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tollständig neue Loge geschaffen. Tas; diese Lags sehr ernst ist, geht daraus hervor, daN sie ein Gcaen- stand der jüngsten Besprechungen Pichans M t engl. Regierungs-i.-toliedern war. Dabei wurde festgeß-llt, dast talsüchstch — was man bisher im Ernst nach nicht geglaubt hatte — die Ratifizierung des Friedens nicht mehr e^ zweifellos betrachtet wird- Die Vorgänge im amerikanischen Senat lassen ernste Zweifel oufkoniinen, ob der Friedeusocrtrag Lon Versailles nicht in letzter Minute Schi^bruch erleidet. Rach einer Meldung dec .Deutschen A!!g Ztg." Lciurchtet man in der schweizerischen Oeüen!l'chkeit daß in diesen Dagen der ganze Frjedensverrrag van Versailles in ? inen Grundlagen ersclütter! und ins Echwonk-n geraten ist Auch die italienische Presse Zeigt sich stark pesnmistisch Der „Secola" meldet, des- die amerikanischen Delegierten in Paris voll kommen rntmntigt seien, da sie infolge des Wider standes des amerikanischen Senats keinen Ausweg mehr aus der gemeinen Verwirrung seben. Das sei auch der Grund, weshalb sie ihre Abreise be schlossen und den Wun ch ausgesprochen haben, dn-ch rindere Delegierte eriezt zn werden. Auch die lc-ken Pariser Pr siestimmen waren aus diesen Ton gestimmt Man bat den Eindruck, das' die siegreichen europäi schen Staaten im Begriffe sind, auch die letzte Fe'sel eines internationalen Bertrngsfriedens abzuschütteln, und sich daraus vorln leiten, lediglich mit Mitteln der Gewalt ihre einzelnen nationalistischen Inter essen zu verfolgen. Wen» der Völkerbund, dec nur noch durch ein Wunder gerettet werden kann, end gültig begraben wird, sehe, so Meint inan in der Schweiz, ganz Europa vor Beginn des Winters un rettbar eu ern internationalen Chaos entgegen. CS wäre natürlich ganz sahch, aus dieser Aenderung der trage ohne weiteres Gutes für Deutschland zu erhoffen. W-un Ame ira den Friedeusvert-og dtGch Versagen seiner Zustimmung scheitern lässt, so Lud es das nicht um der schönen Äugen des jungen Deutschlands wegen, sonveru aus naclter Selbstsucht die aber möglicherweise uns doch zum Nutzen ge reicht. Ter besondere Wert der internationalen Krisis für das Deutsche Reich liegt darin, das; sein«' Bevölkerung endlich klar selten lernt und erleuvt. das; das Phantom vom versöhnenden Völkerbund Lug und Trug ist Wenn aber Verwicklungen Zwischen den einzelnen Staaten der Entente eintreteu, ko mus; immer lüc eine Partei die Unterstützung de§ deutschen t>0 Mstliouen-Volkcs von Wert sein, und es könnte ans diele Weise früher der schon oster erwähnte Zustand eintreteu, daß man Deutschland, um seine Unterstützung Zu erlangen, Crteichtecuvg der Bedingungen gewährt Ein bedeutsames An zeichen in diesem Zusammenhänge war die Hattaug des amerikanischen Senats, als er es sorgest'"'» oblehute, Frankreichs Anrecht ans Elsass-Lothringen ausdrücklich zu billigen Dieses Abstimmungsergeb nis ist als dcv schwerste Schlag zu betrachten, den der FriedeuZvertrag von Versailles bisher -eitlen hat. Er k^nu äußerst weittragende Folgen baden. EWMme WWMW »er SWMMWS. Berl in. lt>. NoN. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: ! Ln der Äohl. uveriDcguug ist eine ichw-rwiegeud- Httscheidnng getrosten worden. Trotz (Mr B.'MÜ- hungcn, die Vorräte der Eiscnbahr.en au Di-vst- kohlen zu erhöben, zeigen, die letzten Wochen weitere Verminderung der Bestände- Einzelne Eisenbahcdir-k- tiouen haben Saum noch für drei Tage Vorräte. Im Durchschnitt sinken die Vorräte in jeder Woche um eiuen Tagesverbrauch. Abgesehen davon, daß sich auf diese Weise nur noch ein ganz unwirtschaft licher Betrieb führen lässt, muß dieser Zustand, un fehlbar zum Zusammenbruch führen. Bricht aber