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Deutsches Reich. Verkitt. (Tie neue Erpressung.) Der Beteln Hamburger Reeder hat folgendes Telegramm an d e Neichsrcgiernng gesandt: Die von der Entente ver- langte Auslieferung von Schwimmdocks und Krä nen bedeutet für die deutsche Seeschiffahrt eine schwe re Gefährdung. die Abgabe von Seebaggern eine Bedrohung des gesamten deutschen Seehafenver- kehrs, aie Wegnahme der Schlevver würde oen für ilnjer Wirtschaftsleben unentbeb'lichen Küstcnrer- kehr lahml.gen. Tie unausbleilniche Folge wären zahlreiche Arbeiterentlassungen- Wir bittnk daher dringenbst, den mit nichts zu rechtfertigenden For derungen der Entente, welche den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft völlig zur Unmöglichkeit machen würden, alleräußersten Widerstand eutgegerzu- setbn. Auch der deutsche Sceschifsahrtsausschuß wandte sich in gleichem Sinne an die Neichsregie- ru"g — (Rettung durch die technische Nothilfe.) Al? im Siegener Bergland Ende Sktober die .Hütten st-llgc- legt wurden und die Arbeiter Mehrfach iogar Not- 'taudsarbeit'n verweigerten, griff die Technische Not- hilse von Münster aus ein. Durch ihre Arbeiten st der gesamte .Hochofenbetrieb in Siegen gereitet, raufenden von Arbeitern die Arbeitsmöglichkeit und em deutschen Volke Millionen von Werten erhalten worden, bis am 6 November die Hüttenarbeiter die ' lrbeit wieder anfnahmcn — iHaases Ulörd^r geisteskrank.'» Ter Ledwactz^i- -er Johann Vos;, der am 8. Sktober das RevoU'er- . .rtentar ans den Abg. Hugo Haase verübte, wird nicht vor Erricht aebellt werden. Nach dem Gutacht-m des Äerichtsrates Geh. Medizinnlrates Prof. Tr. Straf;mann treffen auf Vos; die Voraussetzungen des 8 Al -- s Strafgesetzbuches zu. Danach dürfte eine Anriage gegen Vos; nicht erhoben werden, wohl ober wiro <-r als gemeingefährlicher Geisteskranke''- dauernd in einer geschlossenen Anstalt interniert werden. — (Ter Hamburger Kommunisteusührer Laufen-- bsrg twrhaftetA Ter Führer der kommunistisch'» Partei in Groü-Hambnrg Tr. Laufenberg, der während der ersten Revolutioustage erster Vorsitzen der des Grützen Arbeiterrates und Diktator Ham burgs »vor, ist in Wandsbek, nachdem er dort in einer ka^nmnuistiichen Versammlung aufreizende Re den gehalten batte, auf Veranlassung des auß.w- ordeut.ich.n Kriegsgerichtes wegen Aufreizung ver haftet worden. — lFewma"ichallL.nitnaut Arthur Horetzkw hat sich .in seiner Wiener Wohnung erschossen. Er staue im .70 Lebensjahre lind war Erzieher des Groöb?r;ogs von Toscana. Horetzky sollte in den nächsten Tagen' anläßlich der Offiriersübergabe an die Tschecho-Slo- wakei nach Pilsen übersiedeln- Ter Entschluss von Teutschönerreüb zu scheiden, mag ihm schwer ge fallen sein, und es ist auzunehMen, das; darin das Selvstmaromotiv zu suchen ist. — iTumu'K'eoeu.) In der Berliner StadlM-rard- neteuverfal' mli'na kam es anläßlich der von den MehrhcitsfrW listen beantragten Verweigerung der Mittel für den Nenköluer Arbeiterrat zu stürmisch ui Vorgängen. Aus der Strane tagertcn große Meufclienmas'en, die die Kommunisten und Unab hängigen in zwei Versammlungen eine Stunde vor Beginn der ^Stadtverordnetenversammlung zusam- meugebracbt lwtten. Tie Türen zum Rathaus mutz ten verschloßen werden- Als sie vorübergehend g'- öffuet wurden, um einige Tribüneubesuctzer, die üoer Einlaßtarten verfügten, Zutritt zu gewähren, wur den die Tore gestürmt. Die Massen besetzten nicht nur oie Tribünen, sondern dranaen auch iu den Sitzungssaal, wo