Suche löschen...
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192010045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19201004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19201004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-04
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 04.10.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
t M«-krk»r> (Arge« die Gehälter des Magistrat« ) G«r Regl«ru«g»prästd»»t' hat kte -äh« der Besoldung de« Magdeburger Magistrat« beanstandet. Er verlang», daß «tadiräte nur 13200 bl« 20000 Mir. (jetzt 15 000. 20000 blv 22 OSO Rk), der Blirgermetftee 2S000 Mark <jetzt 30 000 Ak) u«d der Oderbstrzermetster 28000 Mk. (jetzt 35 000 Mark) erhalten. Der Magistrat selbst »er« weist demgegenüber daraus, daß «« schm immer üblich gewesen sei. die Gehälter dec städtischen Oaerbeamten Häher anzujetzen. al« die der qlelchgeftellten Räte der Ne- gieruna, weil sonst geeignete Kräfte nicht -u erhalten seien. Dlatürltch oerftehen stch die oben genannten Sätze ohne die Zuschläge. Da« Höchstgehalt eine« Stadtrate« beträgt zurzeit in Magdeburg 37 800 Mk. de« Bürger meister« 49800 Mk. de« O "rbücgecmetsters 61800 Muk vir relw-m eminminm m Mk »kl iklMMIM Mstl«. (SZ.) Ueber die Konferenzen des Reichswirtschaftsmi- nisters in Dresden, über die wir bereits berichteten, gibt die Staatskanzlei noch einen ergänzenden ausführlichen Be richt, dem wir Folgendes entnehmen: Anläßlich der Anwesenheit des Reichsarbeitsministers Dr. Brauns und Vertreter anderer Reichsministerien in Dres den fand am Mittwoch eine von der sächsischen Regierung ein berufene Konferenz aller Behörden und Organisationen, die an der Frage der Erwerbslosenfürsorge beteiligt sind, im Ministerialgebäude statt. Anwesend waren neben den Ver tretern der Plauener Arbeiter, die beim Reichspräsidenten diese Konferenz angeregt hatten, Vertreter des Sächsischen Gewerkschaftsbundes, der Christlichen und Hirsch-Dunker - schen Gewerkschaften, der Arbeitsgemeinschaft für Angestellte, der kaufmännischen Angestelltenverbände, des Verbandes Sächsischer Industrieller, der größeren Städte des Säch sischen Gemeindetages, der Handelskammern, sowie Vertre ter des Metallindustriellen-Verbandes, der Landesstelle für Tertil-Notstands-Versorgung u. a. m. Den Vorsitz führte Ministerpräsident Buck, mit dem Arbeitsminister Heldt, Finanzminister Dr. Reinhold, Justiz minister Dr. Harnisch und die in Frage kommenden Refe renten der sächsischen Regierung erschienen waren. An der mehr als dreistündigen Aussprache beteiligten sich etwa 30 Redner, die mancherlei wertvolle Anregungen vorbrachten und die besondere Notlage des sächsischen Wirtschaftslebens mit eindringlichen Gründen und Beispielen belegten. Neben einer Erhöhung der Unterstützungssätze wurde von der Reichsregierung in erster Linie gefordert, mehr als bisher Aufträge nach Sachsen zu vergeben. Reichs- und Staatsauf träge müßten vornehmlich dorthin verteilt werden, wo die Zahl der Arbeitslosen im Verhältnis zur übrigen Bevölke rung besonders groß sei. Weiter wurde gefordert, daß die Mittel der produktiven Erwerbslosenfürsorge mehr als bisher und besonders für Wohnbauten, und damit zur Linderung der Wohnungsnot verwendet werden möchten. Den Gemein den möge man behilflich sein, mehr und für die Allgemein heit wirklich nützliche Notstandsarbeiten ausführen zu lassen. Die Reichsregierung wurde ferner dringend ersucht, durch Verbesserung der Lebensmittelversorgung die Not der Er werbslosen zu mildern, die Richtlinien für die produktive Er- werbslosenfüriorge entsprechend den Erfahrungen der letzten Zeit zu ändern, etwaige willkürliche Stillegungen von Be trieben zu verhindern, und