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fähigkeit Frankreichs. Darum lmt die Lnlente und die gesamte 'nternationale Arbeiterschaft das drin gende Interesse daß unsere Leistungen aus d-M Vertrage baldigst vernünftig umschrieben werden. Hebt nch unsere Valuta, so können wir den Wirt- suäastsbetricb beben. Vielleicht hilft eine .Anleihe, um daS in der Welt herumschwimmende deutsche Geld, etwa lT Milliarden Mark, in seinem Wert zu konsolidieren. Tas Volk Mu'ß sich selbst helfen, indem „jeder seine Pflicht tut. (Beifall) Tie Ver stopfung des Loches im Westen, die Errichtung 'ver alten Zollgrenzen und die Maßnahmen gegen die Kapitalskncht kommen ergänzend hinzu. Wir wer den die Bestrebungen, den Kredit durch deu Var- cociungsverkehr zu heben', in jeder Weise söcoern. Tis Herabmindsrung der schwebenden Schu'0 ist meine grösste Sorge. Ter Krieg hat uns nicht al lem 90 Milliarden Kriegsanleihen, sondern auch noch .'>0 Milliarden schwebende Schulden gebrachst Lie mussten wachsen, weil der ganze Kriegsplan und sei ne Finanzpolitik aufgebaut waren auf das Hin- Venburgprogramm. Wir haben neue Ausgaben ge habt v?n nur ö Milliarden Mark für Lebensmist >5 und Notstandsunterstützungen. Alles andere sind zkrjeasausgaben. Dazu kommt, dah wir jm Kriege nicht einmal den Zinsendienst durch Steuern auf- -gebracht haben. Ebensowenig auch die AuSgaoen für Vas stehende Heer und die Pensionen. Mir brauchen neue Anleihen. Ter Weg der Prämienan leihe bringt, wie wir hoffen, ein Künftiges Ergeb nis. Wir sind einen guten Schritt weitergekommsn und werden nicht rasten. Tabei bedürfen wir der Mitarbeit des Volkes. (Beifall bei der Mehrheit.) Hieraus setzte die Einezlberatung ein. Schließ lich wurde der Etat gegen die Stimmen der bei den rechtsstehenden Parteien und der Unabhängigen angenommen. Dann vertagte sich das Hau? bis zum 20. November. . M »NM WIM« Ml »It MlM Wl«M IS. Als Antwort auf die Aufforderung der alliier ten Regie ungen zur Teilnahme an der Blostode Sowjetruflands hat die deutsche Regierung in Paris eine Note überreichen lassen, in der es u. a. heifst.' ! Tic deutsche Regierung hat selbst im ganzen Lan de nicht unc hebliche kommunistische Bewegungen mit Erfolg ^bekämpft. Tas deutsche Volk hat in den letzten Jahren die Wirkungen der Hungerblockade in ihrer ranzen Fruchtbarkeit gespürt. Es weiß, das; unter ihr in erster Linie Kindermund Greise, Frauen und Kranke, also an der Kriegführung Un beteiligte, in grausamster Weise gelitten. Es weiß auch, vag dw Blockade auf die geistige Verfassung oer Bevölkerung in zersetzendem Sinne gewirkt hat, statt zu hemmen. Hinzu kommt, daß sowohl nuh den allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätzen wie auch insbe,.ordere nach den Satzungen des künfti gen Völkerbundes in vorliegendem Falle oie Vor aussetzung für die Verhängung einer wirtschaftli chen Blockade nicht gegeben sein dürste. Tahe'- hält die deutsche Regierung die von ihr vertretene Po litik oer Nichteinmischung in die inneren Angele genheiten Rußlands für zweckentsprechend. Zum Schluß erklärt sich die deutsche Regierung be reit, an einer Aussprache hinsichtlich oer in Be tracht kommenden Fragen teilzunehmen, indem sie gleichzeitig darauf hinweist, daß ein Zusammenwirken der Mächte ozur dann ersprießlich sein könnte, wenn neben der Erkenntnis des gemeinsamen Interesses auch die Achtung und kohale Anerkennung des gegen seitigen Rechts gesichert sei. Diese Voraussetzung lie ge aber nicht vor, solange die alliierten und asso ziierten Regierungen über deutsche Küsten und deut sche Sck-isfe selbst Blockademaßregeln Vorhängen. Deutsches Reich Berlin. (Protest gegen die Ostseesperre) Die deutsche Regierung hat in- Paris eine Note nc^cn die Ostreesperre überreichen lassen, in oer ne noch mals ersucht, die Maßnahmen, die hei ihrer An ordnung von der Entente ausdrücklich als »orübcr- gehend bezeichnet wurden, nunmehr völlig amzu- heben, Anordnungen zu treffen, daß alle iestgehalt?