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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.11.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192011243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19201124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19201124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-24
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.11.1920
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einer Abordnung der Demonstration erklärt der Polizeipräsident, er werde in Zukunft tschechische Beranstaltungen solang« in Wien «rhieten.als.die Mistbandlungen der Deutschen Zn der Lkchecho- vowarei andauern. ' - Mn Einen erschütternden Einblick in die Tragödie der kur zen Regierungszeit Kaiser Friedrichs und in die Ränke, die sich um seinen Thron Herumspannen, gewährt eine auf Grund ungedruckten Materials gearbeitete Darstellung Bismarcks Kampf mit Alexander von Battenberg und der Kaiserin Friedrich, die von E. C. Corti in der Deutschen Revue veröffentlicht wird. Aus den nachgelassenen Papieren des ersten Fürsten von Bulgarien Alexander von Battenberg sind wir genau unter richtet über die Bemühungen des Fürsten, die Tochter Vik toria des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zu hei raten .Die leidenschaftlichste Vorkämpferin dieses Planes war die damalige Kronprinzessin Viktoria, die spätere Kaiserin Friedrich, und auch ihrer Mutter, die Königin Viktoria von England, trat für diesen Bund ein, der auf einer Neigung der beiden Beteiligten begründet war. Bismarck aber wollte diese Heirat unter allen Umständen verhindern, weil sie, wie er sagte, „seine politischen Kreise kreuzte". Der Zar Hatzte den Fürsten, der sich seinem Einflutz auf Bulgarien widersetzt chatte, und der Reichskanzler wutzte, datz eine solche Begün stigung Alexanders zu schweren Konflikten mit Rußland füh ren müsse. „Deutschland hat kein Interesse an Bulgarien", erklärte er Alexander. „Unser Interesse ist: Friede mit Rutzland. Ich achte Lie hoch, ich bin aber der Kanzler von 45 Millionen Deutschen, deren Interessen ich nicht jenen eines einzigen Deutschen opfern kann." Kaiser Wilhelmi, war ganz Bismarcks Ansicht, und auch der damalige Prinz Wilhelm trat den Bestrebungen seiner Mutter scharf entgegen Obgleich Alexander, nachdem er auf den bulgarischen Fürsten thron l>atte verzichten müssen, selbst die Kronprinzessin bat, von einer Heirat abzustehen, und es schien, als ob sich auch die Prinzessin trösten würde, obwohl auch die Familie des Fürsten gegen diese Ehe war und selbst die englische Köni gin zuletzt abriei, hielt die Kronprinzessin doch mit hartnäcki ger Energie an ihrem Plan fest, und als ihr Gemahl als ein Sterbenskranker den Kaiserthron bestieg, wollte sie diese Gelegenheit .benutzen, um nun Loch noch ihren Lieblings gedanken durchzusetzen. Der Zustand Kaiser Friedrichs war bereits ein furcht barer. Er machte sich auch keine Hoffnungen mehr. Ergeben und heldenmütig arbeitete er mit äußerster Willenskraft täg lich mehrere Stunden mit seinen Beratern. Wie Corti auf Grund der Berichte des österreichischen Botschafters erzählt, verließ ihn mitten in der Arbeit die physische Kraft' er warf sich erschöpft aus sein Ruhebett, um sich dann in seinem Mlichtgeführ wieder aufzuraffen. Die Kaiserin wollte selbst Vie Regentschaft übernehmen. Bismarck bekämpfte diese Ab sicht heftig und fand darin Unterstützung an dem Kron prinzen Wilhelm und seinem Bruder Heinrich, di: gesagt ha ben sollen, das Reich dürfe sich nicht von einem Weibe leiten lasten, selbst wenn es ihre Mitter wäre. Die Kaiserin sah nun kn der