die Ausfuhrkontrolle, die den Export erschwere, aufzuheben. Von Unternehmerseite wurde besonders betont, daß die sächsischen Unternehmer nicht daran dächten, die Produktion zu unterbinden, sondern alles daransetzten, um Aufträge zu erlangen. Wenn das nicht immer gelinge, so liege das vielfach an dem Haß, der bisher gegen uns kriegführenden Völker, der vielfach verhindere, daß alte langjährige Ge schäftsverbindungen mit dem Auslande wieder ausgenom men werden könnten. Von Arbeiterseite wurde erklärt, daß die Heranbringung von Arbeit das Wichtigste sei, und im Interesse aller Beteiligten liege. Sachsen habe im Kriege mehr gelitten als alle anderen Länder und deshalb ein Recht, nunmehr besonders Hilfe für die Hebung fernes zer rütteten Wirtschaftslebens zu fordern. Ganz besonders müsse vom Reiche eine gerechtere Lastenverteilung bei der Er werbslosenunterstützung verlangt werden. Nachdem Ministerpräsident Buck darauf hingewiesen hatte, daß die sächsische Regierung bereits seit langen Mo naten die Mehrzahl dieser Forderungen bei der Reichs regierung dringend vertreten habe, und daß er persönlich im Landeskulturrat die Organisationen der Landwirte auf die Notwendigkeit einer Verbilligung der Landesprodutte auf merksam gemacht habe, ging Reichsarbeitsminister Dr. Brauns ausführlich auf die vorgebrachten Wünsche ein. (Schluß folgt.) Sie geuMmi» SEkliErnlrt A M. für den Zentner im Glauchauer Bezirk, Bertragskartoffeln sowohl als auch freie Kattoffeln, wurde in einer Versammlung beschlossen, die auf Veranlassung des Bezirksverbandes am Sonnabend im „Christlichen Vereinshause" zu Glauchau tagte und die von Ver tretern der 5 Städte und den 50 Landgemeinden, Vertreter der Verbraucher, zahlreichen Vertretern der Landwirtschaft und der landwirtscha tlichen Genossenschaften sowie der landwirtschaftlichen Vertrauensleute besucht war. Herr Amtshauptmann Freiherr von Welck ging einleitend näher auf die gegenwärtig alle Kreise lebhaft beschäftigende Kartoffelfrage ein und stellte fest, daß im Bezirk etwa 73 000 Zentner Äertragskartoffeln abgeschlossen seien, während mit einem Iahresbedarf von insgesamt 330 000 Zentner für die Bevölkerung des Bezirks zu rechnen ist, sodasz kaum ein Viertel des Ge samtbedarfs sicher gestellt sei. Während einerseits die Voreilig keit der kaufkräftigen Bevölkerung mit der Eindeckung der Win terkartoffeln die Preisbildung ungünstig beeinflußt und künst lich in die Höbe getrieben hat. sei andererseits die Kaufkraft der breiten Masse erheblich gesunken und namentlich die Kriegs hinterbliebenen, Kleinrentner, Altpensionäre und Erwerbslose seien nicht in der Lage, die hohen Kartoffelpresse zu erschwingen. Dabei sei zu bedenken, daß die Zahl der Erwerbslosen im Bezirk auf 5 500 gestiegen sei, sodaß jeder 24. Verbraucher arbeitslos ist. Als erster Diskussionsredner tadelte Herr Gersten berg vom Ueberwachungsausschuß Chemnitz, die Festsetzung des Vertragskartoffelpreises auf 31,75 Mk. seitens der Inderkom- mission und betonte daß die im Lande herumreisenden Auf käufer der Städte die Preise künstlich in die Höhe getrieben Hütten, während Herr Stadtrat Schleicher-Meerane darauf hin wies. daß die von den Landwirten geforderte Aufhebung der Zwangswirtschaft preisverteuernd gewirkt habe. Auf jeden Fal, müsse der Zentnerpreis auf etwa 20 Mk. ermäßigt werden, wenn man nickt Gefahr laufen wolle, daß die arbeitende Bevölkerung zur Selbsthilfe greife. Herr Stadtverordneter Böttcher-Glauchau hält einen Zentnerpreis von 15 Mk. für ausreichend. Der Vor sitzende brachte sodann eine Resolution zur Verlesung, die vor einer vor dem Versammlungslokal demonstrierenden Menschen menge von etwa 250 Personen eingebracht war