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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 19.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192010193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19201019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19201019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-19
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 19.10.1920
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einfachen Soldaten der interalliierten Kommission dieselbe Höhe erreicht, wie dasjenige des deutschen Reichswehrmi nisters. Ist da» der Dank des Vaterlande«? Aus Hamburg wird geschrieben: Der Kommandant des ehemaligen deutschen Kreuzers „Seeadler", Graf Luckner, dessen wagemutige Fahrten noch in aller Erinnerung sind, sprach im Conventgarten über die ruhmreichen Kreuzerfahr ten seines Schiffes. Helle Entrüstung entfachte eine Mit teilung, die geradezu unglaublich ist, wenn man sie nicht aus Graf Luckners eigenem Munde vernommen hätte. Er teilte mit, das; die Regierung der tapferen Besatzung des „See adler", Vie im dreijährigen Dienste für das Vaterland so oft ihr Leben aufs Spiel gesetzt hat, bisher in keiner Weise geholfen habe, kein einziger seiner gesamten Mannschaft habe bisher irgend eine Löhnung gezahlt erhalten, man habe ihnen weder neue Kleidung beschafft, noch überhaupt irgend einen Ersatz für ihren verlorenen Besitz geleistet, sie also bis heute vollständig mittellos gelassen! Der Staat kümmert sich uni die Leute, die alles hingegeben haben, überhaupt nicht! Welche Regierungsstelle mag die Hilfeleistung für die ,,Seeadier"-Mannschaft, um die sie angegangen worden ist, auf ihre „Berechtigung" zu untersuchen Haden? Hal man die Sache einfach ad acta gelegt? Es wäre nachgerade Zeit, das; man sich endlich erinnert, daß die „Seeadler"- Leute noch existieren und sie ein Recht auf Entschädigung und Versorgung haben! Bryan gegen den Versailler Vertrag. Auf einem Konvent der Weitbrüderschaft in Washiug ton befürwortete Bryan die Anullierung der Ententeschul den in America gegen das Versprechen einer vollständigen Abrüstung. Ferner trat er dafür ein, die Frage der deut schen Kriegsentschädigung fallen zu lassen und eine Aende- rung des Friedensvertrages vvrzunehmen. - Bryan ist sei nerzeit als Staatssekretär des Auswärtigen zurückgetreten, weil er Wilsons Kriegspolitik nicht mitmachen wollte. Seine Aeußerungen sind erfreulich, doch wäre es falsch, irgend welche Hoffnungen auf ihre praktischen Auswirkungen zu setzen. Bryan hat keine ausschlaggebende Stellung. Der blutige Senowjeff. Wer die Fortsetzung der Redegefechte in Halle ver folgt, der wird vielleicht die Zulassung des russischen Bol schewistenführers doch erklärlich finden. Denn ohne ^inow- jefss Auftreten keine Auseinandersetzung zwischen ihm und dem russischen Menschewikiführer Martow und ohne dieses Rededuell keine Aufklärung der breitesten Oeffentlichkeit über die grauenhafte Blutherrschaft der Bolschewisten in Ruh land. Eine Aufklärung, die gewissermaßen mit Blut und Tränen durchtränkt war und die, gestützt auf das Zeugnis eines russischen Sozialisten, den Bolschewistenterror in brei tester Oeffentlichkeit an den Pranger stellte. Als Martow in Sinowjeff den Menschen brandmarkte, der in Moskau aus R'-che in einer Nacht 800 Menschen erschienen lieh, als er e - den schweren Leiden der russischen Arbeiter unter der . el-hcwistischen Knute erzählte, war für jeden überhaupt d-.'S ihigen Hörer und Leser auch der letzte Rest des Glorien- S?ns zerstört, den der russische Bolschewismus um sein Haupt weben möchte. Das Auftreten Siuowjeffs