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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 07.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192010070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19201007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19201007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-07
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 07.10.1920
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Das Spiel von Katze und Maus wird noch bestätigt durch folgende Meldungen: Pari«, 6. Oktober. „Agence Havas" berichtet: Die An kunft des deutschen Delegierten bei der Finanzkonserenz in Brüssel, Bergmann, in Paris, die zeitlich mit der Rückkehr de» französischen Botschafters in Berlin, Laurent, zusammen- fällt, veranlassen das Gerücht von einer plötzlichen Wieder aufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frank reich und Deutschland und von einem in naher Zukunft ab- zuschließenden Handelsvertrag zwischen den beiden Ländern. Nach dem ,,Petit Parisien" ist dieses Gerücht durch nicht» Begründet. Seit den im Juli d. Js. zwischen den technischen Delegierten der beiden Länder in Paris gepflogenen Ver handlungen, die zu nichts geführt haben und daher abge brochen sind, sei man in dieser Beziehung noch um keinen Schritt vorwärts gekommen. Paris, 6. Oktober. Nach dem „Temps" handelt es sich bei den mit der Anwesenheit in Paris einsetzenden deutsch französischen Verhandlungen nicht um die Wiedergutmachung, sondern nur um die Bestimmung der Natur und Qualität der Waren, die zwischen beiden Staaten ausgetauscht werden können. Frankreich hat Bedarf an Lurusartikeln, Deutsch land dagegen nur an Rohstoffen. Deutsches Reich. Di« Unterbietung von Privatfirmen durch das Spandauer Reichswerk. Dresden. Von verschiedenen Seiten sind Klagen da rüber geführt worden, daß das Spandauer Reichswerk, das aus Heeresbeständen große Posten besonders billiger Roh stoffe erworben hat, die Fertigerzeugnisse zu außergewöhn lich niedrigen Preisen anbietet, so daß Privatfirmen mit ihnen nicht in Wettbewerb treten können. Die Dresdner Handelskammer hat daher das Wirtschaftsministerium ersucht, bei der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden, daß diese das Reichswerk zu kaufmännischer Kalkulation veranlaßt. Nach dieser müßt« das Reichswerk bei der Ermittelung der Preise für die Fertigerzeugnisse diejenigen Rohstoffpreise in Ansatz bringen, zu denen es sich im freien Verkehr wie der eindecken muß. Volkskammer-Mitteilungen (SZ.) Die Volkskammer tritt, wie schon mitgeteilt, morgen nachmittag 2 Uhr zum ersten Mal wieder zusam men und wird in dieser Sitzung die erste Beratung über die Vorlage Nr. 83, eine anderweitige Abänderung des Feuer bestattungsgesetzes betreffend, vornehmen. Vor den Neu wahlen werden nur noch wenige Sitzungen abgehalten wer den, die mit der Beratung der Verfassung ausgefüllt sein werden. Während der Sommerpause sind bereits soviel Ge suche eingegangen, daß deren Erledigung durch die jetzige Volkskammer tatsächlich nicht mehr möglich sein wird. Es empfiehlt sich deshalb nicht, der jetzigen Volkskammer noch Gesuche oder Beschwerden zuzusenden, vielmehr damit zu warten, bis der neue Landtag sich versammelt haben wird. Eine Ausnahme könnte nur für Angelegenheiten von größ ter Wichtigkeit und Dringlichkeit gelten. De« Verfassungsausschuß legte am Mittwoch in zweiter Lesung den Wortlaut der er sten 20 