einige Stadtverordnete tätlich miß handelt wurd-n. Schließlich rauMte Landesprlizei das Ratbaus. — (Das unmenschliche Frankreich.) Der „Pro- gres de la Somme" schreibt zur Kriegspefangenen- frage: „Man darf nicht glauben, daß wir Deutsch land sogleich unsere 450000 Gefangene zurücksen- den werden. Sie werden bei der Wiederherstellung der zerstörten Gebiete verwendet. Bevor man sie über den Rhein sendet, muß Berlin erst Garantien für die Gestellung von Handwerkern und Tech nikern geben. Die Rücksendung von fast einer halben Million deutscher Kriegsgefangenen kann die an sich mißliche Lage unserer Bahnen nicht bessern, obwohl Deutschland die Züge stellen muß. Es ist bestimmt anzunehmen, daß noch einige Wo chen, wenn nicht Monate vergehen werden, bis die Regierung sich entschließt, die Kriegsgefangenen zurückzugeben, die das wiederherstellen, was ihre Brüder in verbrecherischer Weise zerstört haben." — (Die Rückbeförderung der Gefangenen.) Die Reichszentrale für Kriegs- und Zioilgefangene teilt mit, daß die schweizerische Gesandschast in Bukarest auf Betreiben der deutschen Regierung nochmals um Beschleunigung der Maßnahmen zur Heimschaffung Ler in Rumänien befindlichen deutschen Kriegsgefangenen ersucht hat. - (Große Plünderungsschäden im Saargebiet.) In einer Konferenz von Vertretern der Gemeinden des Saargebietes wurden die anläßlich des Auf ruhrs im Saarbrücker Bezirk am 7. und 8. Ok tober ungerichteten Plünderungsverluste und Schäden auf mindestens 17» Millionen Mark berechnet. Hierzu kommen noch die Beträge, die die Verletzten und Hinterbliebenen von Getöteten verlangen. — (Die Versorgung Wiens) ist ober»»als infolge des ungünstigen Wasserstandcs der Donau und des Rheins und des Kohleumangels, die besonders die Transporte aus dem Süden beeinflussen, »rnstlich bedroht. Auch in Steiermark, Tirol und Borarl- berg herrscht großer Mangel. Besonders erschwe rend ist für Wien die Stockung der Fleischzufuhr. Im allgemeinen ist die Lage ungünstiger denn je. Die Mehlquote für die nächste Woche ist auf die Hälfte herabgesetzt worden. — Wie wir hören, wird das Aeußerste getan werden, um aus unseren freilich fast aufs Unerträgliche beschränkten wirt schaftlichen Mitteln, wenn irgend möglich, dem be drohten Wien wenigstens in etwas zu helfen. — (Die Vorbereitung der Antwort.) Das Reichs. Kabinett konnte sich noch nicht mit der Verbands note über die Erfüllung des Waffenstillstandes be schäftigen, da es noch nicht möglich war, das ge samte umfangreiche Material zusammenzutragen. Es soll festgestellt werden, in welchen Fällen der Verband seine Verpflichtungen nicht erfüllt und in welchen Fällen Deutschland über die ihm auferlegten Verpflichtungen hinausgegangen ist. Aus Nab und Fern. Lichtenstein, 10. November. *— Revolutionsfeier. Der Jahrestag der Re volution wurde auch hier von der mehrheitssozial demokratischen Partei festlich begangen. Die auf vormittag 10 Uhr im Krystallpalast anberaumte Versammlung wurde gegen ^,11 von Herrn Ruder unter begrüßenden Worten eröffnet. Er gab dann Herrn Redakteur Fellisch aus Chemnitz zu seinem Bortrag: „Tin Jahr im neuen Deutschland" daS Wort. In seiner ca 1'/«stündigen Red« ließ dieser den Zuhörer« nochmal« den Werdegang der Re volution vor Augen ziehen. Der Lag soll von der Partei zwar nicht al« Freudentag. aber doch als Festtag gefeiert werden. Redner bedauerte, daß stch die Sozialdemokraten in mehrere Par teien gespalten habe. Wenn aber die von recht« drohenden Gefahren Hervorbrechen