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KAMM M 8M. Die sreiwi!l:gen kirchlichen Hclferschastcn. Die im Oktober zusammen! rctcnde Landesiimode Sachiens bot vor altem über die neue Hirchoemcindeordnung zu beschlichen. Sie bat taut dem bereits vciöfsentsichicg Entwurf des Landeskonsistoriums dabei unter andcceni auch die Aufgabe, die entstandenen kirch lichen Helierschaften ini Organismus des Gemendekebens zu oer anlern. Die neue Hirchgemeinbeordnung macht es denr Hirchcn- vorstand zur Pilimt, in Kirchgemeinden mit über 1V 000 Seelen zur Unterstützung des Hirchenvo standes und der Geist ichen Hel er und Helferinnen heranzuziehen, die es ermöglichen, die grotz- siädtüchen tNieseiigemeinden genau kennen m lernen und kirchlich zu versorgen. Das Ideal dabei ich das; je ein Helfer für jedes Haus gewonnen wird. In Leiv',in ist die HeUerschail für Leipzig-Stadt bereits durch Herrn Prof. Dr. jur. Hörner organisiert worden und bat in wiederbolten Beratungen ihre Ausgaben, Methoden, Leibungen geklärt und gefestigt. Weiteste kreise solcher, die tatkräftig am küchlMen Leben Mitarbeiten wolle,', bauen abo Gelegenheit zu solcher Mitarbeit. Eine schone grobe Ausgabe bietet sich ibnen dar: taltooll die ein zelnen Familien varan zu erinnern, roas innen ibrc Hirche an Hilfe, Rai und Beinand zu bieten vcrmai: den Geistlichen aus dieieuigen binzuweifen, die na.h Hi n Verlangen baden: ans die kirchii.! cn Verannaltungen au merisa:n zu „auhen usw. Die neue Hirchgemcindeordnung denlt dabei vor a.lem auch an Jugend-, Armen- und Hrantenpiiege und an religiös-ültliche Huitände und iirchlia e Nöte. Je mebr ",an an einer Organimlion mitarbeitct, desto uielu bat man von ibr. Jeder Evangelische kann jetzt ein kleines, ieiuer Zeit und sei wu HräUen angenieisenes Teil '.Arbeit kür ieine Hirche leisten. So sollte er ii.1> auch bier seiner „PfnM" bcwuszt sein, die ibur selber die höchste Befriedigung gcwälzrt: denn nichts in jchöner, als dis Liebe Ehristi betätigen, die ieine Hlasien- oder svnhigen kUitcrschiede kennt und deren Freude es ist, den Mitmenschen zu beben, wo sie nur kann. Liz. Fiebig, Leipzig. Um Aeg MÄ Nei Origmal-Noinan von Margarete Wolff-Meder. 21. Nachdruck verboten. Ina:.er toller tauben die Flammen in ihm. Sie schürten so lauge, bis die Wesenheit des alten herrischen, lachenden HraU- weni-chen wieder erstand. „Wenn sie mi-h nicht sehen wib, na, denn nicht", dies; er ingrimmig heraus, und es war, als ob er in der lernen Weite ... da fern über den leeren Feldern, da hinten, uw über dein Meer die ^onne stand . . . ein breites Feuer, ein Hobcuschluad nammen sähe. Und er lief ihm entgegen . . . immer schneller . . . „Nur zu. nur zu," dachte er, ,,in den Hmümiuo hinein . . . Die Frauen wollten, es nicht anaers Huben, sie halten einen zum 'Narren." „Hum '.Harren . . . Hum Narren," züchte es nun immer und immer in ihm. Und das Wort lies; sie 'Adern auf iciner Surn anschwctlen . . . Und es jagte ihn weiter . . . weiter und weiter ... Erst als er durch das Fischerdorf gmg, in dem beute alles aut den Beinen zu Mn schien, bändigte er sich soweit, das- ihn, wenigstens nicht auszeciich gleich der Wahnwitz an zumerlen war. Die Lems grützren und er dankte. 