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M MtWtt ZlkilM M »«WN MlMlUIk« Berlin, 25. Rov. Dem Vorsitzenden der deut- Ichen FriedenSdelegalion in Versailles ist aus sein Schreiben wegen der HeimbefSrderung der deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich eine Note Elemen- <eaus übergeben worden, in welcher es heißt: Die französische Regteruug hat niemals etwa» andere» versprochen, als die Bestimmuygen des Friedensvertrages zu erfüllen. Angesichts der plan- müßigen Verwüstungen aller von den DeuWhen be setzten Gebiete Nordfrankreichs darf sie den Ab- weichung-n von dem Vertrage zugunsten der deut- scheu Kriegsgefangenen in Frankreich nicht -ustim- men. Die Gefangenen werden augenblicklich gerade Lazu verwendet, mit der Wiedergutmachung dieser abscheulichen Taten den Anfang zu machen. Die tiefsten Gefühle des menschlichen Herzens sind zu grausam verletzt worden, als daß eine Vergünstigung wie die von Ihnen erbetene, von der französischen öffentlichen Meinung zugestanden werden könnte. Doch damit nicht genug. Deutschland hat durch Anterzeichnung des Versailler Vertrages die Heraus gabe der Deutschen, die in ihrer amtlichen Tätigkeit Lie Greuel begangen baben, auf sich genommen und fetzt erklärt sich Ihre Regierung, bevor sie noch mit Liefer Frage befaßt wird, außer, Stande, das gege bene Versprechen einzulösen, was die schwersten Folgen -haben könnte Wenn unsere Verbündeten schönem September mit der Heimschaffung der Ge fangenen begonnen baben» so ist dieses geschehen, weil die französische Regierung nicht geglaubt hat, dem nicht widersprechen zu sollen. Keiner unserer Verbündeten ist in seinen Gefühlen und Interessen fo tief verletzt worden, wie die Bewohner von Nord frankreich. Wie würde diese es aufnehmen, wenn Lie zu den ersten dringenden Arbeiten herangezo genen, übrigens materiell wie moralisch gut behan delten deutschen Gefangenen vor dem im Versailler Vertrag festgesetzten Zeitpunkt deS Inkrafttretens Les Vertrages Frankreich verlaffen. Dieses ist um fo weniger möglich, als mit der deutschen Regierung noch keine endgültige Verständigung erfolgt ist, unter welchen Bedingungen zivile deutsche Arbeits kräfte zur Verfügung Frankreichs gestellt werden fallen. Die deutsche Regierung hat planmäßig die Ausführung der Waffenstillstandsbedingungen ver- zögert, indem sie sich den an sie ergangenen Ersuchen entzogen und die bindenden Vorschriften offen ver letzte. Es muß erinnert werden an die Versenkung der Flotte von Scapa Flow, an die verzögerte Auslieferung der Schiffe, an die hinhaltende, dem Buchstaben wie dem Geiste des Waffenstillstandsver- trages widersprechende Politik, welche in den bal tischen Provinzen trotz aller Aufforderungen der Verbündeten getrieben wurde, an die in die Ver fassung aufgenommenen und bis jetzt beibehaltenen zweideutigen Artikel, an die Propaganda, welche in Elsaß-Lothringen überall mittels ungeheurer, durch die finanzielle Not nicht herabgeminderter Kredite unablässig gegen die Verbündeten betrieben wird. Wir schulden Deutschland nichts, als die genaue Erfüllung der Bestimmungen des Vertrages, welche es am Ende des erbarmungslosen Krieges angenommen hat. Der Standpunkt der Regierung Berlin, N >v Zu der Note EHm -vcenos in der Gcfaag. nenfrage erfahren wir v in nntändiger Steile über eie Stellungnahme der ReichsrcgHrono folgendes: Tix Note macht im wesentlichen mehr den Eindruck einer französischen als einer Verb'nds- note- Der außerordentlich unversöhn-i-he Ton wird selbst von manchen französischen Persönlichkeiten vc- Laucrt. Die Zurückhaltung