Artikel der Verfassung fest. Wesentliche sachliche Aenderungen wurden dabei nicht vorgenommen, nur daß der Landtag (Artikel 9) außer auf eigenen Beschluß und auf Volksbegehren nunmehr auch auf Antrag des Gesamt ministeriums durch Volksentscheid ausgelöst werden kann. Der Besoldungsausschutz hat in Sitzungen am Montag und Dienstag sich mit den noch nicht geregelten Fragen der Besoldungsordnung be schäftigt und dabei den Beschluß gefaßt, das Eristenzmini- mum für verheiratete Beamte auf 9000 Mark jährlich fest zusetzen. Der Reform der Lehrerbesoldung soll zunächst all gemein nicht mehr näher getreten werden. Die Regelung durch das Reich zu erwarten ist. Trotzdem aber soll einzelnen Wünschen der Lehrer insofern entgegengekommen werden, als bei den akademisch gebildeten Lehrern nicht mehr 5 Jahre in Klasse 9 berechnet werden, sondern die Gehaltseinstellung von Klasse 10 an erfolgen soll. Ebenso sollen in Klasse 11 mehr Stellen geschaffen werden als bisher vorgesehen ge wesen sind, und die Zahl der Ortsklassen soll auf 2 oder 3 verringert werden. Die internationalen Kredite als größte Schwierigkeit, Berlin. Die „Agence Havas" bestätigt, daß die Finanz konserenz erst heute Donnerstag ihre Sitzungen wieder aufnehmen wird, da die Ausschüsse gestern in ihren Verhand lungen ihre Entschließungen nicht ganz präzisieren konnten. Die von der Wechselkommission angenommene Formel soll den Regierungen lediglich empfehlen, den Handel selbst die Mittel zur Lösung ausprobieren zu lassen. Die gleiche Ten denz für den freien Verkehr enthalten die Empfehlungen der Kommission für den internationalen Handel und des Aus schusses für internationale Kredite. Die Frage der Organi sation der internationalen Kredite bilde die größte Schwie rigkeit der Stunde, sie verzögere auch den Abschluß der Kon ferenz, und zwar sie allein. Zwei Projekte hatten diesbezüg lich vorgelegen. Als die Kommission dieselben abgelehnt hatte, wurde ein dritter Vorschlag, eine Zusammenfassung der Empfehlungen eingereicht und angenommen, nach welchem ein von der Kommission ernannter Ausschuß die Ausgaben des Völkerbundes für die einzelnen Staaten verteilt, und zwar soll der Vorschlag vorliegen, diese Ausgaben nach dem Verhältnis der Militärausgaben der beteiligten Länder fest zusetzen. Beschlüsse des Betriebsräte-Kongresses. Der Kongreß der Betriebsräte Deutschlands nahm ein stimmig eine Entschließung an, in der es heißt: Der Kon greß fordert die Betriebsräte und Gewerkschaften auf, im Verein mit den Arbeiterparteien alle ökonomische und poli tische Macht der Arbeiterparteien und Arbeiterklassen auf Verwirklichung des Sozialismus zu konzentrieren. Ferner wird ein Antrag einstimmig angenommen, der mit dem Wun sche für den Sieg des russischen Proletariats die Betriebsräte verpflichtet, die Erzeugung von Waffen und Munition für den Kampf gegen Rußland sowie den Transport derselben zu verwenden. Forderung von Lohnerhöhung der Bergarbeiter. Aus Bochum wird gemeldet: Eine Konferenz der vier Arbeitergewerkschaften angehörigen Bergarbeiterverbände, die gestern stattfand, befaßte sich eingehend mit der Regelung der Lohnfrage im Bergbau. An den Reichsarbeitsminister wurde folgendes Telegramm gesandt: Die Konferenz der vier Berg arbeiterverbände erwartet im Hinblick auf die steigende Er regung in Bergarbeiterkreisen die sofortige Regelung der Lohnfrage. Bedarfsartikel steigen dauernd im Preise; Lohn erhöhung muß sofort erfolgen. Bei den