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die nun auch im Gebiete der sächsischen Staatsbahnen in loyaler Weise beachtet werden soll. Trotzdem wird es in Lachien nicht zur völligen Einstellung des Personenveriehrs kommen, weil nach dem Beschlusse der Reichs? mferenz Arbeiterzüge von der Einstel lung ausgenommen sein sollen und in Sachien 60 bis 6ö Prozent der übrigen Personenzüge auf ge wissen Tc-lstrecken und zu gewissen Tageszeiten vor. wiegl.nd der Beförderung vo» Arbeitern an ihre Arbeitsstellen dienen- Ter Post verkehr wird mit Hilfe der aus obigen Gründen beibehaltenen Per sonenzüge n»d durch Güterzüge und Eilgüterzüge ausrechizuer., lten versucht werden. Ta d:e>e Mit tel aber für einen einigermaßen regelmäßigen Post verkehr nicht ausreichen, so ist, wie gemeldet, die Jndieilststecano von Flugzeugen für diesen Zweck in 'Aussicht genommen- Zu den Einschränkungen im Personenverkehr uns der Eis.nbahn verbreitet, augenscheinlich amtlich inspireirt, Wolffs Sächsischer Landesdienst, fol gende Begründung: Wir scho in eine Zeit eingetreten, die an die Leistungsfähigkeit unseres, fastsbis zum Unerträglichen geschwächten Eisenbahnwesens die äußersten Anfor derungen stellt Solange das Wetter frostkicher bleibt, müssen .stark, ff eln gefahren werden. Verbietet dies der Frost, dann müssen die notwendigen Vor räte au Brot korrl in die Verbrauchsgebiete ge schafft werden. Vor allem aber muß an Kohlen beför dert werden, was sich irgend leisten läßt. Tazu kommt die gewaltige Inanspruchnahme der Bahn durch die Beförderung der Flüchtlinge Uno dec heimkehrenden Kriegsgefangenen. Es ist deshalb un vermeidlich. daß der Personenverkehr im Reiche stark eingeschränkt wird. Keine Paket- und Wertbrief Beförderung. Infolge der bevorstehenden Einstellung des Per sonenverkehrs auf den Eisenbahnen fällt, wie die zuständige Stelle in Berlin mitteilt, die Möglichkeit fort, die Postsendungen in den Schnell- und Per- soncnzügen A» befördern. Infolgedessen können auf den Hauptstrecken nur noch Eilgüterzüge und im übrigen Güterzüge für den Postversand benutzt wer den. Die damit verknüpfte Ausschaltung einer gro ßen Zahl von Bahnpostwagen macht es notwendig, die Annahme von Wertbriefen und Paketen (ausgenommen Medikamente- und Presseiendungew für kurze Zeit zu sperren. Um den Telegraphen für die wirklich wichtigen Telegramme betriebsfähig er halten zu können wird die Annahme von 'Glück wunsch- un-- Begrüßungstelegrammen, sowie von Telegrammen in nicht dringenden Familienauqele- genlniten und dergleichen bis auf weiteres einge stellt. Widerrechtliche Wagenverwendung Ivird streng bestraft Um den verfügbaren Wagenpark für Zweke der Allgemeinheit voll nutzbar zu machen, stehen wei tere Maßnahmen des Reichsverkehrsministeriums un mittelbar b^vor. Türck diese Anordnungen wird die eigenmächtige, widerrechtliche Verwendung von Wagen unterbunden und unter strenge Strafe ge stellt. Soweit bei Privatwagen für Kohlenienduu- gen Vie Gefahr besteht, daß durch ihre Benutzung oie gleichmäßige Verteilung der Kohlen beeinträch tigt wird, werden sie der Verwendung für die Ati"- gcmeiudeik auaeführt werden- Keine Personenbeförderung durch Güter wagen Berlin, <0. November. Vom Ministerium der offentstch-n Arbeiten wird uns mitgeteilt: Tie an läßlich der Erörterungen über die bevorstehende Einstellung des Personenverkehrs in der Zeit vom ö. bis lö. November von mehreren Tageszeitungen gebrachte Nachricht, die Eisenbahnverwaltuug beab sichtige, zur Ermöglichung eines beschränk en Per sonenverkehrs an Züge, welche