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Erzgebirgischer Volksfreund : 29.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191811292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19181129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19181129
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-29
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.11.1918
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stan^^rdsnaungen HknMNch 1>er Aussteferung 'Lofnmv- 7lv«n, Eisenbahnwagen usw. sich imnirr schwieriger g^mltel Infolge de» schlechten Zustandes des rollenden Material». E» «lrd der Wunsch ausgesprochen, daß di« Frist für di« Uua- Ii»s«rung bi» rum 1. Februar verlängert wird. Mn Aufruf de« Feldheere«. An alle Arbeiter» und Soldaienrklte in der Heimatl Kameraden! Arbeiter! Jeder Tag bringt uns neue Beweise der Herzlichkeit, mit der ihr unsere hetmziehenden Kameraden empfangt. Habt unseren Dank dafür! Leider begegnen unsere Brüder aber in einzelnen Städten einem gewissen Mißtrauen. Man fürchtet, sie ständen den Errungenschaften der Heimat feindlich gegenüber. Ka meraden! Arbeiter! Sticht» ist weniger begründet als eine derartige Befürchtung. Denn da» Feldheer stellt sich rückhaltlo» auf den «euen Boden und dankt allen in der Heimat für die geschaffen, Freiheit. Nie und nimmer werden die Fetdtruppen der Sleaktion die Hand bieten. Ein Narr nur kann behaupten, daß sie dir Wie- -eretnsetzung der allen Gewalten herbeiwünschlcn, unter denen ge rade sie so schwer gelitten haben. Dao Feldheer will Nuhe und Frieden. Daher bitten wir alle Arbeiter- und Soldatenrllte der Heimat aufs dringendste, die heimkehrenden Truppen in feder Weise »« unterstützen. Brüder! Vergeßt keine Stunde die ungeheure Ge fahr, in der wir schweben. Jeder einzelne muß das äußerste auf- vleten, um zur Ordnung mitzuwirken. Es darf nicht zum Zwie- kalt zwischen den Frontsoldaten- und den Hcimatläten kommen. Wir haben die Freiheit, aber nur Zucht erhält sie uns. Dorcinzelt bringen Klagen zu uns, daß die Arbeiter- und Soldatenräte in Verkennung der Lage den zurückkchrenden Truppen Wagen, Be- triebsstosse und Geräte abnehmen und die Lösung der ungeheuer schweren Aufgabe des Rückmarsches hemmen. Noch ist es Zeit, nach können wir Frieden, Brot und Freiheit sichern. Aber Mann für Mann muß eiustehen für Vernunft und Ordnung. Nur dann kann «s glücken, nur dann. Der Vollzugsausschuß des Soldatenrats bei der Obersten Heeresleitung. Der Rückmarsch -er S. Armee. Frankfurt a. M„ 27. Nov. Di« 9. Armee unter Ge neral von der Marwitz in Stärke von ungefähr 500 00) Mann seht bisher ihren Nückmarsch programmüßig in bester Ordnung bei geordneter Verpflegung fort. Am 27. d. M, werden di« Spitzen der Armee den Rhein zwischen Mainz und St. Goar «rreichen und den Fluß auf den Brücken bei Mainz, der Lin- benburgbrück« bei Geisenheim und einer PvntonbrM« bei St. Koop überschreiten. Der Writermaisch wird dann über Frank furt, Grobgerau, Birberich und Nastätten erfolgen. Mackensens verzögerter Nbzng. Budapest, 27. Nov. Die ungarische Negierung hat von dem Oberkommandierenden der alliierten Orientarmee, General Fran- chet d'Esperey, ein Funkcntelegramm erhalten, in welchem er da rauf