'Am Hirch platz ging er dann mechanisch hinter den Männern her, die, von Frauen und Hindern begleitet, dem Hasen zujtrevten. Ein alter Mann, der rheumatgch zu sein s.hlen, tonnte nicht mi! den anderen gleichen Schritt halten, er humpelte neben Lede re>rt Wiedenlamv her und iing unamgcwrdort an ;u erzävlen. Die Männer vor ihnen wären Fincher, Vie zum erben Male in diesem Jahre zu gröberem Hmiagsmng hinausginuen. Die kämen manchmal sehr weit, dimt an Schweden heran. Er könnte seines Neigens wegen nicht meur mit, er tonnte nur aromien verrichten, die io um die Fil-beM runrbcrum liefen, Netze flicken, die Schisse ausbenern, ^.adttags mit den Füchm zu Marit fahren und jetzt nun. wenn g.oze Henngszuge verein kämen, gäbe es bei dein Näuchereibesitzer und G,os;gändler au.h für ihn viel zu tun. Sein bischen Bro: verdiene er nah immer. Allemal. Ein unnötiger Eher wäre er noch lange ni ht, aber gegen die schönen Taierslückr von frich-er, als er nam raus- wahren konnte, käme seil, Beroisuit jetzt ja nicht an. Ja, wenn er nicht das Reitzen hätte, aber das Neigen bekämen akie Fischer. Im Dorfe sägen noch drei Alte herum, die gar nichts niehr tun könnten, nicht mal 'Netze Nicken. Die hätten verkrümmle Hände und dicke Hlumpkützc und könnten sich nicht mehr vor- wärtsbcwegcn. Tas abe.- schwatzte der Alte in seiner halb hochdeutschen, halb p.attvsutschen Redeweise: Venn wenn diese Leute mit einen, S'.äster sprechen, dann ist ihr Dialekt ein wunderliches Gemisch, und nichts Ganzes. Leberecht MieVenkamp hörte teilnahmslos zu. Er sah auch niT. vatz im die wasserdlauen 'Augen oes Akten immer wieder vom Hopf vis zu den Fähen musterten und das; in den Augen etwas Wartender, Lauerndes lag. Als der Alte jetzt eine direlte Anrede an ihn richtete, schreckte er zusammen. „Wie, was jagten Sie?" Der Alte rückte verlegen an seiner Mütze. „Ich meinte man blotz, ob der Herr vielleicht rausgelommen is, weil er mal rudern wollt oder segeln?" „Rudern? . . . Segeln?" Leberecht Wiedenkamp lieb dke Augen auf das Meer Hinausschweifen, das sich jetzt rauschend und brausend, sonnenglänzend und bewegt, und mit weitzem Gischt und blauen und grünlichen Farben spiegelnd, zeigte . . . Dahinaus rudern, segeln? . . . Ia, ja . . . Er blieb stehen, und reckte die Arme und zog mit ge blähten Nasenflügeln die salzige Lust ein. Mechanisch, wie um seine Hräste zu prüfen, führten seine Arme Ruderbewegungen aus, und dann, da sein Blick auf den Alten fiel, der ihn erstaunt ansah, besann er sich und fragte, ob er, der Alte, ein Segel- oder Ruderboot hätte. „Ja Herr, und furch Taler können Sie rudern oder segeln, so lang dat' Sie wollen. Dat's noch so 'n bizkcn Verdienst nebenbi." „Wo haben Sie's?" Leberecht Wiedenkamp hatte nun Eile, vorwärts zu kommen, die Unruhe und Ungeduld glänzte fast fieberhaft aus seinen Augen. „Am Hafen. Herr." Der Alte schmunzelte stillvergnügt vor sich hin. Der alte Schlauverger, er hatte cs wieder einmal schlau angesangen, zu einem Taler Verdienst zu kommen. Sie strebten nun schnell, so schnell es die Humpelei des Alten zulietz, dem Hafen zu. Die Fischer, die Frauen und Hinder waren längst dort, als die beiden 'Nachzügler den Dünenweg hinabsticgen, um auf dem Platze vor den, Hcüengebüude anmgelangen. Der Alte wolne noch in das Gebäude hinein aus eine Minute zum Hafen- iuspckior, und so bat er Leberecht Wiedenkamp, allein voraus zu schreiten. Ter ging mechanisch weiter. Das Brausen des Meeres war nicht um ihn, das war in ihm . . . Dieser siedende Horn . . . Der machte auch, das; seine Schritte so laut und hart auf dem Pslancr des Seitenweges