in Halle bat letzten Endes dem Bolschewismus und seiner Sache mehr geschadet als alle Anklagen aus deutschem Munde und als eine Behinderung seiner Rede vermocht hätte. Das Gewäh renlassen musz allerdings damit seine Grenze haben. Denn wenn sich nun eine Bolschewisten-Filiale in Deutschland auf zutun versucht, um von den, Wort zur Tat überzugehen, so gebietet es die Autorität des Staates, diesem Tun und Treiben unnachsichtlich eine Schranke zu ziehen. Hier wäre jeder Zoll Nachgiebigkeit verhängnisvoll. Der Präsident des Reichsbürgcrrales, Staatsminister v. Loebell, hat in einem Schreiben an den Reichspräsidenten auf den Aufruf des rus sischen Sowjetführers Sinowjeff zum Bürgerkriege auf den, Parteitage in Halle hingewiesen und die Rede als eine offenkundge Aufforderung zum Klassenkampfe bezeichnet. Es . wird in dem Schreiben die Bitte ausgesprochen, ungesäumt l die erforderlichen Vorkehrungen zur Vermeidung einer Wie- s derholung derartiger Vorgänge zu treffen. - Sinowjeff s und Genosse sind ja nun aus Deutschland ausgewiesen. j Besprechungen über den Arbeitsplan des Reichstages. , Der Reichskanzler hat gestern die Führer der Reichs- ! kagsfraktionen, mit Ausnahme der Unabhängigen, zu Ver- j Handlungen über den Arbeitsplan des Reichstages empsan- ! gen. Danach wird an größeren Vorlagen in dieser Woche,dcr 1 Etat in erster Lesung beraten und gleich au den Haushalt ¬ ausschutz verwiesen werden. Mittwoch oder Donnerstag der nächsten Woche soll eine grotz« politische Aussprache statt finden, die der Reichskanzler mit einer Erklärung eröffnen wird. Auch der Reichsfinanzminister Wirth wird das Wort ergreifen. Bon der U. S. P. In den Kreisen des rechten Flügels der U. S. P. rech net man damit, datz der neuen Fraktion ungefähr 60 Ab geordnete zustehen. Die Mitglieder des rechten Flügels ver treten die Ansicht, datz ihnen nach wie vor ein Vizepräsi- dentensitz des Reichstages zusteht, und datz, wenn aus ihrer neuen Fraktion Abgeordnete, die dem linken Flügel angehören, ausscheiden sollten, dieie durch Mitglieder der alten U. S. P. ersetzt werden müssen, da die Wahl zum Reichstag eine Listenwahl war. Der linke Flügel (Eichhorn) dürfte 22 Abgeordnete zählen. Amtliche polnische Darstellung angeblicher deutscher Schikanen. Halbamtlich wird eine Erklärung der polnischen Negie rung verbreitet, die sich mit der angeblichen Verfolgung der Polen in Deutschland befatzt. — Vor endgültigem Urteil in dieier Angelegenheit mutz natürlich die Aeutzerung der deutschen Regierung über die Beschuldigungen abgewartet werden. Schon jetzt aber darf betont werden, datz die Poley geneigt >ind, verhältnismätzig harmlose deutsche Gegcn.naß- regcln gegen polnische Uebcrgrisse immer wieder in ihrem eigenen Sinne auszulegen und auszunützen. Frankreich hat keine Sorgen. Paris. Eine Havasmeldung hebt im Hinblick darauf, datz für das laufende Budget keine neuen Steuern vorge- schlagcn werden, hervor, datz dies durch den regelmätzigen Eingang der bestehenden Steuern ermöglicht worden sei, die dem Lande völlige finanzielle Sicherheit böten. Frankreich kehre somit zur normalen Lage zurück. So schwer auch die Lasten für das Landd seien, so sei es doch in der Lage, sie aufzubringeu. Frankreich, das am meisten unter dem Kriege gelitten habe, sei eins der ersten, wenn nicht das erste Land, das in Ordnung und Sicherheit an die Friedensarbeit heran- gegangen sei. Ist dieser Bericht zutreffend, so rückt er die sadistische Poiiitik, die Frankreich gegenüber Deutschland betreibt, in das rechte Licht. Nicht eigene Not zwingt also die französi schen Machthaber dazu, ihre matzloseu, Deutschlands Bestand