hlnweist, daß die für den Abzug der deutschen Truppen aus Ungarn vorgesehene Frist am 19. November abgelaufcn sei und da her die Entwaffnung und Internierung der zur Zeit noch in Un garn befindlichen deutschen Truppen fordert. Da die beiden zwi schen Ungarn bezw. Deutschland und den Alliierten geschloffenen Waffenstillstandsverträge die Frage des Abzuges der deutschen Truppen aus Ungarn nicht ganz klarstcllen, sind darüber neue Vcr- Handlungen ausgenommen worden. Die A.» un- S. - Nöte von -er Entente nicht anerkannt. Der Schweizer Prcbletezraph meldet: Pichon erklärte im Kammerausschuß, daß mit den Bevollmächtigten des deulsten Arbeiter- und Soldalcurates auch über die Verlängerung des Waffenstillstandes nicht verhandelt werden dürfe. Bayrischer Nus nach einem Staatsgerichtshof. München, 27. Nov. Der Arbeiter-, 'Soldaten- und Dauernrat des provisorischen bäurischen Nat'o'mlpats fordert die schleunige Einsetzung eines Staatsgerichtshofes für da? Deutsche Reich zur Unlerfu hung und Ab-rtcib.ng dec enigen Personen, welche durch ihr verbrecherisches Treiben den Welt krieg hecbeigeführt, sowie die Beendigung des Krieges durch «inen Verständigungssrieden vereitelt und somit den Zusam menbruch Deutschlands verschuldet haben. Ferner verlangt er die strengste Bestrafung aller derienigen, welche sich während des Krieges auf betrügerische Weise bereicl^rt haben. Das neue deutsche stehende Keer. Berlin, 27. Roo. Das Kriegsministerium hat bereits den Plan der Demobilisierung ausgearbeitet und davei an Lie Erhaltung' des stehenden Heeres gedacht. Alls Mannschaften der drei jüngsten Jahrgänge, also oec Iahrgän,« 1898, 1097 und 1896, sollen weiter unter den Wissen bleiben, dagegen sollen die jüngeren und älteren Jahrgänge entlassen werden. Dadurch erhalten wir sofort das stehende Heer. Prinz Max von Vaden — Präsident? Die „Züricher Margenzeltnng' berichtet: In deutschen demo kratischen Kreisen besteht eine starke Strömung, die auf die Kandi datur des Prinzen Mar von Baden als erstem Präsidenten der großdeutschen Republik hinarbeitct. M«««r gegen Dr. Solf. München, 27. No». Di, Korrrsp. Hoffmann meldet: vom Ministerium de» Aeußerrn wurde nachstehende» Telegramm gesteril an den bayrischen Gesandten in Berlin zur Uebermittlung an da» Auswärtig, Amt gesandt: Die neuerlichen Versuche, di» alten Me thoden im Auswärtigen Amt fortzusetzen, da» deutsch« Volk erneut um di« Erkenntnt» der Wahrheit zu betrügen, veranlaßt da» Mini sterium be» Aeußeren de» Dolkostaate» Danern, jedrn Verkehr mit dem gegenwärtigen Vertreter du Auswärtigen Amte» abzulehnrn. Kurt Eisner. Der seln-ttche Plan eines neuen Rheinbünde«. Haag. 27. Nov. Der „Ri«uwe Courant" schreibt: D«r Verband arbeliet bereits an einem So nderbund« aus den südlichen und rheinischen Gebietsteilen Deutschlands. Wcnn Berlin diesem Umstand nicht Rechnung trag«, rr>erd« man byld vor unwiderruflichen Ereignissen stehen. Di« Franzosen räumen -i« Pfalz. Ludwigshafen, 27. Nov, Das Oberkommando der Truppen in der Pfalz teilt mit: Nach Meldung der pfälzi schen Bezirksämter räumen die Vrrbandstruppen die Ort schaften an der Südgreuze d«r Pfalz, welche sie entgegen dem Wortlaute der Wafsenstittstandsbedingungen vorzeitig besetzt