Volltext Seite (XML)
WM-Mm WN für Lichtenstein-Callnberg. Hohndorf, Röblitz. Bernsdorf. Rüsdorf. St.Egidien. Heinrichsorl. Marienau, den Mülsengrund. Kuhschnavvel und Tirschheim. Erscheint täglich, anher Sonn- und Festtag», nachmittags. — Bezugspreis: 4.75 Mk. monatlich frei in« Lau«, durch die Polt bei Abholung 14L5 Mk. vierteljährlich. Bestellungen nehmen die Ge schäftsstelle. sämtlich« Poftanftalten, Briefträger und unsere Zeitungs- träger entgegen. — Eiiqelnsmmer 28 Psg. Anzeigenpreis: Die sechsgespaltene Grundzeile wird mit 75 Pfg., für auswärtige Besteller mit 85 Pfg. berechnet. 2m Reklame- und amtlichen Teile kostet die dreigespaltene Zeile 1,75, für auswärtige 2 00 Mk. Schluß der Anzeigenannahme norm. 9 Uhr. Fernsprecher Nr. 7. Drahtanschrift: „Tageblatt". Postscheckkonto Leipzig 86 697. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Lichtenstein-Callnberg, sowie «äler Gemeindeverwaltungen der umliegenden Ortschaften. Druck« Verlag von Otto Voch Ar Wilhelm Pester in tichtenpein-tLallnberg. Inhaber Wilhelm Pester in tichtcnstein-L., zugleich verantwortlich für den gesamten Inhalt des Blatte» Nr 274 Mittwoch, den 24 November r920 70. Jahrgang Mze »Wie MW«. * Der Berliner Vertreter der Baseler Nationalzeitung hat versichert, daß in der Frage der Wiedergutmachung sich bei der Entente ein erheblicher Umschwung vollzieht. Die englischen Zeitungen bereiten im Einverständnis mit Ame rika vor, die Frage 3-4 Jahre hinaus zu verschieben, um während dieser Zeit Deutschland Gelegenheit zum Wieder aufbau durch Lieferung von Rohmaterialien und billigen Nahrungsmitteln zu geben! — Wer's glaubt! * Ein Konsortium von Großbanken beabsichtigt, im Interesse des amerikanischen Außenhandels Deutschland neue Kredite im Betrage von rund 500 Millionen Pfund Ster ling zu bewilligen. Als Sicherheit sind die in Amerika se- guestierten deutschen Guthaben im Gesamtwerte von rund 100 Millionen Pfund in Aussicht genommen. * Wie die Blätter aus Doorn melden, ist das Befin den der vormaligen Kaiserin besorgniserregend. Prinz Eitel- Friedrich ist aus Deutschland in Doorn eingetroffen, ebenso wird die Tochter des Kaiserpaares erwartet. * In Niederschlesien, mit Ausnahme von Breslau, ist mit einem alle Arbeiter umfassenden Streik zu rechnen. Die Metallarbeiter haben den Schiedsspruch abgelehnt, im Rie sengebirge wird in den größeren Werken bereits gestreikt. * Gestern fanden in Berlin vie^ kommunistische Ver sammlungen statt. In ihnen sprachen wieder russische Ver treter. Die Versammlungen nahmen einstimmig Resolutio nen für die Weltreoolution an. * Auf dem Bergbeamtentag des Bundes der technischen Angestellten und Beamten aus sämtlichen Bergrevieren Deutschlands wurde die Vollsozialisierung des Bergbaues verlangt und von der Rsichsregierung ein entsprechender Ge setzentwurf gefordert. * Wie das ,,B. T." meldet, hat der Landarbeiter verband für den Regierungsbezirk Stralsund den verschärf ten Generalstreik verkündigt. Es werden von den Arbeitern keine Notstandsarbeiten mehr verrichtet. Die Technische Not hilfe ist in verstärktem Maße eingesetzt worden. * Die „Daily Mail" meldet, daß Verfügungen getrof fen worden sind, um große Truppenverstärkungen nach Jr land zu entsenden. * „Times" melden aus Warschau, daß die von den französischen und polnischen Generalstäben vorbereitete