Durchsetzung des Eheprojektes geradezu eine Machtprobe, in der sie über den verhaßten Bismarck siegen wollte. Lie drängte den Kaiser zu einem entscheidenden Schritt, und dieser litt neben seiner schweren Krankheit auch furchtbar an dem Zwiespalt, in den er dadurch gedrängt wurde. Als Bismarck am 31. März 1888 mit seinem Vor trag zu Ende war, gab ihm Kaiser Friedrich, der fast gar nicht mehr sprechen konnte, einen Zettel, aus dem ge schrieben stand: „Ich habe die Absicht, dem Prinzen Alexan der von Battenberg, der dieser Tage hierher kommt, um sich mit meiner Tochter zu verloben, den Orden Pour le merite zu verleihen: was sagen Lie dazu?" Die Antwort des Kanz lers lautete: „Unmöglich!" Als Gründe führte er den Ein druck auf Rutzland und die Nichtebenbürtigkeit des Prinzen an. Daraufhin schrieb der Kaiser auf einen Zettel: „Was tun?" Bismarck antwortete nur: „Abtelegraphieren." Der Monarch setzte sofort das Telegramm auf, da trat die Kaise rin tränenden Auges ins Zimmer und verlangte, datz da? Herz ihrer Tochter nicht wegen der kalten Staatsräson ge brochen werde. Der Kaiser suchte seine Gattin zu beruhigen: als aber nichts fruchtete, sprang er plötzlich in großer Er regung aus, riß sein Tuch vom Halse und versuchte zu spre chen, wobei nur das Wort „allein lassen" verständlich war. So war der Plan zu Fall gebracht, in dem Bismarck eng lische Ränke sah, durch die Deutschland gegen Rußland aus gespielt werden sollte, damit England selbst in der Welt freie Hand behielte. Der damalige Kronprinz Wilhelm schrieb an den Bat tenberger, datz er jeden, der zu einer solchen Verbindung mitwittt, „für alle Zeiten als einen Feind meines Hauses nicht nur, sondern auch meines Vaterlandes betrachten und dementsprechend behandeln werde." Sein Widerstand wurde vertieft durch den Gegensatz, in dem er zu der Mutter stand Wie Corti behauptet, wurde Prinz Wilhelm von seiner Mutter stets zurückgesetzt und als Aschenbrödel behandelt, während die Prinzeß Viktoria ihr ausgesprochenes Lieb lingskind war. Die Abneigung gegen den Sohn soll bei vielen Gelegenheiten zum Ausdruck gekommen sein. So be merkt die damalige Kronprinzessin einmal zu einem öster reichischen Herrn: „Sie glauben gar nicht, wie ich Ihren schönen, geistvollen und eleganten Kronprinzen bewundere, wenn ich daneben meinen ungeschlachten vierschrötigen Sohn Wilhelm betrachte." Aus Nah mch Fer». Lichtenftein-CaUabers, 24. November. ' Abwickelung de, alle« He r:». Das Reichswehrmi nisterium, Chef der Heeresleitung, hat vorfügt, datz mit Rücksicht auf die bevorstehende Beendigung der Abwickelung Schlußtermin für die Einreichung von Anträgen ehemaliger Offiziere und Portepee-Unteroffiziere des alten Heeres auf Tharaftererhöhungen und Erterlung zum Tragen von Uni- s»nü der 20. Dezember d. Is. ist. Nach diesem Zeitpunkt bei den'HeeresabwukeluiHsänrtern, den Abwickelungsämtern der früheren Armeekorps oder unmittelbar beim Reichs wehrministerium eingehende Anträge werden keine Berücksich tigung mehr finden und bleiben unbeantwortet. Rene Ertz-Hun» der PofPebühre»? Aus Parlaments kreisen kommt die alarmierende Nachricht, datz der Reichstag schon in nächster Zeit vor die Entscheidung gestellt werden wird, ob der Feblbetrag bei der Reichspost durch Steuern oder eine neuerliche Erhöhung der Gebühren gedeckt werden soll. Die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes, der eine lOOprozentige Er höhung der Gebühren vorsieht, ist bereits in Angriff genommen. Man hätte der Oeffentlichkeit nicht leicht «ine stärkere Ueber- raschung bereiten können. Mit den Tariferhöhungen im Früh jahr und der den Fernsprechteilnehmern