liaben. General Kossmann In Kown» internlerl. Dern, 27. Nov. Wie der «Bund* von litauischer Seite ver nimmt, ist der von den FriedensverhandO ngen in Brest allgemein bekannte General Hoffmann in der Festung Kowno in Litauen vor läufig interniert. Auch Prinz Leopold von Bayern, der noch zu An fang November in Kiew weilte, ist in Nandondwaris bei Kowno interniert. Der Streik» in Berlin. Berlin, 27. Nov. Zn Großbrrlin streiken über 160 009 Ar beiter. Oesterreichs Verluste. Wien, 27. Nov. Eine parlamentarisch« Korrespondenz ver- öffentlicht ans Grund der amtlichen Verlustlisten eine Zusammen stellung der Verluste Oesterreichs. Danach betragen die Eesamiver- Inste an Toten nnd Verwundeten bis zum Mai 1918 4 Millionen Mann. An Eesallenen werden 800 000 Mann und 17 000 Offiziere genannt. Mobilisierung der rumänischen Armee. Aus Klausenburg kommt die Nachricht, daß ter König von Nu- mänien seine Armee zur Eroberung von ganz Siebenbürgen aufge- fordert habe. Es verlautet, daß schon demnächst französische Trup- ven das Szekler-Land besetzen werden. Die Mobilisierung der ge- samten rumänischen Armee soll im Zuge sein. Ein amerikanisches Geschwader nach Sebastopo! Paris, 27. Nov. Das Neuterscke Vnrcan meldet amtlich: Ein verbündetes Geschwader von fünf Schlachtschiffen, drei Kreuzern nnd neun Zerstörern unter dem Befehl des englischen Admi'-als Calthorpe fuhr am 25. d. M. nach Cepastopol ab. Ein Kreuzer zwei Zerstörer und ein U-Boot waren dem Geschwader vorausge- fahren. DerstSrknnr, des englischen Keeres. »Hollands NIenws' Büro meldet aus L udon, das englische Krlegsamt hat amtlich mltgeteilt, daß das britische Heer noch weiter ausgedehnt werden müsse. Die Stärke des leeres vor dem Kriege genüge nicht zur Aufrechterhaltung der Garnison und de» Kolon'a!- heercs. Es wurde darum beschlossen, Männer von 19 bi» 35 Jah ren aufs neue für eine zwei-, drei- oder vierjährige Dienstzeit zu verpflichten. Dl« Verluste -er englischen FloNs. Neuler melbet au; Loudon: Die englische ?ldmkral'M teilt mit, baß die Verluste der englischen FloUe seit Kriege beginn bis 11. Noremöer 19 i8 einschließlich des Fliegcr'corps der Floll« beiragen: Offiziere g« allen 2466, verwun det 805, r ermißt usw. 222: Mannschaften: gefallen 30 89p, verwundet 4372. vermißt usw. 952. Außerdem l>aben 14 661 Offiziere und Mannschaften von Lil slreu>ern, Hil.sschft en und Handelsdnmpsern bei der Ausübung ihrer gewöhnlichen Beschäftigung infolg« feindseliger Landlu i,en das Leben ver loren. 2295 sind gefangen genommen worden. Kanadas Verluste. Neuler meldet au; London: Die kanadischen Verluste be tragen vis 15. Nocember d. 2. nach amtlichen Angaben 213 208 Alaun, von die.en sind 56 047 gefallen. Kleine Nachrichken. Die Vorarbeiten für die Nationalversamm- lung nehmen einen guten Fortgang. Wie der Kaiser denkt. Der preußische Iustizminister Spahn verwirft die Flucht des Kaisers und des Kronprinzen. Beide hätten im Inland bleiben müssen. Der Kaiser fasse sein Schicksal als „Fügung Gottes" auf. Er wird nichts unternehmen, um aus -MN Weg« der Gewalt «srb«e zur Regentschaft zu komm««. Da gegen wirb er sich von niemand überzeugen lassen, baß ihm nicht seine Rückkehr beschieden sei. Der Iustizminister hat dem Kaise« in