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koMmission als auch den Bezirks- und reisenden U»- terkommiisionen -»geteilt werden. Diele Vfsizi.re müssen regelrecht befugt sein, die Anweisung,» der Mitglieder der Berbandskommissionen an die b-tref fender. deutschen Offiziere, Beamten u»d Fabri kdivkk- ^vren zu übermitteln und diesen Anweisungen den Charakter van Befehlen der deutsche» Regi,.run; zu verleihen. So saugt der Verband uns das Blut aus den Adern und den Geist aus dem Aehir». Wer den sich deutsche Offiziere finden, die hierbei Dienste tun." U; ln M Slikv- MdM. Am 25 Juli schreibt der Reichskanzler an den Kaiser, nach einer Mitteilung des Chefs des Ad- Mircistabes habe der Kaiser mit Rücksicht auf ein 8^0! -elegraMm der Flotte Befehl zur schl.-nnig-n Hein reise erteilt. Ter Kanzler befürwortet, daß der Kais r vorläufig keinen verfrühten Befehl zur.Heim reise der Flotte erteile. Der Kaiser bemerkt dazu: „Unglaubliche Zumutung! Unerhört! Ist mir aber gar nicht eingefallen! Auf die Meldung mein-s Ge sund: n von Ser Mobilmachung in Belgrad habe ich t r Flotte Befehl zur Vorbereitung der Heim reise gegeben. Tie Mobilmachung in Belgrad kann die Mobilmachung Rußlands nach sich ziehe» w>cd Mobilmachung Oesterreichs nach sich ziehen! In die sem stille mutz ich meine Streitmacht zu Wasser und 'u Lande beisammen haben. In Ostsee ist kein einziges Schiff! Ich pflege im übrigen militärische Matzgahmen nicht »ach einem Wolfstelegramm zu Irenen, sonder» nach der -allgemeinen Lage, und die hat dcr Zivilkanzler noch nicht begriffe»!" Unter dch Antwort Serbiens auf das österreichisch- ungarische Ultimatum schreibt der Kaiser: „Tas ist mehr, als mon erwarten konnte Ein großer moralischer Erfolg für Wien Aber damit fällt jeder Kriegsgruno fort, und Giess cder öfter, reichliche Gesandte in Belgrad) hätte ruhig 'n Bel grad bleiben sollen Daraushin hätte ich niemals Mobilmachung besohlen!" An einem Bericht des Fürsten Lichnowskn vom 29. Juli, worin er Mitteilungen über seine Unterredung mit Grey macht, fügt der Kaiser an: „Mit solchen Halunken mache ich nie ein Flottenabkommsn'" In einem Artikel der „Birschewija Wjedomofti", Ler den Titel trug „Ruhland ist .fertig. Franko'ich Muh ebenfalls fertig sein" u»d »ach einem PctcrS- bnrger Bericht des Grafen Pourtales vom 13 Juni 1914 aus dem russischen Kriegsministerium stammte, bemerkte der Kaster auf dem Rand: „Na! Endlich haben die Russen die Karte» auf- gedecki! Wer in Deutschland jetzt noch nicht glaubt, daß von Rusto Gallien mit Hochdruck auf eine» bal digen Krieg gegen uns hingearbeitet wird, und wir dcmentsvr^chende Gegenmatzregel» ergreifen müssen, der verdient umgehend ins Jrre»haus nach Dall dorf geschickt zu werde»! Stramme neue Steuer» und Monopole, und die 38000 Nichteingestellten so fort in die Armee und Marine hinein. Sll SSIM. Eri»«eruoge« au» dem Russische» von Willy Adler. Gewaltige Wolken dichten grauen Rauches aus- stoßend, entschwand der Passagierzug auf den end los weißen Schneefeldern. — Zugleich mit dem Rauch der Lokomotive, der in der reinen kalten Luft sich zerteilte, verlor sich auch der geschäftige Lärm, der für ein paar Minute« da« monotom« Schweig« der «dl« wette« Ebene unterbrochen hatte, in der die Klei«« Eisenbahnstation io recht mitte« drin lag, ganz einsam, da« Gefühl der Schwer mut erweckend. Und sobald da* dumpfe doch zu gleich belebende Getöse und Lärmen de» Zuge« sich gelegt batte und unter dem blauen Kuppeldach de« wolkenlosen Himmel« verstummt war, herrschte ring» um die Station wieder drückende