sollten, so würde die gesamte Arbeiterschaft bestimmt wieder geschloffen zusammenstehen. Vielleicht wäre es aber dann zu spät. Nur Arbeit könne der Revolution zum vollen Stege verhelfen. Wenn die deutsche Arbeiterschaft wüßte, wie schlimm es um die deutsche Wirtschaft bestellt wäre, so gäbe es keine Kommunisten und keine Unabhängigen mehr. Er sprach sich scharf gegen die von den Kommunisten geforderte Dik tatur des Proletariats aus und bezeichnete die von diesen heroorgerufenen Streiks und Putsche al- politische Sünden und politische Narrheiten. Reicher Beifall wurde dem Redner für seine Ausführungen gezollt. Rach einem Schlußwort wurde durch Herrn Ruderdienur mäßig besuchteVersammlunggeschlossen. — In der Abendveranstaltung, die stch eines sehr guten Besuches zu erfreuen hatte, wurden den An wesenden Schillers Freihettsgedanken nahegebracht. Das Sächsische BundeStheater gab das Schauspiel „Wilhelm Lell" und machte einen sehr wirkungs vollen Einbruch auf die Besucher. *- Wichtig für Wertpapierbefitzer. Auf die von dem Bankgeschäft Sarfert L Co. m vorliegen der Nummer erlassene Anzeige über die am 1. Dezember iw Kraft tretende Verordnung betr. Einlösung, Beleihung und Gutschrift von Wert papieren machen wir besonders aufmerksam *— Die Zeichttnttgssrift für die Prämie«- ««leihe verlängert. Wie wir hören, hat der Reichsfinanzminister mit Rücksicht auf die Ber kehrssperre die Zeichnung»frist für die Prämien anleihe um eine Woche verlängert, so daß sie nun vom 10. November bis S. Dezember läuft. *— By« der Sparp«Smie»-A«leihe finden jährlich zwei Verlosungen statt. In jeder Ziehung kommen 2500 Gewinne zur Entscheidung und zwar 5 Gewinne zu je einer Million Mark, 5 zu 500000 Mark, 5 zu 300 000 Mark, S zu 200000 Mark, 10 zu 150 000 Mark, 20 zu 100000 Mk., 50 zu 50 000 Mark, und weitere 2100 Gewinne. Selbst wer in der ersten Ziehung mit einem reichen Treffer bedacht wird, nimmt solange an den Vor teilen der weiteren Verlosung teil, bis die Nummer in der Rückzahlungsauslosung erscheint, und die Auszahlung des Stückes mit den ausgelaufenen Zinsen erfolgt. *— Bor «t»erNe«regelu»gder Baukostr»- zufchüWe. Wie wir zuverlässig hören, soll die Wohnungsfürsorge, vor allem die Ausgabe der soge nannten „verlorenen Baukostenzuschüsse", in anderer Welse geregelt weroen, worüber zwischen dem Reiche und den Ländern bereits Verhand lungen schweben. Bisher wurden die Zuschüsse kostenlos gegeben, nunmehr aber ist geplant, sie mit einer geringen Rate zu verzinsen und zu amor tisieren. *— Mäher 2Ü047 sächf. Kriegsgefangene zurückgekehrt. Wie wir an zustanoiger Stelle hören, sind bis zum 7. November insgesamt 20047 sächsische Kriegsgefangene, darunter 220 Offiziere, aus Feindesland zurückgekehrt. Bon diesen sind ungefähr 10 000 Mann ausgelauscht worden, während die anderen 10000 als ohne weiteres entlassene Gefangene anzusehen sind. Aus hartem Holz. ! R o m a n v o n I uli a I o bst. OS. Nachdruck Verbote«. Frau Jäger nickte bedeutsam vor sich hch, Kanu horchte sie plötzlich auf. Die Anschlagglockc der Haustür gab leisen Ton- Schon wollte sc anf- springen, als in der Tür, die ins Haus führte, eine in Trauerschleicr gehüllte Fraueugestalt sichtbar wurde. „Anna!" „Störe ich nicht, Tante?" „Wie so-Ueü Du stören, Anna", rief Frau Jäger und fasste sic bei der Hand. „Tu findest nur Ense bei mir. Albert ist mit Franz nach Elberfelo" „Bernharo auch." „Komm, setz' Dich, Anna. Hulda soll Dir eine Tasse rsee o.acyen, es wird kühl. Sollen w'r auch