auferlegten Zwangs anleihe sollten nicht nur die Fehlbeträge gedeckt, sondern den fortgesetzten Tariferhöhungen ein Ziel gesetzt und gewisse Wünsche für den Fernsprechverkehr durch entsprechende Vorkehrungen er füllt werden. Seitdem ist noch kein halbes Jahr verflossen und schon stellt sich heraus, datz zur Deckung des Fehlbetrages der Reichspost neue beträchtliche Mittel erforderlich sind. Vor kurzem ist in der Oeffentlichkeit auch davon die Rede gewesen, datz man im Verkehrsministerium an Erwägungen über eine Erhö hung der Bahntarike herangetreten sei. Es scheint da doch wohl Zeit zu sein, ernsthaft die Frage zu prüfen, ob Handel und Ver kehr in der Lage sind, lo starke Neubelastungen zu tragen. Da neben mutz auch der Frage nähergetreten werden, ob die Er Höhung der durch das Publikum zu zahlenden Gebühren wirklich das einzige und überhaupt ein wirtschaftlich gesundes Mittel im Kampf gegen das Defizit ist. Wir haben indessen wohl zuerst abzumarten, ob die Gerüchte aus parlamentarischen Kreisen ihre Bestätigung finden. Deutsche Kinderhilfe In welcher Not und besonders in welch, gesundheitlich ernster Gefahr alle deutschen Kinder schwe ben, ist allgemein bekannt. Bei der ärztlichen Untersuchung, die vernanaenen Sommer in unseren Schulen stattfand, wurden von 1774 Kindern nur 117 als gesundheitlich einwandfrei und richtig ernährt befunden. Ihr körperlicher Zustand wurde mit l zen siert. Die Zensur II erhielten 292, die III 1168 und 107 waren körperlich dermatzen mangelhaft, datz sie nur die IV bekommen konnten. An Bemühungen, die Not zu lindern, hat es bis her nicht gefehlt. 15 Kinder — leider waren für uns nicht mebr Plätze frei — wurden in bäuerlichen Familien des Erc- oebirges, Württembergs und Holsteins untergebracht. Alle kehrten mit einer erfreulichen Gewichtszunahme zurück. 90 Kin der und zwar 67 der Diesterweg- und 23 der Pestalozzischule werden seit Oktober dieses Jahres aus den Mitteln einer eng lischen Wohltäterin gesoeist. Aber ausreichend sind die Maß- nahmen bei weitem nicht. Jetzt ist Kinderhilfe Reichssache ge worden. Man will die unterernährten Knaben und Mädchen, besonders aus den Industriezentren des Reiches (Erzgebirge. Ruhrgebiets,, für längere Zeit in gute Pfleie geben, möchte ihnen während der Sommermonate einen kräftigenden Aufent halt im Gebirge oder an der See ermöglichen. Ein aroßanqe- legtes Hilfswerk ist ins Leben gerufen worden. Die frohen Ermartunnen können freilich nur dann erfüllt werden, wenn jedes nach Kräften mithilkt, die Mittel aufzubringen. Dem Begüterten stehen umre Banken offen. Sie führen ZeichnungKisten der deutschen K'nderbilfe. Jedem aber, auch dem wenig BemitteltLn. ist vom 3.—5. Drz. Gelegenheit zum Opfer für die gute Sache gegeben. Gröbere Schulkinder werden von Haus zu Haus ge ben, um dn Gaben in Emmanz zu nehmen. Möchte an diesen Tagen die sammelnde Jugend überall eme freundliche Ausnahme und eine offene Hand finden. Weiimv iZen. das Fest der Freude, steht vor der Tür. Wir hoffen, auch diesmal bei unsern Mit bürgern nickt vergebens amuffopfen. Es gilt der Jugend, es gilt der Zullmft unseres Volkes. Horndorf. lDie Lichtsviele» bringen beute rind morgen ein vorzüglich, präcktig ousgestattetes sechsakliges Drama „Der Gürtel der D a st h i ". Hierm kommt noch ein köstliches Lust spiel „Reriobt für eine Nacht." Dresden. (Eisenbalmbetriebsräte und Erwerbslose.! Aus Dresden wird die Melduna verbreitet, datz der Hauptbetriebs rat der Eisenbahner beschlossen habe, dein Ersuchen der Arbeits losen zu ihre^ llnterstübuna eventuell in den Streik zu treten, entsvrechen. Autzerdem sollte es nach dieser Meldung auch