der Eisenbahnverkehr zusammen, so hört auch die allgemeine Kühlen- und Lebensmittelverforgnug aa>. V.r dieser fundamentalen Gefahr must im Augen blick alles andere zurückireten. Um jhr za begegnen haben sich di. Verantwortlichen Stellen der Regst- rung zu e'n.m Gewaltmittel entschlossen. Tie Eisen bahnen werden in den nächsten Tagen ou aller erster Steue beliefert, bis sie wieder eig.gc Vn> räte haben. Es wird versucht, die lebenswichtigen Betriebe hierunter möglichst wenig leiden 'N las en. Tie übrigen Verbraucher, die Industrie, insöeswoece die Gr.ße-s.nindustrie und der Hausbrand, werden stark in Mitleidenschaft gezogen und schwer?' Schäden im Gefolge di ier Maßnahmen nicht ausbleiben- Tiefe sämtlich zu vermeiden, ist aber bei der se ng?» Lage nicht mehr möglich. Im Augenblick muffen wir alle Kräfte Zusammenhalten, um die schwerste Gefahr, den Zusammenbruch des Eisenbahnbetriebe? abzuwenoen, ohne Rücksicht auf den Schade:, der oadurch den .»deren Stellen entsteht. Ist dies"' Ge fahr erst behöben, so können wir hoffen, uch der anderen Gefahren Herr zu werden und stz-G setzen anderwärts -niftandene Schäden wieder gutz-omach«':!. Deutsches Reich — Berlin. (Widerspruchsvoll) Kein Mensch ver mag zu entscheiden, nach welchen Grundsätzen heule Zeitungen »erdoien, morgen Flugblätter erlaubt werden. Die Zensur ist in der Hand eines Noske zur willkürlichen Gewalt ge worden. Die Zentralstelle für Einigung der SozialdrmoKraNe hat ein Flugblatt herausgegeben, das u. a. folgenden Satz enthält: .Die Reichswehr ist aufzulösen und durch «ine Bolkswchr zu ersetzen, die schon durch ihren organisttorjschen Aufbau eine Gewähr dafür dielen mutz, datz sie nicht zu einem Instrument gegen revolutionäre Kräfte xemachl werden kann- Ihre Angehörigen sollen von Kasernenzucht verschont bleiben und müssen bei der Wahl der Führer ein entscheidendes Mrtbrstimmuugsrecht haben. Sie sind besonders in den Reihen der organisierten Arbeiter zu werben Der militärische Geist ist überall zu bekämpfen"' Das ^Flugblatt ist nach einigem Zögern von Noske, dem Reich.wuirminiftrr und Oberfehlrhaber in den Marken, erlaubt (!) worden. Am gleichen Tage verbietet derselbe Oberfehlshaber Noske die Dossische Zeitung" aus dem bekannten Anlaß. Es lohnt sich, die beiden Maßnahmen des „Oberfehlshabers" von demselben Tage miteinander zu vergleichen. — (Acbeitszw.nig sür die Erwerbslosen ) Im Münchener Demobilisierungsamt trägt man 'ich inst oem Gedanken, den Arbeitszwang für die Erwerbs losen einzmübrew Im Falle die Erwerbslosen die ihnen zugwiaene Arbeit, soscrn sie ihr gewachsen jeicn, nickst a..nehme», soll ihnen die Unterstützung entzogen we-oen. — l!)öOOOO Arbeiter für den Wiederanibau ver langt.) Wie Jeu'Gal deö Debats meldet, hat Oie Wicoderanfbaukemmission beschloss», einen Dri»g- lnhkeitsappell an Deutschland zu richten, mit der Acbestereutseudung für das zerstörte Gebiet sofort zu beginnen. Tie vorläufigen Herrichtu»gsarbeite» müßten noch vor dem Winter beginnen. Meli'-' als 9.ZO0O0 Arbeiter seien für die Wiederaufbauarbeite» n. twendig. — (Tas zusammengcschmolZcne Verbandsvermogon der Meiol. irheitero Das Vermögen des Deutschen Metal.arbeitervevoouoes betrug, wie das „Leipz. Ta" von gut unterricht tec Seite hört, Miste Oktober dieses Jahres ran> 40 Millionen Mark, wovon 'I Millionen in Grundwerten angelegt warev. Voir dem freien Vermögen von 29 Millionen Mark sin> inzwischen, seitdem die Unabhängigen die Leitung des Tcutjchen Mctallarbeiterverdandes haben, i« Berlin allein 18 Millionen Mark an Strs^liLer- stützung verausgabt werden, und zwar deswegen, weil die Unterstützung für Verheiratete auf 84 Mk. und für Verheiratete mit 4 bis 5 Kindern au> ISO Mk. pro