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Rr Mkcktttie LttMkMttflr VkNM-MttttW. Sonntag vormittag hat, wie schon kur; gemeldet, Dutasta dem MaatSkanzler Renner in St Krrmatn die - Vervollständigung des Friedensvertragc? mit Oeste» ich-Ungarn überreicht. Die an dem nrspcüng- Ischen Vectra« vorgenommenen Aendcrungrn bzichm sich auf die GebDts- und wirtschaftlichen Klauseln. I« Mähren ist die Grenze leicht verschoben, im d ck Tschechen an der Donau einen Brückenkopf südlich Drehbar« zu gewähren. Südtirol' soll bis zum Brenner italienisch werden, Dcutsch-Wcstünga"n wird zum TKl Deutsch-Oesterreich zugcsprochcn. In der Tschecho-Slowakei verläuft die Grenze nicht am rechten March-Ufer, sondern mitten im ^suh, sodaß Deutsch-Oesterreich die Schiffahrt ermöglicht wird. In Steiermark und Kärnten ist d-r Distrikt von Marburg den Südslawen zugesprochen worden, über die Gegend von Klagenfurt soll eine Abstimmung Lntschcwcn Die neuen wirtschaftlichen Klauseln sind weniger Vart als die zuerst beschlossenen. Tis Hauptmiidc- kung geht dahin, daß österreichisches Lriv'.f'igentum Don oen Kriegsfolgen zu entlasten ist. Tie österreichische Armee darf, die Offi'Zcrc cin- Legrisfcn, n'cht mehr als 30000 Mann, einschk. der Rekruten, zählen und die Soldaten dürfen nch nur aus Freiwilligen rekrutieren. Tas Verhältnis, in dem die Anzahl der Offiziere zur vollen Stärke dec Armee steht, darf ein Zwanzigstel und das der lilnt.rostiziere ein Fünfzehntel nicht üvccst-igcn. Leas die Wiederherstellung anbctrifft, so erkenn* O ster- reich an. daß Oesterreich -und seine Verbündeten für die Verluste und Schäden verantwortlich find, die rie den alliierten und assoziierten Regierungen durch den .Krieg zugefügt haben. Tic Arten der 'Schä den, für die Ersah gefordert wird, sind die rhen, die der Vertrag mit Deutschland amzöhlt Tic Höhe ocr Schäden wird durch die WiedcrhcrstK'luu is- lommjsswn, wie im Vertrag mit Deutschland vorge sehen wurde, festgesetzt. Tiefe Komm'sswn macht Deutschland vor dem 1. Mai 1921 mit dem Bei.tr ig seiner Schuld -bekannt. Tie Staaten, die einm Teil österreichischen Bodens erhalten haben, an"- die Staaten, die durch die Zerstückelung Oesterreich?', die Revallit Oesterreich inbegriffen, gebildet wurden, Müssen deren Teil zur Kriegsschuld übernehmen, die selben Staaten aber übernehmen außer der Repu blik Oesterreich keinerlei Verpflichtungen für die Kriegsschuld selber. - Ten Oesterreichern find 10 Tage zur Unterbrei tung schriftlicher Bemerkungen eingcräumt worden. Deutsches Reich. Berlin. (Neber den Kaiserprozeß.) sagte Lovd George: Tie Verbündeten hätten genug Zutrauen zu Großbritannien, um zu wissen, daß jw? Per son, dn in England vor Gericht gebracht werde, ge recht behandelt werde, in UcicrcinstiMmung in'- den "Ha-Ästen Traditionen der britischen Rechtspre h inu, die uniÄc'. tr men seien. (Beifall.) Er hege große Erwartungen voü den heilsamen Warnungen wenn zum ersten Male das Vmgeiwu eines Mannes, der vorsanlich znm Zwecke persönlicher Erhöhuna oder aus eitler Ruhmsucht, einen Krieg organisierte, zu einem owpitob'erbrechen gestempelt werde. — Zu der Reue Lloyd Georges über den Kaiserprozeß bemerkt die „Tägl Rundschau, daß von dem Ergebnis des i Pcozcnes, welches selbstverständlich von vorulwrc'N ' sestttehs, für Lloyd George und seine Freunvc aller abhängen werde, weil Lloyd George »en Urteils- spruch braucht, denn nur durch ein Schulburtcikköu- ne die gegen Deutschland im Frjedcnsvcrtcag