den Erwerbslosen gestattet sein, an den Versammlungen der Eisen bahner teilzunehmen, um hier ihre Wünsche Vorbringen m kön nen. Wie wir von zuständiger Stelle hören, ist diese Meldung in allen ihren Teilen glatt erfunden. Zwischen den beiden Par teien baden keine derarfiaen Verhandlungen stattgefunden, so- datz also guck kein Beschluß gefaßt worden ist. Gersdorf. <Die Weibe der Ehrentafel ge'allener Krieger) im Weltkriege 1914 18 fand zum Totensonntag in un'erer Kirche stau. Die Vertreter der Ortsbehörden, beide Militäroereine mit Fahnen und eine zahlreiche Emwobneffcka'i wohnte der Feier bei. Der Ortspfarrer Raeke hielt eine eindrucksvolle Festpredizt. Nack beendeiem Gottesdienst veranstaltete zu Ehren des T-ages das Posaunenchor des Iünglingsvereins unter Leitung de; Herrn Pfarrer Rother Cboralmusik au' dem Friedhof. Die Ehren tafel enthält 216 Namen gefallener Helden. Die Drucklegung ist ersolal durch die Firma Otto Kock ä? Wilhelm Vester in Lichtenstein-Lallnberg, die Umrahmung ist aus der Werkstatt des Herrn Tischlermeister B. Riede', ebendaselbst, hervorgegangen. Glauchau. (Allgemeine Mieterhöhung.) Der Haus- und Grundbesiberoerein hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die 200prozentige Erhöhung der städtischen Grundsteuer — es wer den jetzt pro Einheit 88 Pfg. erhoben — prozentual auf die Mieten umrulegen. Hob'nste'a-E. (Ein Effenbahnunfall) ereignete sich gestern morgen 7 Uhr auf dem Bahnhof. Ein Gütermg fuhr dem nach Chemnitz ausfahrenden Personenzug in die Flank«. Durch den Anprall wurde die Lokomotive des Personen'uges aus dem Gleis geworfen, sodatz sie umstürzte. Personen sind nicht verletzt wor den. Ein sofort herbeigerufener Hilfszug begann sofort mit den Näumun^mbellen. Leipzig. (Ein grätzlicher Unfall.) Ein 42jöbriger Tischler meister in der Lange Stratze, der am 19. d. M. nachmittags 4 Uhr an seiner Kreissäge beschäftigt war, ist wahrscheinlich in folae eines Eckwindelanfalles so unglücklich auf die im Gano« befindlich? Kreissäge gefallen, datz ihm diel? «inen tiefen Schnitt in den Hals und Kehlkopf beibrachte. D?r Schwerverletzte fand sofort Aufnahme in einer nahen Privatklinik. Leimig. (Drei Brüder als Raubmörder.) Am 18. Dez. v. I. früh wurde hinter der Trinkhalle an der Heiligen Brücke, kaum 100 Meter von seiner. Moschelesst ratze 13 befindlichen, Wobnuna entkernt, der 25 Jahr- alte, aus der Schwei; stam mende Kaufmann Einer ermordet und beraubt ausge^unden. Erst in den letzten Tagen gelang es. die Täter in dem 29 Jahre alten Arbeiter Paul Vogel, der zurzeit wegen Diebstabls eine längere Gefängnisstrafe verbüßt, und in dem 27 Jahre alten, in L -Volkmarsdorf wohnhaften Arbeiter Otto Lasch zu ermitteln. Beide haben am 17. Dezember abends dem Ermor deten. als er mit der Straßenbahn aus der Stadt gefahren kam, an der vor seinem Haus befindlichen Haltestelle aufgelauert und ihn unter einem Vorwande nach der nahen Heiligen Brücke gelockt, wo ihn sofort Doael durch einen Schutz in den Koos ge tötet hat. Dann haben die Mörder ihr Opfer hinter die Trink halle geschleift und ausgeraubt, wobei ihnen an Stelle der er hofften großen Geldsumme, die der Ermordete bei sich tragen sollte, dessen Geldtasche mit nur etwa 400 Mk. Inhalt sowie die Uhr nebst Kett« und zwei Brillantringe in die Hände fielen. Die Täter find geständig. Als Anstifter kommt der gleichfalls in Haft befindliche 25 Jahre alte Bruder des Lasch, der Ar beiter Arthur Lasch, in Frage. Dieser leugnet zunächst, wird aber durch die Angaben der beiden anderen überführt wer den. Zusammen mit dieser Mordsache konnte von der Kriminal polizei noch ein zweit«? Kapitalverbrechen