einem Schreiben nahegelegt, er soll« sein« Beamten und sein« Offizier« von dem Treueid entbinden. Auf diesen Vorschlag ist bi» heute noch leine Antwort einargangen. Die Kaiserin wird, wi, dem B. L. au» dem Haag gemeldet wird, am Donnerstag in govenaar aus holländischem Boden ein- treffen. Ein Fabrikbetrie- al» Arbeit,rgenosse«. schäft. In einer Be»sammlung de» Graudenzer Bürgertum» teilt« Grh. Kommerzienrat Venkki mit, baß er seinen gesamten Betrieb einer Arbeitergenossenschaft übergeben wolle. All» Vorrät« soll«« der Genossenschaft weit unter Tancsprel» ungerechnet werden. Auch sollen ihr einige 100 000 Mark Betriebskapital übergeben werden, da» nur mit drei Prozent verzinst werden soll. Den übrigen Ge winn sollen Arbeiter und Angestellte teilen. S ch u l b ll ch e r-M o n o p o l. Der preußisch« Kultusminister Adolf Hoffmann beabsichtigt, ein Monopol für sämtliche Schulbü cher herzusteüen. Dieses soll unter Ausscheidung der Privatverle ger und Privatbuchhändler von Staats wegen verlegt und gedruckt werden. Selbständigkeitsbe streb ungen in Hannover, Die Deutsch-Hannoversche Partei erläßt eine von Tausenden Han noveranern unterschriebenen Aufruf, in dem folgende Forderungen ausgestellt werden: 1) Wir wollen ein freie» Deutschland, in dem jeder deutsche Stamm seiner geschichtlichen Entwicklung gemäß Frei heit nnd Gleiclsberechtigung genießt. 2) Wir wollen los von Ber lin, lo» von Preußen. Wir wollen ein selbständiges Hannover. Fortdauer des Streik» in Obers chlesten. Wi« das ,B. T.' von unterrichteter Seite aus Oberschlcsien erfährt, dauert der Ausstand sowohl im Hauptrevier, wie im Rybnicker Re vier in unverminderter Heftigkeit fort. Die Förderung umfaßt heute etwa ein Drittel des Bedarfs. Man muß daher mit einem erheblichen Kohlenmangel noch für mehrere Tage rechnen. OerMche Angslegenhettsn. * Fünf Pfund Brot in der Wvch«. Wie 1>er Bezirks: erlnud der Amtshauptmannschaft Schwurzenberg in der heutigen Nummer de» „E. V." bekannt gibt, wird vom 1. Dezember ab für all« erwachsenen Personen die Brotpafton auf fünf Mund wöchentlich >«ftgeseht. Die Schw«rarp«iler- zulage kommt in Wegfall, dagegen «rhallen olle Schwerst arbeit«! «inen wöchentlichen Zuschlag bis zu zwei Pfund. * Die Nückk«hr der Truppen von der West front. Die Dioijionen werden im allgemeinen bis östlich der neutralen Zone — 10 Kilometer östlich des Nheins — durch Fußmarsch zurückgejührt. Dann wird j« nach Verfüg barkeit dec Bahnen und des Transportmaterjuls d«r Abtrans port aus einem etwa 100 Kilometer breiten östlich des Nheins von Norden nach Süden verlaufenden Streifen emgeleitet. Bei dec Schwierigkeit der Marfchbewegungen und Lemmnijjcn, de>n Atangel an Eisenbahn- und Transpvrtmaterial u w. knn der Anfang die,er 'Lauplaütransportbewegung erst etwa auf Anfang Dezemver seftge^eyl werden. Das End« dieser Trans porte ist ganz unbestimmt. Ausgeschlossen bleibt dabei nicht, daß hier und da «inzelne Truppen >eü« und Divisionen als Einzettranspone vorausbejördert werben. Von sä ch tischen ! Feldtruppen sind folgende Trw .enteile in die Leimat aütransxvrtiert worden, sosaß ihr Eint7«jjen in den nächsten Tagen zu erwarten ist: 19. Ersatz-Division (Erjag-Inft-Regt. 23. 24 und 32), Infanterie Division (Inf.