wiöeroa.Iten, der an der Giebelfront des Gebäudes entlang kührle. Und die harten Tritte scheuchten ein Pärchen, das da hinter au.geslapelten Histen beieinander gestanden hakte, aui. Die Leutchen hasteten nur oor ihm her. Der junge Bunche, im wetterdichlen Tranzeug, hielt noch immer die Hand de; Mädchens und schwenite sie im Gehen hin und her. „Hab Dich nicht lange, ein paar Tage man klotz, denn bin ich ja all wieder fort", sagte der Bursche mit rauher stimme. Das Mädchen erwiderte etwas, aber das Ganze wurde von dem aufguellenven Schluchzen unverständlich gemacht. Dann entschwanden sie uin die Hausccke herum. Die wollen jedenfalls mit auf den Hcringssang, dachte Leberecht Wiedenkamp, und cs war, als hätte das Gesehene feinen Horn noch geschürt. Seine Tritte klangen noch härter hinter den Entschwundenen her. 'Nun bog auch er um die Hausecke und schritt auf dem PflaHer des Hasendammes weiter. Hier vorne lagen ein paar Dampfer, darunter ein dänischer, die ihre Ladung löschten, weiter hinten, mehr der See zu, ragten die Masten der Segel schiffe, unter ihnen die der Fischkutter, mit ihren rostbraunen regeln. Da herum herrschte ein lebhaftes Treiben. Sein Blick glitt teilnahmslos über den Hnüuel der Menschen hin. plötzlich aber wurde er durch eine weibliche Gestalt im futzfreien, eng- ankiegenden, grünlichen Lodenkleid, mit einer Schirmmütze auf dem reichen, rotgoldenen Haar, gefesselt. Eine prächtige Gestalt, diese Apoihekerstochter. Eben wintte sie aus dem Hnäuek der Menschen einen Jungen heran, dem sie einen Auftrag zu geben schien, denn sic bcugte sich ein wenig zu ihm hernieder und sprach mit ihn«. Und nun lies der Junge davon. -Me aber kam langsam näher. Und er schritt ihr mit den harten zornigen Fühen und der siedenden Aufregung im Innern entgegen. Und das Blut stieg ihm Heitz in den Hopf. Jetzt gewahrte auch sie ihn. ^ic schien ihre volle, grotze Gestatt noch höher auszurichten. Mit einem Lachen auf dem friichen, blühenden Genau tam sie auf ihn zu. 'Nun standen sie dicht voreinander. „Lie hier drautzen, gnädiges Fräulein?" Er ritzten Hut vom Hopfe und verneigte sich. „Und Sie hier? Aus Berlin hier?" Sie lachte hell auf. „Ia", sagte er hart. Sie rührt mit ihren Worten an die Gährung in ihm. Er setzte den Hut wieder aus und ging langsam neben ihr her . . . „Selten schönes Wetter heute, io sonnig und warm, man sollte meinen, es sei ein Maitag", tuhr er fort. Sie nickte nur. Da der Wind mit einigen losen Haaren spielte, hvb sie die Hand und strich die flatternden, goldglän zenden Fäden hinter die Ohren zurück. Und seine Auge;, verfolgten diese Hand und tausend Flam men tanzten in eine verwirrte Seele hinein, und was da, von dem 'Namen Inge, gebänvigt gelegen hatte, das sprang wieder auf. Ihm war es, als mutzte er dieses Mädchen in die Arme nehmen, uni sich mit ihm in tollem Wirbel zu drehen. Inzwischen sprach ihre Helle Stimme, darin nichts als eitel Frohsinn zu liegen schien, weiter. „Lie müssen nämlich wissen, Herr Wiedenlamp, das; ich malerische Eindrücke sammle. Ich will . . . „Die Ausfahrt zum Fischiang" . . . einmal malen." Sie wartete aus eine Antwort. Er fand aber keine. Er nahm nur den Hut ab und lies; den kühlenden Wind um die heitze ^ürne wehen. Und, Gottlob, jetzt kamen andere, dritte. Da kam der rheumatische Alte angehumpelt und der Junge, den Jrmingard ausgesandt hatte, lief neben ihm. (Fortsetzung folgt.)