Stille und mit ihrem Eintritt wuchs zugleich die düstere Eintönig keit der Steppe. — Täglich um 12 Uhr mittag« und um 4 Uhr nach- mittags kommen au» der Steöpe die Züge an und kalten hier zwei Minuten lang. Diese 4 Minuten sind die hauptsächlichste, ja die einzige Abwechslung auf der Station. Sie sind es, die den Stationsbe- amten die einzigen Eindrücke aus der Welt da draußen bringen. In jedem Zuge befinden sich eine Menge ver schiedenartiger Menschen, die verschiedenartig geklei det find. — Nur für einen Moment erscheinen sie an den Fenstern der Waggons, stecken ihre müden, ungeduldigen oder gleichgültigen Gesichter heraus, dann gibt die Glocke das Abfahrtssignal, die Lo komotive pfeift — und unter nervenerschütterndem Rasseln fliegen sie weiter in die Steppe hinein, in die Ferne, in die Städte, in den geräuschvoll das Leben wogt. — Für die Beamten der Station, die sich in ihrer Einsamkeit langweilen, ist es interessant, diese Ge- sichter zu sehen. In ihren Herzen aber lebL-eine unbestimmte Mißgunst gegen diese Menschen, die Tag für Tag an ihnen vorüberhasten, während sie zurückbleiben, eingeschlossen in dieser Oede. — Und haben sie dem Zuge das Geleit gegeben, stehen sie auf dem Perron der Station herum, der Station». Vorsteher, ein gutmütiger, korpulenter Mann mit langem Kosakenschnurrbart, sein Assistent, ein jun ger Mann mit rötlichem Haare und spitz zugeschnit- tenem Bärtchen, der Stationswächter, ein kleiner lebhafter, pfiffiger Bursche und ein Weichensteller. Und alle schweigen unter dem Eindruck des Lebens, daß an ihnen eben vorüber geflogen ist. — Plötz lich fragt der Stationsvorsteher seine Frau: „Na Anita, ist denn der Samowar fertig?" Sie bejaht dies träge. Und sie gehen vom Perron in das Zimmer, in dem nur wenige Möbel, dafür aber viele Blumen stehen, sie setzen sich an den Tisch und reden über Augegblicksbllder, die soebetr an ihren Augen oorübergehuscht sind. — Soeben fährt draußen in rasendem Tempo ein Zug durch die Station. Wieder ein Holzzug wendet er sich an seinem Assistenten, denn es ist ihm dies nichts neues mehr. Fahren doch seit einigen Wochen Tag für Tag außer diesen beiden. Passagierzügen regelmäßig noch einige Holzzüge durch die Station. Woher sie kommen, wohin sie fahren, weiß niemand von den auf der Station befindlichen Beamten, Sie bekommen ja für jeden dieser Holzüge ein hübsches Sümmchen Schmier gelder und kümmern sich deshalb nicht um das Ziel und den Zweck dieser Züge. Und doch pulsiert das Leben, reges Leben in diesen Zügen — Deutsche Soldaten — Gewehr in der Hand, sitzen drinnen, alarmbereit, stumm nebeneinander, um unbekannt aus der Ukraine zu entschlüpfen. — Unbekannt — um nicht Räubern und Banditen in die Hände zu fallen. So machtlos sitzen sie drinnen, die nur das eine Ziel kennen — nach Hause! So verließen einst die gefürchteten Deutschen die Ukraine. BSZ. Der engere Ausschuß der ««ditM-versi-e- rung bei der Sächsischen Landes-Brandversicherungs- anstalt ist bekanntlich zur GewährunMrou Bauunke» stütznngen gesetzlich zuständig. Er hat^vic die Rra^d- Versicherungskammer uns mitteilt, beschlösse», bei dieser Gewährung bis auf weiteres folgende Richt linien einzubalte»: Lon der zur Beseitigung d;S Schadens gegenüber der gesetzlichen Schadenfeststel lung nötigen Bauuntsrstützung — den ZufchftL — ,verden i» der Regel in jedem Falle 10 Prozent ab gezogen, um dem Versicherungsnehmer bei V»« Schwierigkeit der Kostenberechnung vv» Einst un» Jetzt nicht einen Unberechtigten Vorteil erlange« zu lassen. Ferner fordert der Billigkeitsstandpu;,kt