ukrai nische Offensive gegen die Bolschewisten infolge Verrates mißglückt sei. Die Bolschewisten zwangen die Ukrainer, sich nach Polen zurückzuziehen, woj sie entwaffnet und interniert wurden. * Nach einem Telegramm aus Riga sind die russisch-pol nischen Friedensoerhandlungen abgebrochen worden. * Der „Herald" meldet aus Newyork: Das Staats departement hat beschlossen, auch zu der >r-achverständigen- konferenz in Gens im Dezember keine Vertreter zu ent senden. * „Corriere della sera" meldet aus Rom: Die italieni sche Regierung wird sich an einem etwaigen Einspruch der Alliierten gegen die Wiedereinsetzung des Königs Konstan tin nicht beteiligen. Al SkliMWMW l» SM«. (SZ.) Der Landesvorstand der U. S. P. in wach sen beschäftigte sich in einer am Sonntag in Dresden abge haltenen Sitzung mit der Frage der Regierungsbildung. Es wurden Richtlinien beschlossen, in denen es unter anderem heißt, daß die U. S. P. Sachsens es für ihre Pflicht hält, in der gegebenen außerordentlichen Situation an der Bil dung einer Regierung aus allen sozialistischen Parteien teil zunehmen und auch dann die Negierung mit zu übernehmen, wenn eine der sozialistischen Parteien eine Beteiligung ab lehnen sollte. Für die Tätigkeit dieser reinsozialistischen Re gierung stellt die U. S. P. ein Minimal-Programm auf, in dem gefordert wird: Entschiedene Einwirkung auf die Reichsregierung in der Richtung der Vergesellschaftung der Produktionsmittel und des Warenaustausches, insbesondere der Vergesellschaftung der Bodenschätze, der Energieerzeugung und der Wasserkräfte, gemeinwirtschaftliche Umstellung der staatlichen Domänen, Forsten, des Kohlenabbaues, der Elek- trizitätserzeugung und des Wohnungsbaues, Schaffung von Einrichtungen zum Schutz gegen konterrevolutionäre An griffe, Erlaß eines Amnestiegesetzes für politische Delikte, Freilassung politischer Gefangener. Um dieses Minimal-Pro- Zur Abstimmung in Oberfchlefie«. Die gefährdeten Kreise Rybnik und Pleß. WW. Der Abstimmungstermin ist nunmehr in greif bare Nähe gerückt. Die Deutschen hoffen zuversichtlich, die Mehrheit zu erlangen, natürlich nicht in jeder Gemeinde; denn es gibt Bezirke, deren Bewohner so verhetzt und so wenig urteilsfähig sind, daß sie den Einflüsterungen land fremder Polen glauben. Da ist zu fürchten, daß die Entente bei der Grenzfestsetzung diese Gebiete vom übrigen Ober schlesien abtrennt, was an sich nach Paragraph 5 Anl. zu Art. 88 des Friedcnsoertrages zulässig ist. Als besonders gefährdet gelten außer einigen Arbeiterdörfern an der Ost grenze die Kreise Rybnik und Pleß, also der Südosten von Oberschlesien. Der 'etwaige Verlust dieser beiden Kreise darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden mit dem Hinweis, daß der eigentliche Jndustriebezirk alsdann geschlossen bei Deutschland bleibt. Denn dis wirtschaftliche Bedeutung die ses südöstlichen Teiles ist nicht zu unterschätzen. Der kleine abseits liegende Rybniker Steinkohlenbezirk hat in den letzten 30 Jahren einen enormen Aufschwung genommen und hat jetzt eine Jahresförderung von über 1 Million Tonnen Steinkohle. Sein Krubenbesitz ist hauptsächlich in Händen der Rybniker Steinkohlen-Eewerkschaft, der Friedländer - Fuldschen und der Fürstl. Hohenloheschen Verwaltung. Noch wichtiger sind die noch nicht aufgeschlossenen Kohlen-Fund stellen im Süden des Rybniker Kreises nach der früheren Grenze von Oesterreich-Schlesien zu. Dort (südlich des Städt chens Loslaus befindet sich nämlich die Verbindung zum Kvh- lengebirge von Mähr, Ostrau-Teschen (jetzt zu Tschechien ge hörig). Schon vor dem Kriege hat dort der Westböhmische Bergbau-Aktien-Verein (der bekannte Kohlenmagnat Peschel) vom Majorat des Grafen Larisch-Mönnich umfangreiche Län dereien erworben. Dicht bei Rybnik, in Paruschowitz, liegt ferner die Eisenhütte Silesiq A.