und in der die Herabsetzung der Kartoffelpreise auf 10 Mk. für die not leidende Bevölkerung, auf 15 Mk. für die übrigen Verbraucher gefordert wurde. Nachdem der Führer der Demonstrations-Ab ordnung, der Arbeitslose Dähne, die Resolution eingehend be gründet hatte, betonte Herr Gutsbesitzer Grimm-Meinsdorf namens der kleineren Landwirte, daß man im Hinblick auf den regierungsseitig festgesetzten Zentnerpreis von 31,75 Mk. er- erhebliche Summen für künstliche Düngemittel aufgewendet habe und nun die Kartoffeln zu einem billigeren Preise hergeben solle. Auf ein solches Experiment könnten sich die kleineren Landwirte nicht einlassen. Erst wenn die Erzeuger-Unkosten er mäßigt würden, könne ein Preisabbau der landwirtschaftlichen Produkte erfoloen. Herr Stadtrat Grittzbach-Hobenstein-E. wies darauf hin, daß in Bayern, Thüringen und Mecklenburg die Kartoffeln mit 20 Mk. verkauft würden und dem Erzeuger trotz dem noch ein ansehnlicher Gewinn verbleibt. Denn ihm (Redner) komme der Zentner Gestehungspreis auf 15 Ml., außer dem Arbeitslohn, wobei zu berücksichtigen sei, daß bei rationellem Kartoffelanbau der Preis noch etwas niedriger ist. Die Kassen der Städte seien bedenklich erschöpft, sodaß nur mit Mühe und Not der Haushaltplan in Einklang gebracht werden könne. Die Landwirte möchten daher weite- Entgegenkommen beweisen und nicht für die ostelbischen Junker die Kastanien aus dem Feuer holen. Herr Eemeindeoorstand Scheunemann-Gersdorf tritt für einen Zentnerpreis von 15—20 Mk. ein, worauf Herr Volks kammerabgeordneter Eemeindevorstand und Gutsbesitzer Lttthold- Tettau ausführlich auf die Preisbildung zu sprechen kam. Er führte u. a. aus, daß die Düngemittelbewirtschaftung seitens des Reiches die Gestehungskosten der landwirtschaftlichen Pro dukte geradezu verhängnisvoll beeinflusse und daß ein fühlbarer Mangel an Dienstmägden vorhanden sei. Im übrigen würden im Glauchauer Bezirk rund 200 000 Zentner Kartoffel erbaut, also kaum zwei Drittel des Bedarfs. Nach längeren Entgeg nungsworten des Herrn Stadtrat Schleicher-Meerane, machte Herr Stadtverordneter Schmutzler-Glauchau interessante Mittei lungen über die Erzeuger-Unkosten bezw. Gestehungspreise. Herr Gemeindevorstand Götz«-St. Egidien betont, daß man auf einen Preis zukommen müsse, der den Familien der breiten Schichten auch erschwinglich sei. Denn die Kartoffel sei das Hauptnahrungs mittel und die Erbitterung weiter Kreise der Bevölkerung lasse sonst auf das Schlimmste schließen. Herr Eemeindevorstand Schuster-Hohndorf tritt für einen Einheitskartoffelpreis von 20 Mk. ein. während Herr Kluge-Waldenburg der Meinung Aus druck gab. daß die Großgrundbesitzer die Kartoffeln zu nied rigeren Sätzen als die übrigen Landwirte abgehen könnten. Herr Stadtwirtschaftsamtsleiter Steindorf-Glauchau hält eben falls einen Zentnerpreis von 20 Mk. für angemessen, wähcenM' Herr Eemeindevorstand Riedel-Oberlungwitz erklärte, dok »narr praktischerweise nur auf einen Linheitsprels »kommen könne, »« zweierlei Preise unnötige Verwirrung hewornifen würde. Ek» Zentnerpreis von 20—25 Mk. sei angemessen. Nachdem Sch die Landwirtsvertreter zu einer halbstündigen Berattnig paUZ- gezogen hatten, erklärte Herr Leithold-Tettau al» Sprecher der Landwirt«, daß sich die Landwirte von den mit dem Reich abgeschlossenen Verträgen nicht als entbunden betrachten könme». sie seien aber bereit, von den Verträgen zurückzukrten. wenn die Behörden dies beim Reich erwirken könnten. Im übrige» seien die Landwirte bereit, freie Kartoffeln zum Preise omr 20 Mk. abzugeben. Es entspann sich nun eine lebhafte Debatte über die Fra«, ob die Vertragskartoffeln zu dem von der Jnderkommission feft- gesekten Zentnerpreis