- uen Schiffe ihren Eigentümern zurückgeaebeu unk» oie da.' deutsche Wirtschaftsleben außerordentlich schädigenden Bestimmungen beseitigt werden. -- (Tie Schuldenlast.) Zn der Tienstag-Abemitznng des Laushiit usichusses der Nationalversammlung rcilte oer Abgeordnete Pachnicke beim Etat mit, daß die am I. Avril 1920 auf 204 Milliarden Mark ge schätzte Schuld vermutlich von der wirklichen Sum me noch übertroffen werde. Hierzu treten noch 1^0 Milliarde», Mzxk Kriegsentschädigung, die schon be kannt stien, und diejenigen weiteren Milliarden, die der Feind bis zum 21. Mai 1921 bekanntgeben will.. Wie diele Last getragen werden solle, wisse niemand. Ter Etat wurde bewilligt. — (Dor Anleihebedarf.) Ter der Nativnalver- sammlung zugeaangene Reichsergänzungsctat für 1919 enthält einen neuen Kreditanspruch von 8.1L7 Milliarden Mork. Fast alle Ministerien haben er höhte Ausgaben. Aus der gesamten- neuen Forde rung ergibt sich ein Anleihebedarf von 40,0 Milliar den Mark. Tadov' sind aus gesetzgeberischem Wegs bereits für 32,4 Milliarden Mark Kreditermüchtig- nngen erteilt worden. Aus Nah und Kem. Lichtenstein, l- Novemb-r *— Ter Turnverein Lichtenstein vcransta,- tcte gestern abend im Krystnllpalast eine öfstnithehc Abeuo-Untertzaltung, die recht gut besucht war. Trotz- dem nd der langen Kriegszeit der Turnbc- tricb geru-ck batte, bot die Veranstaltung so viel Schönes, daß man seine Freude daran haben konn te. Nicht allein die Darbietungen der Turner zeig ten, daß der Verein über tüchtige Kräfte verfügt, auch die Tnrnerinnen-Abteilung bot ihr Bestes- Tie Vielseitigkeit und Sicherheit des Turnens Macht ast- seitig einen nuten Eindruck, ebenso wurde mit Ele ganz nnd Anmut der „Elfenreigen" und . Auf der Turnfahrt" ausaeführt. Tie Besucher würdigten oft die einzelnen Vorführungen mit andauerndem Bei fall. Daß auch das Theater recht flott gesp-ekt wur de-und eunae Szenen große HeiterkeitSerfolgo h?r- vorricf^n, sei nicht vergessen. So hatte somit oer Abend das erreicht, was er bezweckte: Den Turn verein wieder in allgemeine Erinnerung zu bringen und ihm neuen Zuzug Vvu Jünglingen und Mäd chen zuzusühren. *— Postgebühren nach dem Auslande Brie fe nach dem Auslande werden häustg noch nah den alten Gebührensätzen sreigemacht. DaS Reichs - postmonsterinm macht daher erneut darauf auf- werljam, daß für Briefe nach Deutfchösterreich, Luxemburg, her Tschechoslowakei und Ungarn die inneren deutschen Gebührensätze gelten, daß ibe- noch dem norigen Auslände die Gebühren für Br.ae bis 25 Gramm auf 30 Pfg. und für jede weiteren AH Gramm auf 20 Pfg. festgesetzt sind. Dresden. (Einbrüche ) Aas einem Schuhwaren. geschäft aar der Leipzigerstraße sind in der NackE für ca. 3900 Mark Schuhwaren gestohlen worden, (hegen zwei Uhr nichts ist vor dem betreffenden Grundstück e' .e Troschke vorgefahren. Bald vorauf sind vier Männer eingestiegen und stadtwärcs gs- sal reu. Man nimmt an, daß die Diebe die Schuh - waren in dieser Troschke fortgebracht haben — Ferner wurden in der gleichen Nacht auf der Haupt straße aus esnem Schaukasten Kolliers, Uhrketteu mw. im Werte von 1200 Mark gestohlen. Außerdem ha ben aus einer Bodenkammer in der Eliienstr >ße Tiebe verschiedene kostbare Damenkle der und Ko