untergrabenden Entschädigungsansprüche geltend zu machen, sondern wie man hiernach doch anuehmen mutz, nur der Wunsch nach Rache. Es verhält sich damit genau so wie mit der Forderung nach übcrmätzig großer Belieferung mit Kohle, aus die Frankreich besteht, obwohl es Ueherfluß an Brennstoffen hat, sodatz cs dem englischen Bergarbeiterstreik mit Ruhe entgegensetzen kann. Zum Streik der Bergarbeiter. London. Tausende von Arbeitern der verschiedenen In dustrien haben die Arbeit bereits eingestellt. Die Blätter schätzen die Zahl der Ende dieser Woche Feirnden cinschließ- lich der Bergleute auf 2 Millionen. In den Häsen de? Südens sind schon Stockungen eingctreten. Die mit Ei portwaren beladenen Dampser liegen sest. 250 000 Klempner und Metallarbeiter, sowie Angehörige der anderen Berufs zweige haben in Süd-Wales die Arbeit plötzlich eingestellt. In Manchester find 70 000 Arbeiter der Baumwollspinne reien und der Metallbranche von der Arbeitseinstellung be droht. 80 000 Arbeitern in Sheffield ist auf eine Woche gekündigt worden. In Westschottland und Glasgow ist die Lage in der Industrie beunruhigend. Die Baumwollspin nereien von Blackburn, die die Arbeit zum Teil schon ein gestellt hatten, sind ausnahmslos von einer gänzlichen Un terbrechung der Arbeit bedroht. Wie gemeldet wird, glau ben die Bergleute imstande zu sein, den Streik mindestens 6 Wochen lang durchführen zu iönnen. „V. S. von Rußland?" Odessa. Nach Berichten aus Washington beabsichtige Weißrußland, die Ukraine und das Komken-Gebiet, ein Bündnis gegen Sowjetrußland zu schließen, das in der kom menden Woche als die „Vereinigten Staaten von Ruß land" prollamiert werden wird. Als erster Präsident wird wahrscheinlich Wrangel fungieren. Das erste Kabinett ist eine Wiederherstellung der Kerenski-Regierung. Die vereinig ten Armeen der genannten Gebiete sollen eine Stärke von rund 350 000 Mann haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben Admiral Ocully nach der Krim entsandt, um von General Wrangel weitere Aufklärungen zu erbitten. M m »menknMMeil. (SZ.) Wir haben gesiegt! so rufen scheinbar triumphie rend die Macher und Führer des sächsischen Gemeindear beiterstreiks. Und in den Kreisen der Gemeindearbeiter P man zunächst noch geneigt, an einen Sieg zp glauben, weil doch eine 10prozentige Lohnerhöhung herausgesprungen P. Datz man sich in der Streikleitung und in den Kreisen der Streikenden über die Schäden, die der Streik unendlich vielen Unbeteiligten schlug, sehr leicht hinwegsetzte, das war hin reichend offensichtlich. Sehr wahrscheinlich aber wird man sich über die Schäden, die der Streik der Arbeiterbewegung an sich gebracht hat, nicht so leichten Kaufs hinwegsctzen können. Zunächst war es die ganz absichtlich gewähnte Form der Üeberraschung, mit der der Streik ins Werl gesetzt wurde, die weite Kreise gegen die Streikenden einnehmen mutzte, weil die durch den Wegfall von Elektrizität und Gas in Mitleidenschaft Gezogenen durch diese Üeberraschung ganz be sonders schwer getroffen werden mutzten. Ebenso widerspricht die Art, in der von Arbeitnehmer- seite die Beilegung des Streiks herbeigeführt wurde, allen von den Gewerkschaften bisher in Lohnkämpfen beobachteten Grundsätzen. Die Gewerkschaften haben bisher immer darauf bestanden, datz die Verhandlungen zwischen den beiderseiti gen Organisations-Leitungen gepflogen werden. In diesem Falle waren es der Arbeitgeberverband sächsischer Gemein den und der sächsische Gemeindearbeiterverband. Wäh rend diese beiden miteinander verhandelten, erzwang eine örtliche Organisation, und zwar die der Chemnitzer, mit Hilfe ihrer sozialdemokratischen