vörgc- sehene Strafe gerechtfertigt erscheinen. — Tic Ent scheidung über den Kaiserprozest wird nach einer Memling der National-Zeitung erst am 9. Septein- ber fallen — (Deutsches Verlangen nach'Rückkehr der Gefan genen.) Die deutsche Regierung hat gestern Clemen ceau erneut um baldige Mitteilung über Zuw amcn- sspuna und Zeitpunkt des Zusammentritts der Kom mission zur Heimbeförderung der Kriegsgefangener.' ersucht und dabei darauf hingewicscn, daß ^lcmcü- ccau bereits am 26. Mai ds. Js. verspr-chsu habe, die Vertreter der alliierten und assoziierten Mächtcc würden mit größter Bereitwilligkeit eine Kommis sion zu diesem Zwecke einsetzcn, sobald der Friede unterzeichnet sei- Ter Friede ist unterzeichnet und bereits vm Deutschland ratifiziert, aber immer noch warte dis deutsche Regierung vergeblich am"dic Bil dung der Kommission. — (Preußen und der Schulkompromiß ) T>e preußi sche Regierung steht nach wie vor auf dem Stand punkt, daß der Schulkompromiß, welchw in der Nationalversammlung angenommen wurde, un durchführbar sei, besonders wegen der kynw'Z mellen Gliederung der Schule. Sie ist der Auffassung, daß die Einheitsschule durch den Kompromiß schwer ge fährdet würde und daß der konfessionelle Kamps da durch iu jede einzelne Gemeinde hincingcwag n wird. Es wird als dringendste Notwendigkeit bezeichnet, oen Kompromiß nach der schulteehnischen Seite hin einer ReviE m durch Sachverständige zu unckerziehen. — (Ein Attentat auf den amerikanischen Plahkom- Maudanten von Koblenz?) Tie Pariser AuZer.be des „Ncwtwrk Herald" läßt sich aus Koblenz meinen daß oer Pwtzkommandant, der amerikanische M'jor Cok- kill, Gegenstand eines Attentats geworden sei. Wäh rend cr in den Kaiser Wilhelm-Anlagen spazieren ging, wurden 3 Revolverschüssc von hintm aus ihn abg-g bcn, die ihn jedoch nicht Hat cn. Nnr eine der Kugeln streifte seinen Mantel? Alle Versuche, den Schuldigen zu entdecken, sind bis fetzt i'c"acblich gewesen. Wahrscheinlich wird die Stadt Kobkeu; vom einer Manischen Oberkommando mit Kn-r schweren Strafe belegt werden. — (Zur bevorstehenden Einfuhr ausländischer Wa ren.) Die „Morning Post" meldet: Nach emem Be richt oer .Handelskammer in Liverpool liefen im dortigen HnndelskaMmerbezirk für über 1 Milliar de Schilling Rohstoffe und Waren, die kür Tercksch- land bestimmt sind. Zu ihrer Ausfuhr soll nur dis Stabilität der deutschen Valuta und der deutschen Etaato,orm abgewartet werden. ' — (Tas erste Opfer der Auslieserunssklansclo Ter Bürgermeister von Völklingen Sohns, der usw drrr Franzos-n in Untersuchungshaft genommen, worden Ivar und nach Brüssel vor das Kriegsgericht geschont werden sollte, um wegen Zerstörungen, cK- er als Hauptmann eines Pionierbataillons in Bellgien an- gcrichlel haben soll, zur RecheusclM.it gezogen zu socr- den, ist iu Kiner Zelle freiwillig aus dem Leben gc- schiKm. ller memae iWiW—»eiilsU «eM-Mk«. Kopenhagen. 2Z. Inti. Der angebliche deutsch-japanische Geheimvertrag, der bekanntlich von deutscher und japanischer Sette wiederholt als Lllfchunk kWchntl woüänrA wird vo« Echang- W Ick HorttaM vrEnttNcht. DÄ Der- tch» ekchSL A seihen Urttket« u«« anderem fol- ) gGÄ Ach«tsrch,g: Sie beide» hicheu mrrlrags- AMenLe« PaOien o«oMchtett sich, dem dritten " Parttter. Rstzlätw, z» h«feu, «« mttet Ihrer Lei tung eine Ordnung seiner iwrerpolitischen Verhält nisse und seiner Stellung als Weltmacht zu er lichen- - Japan verpflichtet sich, die Interessen Deutschlands. auf der Friedenskonferenz