-Negt. 13 :, 1-9 und 179), 96. Infanterie Divssion (Ersatz-In^ Negt. 40, tnejer.e- 2nf.-Regt. 244 und LandLehr-Inianter:«-Regiment 102». 123. Insaner « Division (Inf.-Negt. 178 und 351 und mesp-Iuf^ Regt. 106), ferner Landsturm Infanterie Bataillon'pcvchlitz. o- w:e an kieinecen Drröänden Jäger Regt. 10. me.gimcn'cgaü sächs. Baftvnzug 155, LasenkommandanOi'- 52Z, .Vahnhois- kommandanluc 385 und Wirt chaflskom onie 201. * Die Ad vents zeit ist da, d.e Neve Weihnachts zeit, die erste nach vier 'Jahren, in welcher die Waffen schwei gen, in welcher wir dem Frieden entgegengchen. Freilich nul t leichten Herzens, denn gar mancherlei Sorgen drücken nocl^ aber es sind doch Bürden, von denen wir wissen, daß sie nach und nach sich verringern werden. Die Weihnaa-ts- vorbcrei tun inen, die uns im Frieden immer so große Freude waren, müssen sich noch dem Gebot des Tages unterordnend unter denen die Hilfsmaßnahmen für die heimkehrendcn Sol-- daten obenan stehen. * Aufr us zur Gründung einer deutsch-nati onal en Volkspartei. Ein« Anzahl rechts- und mftlel- parteilicler Reichs- und Landtagsabgevrdneter, sowi« sonstwer Persönlichlessen erlassen einen Ausruf zur Gründung e'nex denffch-nationcLen Volksrartei. Der Aufruf fordert die Rück kehr von dec Diktatur zu der parlameniarlsckxn Negicrungs- form, Wiececherftellung von Recht und Ordnung, Freiheit und Selbständigkeit des Volkes, Schutz des Privateigentums. Sei wie eine Dlume. " Roman von Erich Eben stein. <19. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) .Gottlob, nun kann ich bald heim zu meinen Büchern,' dachte Eugenie, deren Bleiben und scheinbare Unbefangenheit nur vom Stolz diktiert waren. .Dann will ich mich mit ganzer Seele hinein versenken und dies alberne Pfänderspiel und die Insolenz dieser Gänse und überhaupt alles, alles möglichst schnell vergessen . . .' Man war beim Pfänderauslösen angelnngt. Fräulein Daisy machte den Auktionator. Sie hatte all die kleinen Sächelchen, wlc Ringe, Armbänder, Taschenmesser, Zigarettentaschcn usw. in ihren Schoß gesammelt und ihren Schal darüber gebreitet und zog nun ein» nach dem andern hervor, nachdem vorher abgestimmt worden war, welche Buße der Besitzer erfüllen mußte, um sein Eigentum wieder zu erlangen. Eugenie, der die ganze Sache höchst gleichgültig war, lehnte träumerisch am Stamm einer Fichte und blies zerstreut den Rauch ihrer Zigarette von sich. Morland hatte sie ihr vorhin angeboten und sie nahm sie ge wohnheitsmäßig an, ohne zu ahnen, welch „neues Verbrechen' ge- gen die Weiblichkeit sie damit wieder in den Augen der andern be- ging. Die schräg über den Platz fallenden Strahlen der nntcrgehen- den Sonne streiften ihr Haar und ließen es bei jeder Bewegung leuchtend ausslammen. Der grüne Rasen ringsum, das zarte weiße DatistNeid, dessen kostbar« Stickerei, Hals und Arme frei lassend, sich wie der Kelch um eine edle seltene Blume von faszinierender Schönheit ousnahm, die feinen tiefrotcnLippen und die meerblouen Augen gaben «in so hübsches Bild, daß wenigstens Dr. Morland -«n Blick davon nicht kosreißen konnte. Auch Alger» sah zuwci'en hiniibc. aber jein Bus u. kalt uud rLm MLUvMa, Er haßte rauchende Damen. Und er haßte noch viele» andere