der Gefangenen wird mit Beweismitteln begründet, die lediglich in den Kriegs- Vorgängen »ie-wn. und läßt nichts von h-r Eiw- leitung einer IriedenSstimmung erkennen'. Zum ersten Male wird deutlich gesagt, daß die Gefangenen zum Wiederaufbau notwendig sind und daß di- Ver wüstungen in Nordsrankreich als offen ein gestand euer Grund zur Zurückhaltung der Gefangenen angesehen' werden, sodaß diese Zurückhaltung wie eine Strafe erscheint. Alles das kann den Tatbestand nicht ver dunkeln, daß ein Jahr nach dem Waffenstillstand die Gefangenen noch zurückgehalten werden. Elememnau bringt ferner eine Reihe Büchuldi- gungen gegen Deutschland vor und versteht sich aw die Behauptung, daß Frankreich sich nur zur genauen Erfüllung des Friedensvertrages verpflichte^ habe Tiefe Behauptung ist nicht richtig, vielmehr wurde unseren Unterländlerft im' August die Zusage ge macht, daß die Gefangenenfrage sofort in Angriff genommen würde, wenn Deutschland in der Feige der Kohlen Entgegenkommen zeigen werde, wn denvu bisher etwa 1V? Millionen Tonnen geliefert wurden. Dennoch rei von französischer Seite die Gcgsnver- fprechung nicht gehalten worden- Im Falle Manheim hat seinerzeit die deutsche Regierung eine Million gezahlt, weil e das Versprechen erhielt, daß inan die Kommission zur Vorbereitung d-r GefangenM- heimsendung sofort eingesetzt werden sollte' auch das ist nicht geschehen. Neber die Stellung von Arbeitern zum Wiederaufbau sind allerdings noch keine end gültigen Verständigungen getroffen worden. Wir haben aber Leu Franzosen ein großzügiges Wieder- aufbaupregramm vorgelegt; dagegen ist von. franzö sischer Seite noch nicht verbürgt worden, ob diele freien Arbeiter zugelassen werden, und auch die Not wendig! iten der Zebensbedinmngeu die er Arb? t?r sind nicht siche-6"stellt- Die deutschen Gewerkschaften verlangen aber, daß die Unterkunttsirage und die Planmäßigkeit-des Wiederaufbaues sichergeswltt wer den. Gegenüber dem Vorwurf, daß Deutschland in Etfaß-Lntbr ngeu Propaganda tr.nbe, ist zu erwidern, daß die Regierung keinen Pfennig Geld hat. Weiter hat die deu.sche Regierung in Paris zn erwogen gegeben, w-lebe Schwierigkeiten in Deutschland der Auslieferung der van den Feinden verlangten Ver- schilichleiten entgegenstehen und welche- Folg-n ein, solche Auslieferung haben muß. Deutsches Reich. Berlin. (Zur Lage im Baltikum ) Mit den ein- gcschlosjcncn baltischen Truppen besteht nur noch Fuukenrwroindung. Eisenbahn und Telegraph sind durch Letten und Littauer unterbrochen Bei den Letten und L'ttaucrn sind nunmehr einwandfrei ena- lische Lsiiziere fcktgestellt- Die Rolle, die England bei seinem atzten großen Kesseltreiben ruf deutsch? Männer spielt, wird damit immer klarer. — (Preußen verhandelt nicht mit Kobnrg wegen eines Anschlusses.t Wie in einer öffentlichen Ver sammlung zu grinsten eines Anschlusses des Frei staates Äohurg an Bayern der Staatsrat Dr. Schack hekonnt gibt, hat die Preußische Regierung end gültig abgelehnt mit Koburg wegen eines An schlusses zu verhandeln. — (Gegen Äncher und Schleichhandel.) Der oolks- wirtschastiiche Ausschuß der Nationalversammlung nahm den Entwurf einer Verordnung gegen den Wucher und Schleichhandel, dem durch hesm^cc- Gerichte scharf entgegengetreteu werden fall, an- In jedem Landgerichtsbczirk soll wenigstens ein Wucker- gericht'zur schnellen Aburteilung von Wucher- u. Schicberfätten errichtet werden, Reichsminister Schiffer betonte, daß dadurch, daß man den WuRerern und Schiebern scharf zu Leibe gehe, zweifelt-') mehr Lebensmittel frei werden würden, die dann am dem üblichen