-G. (jetzt vereinigt mit der Oberschlesischen Eisen-Industrie A.-G.), die ganz Ost-Deutsch land mit Emaillewaren versorgt. Schmerzlich für Ober- schlesien wäre auch der Verlust der großen Lungenheilstätte bei Loslau und des Sol- und Kinderheilbades Jastrzemb, zumal auch das andere Solbad Oberschlesiens, das idyllische Gottschalkowitz bei Pleß, zum gefährdeten Bezirk gehört. Der Kreis Pleß hat zwar nur einige wenige, unbedeu tende Gruben, aber verfügt mit seinen mächtigen Forsten der freien Standesherrschaft Pleß über das für den Gruben bau unentbehrliche Holz. An Unternehmungen ist erwähnens wert die Fürstliche Bierbrauerei Tichan (Fürstl. Pleßsche Ver waltung), das Bürgerliche Brauhaus Tichau (Brieger Stodt- brauerei A.-E.) und die Chemische Fabrik in Koituchna (Chemische Werke v. d. Heyden A.-G.). Noch schwerwiegender wäre der Verlust des nördlich an grenzenden Bezirkes von Myslowitz (frühere Dreikaiserreichs ecke) und der Stadt Kattowitz, die angeblich als Ersatz für Teschen an Polen fallen soll. Denn hier sind alle großen Bergwerks-Unternehmungen Oberschlesiens mit Gruben, Hüt ten und Fabriken beteiligt. Kattowitz, ein« rein deutsche Stadt von 50000 Einwohnern, mit Staats-Gymnasium, Oberrealschule, Baugewerksschule, Lyzeum mit Oberlyzeum, Lehrerinnenseminar, Handels- und Fortbildungsschule, ist Sitz der Eisenbahndirektion Kattowitz, der Kreisverwaltung, des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrielker „Oestliche Gruppe" und der Oberschlesischen Kohlen-Konvention. Es wäre zu wünschen, daß eingehende Aufklärungs arbeit gerade in den gefährdeten Bezirken die Bevölkerung davon überzeugt, daß sie unter der Herrschaft Polens mit seiner Mißwirtschaft und Finanznot ihrem Ruin entgegen geht, daß aber deutsche Ordnung und deutscher Unterneh mungsgeist mit Hilfe deutschen und ausländischen Kapitals sie zu einer neuen Blüte führen wird. gramm wirksam durchsetzen zu können, stellt die U. S. P. die Bedingung, daß sie den entsprechenden Einfluß in der Ne gierung erhält. Hier stellt also die Unabhängige Partei wieder die selbe Bedingung, an der schon früher das Zustandekommen einer rein sozialistischen Regierung in der Volkskammer schei terte, nämlich mindestens eine paritätische Zusammensetzung der Regierung. Bekanntlich hat aber die U. S. P. nur 13, die Sozialdemokratische Partei dagegen 27 Abgeordnete im neuen Landtag und es ist wohl nicht ohne Weiteres anzu- nehmcn, daß die Sozialdemokraten geneigt sind, den um die Hälfte schwächeren Unabhängigen die gleiche Anzahl Regie rungssitze einzuräumen. Die sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitung" beeilt sich, ihre Geneigtheit zu einer aus Un abhängigen und Sozialdemokraten bestehenden Regierung kund zu tun, die, da sie sich auf nur 40 Stimmen in der Volkskammer stützen tonnte, immer auf das Wohlwollen der neun Kommunisten 'angewiesen und infolgedessen von die sen maßgebend beeinflußt sein würde. * * * Im führenden Organ der sächsischen Koi«munistiisten Partei, dein „Kämpfer" veröffentlicht der bekannte Kom munistenführer Brandler die Bedingungen, unter denen die Kommunisten einer rein sozialistischen Negierung ihre Un terstützung zu Teil werden lassen würden. Diese Bedingungen lauten folgendermaßen: k. Schärfster Kampf gegen das kapitalistische Unter nehmertum. 