Ge schäftsstelle, sämtliche Poftanstalten, Briefträger und unser« Zritungs- träger entgegen. — Einzelnummer 25 Pfg. Diekes Blatt enthalt die amtlichen Bekanntwochnnpen des B m i s y e : i cd t ? ,md des Stadtrates zu Lichten st ei n-Callnberg, sowie aller Gen eindcvermaittmyen der umliegenden Ortschaften. Druck v. Verlag von Otto Vock äc Milbe!» L>est«r n, ticktenftein-Eallnbera. Inhaber lDilhelm Pester m Lichtenstein-(L„ zugleich verantwortlich für den gesamten Inhalt des Blatte» »Gewerbeschule — Kriegsanleihe i Die Bekanntmachung vom 27. November bezieht fich nicht aus die S, sondern aus die 8 Kriegsanleihe. ReichstagsstimmungSbild. Berlin, 1. Dezember. Der Reichstag mußte sich zunächst die dramatisch-gruse lige Darstellung des Unabhängigen Höllein über die Ver haftung des Abg. Remmele anhören, der wegen einer lan desverräterischen Rede mit dem Münchener Staatsanwalt in Konflikt kam. Da sich die bürgerlichen Parteien für den Fall anscheinend nicht sonderlich interessierten, geht der so zialistische Antrag, den Genossen aus seinen Banden zu er lösen, glatt durch. Die Beratung der Verträge mit Ungarn und der Tsche- cho-Slowakei gibt dem Kommunisten Dr. Levi Gelegen heit, sich gründlich zu blamieren. Die Art, wie er das blut triefende Bankerotteur-Regiment der Sowjettegierung in Rußland auf Kosten Ungarns herausstreichen will, wirkt bei allem Ernst des Themas doch zu ungeschickt lächerlich. Für die von den Tschechen geknechteten Deutschen setzte sich der Bolksparteiler Everling ein, während die Sozialisten ver verschiedenen Richtungen, Müller-Franken und Breitstheid »och Kräften den Ausführungen des Volksparteilers Abbruch za tun suchten. Bei der Aussprache über das Retchrwirb- jchaftsamt produzierte sich der Genosse Koch als beredter Ztreickorckesler n. 12 Damen. . a.: .70 Meter langen ophon usw. »fang ' -8 Uhr. R. Iauietz. SM MM LMW». * Die Korrespondenz der bayerischen Volkspartei teilt mit, datz .sich bei dem Berliner Besuche des bayerischen Minister- vrüsidenten Dr. v. Kahr die Nachricht über einen bevorstehen den Einmarsch der Franzosen in das Ruhrgebiet als aus un verantwortlicher Quelle stammend erwiesen habe und mit Lon doner und Pariser Entschlüssen nichts zu tun habe. * Wie wir schon meldeten, hat sich Oesterreich an die deutsche Regierung mit der Bitte gewandt, ihm einen Mehl vorschutz zu gewähren. Hierzu erfahren wir, das; das deutsche Reich diesem Begehren trotz eigener Notlage bereits entsprochen hat. * Der bayrische Landtag hat neue Anträge der Unab hängigen auf Aufhebung des Ausnahmezustandes und der Volks- gerichie und Straffreiheit politisch Verurteilter mit grotzer Mehr heit abgelehnt. * „Echo de Paris" meldet, datz Frankreich nach ihm ge wordenen Erklärungen der bayrischen Regierung geneigt sei, sei nen Widerstand gegen das Fortbestehen der Einwohnerwehren in Bayern fallen zu lassen. * Der Leiter der Ersassungsabteilung des Reichsfinanzam- 1es in Königsberg, Dr. jur. Earlson wurde am Sonnabend ver haftet und dem hiesigen Polizeigefängnis zugeführt. Dort hat «r sich am Dienstag mittag erhängt. Seine sämtlichen Konten bei hiesigen Banken sind beschlagnahmt worden. * Nach einer Meldung des Messagero sind die italienischen Wiedergutmachungsansprllche an Deutschland und Oesterreich im römischen Ausschutz auf 4 einviertel Milliarden Lire beziffert worden. * Der Rat des Völkerbundes beschlotz, den Einspruch Deutsch lauds hinsichtlich der Abstimmung in Eupeen und Malmedy zu rückzuweisen. da er keine neuen Tatsachen bringe. — Gewalt seht vor Recht! * Polen trint neue Vorbereitungen für einen Krieg gegen Rußland, falls die Wilnaer Verhandlungen scheitern sollten. * Nach einer Meldung der bolschewistischen „Krasnaia-Gazet- 1a" ist das Heer des Generals Petljura nach einer zwei Wochen dauernden Schlacht von den Bolschewisten vollständig aufgerieben worden. * In der ungarischen Königssrage soll eine Volksabstimmung stattfinden. Ungarn will äch in dieser Angelegenheit das Selbst- destmmungsrecht wahren. WOWMMUM M LMenstein-Callnberg, Hohndorf, Rodlitz, Bernsdorf, Rusdorf. St. Egidien, HeinriÄsort Marienau, den Mülsengrund, Kuhschnarwel und Tirschheim.