mehr, was er an Eugenie beobachtet und von ihr gehört hatte . . . Die jungen Damen sanden sie einfach unverschämt. »Seht nur, wie sie den Rauch von sich bläst — wie eine Türkin!' zischelte Claire Enders ihrer Freundin Hilde zu. Und Nini setzte wichtig hinzu: „Das stimmt ja ganz mit dem, was mir kürzlich Herr Ma resch gesagt hat. Sic schrissslellert heimlich! Gewiß schreibt sie furchtbar unpassende Bücher! Und alle Schriftstellerinnen rauchen auch!' Hilde Gerlach, ein in jeder Hinsicht ganz unbedeutende» Mäd- chen, meinte: „Es ist nur unglaublich, daß sie nicht merkt: wir wol- len sie nicht unter unsl Ich wäre längst aus und davon, wenn man mich so schnitte!' „Seid ruhig, wir werden es ihr gleich bcibringen. Hier habe ich ihr Schlangenarmband in der Hand — leider das einzige Pfand von ihr — was wollt Ihr, das sic tun soll, um es zu bekommen?' Daisy halte es leise mit boshaftem Lächeln gesagt. .Sie soll einem der Herren die Hand küssen! Da» wird sie de mütigen!' Daisy lächelte noch boshafter. .Nein, sie soll ihn aus deu Mund küssen, das wird sie noch mehr demiitigeni Und zwar meinen Cousin Richard Algers, der sie vorhin bekeldigtcl' .Jal Ausgezeichnet! Stelle die Frage! Wir werden wie eine Stimme antworten!' Daisy hob ein wenig das durch den Schal noch verhüllte Pfand. .Was soll da» Pfand in meiner Hand?' „Herrn Dr. Algers einen Kuß geben!' antworteten die Mad- chen unisono. Die Herren schmunzelten. Nigers errötete. Eugenie hörte gcv- nicht hin. Kn e'cm Augenblick cej die S Morlands, die es sulcht mehr länger «Ut anleben lomue, w.e ihr Sohn dies« .arro gante Dettekprlnzessin' verzückt anstarrte, den Sohn nach dem Tur nierplatz hinüber. Daisys Blicke folgten ihm sehr zufrieden. Etwa» Angenehmere» hätte momentan gar nicht geschehen können . . . „Wem gehört das Pfand? So zeige es doch!' drängte Llair« Enders in gut gespielter Harmlosigkeit. Daisy enthüllte das Pfand. Alle außer Eugenie, die auch setzt noch ohne aufzublicken geistesabwesend vor sich hinträumte, er kannten die goldene Schlange mit den funkelnden Nubinenaugen... Dr. Alger» sprang auf. Er war dunkelrot geworden mr- machte eine abwehrende Bewegung. .Aber das ist . . . das kann unmöglich . . .' .Sei still,' rannte ihm einer der Herren hastig zu, „eine Wei gerung deinerseits wäre doch eine ungeheuerliche Blamage für sie!' Fast gleichzeitig rief Daisys Helle Stimme gebieterisch: „Richard, geh zu Fräulein Herder und lasse dich von ihr küssen, damit sie Ihr Pfand wiedcrerhält!' Erst jetzt fuhr Eugenie au» ihrer lässigen Stellung empor und starrte dem sich ihr verlegen Nähernden in ungläubigem Erstaune» entgegen. .Was soll ich?' fragte sie bann stirnrunzclnd. .Meinen Vetter küssen!' antwortete Daisy boshaft. „So wurd» es Im Pfänderamt beschlossen.' Einen Augenblick lang färbte, dunkle Glut Eugenles Antlitz. Dann stand sie auf. .Es fällt mir nicht ein, mich zum Scherz von dem nächstbeste« Mann küssen zu lassen,' erklärte sie kalt. »Aber dann bekommen Sir Ihr Pfand nicht zurück!' .Mag es also in Ihren Händen bleiben, Fräulein Alger». Ich bin nicht gewohnt, Uber mich verfügen zu lassen — am wenigsten in so unpassender Weise.' (Fortjetzung sol-H,
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