2. Entwaffnung der Orgesch und aller Selbstschutzorgani sationen des Bürgertums. 3. Schaffung ernster Selbstschutzorganisalionen des Pro letariats. 4. Enteignung aller stillgelegten und eingeschränkten Be triebe mit Hilfe der Betriebsräte. 5. Ernste Maßnahmen gegen Lebensmittel- und Woh nungsnot. . . 6. Beschäftigung der Arbeitslosen in den stillgelegten und eingeschränkten Betrieben. Zunächst geht aus diesen Bedingungen hervor, daß die sächsischen Kommunisten geneigt sind, gegen das Diktat von Moskau sich aufzulehnen, das ja bekanntlich die Unterstützung jedweder Regierung verbietet. Außerdem ist, ganz abgesehen von der absoluten Undurchführbarkeit der Bedingungen un ter 4 und 6 auch der 3. Punkt einfach unannehmbar, weis seine Erfüllung im Widerspruch zu den uns auferlegten Frie densbedingungen stehen würde. Der Kreisausschuß der Deutschen demokratischen Partei für Westsachsen und das Vogtland hält es für geboten, daß sich die D. d. P. an der Bildung der neuen Negierung nicht beteiligt. Sie soll aber jede Regierung, die sich auf den Boden der Verfassung stellt und für Ruhe, Sicher hcit und Ordnung im Lande sorgt, loyal durch praktische Ar beit unterstützen. In erster Linie sollte die demokratische Fraktion des neuen Landtages dafür eintreten, daß die beiden rechtsstehenden Parteien, die bisher nur schärfste, den tat sächlichen Verhältnissen nicht gerecht werdende Kritik geübt hätten, die Regierungsbildung übernehmen und ihr besseres Können durch die Tat beweisen. zz. MW Les MW» »MW. Berlin, 23. November. Am Ministertisch Heinze, Koch. Aus eine Anfrage des Abg. Freiherrn o. Lersner <D. Vp.) wegen der Freilassung der in Avignon noch zurück gehaltenen Kriegsgefangenen schildert Negierungskomminar Stückten die Bemühungen der Friedensdelegation und der deutschen Negierung, die Einbeziehung dieser Gefangenen in die unter die Friedensbedingungen fallenden Kriegsgefange nen zu erwirken. Als diese Bemühungen keinen Erfolg hatten, wurde eine neue Note an die französische Regierung gerichtet, auf welche die Antwort erfolgte, daß die Angelegenheit der zuständigen französischen Behörde übergeben worden sei; die Frage der Begnadigung werde geprüft werden. Wenn diese Frage bis heute noch nicht gelöst ist, so treffe die deutschen Behörden jedenfalls keine Schuld. Im übrigen sei alles geschehen, um das Los der Gefangenen zu mildern. Für das Leibliche, für Kleidung sei von feiten der deutschen Re gierung gesorgt. Auch die Behandlung sei eine bessere ge worden. Nur Heizung scheine für den Winter zu fehlen. Alles in allem sei erreicht worden, daß der Leibeszustand wie dis seelische Spannkraft der Gefangenen sich gehoben hätten. Unterwäsche, Strümpfe, Wolldecken, Zigarren und Zigaret ten seien in ausreichender Menge von der deutschen Regie rung nach Avignon geliefert worden. Die Fürsorge sei in