Wege der Allgemeinheit zufallen .würden Zu erwägen wäre eine Veröffentlichung Ler Nan»«' der wegen «Suchers und Schieberei Verurteilten. Ter Minister stellte in Aussicht, daß er sich deswegen! mit Len Justizministern der einzelnen Länder in Verbindung setzen würde. — (Die Truppen iM Baltikum) Tas Kabinett wird fick, laut „Deutscher Allgemeinen Zeitung" in seiner heutigen Sitzung Mit den außerordentlichen schwierigen uno ernsten Verhältnissen im Baltikum befassen. — Das Blatt erfährt weiter, daß die Dcr- haudskommstsion zur Prüfung der baltischen An gelegenheiten die Beförderung größerer Trnvven- massen, oG d-n deutschen Truppen im Baltikum zu Hilfe kommen sollen, abgelehnt hat. Wolle man auch zugeben, daß die Truppen von ihren Führer« verführt norden seien, und daß zum großen Teile seitens dieser Führer mit gefälschten Befehlen der Reichsrogje-ung gearbeitet worden sei, so müsse dach andererseits wieder daran erinnert werden. Laß dis Truppen von der Reichsregierung seit Juli -nuf- ^lefordcrt wurden, in die Heimat zurückzukehren. — Allem was oeutlch heißt, darf nach dem Willen der Entente Um? HIEe werden- Auch bei der größte?» Notlage gibt es Ausreden — (Ter belgische Oberkommandierende zu «nierer Kcchwnausnlhr.) Zwischen dem belgischen General Michael und den Industriellen aus dem besetzten Gebiet fano eme Konferenz statt über die Ursache der Kohlennot im besetzten Gebiet. General Micha»? erklärte, er habe Unterlagen, daß das Kohlensyn dikat monatlich 150 000 Tonnen Kohlen nach Hol land liefere lwtt 50000 Tonnen- Die 1000M Ton nen Kohlen, die Holland Mehr erhält, könnten' am besetzten Gebiet sehr gut gebraucht werden Er Hobe Schritte unternommen, daß diele Ausfuhr ver boten werde. — Damit ja den Deutschen die Lebens- H mittelzu'uhr aas Holland unterbunden wird) — (Erzbergers neue Steuervorlageck Nach Mittei lungen von mehrheitssozialistischer Seite rechnet mau. wie uns ans Berlin gemeldet wird, damit, daß die neue Ee^b^roersche Steuervorlage iähr.ich eine Mehrcinnahme von 6— "Milliarden einbrivgen wird. Wie wir weiter ans Berlin erfahren, würden aei den Großberliner Sparkassen wie im ganze,! Reichs im -Hinblick auf die neue Steucrvorlage Erzbergers zahlreiche Abhebungen von Spareinlagen vollzogen. — (Beginn des Ententcgcnchts über Deutsches Wie Lyoner Blätter weiden, ist am 1N November in Lille der erste Zug angeklagten Militärs einge- trofsen. Der „NeuveUiste" sagt ausdrücklich, daß dieie Personen von den deutschen Behörden ausw- liefert seien, aber wenn man die Liste go.-iau'» an sieht, erle-ml man leicht, daß es sich um SRdateu handelt, die sich bis jetzt in französischer Gemngen- fchaft oder im besetzten Gebiet befanden, daß al?» van Auslieferung durch Deutschland nicht goGroWm werden kann. Alle werden beschuldigt, Diebstahl, Raub uno Gewalttaten begangen zu haben- Eie sino im Lecker Zellengefängnis untergebracht. Die Verhandlungen sollen bald beginnen Aus Nah Md Fern. Lichtenstein, 26. No » ists s * - Beihilfe für Kriegshinterbliebene. Das Reichsarbeitsministerium stellt, wie von uns bereits berichtet, für notleidende Kriegshinterbliebene Bei hilfen aus Reichsmitteln in Aussicht Jedoch können diese nach den bestehenden Vorschriften nicht auf alle Hinterbliebene von Kriegsgefallenen ausgedehnt, sondern nur an diejenigen abgegeben werden, die wirklich Not leiden. Deshalb kann auch die Höhe der etwaigen Beihilfen nicht für alle gleich sein- In erster Linie sollen Witwen mst Kindern, sowie Vollwaisen und kinderlose ältere oder kranke Witwen diese Beihilfe erhalten. Aus hartem Holz. ' 52. Nachdruck