Stadtrats- und Stadtver ordnetenmehrheit eine Sondervereinbarung, die die anmatz gebender Stelle verhandelnden Zentralleitungen der Organi sationen dann einfach vor eine vollzogene Tatsache setzten Man wird es Arbeitgeberverbänden in Zukunft nicht mehr verargen können, wenn sie unter Hinweis auf das Vorgehen der Chemnitzer Geheindearbcitcr Verhandlungen init einer Zentralleitung ablehnen und sich auf Verhandlungen mit örtlichen Organisationen beschränken. cogar ein Teil der sozialdemokratischen Presse sah sich genötigt, gegenüber den Forderungen der Gemeindearbeiter sestzustellen, datz diese über die an Staatsarbeiter und an Industriearbeiter, z. B. in der Metallindustrie, gezahlten Löhne hinausgingen. Wenn trotzdem nunmehr eine solche Erhöhung der Löhne durch die Chemnitzer Ueberrumpelung erzwungen wurde, so dürfte nunmehr auch nur wieder ein Anlaß zu neuen Lohnbewegungen in anderen Arbeitsgruppen gegeben sein. Weiter werden über den Ausgang des Ge meindearbeiterstreiks gerade diejenigen sehr unangenehm be rührt sein, die mit der Forderung auf möglichste Ausdeh nung der Kommunalisierung glaubten, politische Geschäfte machen zu können. Gerade unter Hinweis auf die ja zum größten Teile schon erfolgte Kommunalisierung von Elek trizität und Gas wurde betont, datz diese Kommunalisierüng sich auf noch vielen änderen Gebieten durchführen lasse. Das Gebiet der Brotverforgung wurde als besonders geeig net bezeichnet. Nachdem nun aber eine Woche lang gezeigt wurde, wie gerade die Kommunalisierung wenigen hundert Arbeitern die Möglichkeit gibt, der Allgemeinheit die lebens notwendigsten Dinge cinfast abzuschnüren, ist man sich allge mein klar darüber, zu welcher Katastrophe sehr leicht die Kommunalisierung der Brotverforgung führen könnte. Datz es gerade die minderbemittelten und ärmsten Kreise des Volles waren, die unter den Auswirkungen des Gemein bearbeiterstreiks besonders schwer litten, hat dazu geführt, datz der Gemeindearbeiterstreik nicht einmal in den Kreisen der radikalen Arbeiterschaft auf Sympathie stieß. Nicht die gro ßen Geschäfte, Theater und Vergnügungsstätten waren es, die unter der Abschnürung von Licht und Kraft litten, sondern die kleinen und kleinsten: nicht die reichen Leute waren es, die unter der Einstellung des Straßenbalmbetriebos litten, sondern die Arbeiter und Angestellten, die sich zur Fahrt zur oft sehr weiten Arbeitsstätte nicht ein Auto oder anderes Fahrzeug leisten konnten. Und gerade die Haus frauen aus den ärmeren Kreisen werden cs iin kommenden Winter bitter empfinden, wenn ihnen die Kohlen fehlen» die sie während des Ausfalls der Gaszuführung zur Her stellung der Mahlzeiten verwenden mutzten. Wie hoch die Mehrbelastung, der in äußerordentlicher finanzieller Bedrängnis lebenden Grotzstadtgemeinden durch die neuen Lohnerhöhungen für die Gemeindearbeiter insge samt sein wird, läßt sich im Augenblick noch nicht restlos Um Aeg unä Del. ' Original-Roman von Margarete Wolff-Meder. 23. Nachdruck verboten. Sie plauderte weiter. Sie sprach von dem stimmungs vollen Anblick der dahinziehenden Kutter, auch davon, daß sie Malerin werden wollte, und daß sie nun bald mit ihrer Mutter nach Berlin übersiedelte. „Sie will nach Berlin übersiedeln", tuschelten die Teufel in ihm, und diese Stimmen, die ihn der hehren Weite gegen über blind machten, sie machten auch seine Ohren taub, gegen die Harmlosigkeit, die in den Worten des Mädchens gelegen batte, sie ließen ihn etwas anderes hören, etwas, was das Feuer schürte. „Warum?" fragte er leiie. Und plötzlich ent sann er sich vieler kleiner Einzelheiten. Des Schneeballes, der am Weihnachtstag