wahrzu nehmen, sodaß Deutschland so wenig wie möglich Meter schweren Friedensbedingungen, wie Geld- und Gebietsverlust^n leiden soll. Al» Entgelt hierfür verpflichtet sich Deutschland, ein geheimes Militärabkommen zu Lande und zur See mit Japan ab-uschlietzen zu dem Zwecke, ein Bündnis init gegenseitiger Garantie und K-en- fettigem Schutz gegen Amerikas und Englands aggressive Absichten zu schaffen. Angeblich soll dieser Vertrag von Lem deutschen Gesandten in Stockholm und einem außerordentlichen japanischen Gesandten geschloffen worden sein. Der Wort laut ist, wie Politiken schreibt, von dem damaligen bolschewistischen Gesandten in Berlin, Joffe, nach Rußland weitergegeben worden. Dort soll der Derirast' bei der Erorberung von Perna durch russische Gegenrevolutionäre gefunden worden sein. — Das klingt sehr geheimnisvoll! Dir Frechheit der Franzosen. Eine Auftrage a« die Neichsregierrmg. Weimar, 22. Juli. Der Nationalversammlung ist folgende Anfrage zugegangen: In der Gemeinde Spreudlingen in Rheinhessen haben nach uns gewordenen Mitteilungen vor we nigen Tagen, jedenfalls nach Abschluß des Friedens, französische Soldaten das Kriegerdenkmal, einen deutschen Krieger darstellend, vom Sockel zu stürzen versucht, sodann den Kopf verhüllt und mit einer französischen Fahne umwickelt und ihm- schließlich eine französische Fahne in den Arm gegeben. Die darüber im höchsten Maße erregte Bevölkerung beseitigte diese Verhöhnung ihres Gefühls und ihrer deutschen Gesinnung und steckte an Stelle der französischen Fahne die deutsche Retchsstagge auf. Mit Rücksicht aus die beiderseits starke Erregung erklärte man sich schließlich auf Ansinnen der fran zösischen Militärbehörde bereit, diese Fahne durch eine Fahne in den hessischen Landesfarben zu er setzen. Damit hätten sich gewiß auch die Franzosen be gnügen können. Statt dessen erdreistete sich aber ein französischer Offizier, die herausganommene deutsche Fahne zu zerreißen und die Trümmer in den Schmutz zu treten. Wir sragen an: 1) Sind der Reichsregierung diese Vorgänge bekannt? 2) Was gedenkt die Reichsregierung zu tun, um das deutsche Ansehen und das Ansehen der deut schen Reichsslagge auch im besetzten Gebiet zu schützen und der Wiederholung derartiger auch die deutsche Bevölkerung jener Gebiete in sckwere Ge fahr bringender Uebergriffe vorzubeugen? Der/Antrag ist unterzeichnet von Aßmann, Dr. Graf zu Dohna, Dr. Kahl, Frau Mende und Dr. Mittelmann. Mordprozeß Neurmg (2. Verhandlungstag.) , VS3- Dresden, 22. Juli. Es wird in der Zeugenvernehmung fortgefahren. Zunächst wicd *var stau» üer Zonäerlingr.« Nrjminat Roman von Erich Ebenster«. V Nachdruck verboten Silas Hempel steckte die Zeitung enttäuscht ein- Diese Notiz konnte nichts mit dem Verschwinden Torwestens zu tun haben. Höchstens hatte ihn veranlaßt, nach Wien zu fahren, um sich die neuen Zugnummern im Apollotheater anzusehsn- W Ku cr "da aber die Notiz erst extra herausgcschnittcn hat te, war nicht klar. t- Der Detektiv war nun fast geneigt, Tr. Wasmuts - Theorie nicht mehr für so ganz unwahrscheinlich zu - halten. s. Tast Torwesten diesmal nicht im „Imperial" ab- Hesticgen war, bewies schließlich nichts. Er konnte -ben wegen des beabsichtigten Apollothcalccbcsu - Kes ein diesem Etablissement näher gelegenes Hotel gewählt haben. - ' Hampel, der aus der Villa Solitudo eine Photo graphie des Hausherrn mitgenommen hatte, Vic Ti tus für sprechend ähnlich erklärt hatte, beschloß al so auf alle