lieber herciugehen?" „Nein, Tante, es ist noch so schön hier?' Frau T hm hatte Elise begrüßt und fetzt? sich auf ihren Platz stumm in die Ferne sehend, d.rt- hin, wo sie ihr Kind in großer Not wußte. Sie sah beängstigend blaß aus. Frau Jäger hatte geschbllt, und der Helle Tag rief Hulda rakch herbei. Ihr zur Seite stiegen die Zwillinge die Treppe aus dem Garten emp>r. „Grüßchen, riefst Tu uns?" fragte Gustav mit Heller Stimme, während Walter auf Frau Jäg-r zulief und van diesem sicheren Platz scheu zu der schwarzen Dame hinsah, -die ihn au die düstere Stunde erinnerte, da sie deu fremden Großvater -u Grabe getragen hatten. ..Hulda verschwand rasch im Hause, nachdem sie Gustav noch etwas zugeflüstert hatte. Ter Knabe mußte sic verstanden haben, denu er schritt mit ernstem Gesicht auf Anna zu, streckte ihr oie Hand entgegen mit den Wirten: „Guten Tag, Großmut ter Ich bin der Gustav." Walter war es gewohnt, in allem osm Bruder zu folgen, so beeilte er sich, die andere Hand von Frau TviM -u ergreifen: „Und ich bin der Waller". Weinen^ schloß Anna. Dohm die Enkel in ihre Arme, und als sie sich gar nicht zu fassen veri^och- te, schickte Frau Jäger die Knaben wied-r in den Garten. „Spielt „och, so lange die Sonne scheint Wilms bringt euch nachher nach Hause." „Ter Wilms, Grüßchen?" jubelte Walter. „Sol len wir es ihm sagen?" „Ja, lauft pur und laßt euch einen Apfel geben, er nimmt gerade welche ab. Ihr findet ihr auf der untersten Terrasse." Tie Junge-, eilten davon, und cs blieb eine Wei-' le still unter den Frauen. Anna." „Run wissen sie, das; Tu ihre Großmutter bist Frau Tobm nickte nur, die Erregung ließ sie nicht los. „Ta k.nnmt der Tee, der wird Dir gut tun-" Und dann begann Frau Jäger von den Zwillin gen zu erzähle« und Elite hals ihr dabei. Das war ein ungefährliches Gebiet und so viel umfassend, daß der Stoss nicht ausging. Tie Knaben wurden nach Hause geschickt. Die Frauen suchten das Haus auf, sie warteten auf die versprochene Nachricht. Wie oft das LowiSken aus dem Fenster spähte, oder nach der Tür hinhorcht?, uw aus irgendein Geräusch hin auf den; Hausflur zu laufen, war nicht zu zählen. Und dann, als sie es sich nicht versah, stand Hul da mit der Depesche plötzlich im Zimmer. Sie stürzt? auf sie zu, riß das Papier auf und suchte dann über all noch der Brille, obwohl sie diese auf der Nase hatte. „Frei! — Cie ist freigesprochen!" Wie eine Fanfare hallte es durch das Zimmer und bau« hörte man nur ein leises Weinen. Lia Frauen hielten sich umfaßt, und an der Tür stand die schluchze ide Hulda. Keiner fragte sich, wodurch bas Gericht zu einem Freispruch gekommen sei, ihnen war die Botschaft genug. „Nun kann ich heimgehen", sagte Anna Dohm« „Es wird alles gut werden." „Ich geg mit Dir Anna." „Willst Tu mich schon allein lassen, Elise?" klag te Frau Jäger. „Es wird noch eine Weile dauern, bis Albert kommt." „Ich möchte nach den Kindern sehen. Tie Haupt sache wissen wir ja." Das glaubten die drei Frauen, und es sah in Wirklichkeit doch alles so anders aus. Frau Jä ger erfuhr es zuerst, als ihr Man,, zwei Stun den später ankam. Er machte ein wunderliches Ge sicht bei dem jubelnden Empfang seiner Frau. „Warum ist der Fran- nicht mitgekommen?" frag te Frau Jäger, als sie sich in seinem Zimmer ge genüber laßen und auf das Essen warteten „Jbm stand der Sinn nicht danach, Lowidken" „Nanu, er Ist doch sonst keine schwachen Ner ven Und die Freude. —" „Es ist nur eine halbe Freude, Lawisken-" i . . _ _ (Fortsetzung fwgt)