Verhandlungen des Reichsarbeitsministeriums in der Bergarbeitersrage wurde auf die Erklärung der Bergbauindustrie hingewiesen, daß sie außer der bereits für September zu zahlenden 4,50 Mars Sonderzulagen pro Schicht eine weitere Lohnerhöhung ohne Kohlenpreiserhöhung nicht auf sich nehmen kann. Das Reichskabinett hat sich einmütig gegen eine Kohlenpreiser höhung ausgesprochen. Es müsse auf der ganzen Linie auf Abbau der Preise hingearbeitet werden. Die Verhandlun gen wurden schließlich auf den 18. Oktober vertagt. Heber die Auslösung der Sicherheitswehren. Wie die „TU." meldet, haben die Verhandlungen der deutschen Stellen mit dem interalliierten Ueberwachungsaus- schuß bezüglich Auflösung der Sicherheitspolizei nunmehr pk einem für beide Teile zufriedeysiellenden Ergebnis geführt. In Ausführung der Bestimmungen des Friedensvertrager in Verbindung mit der Note der alliierten Mächte vom 22 Juni 1920 und dem Protokoll von Spa vom 9. Juli 1920 wird danach mit dem 6. Oktober 1920 die Sicher heitspolizei einschließlich der Stäbe aufgelöst. Die Ausfüh rung dieser Anordnung erfolgt durch die Oberpräsidenten. Die Gesamtzahl der uniformierten Polizeibeamten in Preu ßen beträgt 85 000. Forderung der Presselommisston der U.S.P. an die Freiheit. Die „Freiheit" veröffentlicht in ihrer heutigen Nummer ein Schreiben der Pressekommission der U.S.P., in dem die Geschäftsleitung des Blattes ausgefordert wird, den Re dakteuren Hilferding, Hertz, Liebeschatz, Prager, Rabold, Seidel, Stein, Leid, Wielepp und Dahlke mit der Maß gabe zu kündigen, daß sie ihre Tätigkeit mit der Fertigstel lung der Donnerstag-Morgenausgabe einzustellen haben. Die Geschäftsleitung lehnt dies ab und weist darauf hin, daß es sich hier um einen Versuch handelt, die „Freiheit" in die Hand der Kommunisten zu bringen. Weiter heißt es dann in der „Freiheit", wie uns mitgeteilt wird, sind Gerüchte im Umlauf, nach denen die „Freiheit" gewaltsam besetzt wer den soll. Wir wissen nicht, ob diese Gerüchte den Tat sachen entsprechen, das eine muß aber bei dieser Gelegenheit ausgesprochen werden, es wäre der härteste Schlag, den das Proletariat erleiden würde, wenn der bisherigen Selbstzer fleischung der Arbeiterschaft noch ein mit den rohesten Mitteln der Gewalt geführte Bruderkrieg hinzugefügt werden sollte. Dunkle Verhaftung und Streik. Aus Beuthen wird vom 6. Oktober gemeldet: Gestern abend wurden in Kandrzin der Materialverwalter Görlich plötzlich verhaftet. Die Begleitumstände dieser Verhaftung sind vollkommen dunkel, was die Arbeiter und Beamten schaft heute morgen veranlaßte, in den Streik zu treten. Der Verkehr war sofort unterbrochen. Kein Zug wurde mehr durchgelassen. Die Berliner Schnellzüge mußten in Kandrzin liegen bleiben. Die Eisenbahndirektion Kattowitz nahm sofort Fühlung mit der interalliierten Behörde in Oppeln und stellte dort fest, daß Görlich auf Befehl der in teralliierten Kommission verhaftet worden war. Görlich wird der Beteiligung an Waffenschiebungen verdächtigt. Eine Un tersuchung hierüber ist bereits im Gange. Verhandlungen mit der Arbeiter- und Beamtenschaft führten auf dieser Basis heute nachmittag 4 Uhr wieder zur Ausnahme der Arbeit. Ein Sympathiestreik, der gleichzeitig in Ratibor ausgebro chen war, wurde um 12 Uhr mittags beendet. Das Vor gehen der interalliierten Kommission in dieser Angelegenheit wird von der Eisenbahndirektion als unbegreiflich bezeichnet. Sogar der Kreiskontrolleur in