aufgeklärt werden, das fast 2 Jabre mrückliegt. Am Abend des 20. Januar 1818 ist der Geschäftsführer Albin Findeiien in dem Tauchaer Straße 43 befindlichen Kontor der Kohlenhandlung Albert Reimann von zwei runaen Burschen überfallen worden. Während ihm der eine die Pistole auf die Brust setzte, hat der ander« einen Betrag von 400 Mk. geraubt. Beim Verlassen des Kontors hat der «ine Räuber «inen Schutz auf Findeisen abgegeben, dack .diesen in den. Unterleib traf und schwer verletzte. Als Tätet sind jetzt der später an der Ermordung des Eager beteilet gewesen« Otto Lasch und «in weiterer Dnlder dieses, der 2S Jahr« alte Alfred Lasch ermittelt worden. Beide haben auch dies» Bluttat eingestanden. Oberhohndorf. (Tödlich verunglückt) ist bei der Ausfahrt aus Wilhelmschacht l, und zwar beim Einsteigen ins Förder gerüst, der 22 Jahre alte ledige Bergarbeiter Ernst Pans Geyer aus Vielau. Wie uns gemeldet wird, ist das Förder» gerüst zu zeitig abgefahren. Der junge Mann wurde mit hoch- gezogen und stürzte gegen 70 Meter tief ab. Seine Leich« wurde geborgen. Stollberg. (Räuberischer Ueberfall.) Im benachbarten Gab- lenz drang ein maskierter Räuber in ein Gut «in, bedrohte di« allein anwesende Mutter des Besitzers mit Erschießen und raubt« einen gröberen Geldbetrag. Lebensmittel und Butter. Werdau. (Die Waggonfabrik von Sicherheitstruppen b^ setzt. Aus der Richtung Reichenbach kam eine größere Abteilung Sicherheitspolizei und besetzte die Sächsische Waggonfabrik. Die Polizei kam zu Fuß. In ihrer Begleitung befanden sich sechs Automobile. Die Arbeiterschaft genannter Fabrik steht bekannt lich schon seit längerer Zeit im Streik. Wilsdruff. (Ein verbrecherischer Anschlag) ist auf der Land straße von Grumbach nach Herzogswalde verübt worden. Dott haben bisher noch unbekannte Täter ungefähr in Manneshöhe ein Drahtseil von Baum zu Baum quer über die Straße ge spannt, wodurch zwei von Herzogswalde kommende Radfahrer nacheinander schwer verunglückt sind. Während sich der erst« blutüberströmt nach dem Gasthof schleppte, ertönten bereits wie der die Hilferufe des zweiten. Beide haben schwere Kopfver letzungen davongetragen. Ob ein Racheakt vorliegt, muß die Untersuchung ergeben. Zwickau. (Bergmannslos.) Der Bergarbeiter Ernst Otto Fischer aus Oberplanitz, der mit noch drei anderen Arbeitern im Kästner-Schacht verschüttet war, ist als Leiche geborgen wor den. Aus den Nachbarländern. Weimar. (Beamtensiedelung.) Die Landesregierung in Wei mar beabsichtigt, mit 10 Millionen Mark die Errichtung.einer großen Siedlung, um den zahlreichen Beamten, die durch die Bildung von Grotzthünngen nach Weimar gezogen sind, Woh nungsgelegenheit zu bieten. Merseburg. (Raubüberfall auf einen Postwagen.) Am Frei tag abend gegen halb 7 Uhr wurde der Postwagen Frankleben Großkayna auf der Chaussee angehalten und beraubt. Auf dem Postwagen befanden sich der Postbote, eine Postgehilfin und der Postkutscher. Das Gefährt wurde von drei plötzlich our tauchenden Männern angehalten, der Wagenbegleiter mit vor gehaltenem Revolver bedroht und vom Wagen herunlergerissen. Der Wagen wurde geöffnet, die Pakete durcheinandergeworfen und der Postbeutel mit einem Inhalt von 22 000 Mk. geraubt. Darauf verschwanden die Straßenräuder. Sofort nach der Niel dung des Vorfalls wurde die Polizei der Umgegend benach richtigt. Von der Halleschen Polizei wurde als vermutlicher Führer des Banditenstreichs der Bruder des Postkutschers des beraubten Wagens, der Arbeiter Schöbel, verhaftet und der Untersuchung zugeführt. ' Vie 11 mnmr mnrlW-liiWWe emniPPk II Neun. <1. Tag.) (SZ.) Die 11. ordentliche evangelisch-lutherische