bisher als ''ein'' Gü terzüge gefahren wurden, Personenwagen anznhän- gen, ist unzutreffend. Es kann daher nur davor ge warnt werben auf eine Beförderungsmöglichkeit die sec Art zu rechnen- Anträge aus Zulassung von Reisenoen zur Mitfahrt in Güterzügen Und zwecklos. Dir Schieber rücken ab! Aus dem besetzten Gebiet wird gemeldet naß die bevorstehende Verkehrseinstellung eine allgemeine Flucht oer in den rheinischen Städten weilenden Schieber und Aufkäufer zur Folge gehabt hak. Auch anderswo scheint man den Schiebern gründlich an den Kragen gehen zu wollen, nachdem im Westen bereits oie Einsetzung von Wuchergerichten in An griff gencmm.n'worden ist. Es wird gemeldet: Oppeln, 3. November. In ganz Schlesien ist der Kamps gegen das Schiebertum nnt aller Schärfe ausgenommen worden. Insbesondere soll mit Gefängnisstrafe gegen die Wucherer und Schie ber vorgegangen werden Eine scharfe Ueberwachnng der Bahnhose gilt vor allem dem gewerbsmäßigen Schico.rtum. Zu den in -Oberschlesien aufgestellten Sichcrh.itswehren gesellen sich noch besondere :ißrast- sahrer- uno siliegerabteilungen, die die schnelle Ver folgung flüchtiger Verbrecher aufnehmen. MI NU MMN IN MM!» IN Mikl. Tie Franzosen haben wieder eine Mordtat in Kaisccsipnleco verübt, deren Opfer der 2:i Jahre alte Kaufmann Richard Möbs geworden ist. Tie fer machte eine abfällige Bemerkung über zwei deutsche Mädchen, die abends bei den Franzosen stanoen. Er wurde darauf von zwei französischen Soloaten dovch Revolverschüsse getötet, während fein Begleiter einen Streifschuß erhielt. Möbs ist oas oritte Opfer der französischen Soldaten in einem Monat. Zwei belgische Soldaten verlangten von zwei Düsseldorfer Bürgern in Oberkassel den Ausweis. Als die bilden. zwei Brüder namens Wehr, 'n die Tasche grown, um ihre Pässe herauszuziehen, legten die Belgier aus die beiden an linde rschofsen sie. Es ist allerhöchste Zeit, daß unsere Regierung end lich einmal den Weg findet, diesem verbrecherischen Treiben scr feindlichen Soldateska Einhalt ;u tun- Wenn man an das Geschrei denkt, das sich bei den Franzosxn nach der — an sich durchaus verurteilenö- werten Ermüdung des Sergeanten Manheim er hob, wenn man sich erinnert, daß unsere Regierung einen duntten. bis auf den heutigen Tag ungenannt gebliebenen , Gönner" mobilisierte, um durch die Zahlung der Ruße von einer Million Mark oie an- gcörohlen Revressalien der Franzosen abzuwcnbm, und wenn man sieht, wie heute Belgier und Fran zosen es sich erlauben können, fast Tag für Tag einen unserer Leute herunterzuschießen oder abzn- stechen, ohne daß auf unserer Seite etwas Entschei dendes gcichieht, dann dars mau wohl sagen- daß dieser Skandal sich nachgerade zu einer Schande un serer Regierung auszuwachsen droht, die natürlich auch nicht . :.ne Einfluß auf ihren Verkehr mit den noch immer feindlichen Mächten bleiben könnte, weil diese glauben würden, daß man uns alles b eten kann Auch unter diesem Gesichtswinkel erscheint es dringend nötig, daß unsere Reichsregierung sich end lich einmal anfrafst und den westlichen Kusturte-k- gern zum Bewußtsein bringt, daß der Teutsche trof^ alles Elenas, in das ihn das Mensche,lsreuudliche Friedenswerk von Versailles gestürzt hat, sich denn doch für z.i gut hält, französischen und belgischen. Soldaten als Schießbudenfigur zu dienen DeuNcves AKvD Perlin. (Wiedergutmachung für Scapa Wie „Tcmvs" meldet, hat der Fünferrat am Sonn abend nachmittag beschlossen, von Deutschland für den den Aili erten durch die Vernichtung der Schiffe in Seapa Flow zugefügten Schaden eine