Kattowitz war über den Grund der Verhaftung nicht unterrichtet. Die Einschränkung der Papiergeldwirtschaft. Mit Rücksicht auf die fortschreitende Zerrüttung der deutschen Währung durch systemlose und preistreibende Pa- piergeldwirtschast haben einige Mitglieder des vorläufigen Reichswirtschaftsrates beantragt, einen Währungs- und Steuerausschuß einzusetzen, der die Vereinfachung des Steuer einzuges, die Reform der Steuergesetzgebung mit dem Ziel einer vorläufigen Deckung der ordentlichen Ausgaben des Reiches ohne Notenpresse zu ermöglichen und die Sicherung der Kaufkraft des Geldes im Jnlande beraten soll. Ferner soll er Maßnahmen vorschlagen, die die Bewertung des deut schen Geldes im Auslande verbessern können. Di« Kriegsbeschuldigten-Prozesse vor dem Reichsgericht. Ueber den gegenwärtigen Stand der Kriegsbeschuldig ten-Prozesse. vor dem Reichsgericht erfahren wir von zu ständiger Stelle Folgendes: Bearbeitet wird zurzeit durch die Reichsju dm alliiert« richt in Le 45 bezw., r Below" mi Nr. 39 ist d digte, Map geteilt wort «usländischei in London denen Belas sind, wie w einen einzig« sterium säm überprüft w von den tu Ermittelung« jene „Erste ständigen N Es ist jedoci aufzuklären, mehr in Fra Nummer 24 um den Ge die endgültig zösischen Ju Erösfnungsb läufig noch mittlungen r Besprechm Die „I Besprechunge in der Haus Wiedergutmc lich wird der Angelegenhei Delacroir da zwischen aller Die am« strengen Krie für Deutsche «iner Newyo in Fällen zw Gesuchen, die Een nur sehr politische und den Persönlic Ankündigung lassen, in der Erlaubnis zur genden Grup den Beweis « schäftsinteresse scher Firmen, sen vorgelegt ger, falls nack Lenden Kind« Frauen, die sind. -Verwan hängigkeit voi stimmungen si lebenden Deu ihre Kinder ni Besonders bei kündigung des Um Arg unck Ael. Original-Roman von Margarete Wolff-Meder. 14. Nachdruck verboten. „Bitte, Herr Wiedenkamp". Inge trat ein wenig zurück und lieh ihn die Perle aus der Hand der Arbeiterin entgegsn- nehmen. Und er betrachtete das Zeugnis menschlicher Geschick lichkeit mit verwunderten Augen. Es liefen wirklich sieben Fa- zettenschiffe rings um die kleine Perle. „Sie sind eine Künstlerin, Frau", meinte er schließlich. „Man lernt das, Herr. Es ist weiter nichts dabei", ent gegnete die Alte, aber ihr faltiges Gesicht mit den Hellen Augen erglänzte doch in Heller Freude. „Die Gust« drüben, macht's auch schon ganz gut". „Das ist hier Brack, Herr Wiedenkamp", mischte sich Inge etwas hastig . . . immer mit dem Tone, der Anderes unter drückte . . . ein. Sie stand drüben bei der fungen Blond köpfigen. Doch jetzt kam sie um die Schleifbank herum, „sehen Si« hier", sie zeigte ihm ein Kistchen mit halb durchgesprungenen Perlen und zahlreichen Bernsteinsplittern. „Das wird zu dem, im Prozeh umstrittenen Preßbernstein zusammengeschmolzen". „Ach so". Er nahm ihr das Kistchen aus der Hand, lieh eine gröhere Silbermünze hineingleiten und reicht« es mit ein paar freundlichen Worten der alten Arbeiterin. Und während dem wollte ein Wirbelsturm von Gedanken Inge fast di« Besinnung rauben. „Du bist mein Schicksal. Mein Glück oder Unglück. Wer bist du? Könnte ich dir ins Herz sehen", sann sie. Als er sich nun aber ihr zuwandte, versteckte sie das alles wieder vor ihm. Man verlieh nun auch die Schleiferei und kletterte eine Treppe empor, um im Oberstock einen gleich großen Raum zu betreten, indem nur Männer an den verschiedensten, ebenfalls durch Motor