Fälle, mit Hilfe dieses Bildes morgen Nachforschungen in den Hotels des sechsten Bezirks zu versuchen. Aber fein Interesse an dem Fall war bedeutend gesunken. Verstimmt langte er in seiner Wohnung an. Tort Meldete ihm seine alte langjährige Wirtschafterin, daß eine janze Dame bereits seit einer halben Stunde «ruf ihn wartete. Tr b.gab sich also direkt in den Salon. Ein bildschönes Mädchen Mit schwarzem Haar. einem runden rosigen Kindergesicht und blauen Äugen erhob (ich bei seinem Eintritt verlegen von. ein cm der Fautcuils. Diese blauen Augen fielen Hcmpcl sofort uns. Richt weil sie einen selten reizvollen Kontrast zu dem schwarzen Haar bildeten, sondern durch ihren klaren, warmen Blick, der ungewollt herzlich wickle Sie konnte nicht viel über neunzehn Jahre alt sein Abert rotz dieser Jugend, und trotz der kindlich wei chen Züge war etwas Sicheres, fast Energisches in ihrem Auftreten. „Mein Name ist Heidy Siebert", sagte sic, sich leicht verneigend, ,,und ein Freund unserer Familie, dem Sie einmal sm schwieriger, Lage einen großen Dienst erwiesen, Herr Hempel, wies mich in mei ner Sorge an Sie." „Darf ich bitten, Platz zu Nehmen", srwidww dcr Tete.tiv höflich und fügte dann lächelnd hinzu: „Wenn man so jung und schön ist, mein Frß'lKn, wird es mit den Sorgen Wohl nichts kehr Ernstes auf sich Habens „Doch. Es ist sehr ernst. Wenigstens sürchle ich «s. Es handelt sich um das unerklärliche Ver schwinden Meines Bräutigams." Silas Hempel machte eine Bewegung der Uebcr- raschung. „Oh — köpften Sie etwa die Braut Herrn Tor- Westens sein, mein Fräulein ?" „Torwcsten nein. Diesen NaMcn habe ich nie gehört. Mein Bräutigam heißt Georg Brand und ist Reifender. Wir lernten uns vor nicht oane einem Jahr -u»ällig im Theater kennen, wo Brand mein Nachbar war. Wir sprachen von dem Stück — es war der Biberpelz — und er fragte mich, nb ich die andern Stücke von Gerhart Hauptmann kenne. Ich Verneinte. Da ich mich und meine MutNW durch Lvrachstunden erhalten Mutz, bleibt mir na türlich kein Geld, um Bücher anzrrkaufeii Jrgrnd- wie kam dies dann im noeiteren Verlauf unterer Un terhaltung anch zur Sprache, und Herr Braud er bat sich die Erlaubnis, Mir Bücher zu borgen- Ta. Mama, die mit war, nichts dagegen ha'te guh ich gern auch meine Einwilligung, denn Herr Hnmd gefiel mir gleich sehr gut, und ich merkte auch, daß die Bücher bei ihm nur ein Vorwand waren, mit uns bekannt zu werden. Was ich damals öchon ahn te, N-t dann auch ein. Wir lernten uns lieben und verlobten uns. Wenn Brands Beruf km nach Wien führte, brachte cr seine ganze freie Zeit stets bei uns zu. Er ist ein stiller Mensch, der sich" wie ich, nichts aus Vergnügungen Macht und e lütt lieh, ist, wenn er abends in unserem bescheidenen Heim bei uns sitzen und mit mir plaudern kann Ich will Sie nicht langweilen mit der Beschreibung, was wie diese Stunden waren an innerem Glück und Ec- hebung- Brand war so viel in der Welt hwuwgc- kommen, und er verstand, wenn cr davon erzähl te, cules so wunderbar zu beleben durch 'c>n war mes Gefühl und seinen Reichtum an tiewn Gedan ken. Genug — er ist mir alles geworden! Olm: ihn hätten Welt und Leben für mich nun Zeinen Wert mehr!" '„Und Sie sägen, Ihr Bräutigam ist nun' ver schwunden?" fragte Hempel mehr" aus Schlich Fit, denn die Cache schien ihm nicht sehr intcrcs'ant-' „Ja- Seit gestern. Am Vormittag sah ich ihn noch — ganz zufällig in der Mariahilfstraße — d-nn muß ihm irgend ein Unglück zugestoßen sein, obwohl