ge bieterisch einen Unterschied zwischen dem gewissen haften, also hohe Beiträge bezahlenden u»d dem we niger vorsorglichen oder nachlässige» und daher nie drige Beiträge zahlenden Versicherungsnehmer z» machen Letzterer soll daher mindestens 15 Pro;«t des Zuschusses abgezogen erhallen und soll di-s-re Prozentsatz in oem Grade, wie die Unentschnldbac- keit der Unterversicherung sich steigert, wachsen Der Borwurf dcr Unterversicherung kan« bis zur fAd» lohnung jeder Unterstützung führen (Staat, Reich, kriegsgcwinnlerische Unternehmungen). Es wird da her auch weiter vorsorglich der Versicherte. sich den vollen Wiederherstellungsaufwand sichern will, sein Gebäudegrundstück, falls er dies »och nicht getane im abgekürzten Verfahren schätzen lasse». Damveit werden noch Gründe für die Entschließung maß gebend sein, die erst der einzelne besondere Fall ergibt. Es wird z. B der Zuschuß zu versagen ' oder z» kürzen sein, wenn es an jedem allgemeinen Interesse gebricht, dos Gebäude jetzt, in der Zeit der höchste n Baupreise, wieder herzustellen. Endlich behält sich der engere Ausschuß ausdrücklich und uneingeschränkt vor, wenn die Erfahrung es gebie tet, allgemein oder auch bei Beurteilung des ein zelnen Falles von dielen Richtlinien abzuseheir. Deutsches Reich Dresden. LDas neue Schulprsgromm) Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat der neue Kul- lusminiftcr Dr. Seyfert am Donnerstag in ei»«! Fraltionssitzung der demokratischen Bolkslammeesrak» tion sein Sckmlprogramm entwickelt, dos er am Diens tag nächster Woche vor den BUkskammenabgeordnet;re in der Plenarsitzung Vorlagen wird. Der Minister hat für sein Programm nicht die ungeteilte Zustim mung seiner Fraktion gefunden; im besonder»» war cs ein Vertreter der in ver demokratischen Fraktion durch mehrere Abgeordnete vertretenen akademisch?» Lehrerschaft, der sich in sebr entschiedener Weise g?gne das Dr. Seyfertsche Schulprogramm aussprach, Weik es in seine» Einzelheiten zu einer Verödung »nser-s Hochschulbildung führen müsse. Der Wortführer Lie ser Richtung erklärte, daß er diesen seinen von der Mehrheit der Fraktion abweichenden Standpunkt in dcr Tienstal,^Tltzung der Volkskammer Nachdruckl'ch zum Ausdruck bringen werde Berlin. (In dec Nationalversammlung) wurde gestern das Gesetz betr. Teuerungszuschüsse zu denk Gebühre» der Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher', ' ferner das Gesetz über die Eis.ubrhnaufsicht und einer solchen betr. die vorläufige Regelung der Luft fahrt aMenommen. Der Gesetzentwurf üb-r dü> Ge- währun^ non Straffreiheit und Strafmilderung in Tisziplinarsachen wird an ven Haushaltausschuß, daS Gesetz über Verfolgung von Kriegsverg-Hen und Ver brechen an den Verfassnngsiusschuß verwiesen. Aus hartem Holz. ' «7. Rachvrnck Verbote«. „Vater, ich glaube, Mutter zog ihm am liebsten eins mit dem Rohrstock über", rief Franz lachend. Jette stimmte in das herzliche Gelächter mir ?in. daun aber ging ihr Lachen in ei» erschütterndes Meinen über In den Armen ihres Ma»nes war sie zusammeugebrochen. Thoma gab den Anwesen den einen Wink, und sie gingen still lstnaus — die beiden mußten allein sein in dieser StUndx. Ms der Arzt eintraf, sand er ein lachendes Kind vor, an dessen Verband nichts zu tadeln war, aber Frau Anna steckte er gleich ins Bett. Sie tröstete die besorgten Ihrigen: „Freud? töt»^ nicht, rch danke nur Gott, der mich das noch hat erleben lassen " „Unt mich", sagte der alte Jäger. „Auch ich habe früher an Jettes Schuld geglaubt." „Und ich — und ich", stimmten die anderen ehr