betriebenen Werkzeugen hantierten. „Hier machen die Perlen ihren Entwicklungsgang durch, meine Herren", erklärte der Kommerzienrat. „Bitte, wenn es interessiert". Mit hinweisender Handbewegung auf die in Tätigkeit befindlichen Werkzeuge, stellte er es einem jeden frei, den Laubsägen, Messern und Bohrnadeln zuzusehen. Einer der Arbeiter schnitt den Rohbemstein zurecht. Er saß dabei vor einer, senkrecht eingespannten feinen Laubsäge, die sich, nachdem die treibende Kraft des Motors eingeschaltet war, langsam durch den ihr entgegengehaltenen Bernstein ihren Weg bahnt«. War dieser Weg vollendet, dann schnellte sie infolge «ines Handgriffes zurück, um sich gleich darauf von neuem vor wärts durch den Bernstein zu bewegen. So wurden aus dem unregelmäßigen Stück Rohbernftein kleine kantig« Streifen, kan tige Stückchen, auch keilartige Stückchen geschnitten. Diese kleinen Stückchen und Keile waren dann die Klöwen. Ein anderer der Arbeiter zeigte, wie so ein Klöw«n auf der Drehbank zum Schnesel gerundet wurde, und ein dritter wieder setzte die Bohrnadel in Tätigkeit. Die schob sich, mit gleichem Vorwärts- bewegen wie die Laubsäge, dabei mit schnellen Drehungen um sich selber ihr Bohren ausführend, langsam, und gelbweiße Schnitzel hinausdrängend, durch die Mitte des Schnesels. Hierauf folgte das Polieren mit Kreide oder Tripel. Und auch in diesem Raume war Leberecht Wiedenkamp eifer süchtig an Inges Seite geblieben. Sem Vater hat zwar ein paar flüchtige Sekunden neben ihin gestanden, um ihm zu sagen, daß er so etwas wie diese Hindenberg'sche Schleiferei doch nicht in seinem berühmten Berlin zu sehen bekäme, darauf hatte er aber nicht einmal Antwort gegeben: denn der alte Herr war gleich wieder weiter ge gangen. Das Gesagte hatte er. Leberecht, zu einer neuen Ge sprächswendung benutzt. Und seitdem trug er fast ausschließlich die Kosten der Unterhaltung zwischen Inge und sich. Er sprach von dem Glan; des alten Bernsteinhau>es, von bem was er heute hier gesehen, er sprach und sprach und sein Blick wurde immer wärmer und strahlender. Und wenn die Menschen nicht gewesen wären . . . diese Menschen . . . Und einmal hob Inge die Lider und sah in seine strah lenden Augen hinein. Eine heiße Blutwelle schoß ihr ins Ge sicht und einen Moment lang zitterte der Wunsch in ihr. ihm ihre Zerrissenheit zu beichten. Sie hätte seine Hand fest halten mögen unb ihn bitten, „Hilf mir, ich möchte ausjauchzen in neuer Liebe aber ich kann nicht. Man hat mich einmal be trogen und nun ist das Mißtrauen in mir und dir Bitterkeit der einsamen Jahre. „Meine Klugheit nennt mich eine Närrin, weil ich in Deinen Augen ein Glück für mich herauslese". Ja. wenn sie das alles jetzt hätte sagen dürfen . . Mer das verbot die Gegenwart de: vielen neugierigen Augen und Ohren. Und so sprachen Beide dem Zwange gehorchend von höchst gleichgültigen Dingen und Umständen, lauschten gelegentlich mit dem oder jenem der Anderen eine Ansicht aus oder verweilten auch einmal inmitten einer erregt plaudernden Grupp«. Immer aber schritten sie mit allen diesen überflüssigen Menschen mit. Jetzt in der Werkstätte hinein, in der Zigarrenspitzen. Pfeifen mundstücke und Saugkolben zu türkischen Wasserpfeifen aus natür lichem Bernstein sowie aus Pretzbernstein. Ambroid hergestellt wurden. In einem Redenraum blickten sie in kleine Kessel hin ein. in denen die Zigarrenspitzen in siedendem Oel gekocht wur den, bis Bernstein und Ambroid die Sprödigkeit