von 25 Mark (mit dem Zuschlag »an 5 Mk. ist lediglich die Lagerung der Kartoffeln bis 1. Ami! beim Erzeuger bezahlt, während unter Hinzurechnung der Ver mittlungsgebühr von 1,75 pro Zentner dann ein Preis von 31,75 Mk. herauskommt) abzugeben sind. Es beteiligte» sich an der Aussprache die Herren Stadtrat Schleicher-Meerane. Gutsbesitzer Glimm-Meinsdorf. Stadtrerordnetenvorsteher MeGö« Horu-Lichtenstein-C, Geschäftsführer EpperlinNiedelunswitz- Ämtshauptmann Freiherr von Weick, Dolkskammerabgeordaeter Leithold-Tettau. Gemeindevorstand Riedel-Oberlungwitz, Stadt- wirtschaftsamtsleiter Steindorf-Glauchau und Gutsbesitzer Sch»- bert-Falken. Nach fünfstündiger Verhandlungsdauer wurde «rn- stimmig festgelegt: Die anwesenden Vertreter der Landwirte des Glauchauer Bezirks werden bei ihren Berufsgenossen sofort mit allem Nachdruck dafür «intreten, daß sie keine Kartoffeln aus dem Bezirk nach ckkswärts versenden, vorschriftswidrig ver füttern. brennen oder verderben lassen, sondern sie ausschließ lich der Bevölkerung des Bezirks möglichst unmittelbar d»rä» die Gemeinden abliefern. Eine strenge Kontrolle der Gm und Ausfuhr ist nötig, um dem Wucher entgegenzutreten- Was die Vertragskartoffeln anbelangt, so sind die An wesenden damit einverstanden, mit der Landwirtschaftliche» Zentralgenossenschaft zu Dresden dahingehend zu verhandln, daß die Vertragskartoffel« bis zum 1. November 1920 zu einem Zentnerpreis von 22,50 Mk. zu liefern sind unter der Voraussetzung, daß in anderen Bezirken die Angelegen heit in der gleichen Weise geregelt wird. Der Preis für frei« Kartosftln beträgt ebenfalls 22,50 Mk. pro Zentner- Unberührt bleiben Abmachungen in den einzelnen Orte», wonach Kartoffeln an einzelne Gruppen der Bevölkerung, unter gewissen Bedingungen zu liefern sind. Nachdem Herr Amtshauptmann Freiherr von Welck darauf hingewiesen hatte, möglichst keine derartige Abmachungen mehr m treffen, wurde eine Kommission aus den Herren Stadtwirt- schastsamtsleiter Steindorf-Glauchau. Stadtverordnetenvorsteher Mehlhorn-Lichtenstein-C. und Eemeindevorstand Riedel-Oberlung witz als Verbraucher und Gutsbesitzer Leithold-Tettau. Guts: besitz«! Grimm-M«insdorf und Pfeif«r-Rothenbach als Erzeug«: zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit gewählt. Vermischtes. s Ein eigenartiges Jubiläum. Der Postsekretär Wehr han konnte kürzlich ein seltenes Jubiläum begehen. Während seiner 50jährigen Dienstzeit ist er nämlich 43 Jahre Bahn post gefahren. In dieser Zeit hat er nach der „Deutschen Postzeitung" 5904 Dienstfahrten mit 3101896 Kilometern Bahnpostfahrt zurückgelegt. Das sind mehr als 77 Erdkreks- längen zu 40070 Kilometern. Die Entfernung des Mondes von der Erde beträgt 384 400 Kilometer. Er hätte also acht mal die Reise nach dem Mond unternehmen können. W. erlitt nicht einen einzigen Unfall. An Zugverspätungen hat er 76121 Minuten (fast 53 Tage) erlebt, von denen faA die Hälfte auf die letzten drei Jahre entfällt. f Ein toller Schwindel. Ohne auch nur einen Faden zu besitzen, richtete in Berlin ein Mann unter den Namen Carl Mannheim jun. und Karl Mertens eine Nähgarngrotzhandluns ein. Er machte Geschäftsleuten in der Provinz „preiswerte" Angebote mit der üblichen Bedingung, daß der Preis bei Ein gang des Dublikatfrachtbriefes über die Absendung der Ware- gezahlt werden solle. Der „Großhändler" hob dann die ein gesandten Beträge ab und hatte somit seinen Zweck erreicht. Die Käufer dagegen erlebten eine große Enttäiffchung. Die Sendungen, die ihnen zugingen, enthielten nicht Nähgarn, son dern Steine oder Sand. In zwei Fällen, die bisher zur Kennt nis der Kriminalpolizei gelangten, erbeutete er 19 OM unbr 14 MO Mark. 7 D«r