Woche erhöht wurde. Wenn die Unabhängi gem so wüster wirtschaften, dürste das Rückgrat deS Metallarbeiter' .bandes, sein Vermögen, bald ge brochen sein. — lUob.r'chwemmung der Schweiz mit deutschen Waren.) Dir Klagen über die Ueberschwemmung der Schweiz mit deutschen Waren dauern an- Dazu fährt Alles nach Deutschland, um bei dem niedrigen KvrZ- staude dcr Mark spottbillig einzukaufen. Ganze Eisenbahnwagen mit deutschen Waren treffen hier täglich ein Auch die Franzosen traten bereits in Genf mid Zürich mit deutschen Firmen in Verbin dung — Nun wissen wir wenigstens klar und deutlich, ivarum der oeuksck-e Markkurs im Auslande niedrig gelmlten wird. l — (Teutsch - Arbeiter wollen die Kriegsgefangen-er ablöscn.l In einer von den freien Gewerkschaft?.-.' in Köln cinberufenen, stark besuchten Versammlung erklärte der Referent, daß in Nordfrankreich LövOüv deutsche Gefangene beim Wiederausbau beschäm feien. Da diese nicht vor dem Eintreffen von Ersatz aus Deutschland sreigelaksen würden, so erklärt sich, w-e wie in einer Entschließung gesagt wird, d e deutsche Arbeiterschaft bereit, die Kriegsgefangenen durch freie Arbeiter abzulöken und tatkräftig an dem Wieder aufbau des z rstörteu Frankreichs Mitzuarbeit, n Tie Erklärung soll der Berliner Regierung, der deutschen WasfeustillstaudskvMmission in Düsseldorf und dem Rcilhstcmmissar in Koblenz zwecks Werterleilung an die verbündeten Mächte, namentlich an Foch nnd die Kommission für die besetzten Gebiete, zugeste.t-, werden. — «Schwere Tumulte in Kielst Gestern abend kam es zn schweren Ausschreitungen. TrupvS von Ma trosen drangen, mit Revolvern und KnüPP-ku' be waffnet, in Mehrere Tanzlokale ein, um Rache an den Zivilisten zu nehmen, die ihnen angeblich den: Aufenthalt in den Lokalen verwehrt haben solltet Die Polizei nahm einige der Eindringlinge fest Doch kam e? bald zu erneuten Tumulten, waber die Sicherheitswehr eingreifen mußte. Zahlreich- Ruhestörer wurden festgenommen. In den Straßen der Stadt wurden bei den Krawallen auch Schuss? abgegeben, wobei cs Verwundete gegeben HB — «Bcimoudts Unternehmen beende!.) Der Lester der EntentekommTsion für das Baltikum. Admiral Hovmann, hat Mitteilung erhalten, daß der Führer der russischen Westarmee, Awaloff- Bermondt, sich mit seiner ganzen Armee gestern nacht dem Besthle de-S Gencrals Von Eberhard unterstellt hat. D'escr wird alles versuchen, die geordnete Rückführung der damaligen rcichsdeut'chen Truvven zu ermöglichen- — General von Eberhard ist bekanntlich der Nach folger des General- v. d Goltz. Er war von Berlin ins Baltikum -esondt worden, um die Rückführung der deutschen Truppen durchzuführen, vm denen e'ni großer Teil stcb der russischen Westarmee auaesch'DI>u und in ihr gegen die Letten bei Riga größere mili tärische Ersolge errangen und auch Riga eroberen Durch den Rückzug der Armee Judenitsch und wahr scheinlich ancb durch den früh einsetzcnden Wintcv wurde die Lage der Armee Bermondt nnhaltbor, so daß der oben mitgeteilte Entschluß unvermeidlich war. «WM» Aus hartem Holz. f Roman von JulraJvb st ! 43. PachvrvE verboten. „Zuchthaus Hütte sie verdient, Becker, wenn es , nach Recht und Gerechtigkeit Angegangen wäre. Ich i war ja drinnen beim Gericht. Ein Freund H-B mich - hereingcschmuggelt- Ich kenn' doch die Herrschaften ! so gut, Oie Dohms kamen früher alle Jahre Hec in vielen Wagen. War das immer ein Fest. Tie ; Jette war d.mals noch klein, lind die Thomas und s Jägers mußten auch dabei sein. All die vielen Jun- i genS! ^fa, Becker, das war noch schöne Zeit da- z malS, a.s die Bahn nach Elberfeld noch nicht ge- l Laut war. Tst keinen Herrschaften, die hier durch- - kamen und alle bei mir aßen! Und die