gewriie Anzahl leicht.r Kriegsschiffe, Schwimmdocks, Kräne und anderes Flotienmaterial zu verlangen. Nach einigen Abendblättern will man 400 00) Lonneu Schiffsraum als Ersatz beanspruchen- — (Ernste Wendung im Berliner Metaklarbeiter- strcik.) Ter „Vorwärts" berichtet, daß die General versammlung des Metallarbeiterverbandes mit 40M gegen 17 Stimmen beschloß: Die Vorschläge der Un ternehmer über die Aufnahme der Arbeit sind völlig unannehmbar. Streik ist keine Unterbrechung des Arbcitsvcrhältnisscs. Die Streikenden. Ausgepecr- ten une Enttassenen sind bei Wiederaufnahme dec Arbeit gleichzustellen. Alle Entlassungen iino rück gängig zu machen- Die Generalversammlung ruft alle noch arbeitenden Metallarbeiter Groß Berlins auf, sofort in den Solidaritätsstreik cinzutrctcn' u- wroert, daß die politische Vertretung der Arbeiter schaft den Generalstreik nach Ablauf von M Stunden erklärt, w.-nu die Unternehmer von ihren bisäeriqcn Fcroernngcn nicht ablassen. — Wie ein weiteres Telegramm meloet, soll der Solidaritätsstreik bereits heule Dienstag beginnen. — (Tie geplanten Unruhen am 9. November) In einer kommunistischen Versammlung am Sonntag erklärte ein Redner, wie aus Berlin gemZd,-1 wird, die Einste-lung des Personenzugverkehrs vom o bis 1ö. November sei nur beschlossen worden, nm die Unruhen am 9. November unmöglich zu machen. Ter Rconer erklärte, man habe die Unruhen aber schon lange Zeit vorbereitet, und die Einstellung deL Zugverkehrs könne nicht mehr verhindern, ne wirk sam zu machen. — Aus Berlin wird noch gemcio.t: Tie von d. Unabhängigen und Kommm isteu am 9. Novemb r, als dem Jahrestag der Revolution, geplant n öffentlichen Versammlungen und Manen- demousttation n sind nicht genehmigt worden'. In ennc K nferenz des Ministeriums des Innern' wur den Gru'czü .. festgelegt, die gegen eine Auch Wong der Abstimmungen des Belagerungszustandes für die len Tag sprachen. — (Tre Truppen im Baltikum.) Wie aus Berlin gcweloet wird, haben die verbleibenden deut schen Truppen im Baltikum auch oen vorletzten Auflon der Reicbsregierung abgelehnt. Offiziere n. Mannschaften auf der Linie Mitau—Friedrichstadt ha ben in de- Zeit vom 20.—26. Oktober beschlossen, in Rußlano zu bleiben. Nach zuverlässigen M-'chun- gco bciinscu siel' 42 000 Deutsche im russischen .Heere. — (Tie Fntuugstverke nm Kehl.) Tie im Brük- keukopfgebiet von Kehl und in der Umoeacns von Straßburg befindlichen Festungswerke blewen' nach Beroronung d>r französisckwn' Besatzung-Ln-b rse b s zum Ende der französisclwn Besatzung c halten. Ta gegen müssen sämtliche, noch an den Rlie „brücken- köpfen bofipdEchen Festungswerke entfernt werden, darunter auch die Festungswerke von Latein gegen über dem Oberelsaß, deren Schleifung nahezu voll endet ist. Avs hartem Holz. Roman von JuliaJobst. Nachdruck Verbote». Stöhnend schlug r die -Hände vor die Stirn. Was sollte aus ihnen werden, wenn sie, die Ettern, m oec Schmach zugrunde gingen? Ob Onkel Albert Tante E.ije alles erzählt hatte? Er Hörre le neu Schritt Flur, uno jetzt auch die Stimme Z?r al ¬ len Tame, oie ihm das Geleit bis auf sie Sruj> zu geben schien. Er itano auf und löschte rasch die Hamoe. Er wuroe zum erstenmal im Leben zum Lauscher. Die grüucn Hauen lagen schon vor dem Fenster, und als ec von inne,, den unteren Teil in sie Hole swob, hörte er Tante Elise sagen: „Und wenn Ihr alle nicht en ihre Unschuld glaubt, mich könnt Jvr nicht vaukeuo machen-" „Ich w'llw, ich hätte Teuren Glauben. Eliic." „Tein Hon isken wird ihn auch haben, ^Zch möchte nur dabei sein, wenn Tu ihr alles