auf sein Wagendach geflogen, und auch, daß sie ihm so auffallend oft in den Weg gelaufen war . . . Und er sah mit heiß flimmerndem Blicke zu ihr hin. ,Sch will aus der niederträchtigen Kleinstadt da heraus. Sch will etwas zu schaffen haben!" entgegnete sie. Sie holte die Worte aus ihrer leidenschaftlichen, in den letzten Wochen vielfach verletzten Seele herauf. Die war noch so erregt, daß sie die Augen mit Hellen Zornestränen füllte. „Da tun Sie recht", flüsterte Leberecht Wiedenkamp ihr heiß ins Ohr. Er stand jetzt neben ihr. Der Ton in seinen Worten traf Verborgenstes in ihr. Sie sah ihn mit aufflammenden Augen an. Sie rührte sich nicht, stumm, mit fiebernden Pulsen verharrte sie neben ihm. In ihm war eine Stimme, die triumphierte: „Eine wie viele . . . Eine wie viel« . . Und wenn da nicht am Steuer der Alte mit den wasser blauen Augen wie die leibhaftige Reinheit und Klarheit ge sessen hätte, dann hätte er das Mädchen jetzt an sich ge rissen . . . Und dann . . .Und dann . . . Leberecht Wiedenkamp l«gte die Hand über die Augen ... Ja, er «ar wahnsinnig. Die Stimme des Alten kam in das c.hweigen hinein: „Nu dreihen wie wull um. Nu wird dal bald dakig", meinte er. Irmingard schreckte zusammen. „5a, wir müssen zurück, meine Mutter erwartet mich beim Dorf Kantor." Sie sah mit scheuem, verwirrtem Blick an Leberecht Wiedenkamp vorüber. Auch dielen Blick fing er auf, und da hatte er vlöylich das Empfinden, als packte ihn eine rüttelnde Faust. „Du Lump", flüsterte es in ihm. und er wagte nicht, das Mädchen an zusehen, und ihre Worte vermochte er nur durch eine stumme Verbeugung zu beantworten. Irmingard setzte sich an das Steuer: denn der Alte mußte die Segel umstellen. Leberecht Wiedenkamp blieb in sich ver sunken stehen. Und während das Boot nun langsam wendete, stand er immer noch auf demselben Fleck, ganz breitbeinig, denn bei dem Schaukeln galt es das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Die freie Wellenweite ließ inan nun hinter sich, vor dem schauen den Blicke breitete sich die Küste mit ihren kleinen Buchten, dem Auf und Ab der Dünenketten und der Nadelwälder darüber. Und die Abendsonne belebte das Ganze. Hier ließ sie eine Landschaft hell beleuchtet hervortreten, da streifte sie nur die Baumwipfel und dann wieder stand ein Wald im tiefsten Schatten. Und Leberecht Wiedenkamp dachte: „Das i>1 das Land, da spielt sich mein Leben ab. Nun fahre ich zu meinem Leden zurück . . . Aber weit hinten im Land, in der großen, lär menden Stadt liegt es . . . Doch zu diesem Gedanken schüttelte er den Kopf um weiter zu sinnen: „Nein, mein Leben liegt nicht in der großen Stadt . . . Das liegt hier, hier in dem kleinen Nest. Hier bin ich vor fast vierzig Jahren geboren. Hier wuchs die Sehnsucht nach einem neuen Leden in mir. Hier liegt meines Lebens geheimste Kraft." Und nun rissen die stillen Gedanken ab, die letzten ver wirrenden Stunden drängten sich peinooll in seine Seele. Inges Bild und Liebe und Sehnsucht und ihr Ausweichen heute und seine sinnlose Erregung und daß er sich nun hier im Segel ¬ boot befand, und daß Irmingard Ollmann da hinter rhm saß . . . Ja, dieses Mädchen . . . Schreck, Reue und Scham erfaßten ihn. Das trieb ihn jetzt, sich IM gegenüber meder- zivetzen. Er hatte da etwa; gut zu machen, etwas mußte ver löscht. verwischt werden. . Sie hatte ihren Platz am Steuer wieder an den Alten abgegeben. Ganz selig verträumt saß sie auf dem Bänkchen dicht unter dem Segel. Als er sie jetzt anredete, indem er aut das Farbenspiel des Meeres, kurz vor dem Hafen auf merksam machte, sah sie ihn lächelnd mit traumweiten Augen an. Auf seine