soweit ein eingebüßt hatten, daß sich die Spitzen mittelst zangenartiger Instrumente biegen ließen. Und als sich Frau Dr. Köhler erkundigte, was das für Oel wäre, erwiderte Inge: „Olivenöl la." Dieser kleine Scherz schien sie aus ihrem traumhaften Zustand erlöst und in eine heitere Stimmung versetzt zu haben. Sie lachte jetzt viel und übertraf sich geradezu an geistreichen Einfällen. Und Leberecht Wiedenkamp dachte hochbeglückt: „So kann sie sein? Das ist sie? Was wird si« für eine prächtig« Frag» werden." Zwischendurch fiel ihm wieder ein, daß er, wenn er die Hand der Tochter aus diesem bochangesehenen Haut« be gehrte, seiner kaufmännischen Firma noch zuvor ein wenig mehr Ansehen gebeck könnte. Und so wurde denn, während er mit Inge und den Anderen allen, an den festverschlossenen Türen der Ambroidfabrik vorüber ging und weiter dann, durch etliche Zimmer hindurch, in denen Frauen und Mädchen an langen Tischen saßen, blitzende funkelnde Bernsteinperlen für den Groß handel sortierten und aufreihten, noch andere wieder mohame- banische Betkränze zusammenstellten, der Entschluß in ihm reif, das im Rohwollhandel sehr angesehene alte Geschäft, Steiner und Sohn, mit dem seinen zu vereinen. Die Angelegenheit war ihm schon im Herbst seitens des geschäftsmüden Inhabers jener Firma unterbreitet worden, er hatte aber geschwankt. Doch jetzt sagte er zu Inge, indem er auf die Packer und Packerinnen hinwies, di« zwischen Kisten und Kistchen, Schachteln und Schäch telchen hantierten: „Hier ist nichts mehr vom Feste zü spüren. Ich sollte auch schon auf meinem Platze sein, überdies habe ich viel vor." (Fortsetzung folgt.) Humoristische Ecke. Der Nein« Schlaumeier. Die Mutter hat mit ihren Buben ausgemacht, daß jeder, der beim Mittagessen einen Fleck auf das Tischtuch macht, zehn Pfennig aus seiner Sparkasse bezahlen muß. Gestern sah sie nun. wie der kleine Fritz auf dem Tischtuch immer hin und her rieb. „Was machst Du denn da?" „Ach, Mutter", sagt Fritz, „ich mache nur aus zwei Flecken einen!" Der Sachverständige. — „Klappermann behauptet, der nächste Winter werde sehr, sehr schlimm werden." — „So, — Klappermann ist Meteorologe, nicht wahr?" — „Nee, — Kohlenhändler." Bon von» an. — „Ja, wir Deutschen müssen wieder von vorn an fangen." — „Tun wir ja schon, — von den alten Deutschen wird doch berichtet, daß sie auf der Bärenhaut lagen unh nichts taten." — „Haben Sie schon Frühkartoffeln gegessen?" — „Nein, bei uns sind sie knapp,'. Wir können nur mittags welche essen!" MIRS Bleiben m den Inhalt der beziehen. Die pest" haben im den sogenannte« Gesellschaftsfilm macht sich nun H als es die Ver § daß die Lichtsp werten, denn c H nennen, spricht « Gegenstandes o L die rein kapita R zu den Auswück ß wähl der Stof H berechnet, und , A würdiger Berüh Z dem Durchschall H gewisse Vorlieb« K Rohes und Er F Wirklichkeit in D soziale Leben au L unsre „Gesellsch. 7 Gelehrten, höhe 's in Bars und B Zigaretten rauck ö glänzend ausgest unvermeidlichen M photographierten k Gesellschaft ni, I) so mit der x alles wird in l oft so traurigen « wie selten bekvi » gerade hinreißei H Als Ersatz dafür D tektivfilm, recht , »- Zanterien. Daß j» und Unmöglich!« M Verfassung herau M Nimmt mau hii M diese mißbräuchli W «wischen 14 und I ven stärksten H« M scharfe Urteil tu ,U All diese A M doch keineswegs W Wim an sich, ol D Auswüchse und W den Filmerzruger
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