erzählst. Aber ich darf mich mit meinem .Husten nicht so spät hec- auswagen." „Uno oann stellst Tu hier", schalt Jäger. „Ich acze ja schon, Albert. Was meinst Tu, ob ich mal zu ib^ gehe?" „Nein, E ise, halte Dich zurück, bis sie Deiner bedürfen. Tas wiro nicht lange auf sich warten lassen." ) „Willst Tu jetzt nach Hause, Albert, so allein?" „Pst! Daß der Junge es nicht hört, sonst bc« gleiter er mich noch. Ich möchte ihm heute nicht mehr in oie traurigen Augen sehen oder !ch schließe in der Nacht kein Auge. Gute Nacht, Elise. Tu darfst heute ein besonders kräftiges Gebet zu NN, lerem Hwcgolt schicken. Vielleicht, daß er noch einen Ausweg sicht, wo wir mit Blindheit geschlagen sind" „Er verläßt unsere Jette nicht, das kannst Ta 1 glauc-en. Äomm gut heim. Wie kann Tein Howis- » kea nue '.e ben, daß Tu Tich bei Teinen Jahren j noch akein im „sticken Tüster„" herum treibit. Sn'a z Herumsrisuer!" f Tic alte Tame verbarg unter ihrem Schelten sie k Angst. Aber sic vermochte es nicht zu ändern, daj; - der nun schm Siebenundsiebzigjahrige seinen Nach- z hauiewcg allein antrat. Rüstig schritt cr davon, j aus der vom anfsteigenden Mond nunmehr hellbe- ! leuchteten Straße. Ihn drückten die Ialw: cbc,,so- wenig wie 'ein LomiSten. Und das war gut, de:.u r sie warcn noch nicht entbehrlich hier auf Erden', wo s es wieder einmal so verflucht ungemütlich zu wcr- > den drahte, wie er innerlich schalt. 'Was würde seint > Frau bloß sagen, wenn sie das erfuhr? Aber wozu t Mußte sie es l>eute schon wissen oder morgen? Es l war ja Zeit dazu, wenn die öffentliche Anklage cr- i hoben wucoe. t Iägcc hrc achte nicht lange zu warten. Wic ein : jagend Feuer, das, vom Sturm getrieben, von j Tach za "Toch springt, so durcheilte die sensationelle ! Nachricht die Stadt. ! Man ivaljete sich in zwei Lager. Ta die Beteilig- l ten za allem schwiegen, wurde keine Einzelheit b-- » kannt. Jette bekam niemand zu Gesicht. Sie lebte t ein Heben, das ihr an manchen' Tagen wie ein ! wüster Traum erschien. Kein Besucher wurde eilige- k lassen, auch Grüßchen nicht. Wenn Tante Elis: nicht ' gewesen wäre, die ab und zu bei Jägers vorspraH, so hätte man überhaupt nichts erfahren, denn' mau wagt? Tvoma, der Tag für Tag zur Fabrik ging, nicht mit tragen zu kommen. Auch hellte war sie da und saß bei den alten Freunden, nm ihr Herz zu erleichtern, wie kie sagte. „Wie Jette ist?" erwidert? sie auf eine Fragc. „Sie trägt dcn Kopf stolzer denn je, aber cs ist im mer, als ob ihre Augen nichts sähen und ihre Ohren nichts hörten- Tabei führt sie den Haushalt wie immer, bleibt keine Frage schuldig. bcfchäit'gb die Jungen aber das Gesicht ist wie eräarrt." „Und Wilhelm? Wie stellt er sich zu ihr ^Ganz wie früher, zärtlich und immer um sie befolgt, wenn er bei ihr ist. Ich sage: wen!.', denn es kommt mir se vor, als ob sie sich gerade so mie den wie ihr? Augen." „Ja, j.L', brummte Jäger in seinen Bort, . dec eine hier und der andere dort- Und die Augen!" „Tn wiiln dock' nicht behaupten, Albert, daß er aa die Schuld Jettes glaubt?" Iäscr schwieg und Elise auch. „Rein Gott, die arme Jette", rief Frau Jäger außer sich. „Wenn ich doch nur zu ihr dürite. Elise, Tu hast es ihr doch gesagt, daß wir an sie oiau- ben" „Gesagt habe ich es nicht, Luise, wir spräche.! jck nie darüber, aber sie spürt es, glaube cs nir. Wenn nur erst alles vorüber, wäre. Hast Tu erfahren- wann die Sache dran kommt, Albert?" „Wir hoben Glück, Elise^ gleich im Ankagg." „Gott sei Tank", fiel seine Frau ei» „Ticse Ungewißheit ist nicht zu ertragen " ch . (Fortsetzung