Frage, ob er störe, kam aber gleich ihre lachende Frische zurück. „Nein, bitte." Sie zeigte mit einladender Hand- bewegung auf den Platz gegenüber. Die Einleitung der Unterhaltung wurde ihm schwer. „Spra chen Sie nicht von einer Uebersiedelung nach Berlin?" fragte er endlich nach sekundenlangem, verlegenem Schweigen. Sie nickte. „Es ist beschlossene Sache. Oktober dieses Jahres." „Was treibt Sie hinaus? . . - das heißt, wenn man's wissen darf?" ... Er tat. als hätte sie das vorhin gar nicht erörtert, aber hinter diesem absichtlich konventionellen Ton zitterte doch noch immer Scham und Verlegenheit. Sie erzählte von ihrem Wunsche, sich in der Malerei aus- zubilden. der aber wohl noch lange nicht hätte in Erfüllua» gehen können, wären nicht die^ Menschen in der Stadt, diese Kleinstädter, diese boshaften seelen ihr beigesprungen. „Und so viel Macht räumen Sie diesen kleinlichen Laster mäulchen ein?" Nun hatte er das in sich besiegt, nun war die Teilnahme für sie wach, die rein menschliche, gute. Und sie erzählte alles, was er schon wußte, war doch sein eigener Vater fest davon überzeugt, daß auf den Ott manns kein Segen ruhte. Aber das Mädchen enthüllte ihre ganz«, leidenschaftliche und verletzte Seele: und er sah wohl, daß diese jüngste Briefaffäre nur der letzte Tropfen in einem übervollen Becher gewesen war. ,Fso wird es Ihnen also nicht schwer, dir Stadt ru verlassen", meinte er. (Fortsetzung folgt-t überblicken. Einen! man aus der sozial liest, datz die von i für Ehemnitz allein Die allernächste Fo sein eine abermalig für* die Abgabe vc preise der Straßen! Sl§ Lite IN Wie wir ersah: Gesetzentwurf vorbe Arbeitsvermittlung Unlerbau dieser Ör len in den Gemeint vinzen Zentralstellet der gesamten Arbe nisterium liegen De an den Reichstag Monopolisierung l Reiche. In Ueberei samte gewerbliche A Gesetzentwurf sieht werbsmüßige Stelle! Minister soll aber a Tätigkeit aus dem < sagen. Damit wird weiht, in dem Heu werbettcibenden ihre nun, ob die an sich der Arbeitsoermiltlr werblichen Stellenm wird von PoHtikerr neint. Die geweroli überwiegend auf d ser Zweig der Arb maß für die öffent! »arbeitsnachwcis om ilichem Personal fäl I beitnehmers nach se in den einzelnen Zu wicht als beim gen gewohnt ist, in ihr andere Anforderung dem Personal eine wird. Derartige Ve bei der Vermittlung lichen Arbeitsnachwc berücksichtigt. Der g die Bedürfnisse sein« schlüge. Für die § gewerblichen Stellen keinerlei Vorteile cp Erfolg einer Zentral Weiterbestchen der wegs beeinträchtigt, weisen, die private biet überflüssig zu : Aber Zchntauseude u Gesetzesparagraphen »rauben, das ist eine flassung vorliegr. E ^des in seiner Erisie Ibes annimmt und I U bellsministeriums ar I sagt.— I Aus I I * Rettet Obe I biei dem deutschen ' I lotterte für die Gr I und jedermann Ki l I dienende Lotterie, 1 I beginnt, empfohlen. I durch Plakate tennt! I vertrieb, Invalide:'.; I Johann-Straße 8. I * - Waffenadli I Meldeamt errichteten I gende Waffenmenge I wehre und Karabine I granaten 3, Gewehr sein I, Gewehr- unk mien 3574,10 Mari ausgesetzten Prämie: gezahlt, und zwar Nachdem gelangen Wer nach dem 31. ! I scrungspslichtiger M ter Bestrafung. Der Verb, wie er uns schreibt, seinen Mitgliedern s Durchschnittspreise a meinsamer Besprechl und des Fkeischgewer geringere Qualitäten dis 1000 Mark pri preise für RindfleiscI von 12-15 Mark hat seine Mitglieder zu unterdrücken und I zeigen wegen übermö Verbraucher-, Fleisc stammen, zu verfolge ausdrücklich auch an er muß darum seiner wegen der jetzt höh schäft wenden. *— Die schaftsminifterium tei
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