stüme, Blusen. Damenwäsche, Gardinen und andere Gcgcuüäuvc -m Gesamtwerte von 8000 Mark gestoh len. — Ebenso sind aus einem Geschäst in der Kamcnzerstraße verschiedene Manufakturwaren, sows? Strümpfe im Gesamtwerte von 5700 Mark gestoh len worden — (Durch Gasvergiftung) ist eine 71 Jahre alte Bahnhofsvorstshers-Witwe verstorben. Es liegt Ungmckzkall vor. Leipzig- (47 OM Zigaretten uns WO Mark ba res Geld gestohlen.) Aus dem Geschäftsraums o-ncS jungen Anfängers am Neumarkt ist in ser Nacht zum 23. d. M. ein großer Posten Zigaretten, und zwar 37 OM Stück, Mark „Henlh", und Marke „Silver Badge", sowie 900 Mark bares Geld gestohlen wo'den. Die Diebe sind durch Ausschnei den einer Türfüllung in den Raum gelangt. 10 Prozent vom Werte des Gestohlenen werden als Be lohnung ausgesetzt- — (Für MM Mark Gelatine ge stohlen.) Aus einem Fabrikraum in der Schönbock straße Leipizg-Stötteritz, haben -Diebe 100 Kilo gramm in Säcke verpackte Gelatine gestohlen. Vor dem Ankauf wird gewarnt. Am Tatort ist eine Ar- tillcrieschirmmütze von den Spitzbuben zurückqclaf- sen wo wen; sie kann bei der Kriminalpolizei besich tigt we"ven .' t Zittuu. (Toppelraubmord.) Aus der benachbar ten oeulschbötzmischen Stadt Gablonz a. d. Neiße wiro gemeldet, daß dort in dem Besitztum des Landwirtes Josef Heidrich Feuer ausbrach. Aks dis Feuerwehr in das Haus eindrang, fand sie die halb- verbrannte Leiche des Heidrich mit einem Leder- ticmen üm den Hals und einem Sack über den Kopf gezogen. Jm Wohnraume lag die Leiche der 60 äh- rjgen Sckwester Heidrichs, Barbara Hübner. Nm ihren Hals war die Kette einer Wanduhr geschlun gen. Heio,eich lebte schon seit Jahren mit seiner Schwester im gemeinsamen Haushalts und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Er war ein vermögen der Mana, jedoch in Geldangelegenheiten sehr miß trauisch, soo„ß er selbst den öffentlichen Kassen nicht! traute. Wie man hört, wurde Heidrich wieoe'-h stt von Einbrechern mit Erfolg heimgesucht, Jm Früh jahr wurde ihm bei einem Einbrüche eine Kutz ge stohlen. Man nimmt an, daß gestern eine Diebes- gcsellfchast wieder einen' Einbruch versuchte, cdoH von den- Geschwistern, die sonst als schwerhörig ge schildert werden, überrascht wurde und Eck der Zeu gen ihrer Tat durch Ermordung zu snUed gen c-r- suchte. Aus dem brennenden Hause koinneu „ur zwei Ziegen und ein Kalb gerettet werden. Zwei Kühe waren den Flammen zum Op-er gekästen Plouen i. B- (Testament angefochten.^ Bekannt lich batte der vor einigen Jahren verstorbene Land- wirt Hermann Knorr den deutschen Kaiser zum Erben seines nicht unbeträchtlichen Nachlasses ein gesetzt mit der Bedingung, daß die Zinsen im Jwcr- Aus hartem Holz. Roman von JuliaJob st. 31. Nachdruck verböte«. „Sv tritc LaS frühere Testament wieder in Krack „DaS ha,, der alte Herr selber zerrissen, a.s das neue gemacht war, und da er mit seiner Frau in Gütertrennung lebte, sind Bernhard Dohm und Ihre Fran die Haavterbon." Tbvma jla-rte Vvr sich hin. Tann packte er un gestüm den Arm des Arztes, der ihm von jeher Freund uiw Berater gewesen war. „Nur aus meine Frau fällt der unsinnige Ver dacht, das Testament vernichtet zu habend" „Ja. Worum mußte sie denn auch so sckmloS davonlauscn. anstatt Rede zu stehen. Sw war doch dem Justierst eine Erklärung schuldig " Wilhelm srrgna aus, öffnete die Tür zum Schdaf- zimmcr und schlich an das Bett seiner Frau, die in tiesem Schlaf lag. „Die Medizin hat ihre Wirkung ge'-m", segle Köhler leis . Er war Thvma gesolgt. „S> wirv vis morgen schlafen, dann komme ich wieder. Wicken Sie was, Tl, ma, nehmen Sie auch von den Tropfen, cs kann J.