verboten. Bon ihrem Mann kam koin Laut mehr und noch einer Weil- schlief er lief und fest. Ter lange Morsch hatte ihn wohl mehr angestrengt als er zueeben wollte. Tazu die dünne Luft, die ihm aber gut zo bekommen schien, denn sein Schlaf war hier gleich Lom ersten Tag an ruhig und anhaltend gewesen. Ter Professor hatte ihm gut geraten. Wenn cZ so blieb und kein Rückiall kam, sollte Wilhelm vor läufig von jeder Kur ahschen, aber deu Winter stets in südlichen ^rci'en zubvngen und den Sommer in geschützt, n Geb »'gslagcn. Mit der Zeit würde dann- ins Auge zu fassen sein, für den Sommer den Ausenthalt wieder in der Heimat zu nehmen. „Meine Jungen sollen und müiien in der -Hei mat au'wachsen",. hatte Thoma dem Arzt vorge- stellt. „lind Sie werden sich ihrer alsdann auch l iele Monate erfreuen dürfen." Alles dickes zog an Jettes geistigem Auge vor bei und dinn kam ihr die Erinnerung an Frau Jägers Brief Sie las ihn nochmals durch. Das übrige Instand aus Familienberichten und ünwich- tigen, aber amüsanten Plaudereien Tah»r l ab sich der Anfang doppelt bedeutungsvoll aus dem Gan zen heraus Es erschien L-tte jetzt Von großer Wichtigkeit, daß sie den Vcknch in der .Heimat machten, obwohl sie sich gür,>icht nach einem Wiedersehen mit den Ih rigen sehnte. Da? Verhältnis zwischen oer Muttw und ihr ln drückte sie mehr, als sie es sich threrk: ManU gegenüber merken ließ. Und dang, fürch tete sie die Erinnerung an die furchtbarst? Zeit ihres Lebens. Sie würde den Heckenweg wieder g?hou, wo sie dem 'Vater zuletzt begegnet war. Und daS Vaterhaus? Würde cs ihr die Pforte öcknen? Soll te sie den Raum wieder betreten', an den (i- nicht denken konnte, ohne daß cs sie wie Grauen schüt telte? Sie sah wieder den Schreibtisch an dem gro ßen Fenster — die Klammen! Die Stimme des Ju stizrats glaubt, sie zu hören- Tas Erwachen Willwlms weckte sie aus dem quä lenden Lannen- Er forderte den Brief und las ihn zu Ende. ' l ' „Sie ist doch einzig, die Tante Lowisken Gleich fährt sie, ihrem Albert gehorsam, mit grobem Ge schütz dazwischen, macht ein Bumbum, daß cs nus in den Ehren gellt, um dann im lustigen "Wortge- klingel den Schrecken, den sie uns emge'agt hat, in Lachen aufzulöwn. Was meinst Tu, nehmen wir die Jungens mit?" „Ist das wirklich schon nötig? Du hast sie soweit gefördert. Und die Hilfskräfte, die wir fanden, ta ten auch ihre Pflicht." „Ich tat es mit Freuden, und es will mir schei nen, daß eine dritte Person unser Zusammenlebe« stören würde." ' „Darüber mache Dir keine Sorgen. Jett?, da» werde ich schon einwichten- Wir bewahren uns mög lichst gegenteilig die Freiheit- Da kommt R-gige, wollen wir ihr das Glück verkünden?" „Die wird Augen Machen. Sie hat schon sehr e» Heimweh gelitten " „Rechne, in vierzehn Tagen fahren üir nach Hause, wollen Eie mit?" fragte Thoma lächelns. „Für immer?" Die Köchin schrie es heraus- „Nur für einige Wochen, Rechne", erklärte Jette, „Herr Jäger feiert seinen achtzigsten Geburtstag, da wollen wir dabei sein" „Dann lieber garnicht, Madam Das bricht mir das .Herz wenn ich wieder fort soll." „Rechne, feien Sie doch gescheit. Denken Sie air Ihre Freunde." „Ich habe keine- Tie Eltern sind tot, Geschwister: habe ich nicht." « „Aber meine Mmter." ' ! ' „Ach, die alte Madam k" „Und Eie frei den cs doch ohne die JungesA EU aushallen?" i (Fortsetzung Matt F»1 „machtest Du daran, sie hier zu lassen, Wilhelm'?" „Ich tue, was Du willst. Ich denke, wir be nutzen die Gelegenheit, sie prüfen zu lassen und uns dann nach einem .Hauslehrer umzusehen. Jetzt ginnt für sie beide der Ernst des Lebens." be-