lich ;u. Bernhard nnd Mathilde als die ersten. Tann gingen sie mit ihren Kinder,, heim. Alberts Lowisken aber triumphierte, sie hatte reckt behalten und trug den Kopf gewaltig hoch Sie konnte es zuletzt nicht länger aushalten Und mußte mal durch die Türspalts gucken. „Sie sind nicht mehr drin", meldete sie über rascht. „Hast du geglaubt, daß sie auf uns alte Sün der warten würden", neckte sie Albert. „Die häb-n ihr Glück rasch nach Hause getragen Und ich denke, wir folgen ihrem Beispiel, Lowisken. Morgen jst mich »sch Zeit die Jette zu ihrer glänzenden Neckt- kertigung zu beglückwünschen." - , „Und ich werde dafür Sorge tragen, daß wir mor- t gen in dcr Zeitung lesen, was wir hier erlebte»", j sagte Franz und verabschiedete sich mit dem festen r Vorsatz, Jette noch an diesem Abend unter irgend- k einem Vorwand zu sprechen. Doch als Regine ihm 8 mit verweinten Augen öffnete, mußte er zu seinem s Acrger erfahren, daß Schlosser schon da war. » Am nächsten Tage lasen es alle, daß Jettes Un- z schuld auch für den Ungläubigste» sonne»klar bewie- L sen war. Die Aufregung war eine ungeheur-, Mle s Freunde stürmten zu Thomas Haus, und die ibm 8 bisher ferngeblieben waren, schlossen sich ihnen cin I in der Hoffnung, daß ihnen a» diesem Tage allK I vergeben würde. Doch keiner wurde vorgelasse» ^Da ß sandte man Blumen, bis alle Zimmer dem blühen den Frühlmg selber glichen. Als es an d.m Tage dunkel wurde, schlich sich Bernhard Dohm durch das Türchen in Thomas Gar ten und durch die Hintere Tür in das Haus. Noch ehe es sich Jette recht versah, stand er vor ihr. „Jette, kannst du mir verzeihen?" „Still, Bernhard, kein Wort mehr. Mein Herz ist so voller Tank gegen Gott, daß für nichts an deres Raum blieb." „Wo ist Wilh lm?" . „Er fitzt noch über den 'Büchern." ' ' ! >, s „Ob ich ihn stören darf?" ' Jette sah ihm besorgt in die unruhigen, scheuen Augen. So sah jemand aus, dem nach einer Äe»r- ralbeichte verlangte. Zn ihrem jubelnden Glück reg»e sich die Hofsnnng, daß 'dem Arme» vielleicht noch zu helfen sei. Und wer wLre dazu wohl berufener, als Thoma und LMosserl. ,^!eh nur, und rage ihm alles, was dhsn ^rz be drückt, offen und ehrlich, ohne Rückhalt, Beruh irv, natzh echter Dohmscher Art. Und wenn dann auch, vielleicht Worte fallen »»erden, die deinem Stolz sehr we!tü ün, denke an deine Kinder u»d »rgreis- dis Hand, die sich dir vielleicht bietet." „Tu weißt — ?" „Ich kenne deine Sorgen nicht, Ber»hard, ab-c deine Augen verraten viel. Du kommst zu einer guten Stunde. Wilhelm wird dir so leicht nichts abscklagen Aber de» Stolz laß fahren, den »im« nicht mit hinein." Ttoma u^d Schlosser saßen behaglich plaudernd sich am Pult gegenüber. Es wir so viel Geschäft liches zu besprechen, aber immer wieder fanden sir sich bei dem Wunder wieder, das sie gestern mih> einander erleben durften. „Dem Justizrat habe ich cs selber erzählt" > „Alfred!" „Dem Mann habe ich einen Haß getragen, all di« Jahre hindurch, Wilhelm. Jst es vir den» -tw» anders gegangen?" Thomas Augen miede» ven Freund, der ihn sch unbequem scharf ansah. „Er ist sehr alt geworösch in den letzten beiden Jahren." „Aber nicht so alt, um meiner Mitteilung nur kur eins abgeklärte Ruhe entg-genzus^tzen Jette hätte den Mann sehen müsse«, Vas hätte ihr gut getan. Er war fassungslos, um so msIr, als er sich genau erinnerte, das GlaS in der Hand des alt-^ Dohm gesehen zu haben. Die einzig« Entschuldig»»« für ibn ist, daß er niemals, wie so viele gl'iH ihm ein Vergrößerungsglas als Zünder wirken taL Ich glaube, wenn nicht soviel Zeuge« zur Stells