Kampf gegen die Banknotenfälscher. Durch eine Er findung. die soeben in Prag gemacht worden ist, wird man d»e „Arbeit" der Banknotenfälscher derart erschweren, daß in Zu kunft eine Fälschung unmöglich erscheint. Die Erfindung be steht darin, daß dem Banknotenpapier Eisen- und Nickelblätt-- chen beigemengt werden. Diese Banknoten werden also von einem Magneten angezogen. Da sich Banknotenfälscher die Einrichtung einer Papierfabrik wohl nicht leisten werden, ist dieses Mittel ein beinahe sicherer Schutz gegen Fälschungen. über die Tafel geredet, Wiedenkamp verdroß es: denn in diesem Moment wünschte er nichts weiter, als das Gespräch, das er mit Inge begonnen, fortsetzen zu können. Aber es kam nicht dazu. Inge hob die Tafel auf, man trat in die Nebenräume und fand sich hier zunächst zu plaudernden Gruppen zusammen. Wiedenkamp, der gerne Inges Nähe gesucht hätte, sah sich Daran durch den langen Hempel gehindert, der plötzlich sehr vertraut tat, sich als alter Schulkamerad aufspielte und dann anfinz, von seiner berühmten Schafzucht und der prachtvollen Merinowolle zu sprechen. Und diese Merinowolle, die wollte er edewo gerne ibm. Wiedenkamp, dem alten Schulkameraden, verkaufen, als irgend einem anderen, fremden, gleichgültigen Menschen. Und Wiedenkamp ließ den suchenden Blick umherschweifen, bi? er Inge entdeckte, die im Nebenzimmer dem Diener eine Anweisung zu geben schien. Da wurde es ihm klar, daß er ' noch hier bleiben mußte . . . E. hatte dem schlanken Mäd chen dort noch viel zu sagen. Und darum versprach er nun dem ehemaligen Schulkameraden seinen Besuch für morgen. f „Ich möchte mir die Zucht ansehen. An Ott und Stelle läßt sich dann vielleicht etwas abmachen", äußerte er. Und er dackte, immer mit den Blicken Inge folgend: „Wenn ich nur hier bin, dann treffe ich sie wohl noch mal" . . . „Abgemacht. Also auf morgen." Hempel war hocherfreut. Die Diener reichten jetzt gefüllte Weinkelche. Sodawasser, Limonaden. Zigarren und Zigaretten herum. Ein jeder wählte nach Belieben und ebenso zwanglos fanden sich die verschie denen Menschen in den verschiedenen Räumen zusammen. Im Herrenzimmer mit den großen, bequemen Klubsesseln, spielten etliche Herren Skat, andere standen plaudernd beisammen, und ein Weiser, es war der Landrat Dassow, batte sich in eine Ecke zurückgezogen und rauchte mit schweigender Hingabe seine kostbare Zigarre . . Daneben, in dem großen Raume, in dem das Bild der verstorbenen Hausherrin hing, spielten zwei ältere Damen Schack, andere saßen am Kamin und erörterten * * allerlei Angelegenheiten des Frauenvereins vom „Roten Kreuz" «md des „Privatzirkels", letzterer eine Bereinigung zur Wohl fahrtspflege im Stadt- und Landkreise . . . Der jüngere Teil der Gäste aber hatte das Musikzimmer ausgesucht, wo Inge die Vorträge mit «in paar schlichten Volksliedern, di« Ernst Albrecht mit feinem Verständnis auf dem Flügel begleitete, eröffnete . . . Und als dort der erste Ton erklang, lehnte Wiedenkamp in der Zwischenlür. die den Raum, in dem die älteren Da men beieinander saßen, mit dem Musikzimmer verband. Er hatte weder Wein gewählt, noch rauchte er. Er war nur ganz und gar von dem einen Wunsch erfüllt, in Inges Nähe zu kommen, um das Geständnis, das sie einander gemacht hatten, zu erweitern. In diesen Augenblicken, da er mit einem un beschreiblich stillen, beruhigten Empfinden ihrer Stimme lauschte, war er frei von allem Zwiespalt . . . Ein Stückchen Iugend war in ihm. das Ideal, das er sich nicht von der Weiblich keit gemacht hatte, sah er in Inge verkörpert, und vergessen war die ganze lange Zeit, zwilchen damals und jetzt. Fern wie graues Nebelland lagen Nüchternheit, vernünftige Erwä gungen und alles