Kafseevisi- ! ten! Sie kamen gern zu mir, uno ich habe ihnen vorgesetzt, daß die Tische brachen. Mein Kaffee u. meine Kuchen waren berühmt. Apfelkraut und Ho nig dursten nicht fehlen und der Barkäse Wie es ihnen schmeckte" Der junge Kutscher hörte zu, bis eine Pause kam, da sagte ?r: .Aber der Hoß hat doch die Kerze brennen sehen" Man sah es, wie seine Gedanke:! uicht ihre Wege gingen. „Ach, dec Christian hätre alles gesehen seiner Jet te zuliebe. Der l»at sich den Dohms mit Haut und .Haar verschri. ben, und ehe er zugelassen hätte, das; ein Kino oes Hauses ins Zuchthaus gekommen wäre, nürde er sich wohl selbst der Brandstiftung ange klagt haben. Wie sollte denn gerade in dem Augen blick da? Licht herunterfallen, das meinetwegen ge brannt haben mag. Und gerad auf das Testament ist es hinc,eschlagen! Bee, das glaub' ein anderer, aber mir, dcr Gläser, komme nran nicht nist so was. Just.,r..t Schröder hat in allem rocht, und die Geschworenen hätten auf ihu hören sollen d^nu säße die oa" — sie wies mit dem Daumen über die Schulter — „uicht so stolz iu ihrem Wag-u. Mir tut nur der H.rr Thoma leid und die Kinder. So 'ne Muster!" „Ach was, Frau Gläser, ich geh' mit d-n Ge- ! schworcucu. Was man nicht weiß, macht einen nicht ß heiß, sagt meine Mutter immer. Und Sie so-licu ! auch ein bische» vorsichtiger sei». Sic reden sich i sonst noch Ivas an den Hals." r „Soll, mir einer kommen. Dcr könnt-' mir nichts auhnbcu, Becker, wo sie doch nicht wegen ihrer Uu- i schuld, sondern wegen mangelnder Beweise steige- ß sprechen ist." ! „So, davon weiß ich nichts'" ; „Aber ich, wo ich dock) dabei war. Ls war ja nicht ausg>schlossen, daß das Licht — — —" H Jette hört? nichts mehr. Sie war schwankenden j Schrittes our-b das Zimmer iu deu Hausflur ae^ ; gange« und begab sich aus die Straße, im Varbei- ! gehen den Klingelzug in Bewegung setzend „Anspauucn!" befahl fie kurz, als ein Knecht her- ! bestaunte. ! Ter Wirtin, die eilig dazu kam, gönnte sie kein , Wort mehr, sodaß diese die Augst packte, Frau r Thoma könne ihr Gespräch belauscht haben. Tas war ihr doch unangenehm und konnte üble Folgen sür sie haben. So dienerte sie zum Abschied so rief wie sie konnte und rief: „Glückliche Heimkehr!" Währens dcr Wagen rasch auf der Chaussee datzon- rollte, fragte sich Jette immer wieoer: Dachten noch andere wie diese Frau? Zuletzt schlich sich der Arg wohn in ihr Herz, daß auch in Wilhelm der Zwei fel wicd-r -uifacwacht sei- Warum h<zt er sie, sichs mlt dem PfLchtteil zu begnügen gebeten? Cie konnte es noch tnw, es war noch Zeit. Ihr Kops flog zurück. Der alte Stolz, Oer wil de Trotz Pakte sie wieder. „Nein und abermals nein!" schrie e^s in ihr. Ric war f.e mehr ihres Vaters gewesen! * * * Nnn kam der Tag, da sie den Ihrigen gegelrüber- stehrn sollte Jette hatte es in ihrem StA; ver schmäht, sich vm ihrem Rechtsanwalt vertreten za lassen, doch-hatte sie gebeten, daß Onkel Albert sie begleite ,Wir werden in Deiner Gegenlvart ruhiger blei ben. Du arbörst ganz zu uns, und Mutt-r wird es lieb sein, das weiß ich." „Aber Brruhard nicht, Jette, und jm Grunde Hot er das Recht, mir dje Tür zu weisen." „Das oar' er nicht, Onkel Albert. Ich habe mir für alle Fälle eine Vollmacht von Wilhelm ous- stellen lassen, der Dich zu seinem Stellvertreter er nennt, da -er rocht anwesend sein kann." „Das war vernünftig, Kind- Unter di-sen Um- stäichen ist weine Anwesenheit sogar nötig. Alber warum läßt Du Dich nicht von Deinem Anwalt vertreten, Jette? Glaube mir, es wäre für alle Teile besser." „Damit Bernhard der Mutter ein* Almosen gibt anstatt ibre-> Rechts? Du hast doch den unaeräbre» Jnlnatt des ersten Testaments ausgeschrieben' wie ich Dich bat.?' . (Fortsetzung sa gt ) f