-nen nicht schaden " Und al-k der Treue gegangen war, starrte Tl, ma ihm nach, griff daun an den schmerzenden' Kevs uüd stöhnte. „Auch er — auch er!" Wieder , üßte ein lachender Herbstmorgcn daS Bcrguche Lmd und die in ihm wohnten ES lag ein große? Freuen in der Luft, zu dem der Tod schlecht stimmen wollte. In der Stadt gingen die Zungen, als wollten sie mit den Staren eia Wett- singen hacken. Aber was sie sagten, war meist übel töneNdeS G> ichcei. Und wußten doch noch nicht das Aergge, die lieben Nächsten, das blieb einer spa teren Z.it Vorbehalten. Der Tote verlangte sein Recht und es wurde itzm mit ast dem Pomp und der Feierlichkeit der ast tcu Sitte. N emand fehlte, auch Jette und Wilhelm nicht. Durch die wcjtgeöffnete Tür des Hause? Dohm wcn'en sie ;nw Staunen aller mit ihren kleinen. Söh nen gesetzestchn, denn Jette hatte es so gewostst. „Ick maß au dem Toteu gutmachen, Wilhelm, was ich am Lebenden gefehlt habe. Unsere Knaben jvllcn itzm die ststst Elste geben, und Tu auch." Und ianler dem Wagen schritt an zweiter Stelle Thema m.ck seinen Knaben, Bernhard durste es ihm nicht wehren. Aber vvm Kirchhos kehrte er gleich tze'm wo er Jette schon vorsand, Vie sich nach oer Treucrseier jm Haus svkort entsernls. da die M.ustc »ür sie weder einen Blick noch eine Hand gehabt h üc. Wie konnte die Tochter wissen, wie sie der armen Witwe zugesetzt hatten, bis sie nicht mehr wußte, was sic tun sollte. Bernhard und feine Frau waren ihr nicht von der Seite gewichen, als die Thomas erschienen. Nun kp''angcu die Knaben wieder fröhlich im Zarten umher. Nachdem sie die überraschende Kunde, daß ihnen ein Großvater gestorben war in sich ausgcn.mnicn und tausenderlei Fragen- gestellt holten, waren sic tics gerührt mit zu Gr'he ge- gangcu, schicc erdrückt von dem Ernst der ganzen Feierlich-' tt Toch das hielt sie nur gerade so lauge im Baun, bis sie wieder zu Hause waren. Verges sen nmr o.. Großvater, den sie gar nickst gekannt hatten, rccnesscn Grab und Tod. Jubelnd gingen sie ctzcen Freuden nach, bis ihr kleines Reich voll jungen Leb ns war, in dem sie seit Tage;.- nur ciu» schmerzlich vermißten — die mit ihnen sp elende um» jauchzen, e Mutter. „Ich will noch zur Fabrik hinunter, Jette' , sagte Thoma. „ES ist vor der Abreise noch io viel zu erledigen." Jette u'Rte nur. Sie war jetzt immer so ae- schastig mit allerlei Haushaltungssorgeu, als hielte sie es nicht Mehr in seiner Nähe aus. Und nun er gegangen war, fiel sie auf den ersten dem-" Stuhl, uinang twr sich hinstarrend. Tas war al! d'.c Tage so gew.s.n- Sie griff nach einem Buch und versuchte zu lesen, aber die G.danken vermochten nicht zu folgen' Sie holte sick zeu Flickkorb heran und begann mit sie- vcrtzackem Fl-iß zu stichelu, bis die frühe Dämme rung berciubrach Sie hörte die Knaben im Spiel zimmer lacken und toben, aber sie ging nickt ihnen Sic saß auf ihrem Fensterplatz und blickte in den Garten, wo die Farben erloschen, eins nach der ander.n, bis die Herbstwunder vecschluagetr waren von der aussteigenden Nacht. Schon blitzte ein Sternlein aus, hier ein? und dort eins, bis das ganze Firmament strahlte und funke.te Und die arme Seele, die in ihr.m Jam- mer zu ihnen emporschaute, wurde von a" di-ker HerrZchkcit und Größe bedrückt, denn sic 'ühlie fich vvn ihrem Gott verlassen. Es war, als ob .-uvaA in ihr gestorben wäre, seitdem sie in ihres Man nes Augcn den Zweifel erkannt hatte. Sie Höcke die Haustür gehen — Wilhelm kam wohl zurück- Nun öffnete sich ihre Zimmertür. Sie rührte sich nicht Tie Sternennacht war so hell, daß der Eintretende sie erkennen mußte. ;F.