Lau-- desiynode nahm am Dienstag, den 23. November ihre Ta gung mit ihrer dritten Sitzung wieder auf. Nach dem Ern gangsgebet, das Synodale Dr. Klemm-Strehle sprach, er öffnete der Präsident Bürgermeister Dr. Seetzen-Wurzen di« Sitzung mit dem Hinweis auf die lange umfangreiche Ar beit, die in der Zeit der Vertagung in den Kommissionen ge leistet worden >ei und unter Hinweis aus die seit dem Aus einandergehen der Synode erfolgten kirchenpolitischen Ge schehnisse: Die von der Volkskammer erfolgte Ablehnung einer notwendigen Erhöhung der Staatsbeihilsen für die kirchlichen Bedürfnisse und die Entscheidung des Reichsge richtes wegen des Religionsunterrichts in der Volksschule. Er gedachte ferner des verstorbenen Synodalen Pfarrer Troe- ger in Zscheile und verpflichtete den an seiner Stelle neuge wählten Synodalen Pfarrer Heydrich in Krögis. Nach Vortrag der Regislrande gelangte sodann in erster Lesung zur Beratung und Abstimmung der Entwurf eines Kirchengesetzes, die anderweitige Festsetzung des Mindestbei trages des kirchendienstlichen Einkommens, der Kirchenschiti lehrer und andere mit dem Kirchendienst beauftragte Per- > ionen betreffend (Vorlage 6 des Landeskonsistoriums). Da?. Gesetz sieht eine Erhöhung der bisher geltenden EnffchäM gungssätze für den Kirchendienst vor. Der Antrag des Kir chenregiments beginnt in der niedrigsten Staffel mit 720 Mark bei Kirchengemeinden bis zu 600 Seelen und steigt in sechs Staffeln auf 2000 Mark, bei Kirchgemeinden von über 10 000 Seelen. Ein Abänderungsantrag des Finanzausschus ses beginnt mit dem niedrigsten Satz von 900 Mark und steigt in 3 Staffeln auf 2 400 Mark bei Gemeinden von über 10000 Seelen. Der Berichterstatter Pfarrer Löscher in Zwönitz betonte, datz das ganze Gesetz nur eine vorläufige Regelung bedeute, vor allem aber, daß alle Sätze nur <üs Mindestsätze gedacht seien. Es ist erwünscht, daß leistungs fähige Gemeinden darüber hinausgehen. Organisten, die ih ren vollen Dienst verrichten, sollen Anspruch auf vier Fünftel dieser Sätze haben. In Gemeinden, in denen nicht jeden Sonntag Gottesdienst stattfindet, soll die Entschädigung SOO Mark jährlich betragen: Kirchenmusiker im Hauptamt wer den von dieser Regelung nicht betroffen, ihre Verhältnisse werden besonders geregelt. Nach längerer Aussprache wur den die Vorschläge des Finanzausschusses angenommen, nach dem auch der Präsident des Landeskonsistoriums sich damit einverstanden erklärt hatte. Einstimmige Annahme fand auch in der Fassung des Finanzausschusses ein Neuer, in das Gesetz eingesügter Paragraph 4: Einkommenerhöhungen, die infolge der Vorschriften in den Paragraphen 1—3 nötige werden, können versagt oder unter Vorbehalt des Wider rufes für den Fall, datz in dem Verhalten des Stelleninha bers ein wichtiger Grund vorliegt, bewilligt werden. Alts solcher Grund gilt insbesondere die Ablehnung des evan gelisch-lutherischen Religionsunterrichtes. Das ganze Gesetz, wurde schließlich in erster Lesung einstimmig angenommen- Zweite Lesung Mittwoch, den 24. November. Es folgte sodann die erste Lesung eines Kirchengesetzes, Abänderung der Vorschrift über den Reise- und llmzugs- aufwand der evangelisch-lutherischen Geistlichen betreffeHr. Das Gesetz will die jetzt geltenden Sätze einigermaßen der^ durch die Geldentwertung geschaffenen Lage ausgleichen. In der Aussprache ergaben sich in der Hauptsache nur Meinuu^s» Verschiedenheiten über esne neu eknÄlfügende BHtimMßM, die lautet: „Ein stäiüriger Geistlicher, welcher seine Sßüle: früher als 3 Jahre nach deren Uebetnahme verlädt, hat aiG,
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