das, was ihm an vergröbernden Empfin dungen aus bisherigen Beziehungen zu Frauen erwachsen war. Wie mit einem Schlage, war er ein anderer, freierer, höherer Mensch. Hinter ihm. dicht neben der Tür fingen jetzt ein paar ältere Damen eifrig an, eine, wie es schien, hochwichtige An gelegenheit des kleinen Kreises zu erörtern. Sie sprachen etwas zu laut. Er empfand es unliebsam und wandte sich mit einem mißbilligenden Blick um. Doch die beiden Eifrigen ließen sich nicht stören, und so bekam er nun zu hören, daß sich die Apothekertochter Irmingard Ollmann zur Ausnahme in den Zirkel gemeldet habe, daß man aber dieser Beitrittserklärung nicht so ohne weiteres entgegenkommen könne. Dieser rothaarige Oll mann habe doch nun einmal keinen allzuguten Ruf. . . Weiter konnte er nichts verstehen: denn was noch gesprochen wurde, geschah in vorsichtiger Weise. Einen flüchtigen Augenblick lang dachte er: Ach, das arme Mädel . . . Und er erinnerte sich daran, daß ihm die junge Reisegefährtin gestern auf dem Heimwege, als er von der Visite hier im Hindenbergschen Hause kam. begegnet war, und daß er sie auch heut« auf stinrm Spaziergang draußen am Strande getroffen hatte . . . Aber das huschte schnell vor über. und das still«, beruhigend« Empfinden beim Anblick Inges, breitete sich gleich wieder in ihm aus. Inge beendete eine melancholiche, russische Weise und wäh rend sie und Ernst Albrecht nun vom Flügel zurücktraten. um dem jungen Rechtsanwaltspaare Platz zu machen, flog «n schneller, leuchtender Blick aus ihren Augen zu dem still an der Türe lehnenden Manne hin. Da trat er zu ihr. „Das war schön", sagte er und winkle den mit seinem vollbesetzten Präsentierbrett gerade vorüb«» gleitenden Diener herbei . . . Aus Fürsorge für Sie . . . Sie wählte Selter mit leichtem Wein vermischt, er hatte ein Elas Rotwein genommen. Sie tranken stehend dann un» wann einen Schluck aus den Kelchen, die sie immer wieder «uf ein Marmortilchchen zurücksetzten, und ab und zu flüsterten st» ein Wort, das auf den musikalischen Vortrag des Rechtsa»- waltspaares Bezug nahm; denn von etwas anderem zu spreche» war jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt. Er hätte ihr so gerse. von den Idealen seiner Jugend etwas mitteilen mögen und von. dem, was in der langen Zwischenzeit aus ihm geworden «ar. und daß er sich nun sehnte da wieder herauszukommen . . . Aber es waren zu viel Augen um sie herum und im leichte», nichts verratenden Konservationston brachte er das nicht her aus . . . An diesem Abend spähte er vergeblich nach einer solchen Gelegenheit aus. Als das Rechtsanwaltspaar geendet hatte, standen etliche der älteren Herrschaften im Zimmer und spendet«: Beifall, auch der Bürgermeister und der Kommerzienrat. Diese beiden Herren zogen ihn dann in ein Gespräch und gaben ihn sobald nicht wieder frei. Und nachher schüttete ihm Ernst. Albrecht sein ganzes, volles Herz aus. Als er endlich von dem laskam, blickte er sich aber vergeblich nach Inge um. Er sah sie erst beim Abschied wieder. „Auf Wiedersehen", sagte er mit stockender Stimme „Auf Wiedersehen", entgegnete sie leise. Und es lag «e* der der Helle, verheißungsvolle Schein in ihren Auge«. An diesem Abend nun war auch Inge oh«e quäle«««: Zwiespalt in sich. Kaum hatte sich die Glastür der Diebe: hinter den letzten Gästen geschlossen, als sie auch schon tn ihr: Zimmer hinaufstürzte. Da stand iie wieder am Fenster uni» starrte auf den Marktplatz hinunter. Doch daran, ob der ein same Wanderer am Heiligenabend Wiedenkamp gewesen wäre Gestalt geweckt worden war, lag wie das Gestern da. ka« sein mußte, damit das Heute aus ihm erwach« konnte. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)