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Aus Nab und Fern. Lichtenstein, 29. Oktobcr *— Der Schneefall, der heute nach leichterem ^Nachtfrost der Natur immer noch das Gepräge der Winterlandschast gab, hat eine ganze Anzahl Tele- phondrähte zum Reitzen gebracht, auch die Bäume haben unter der Last des Schnees manchen Ast eingebützt. * Zur Behebung der Kohlennot. Am Montag fand in Zwickau im Hotel „Zur grünen Tanne" unter dem Vorsitz der Regierung eine Re. oierkonferenz sämtlicher Betriebsräte beider Reviere und Werksvertretern sowie Vertretern des Deut schen Bergarbeiterverbandes statt Zur Verhand lung standen die Fragen: „Sind die Bergarbeiter bereit, zur Milderung der entsetzlichen Kohlenkala- mität beizutragen und in welcher Weise könnte dieses geschehen?" Gegen 3 Stimmen wurde vor. behältlich der Zustimmung der Reichskohlenwirt- schaftsstelle beschlossen, durch Einlegen einer Ueber. stunde die Arbeitszeit von 7 auf 8 Stunden gegen erhöhte Bezahlung zu vermehre. Einstimmige An nahme fand der Vorschlag, die Frist der zu machen- den Ueberstunden bis auf den 3l. März 1920 zu begrenzen. Wird Mitte Februar die Maßnahme nicht mehr anerkannt, so fallen diese Ueberstunden schon mit Ende Februar weg. Einstimmig wurde weiter beschlossen, an den drei Feiertagen, Resor- mationssest, Bußtag und Hohneujahr ebenfalls zu fördern. Die mehr geförderten Kohlen sollen nur an die ärmere und notleidende Bevölkerung ge langen, Kontrollousschüsse werden darüber wachen. *— Offene Stelle«. Die Ortsgruppe Lichten- stcin-C. d rKriegsbeschädigttn, Kriegsteilnehmer und Hinterbliebenen teilt uns mit: Beider Bersorgungs- stelle Glauchau (früher Bezirkskommando) sind am 1. 11 19 und voraussichtlich auch kurze Zeit darauf einige Hilssschreiberstellen durch geeignete schreibgewandte Kriegsbeschädigte zu besetzen. Interessenten wollen Gesuche unter Beifügung von Lebenslauf und Zeugnisabschriften an die Der- sorgungsstelle Glauchau sofo/t einreichen. Fm Zentraltheater kommt beut: une mornen ein überaus spannender Litkenreman zur ^oNübrnnn. Es sei hierdurch darum hingemiemn. — Zum Bctricbsratgesctzcntwurf Ter Verbund sächsischer Induslrlciler hatte in rimr Ein ende an oen Reichskanzler das Ersuchen gerichtet, sen Belriebsrataeieheutwurf zurückzustellen, bis der Reichsmirlnhastsral gebildet ist und Eelccnmh'ia ge bubt hat. se-ner jhm vcrfussungsgemüß. zugedttkigten 'Besuanis entsprechend zu diesem ticr einschneioM c» Ersebenlnurs Ltellnug zu nehmen- Auf diele Eingabe in dem Verband ein abschlägiger Bescheid znaegangen. Mülse« St. Jacob. (3n der Einwohnerver sammlung) am 26. Oktober, die -Gemetndeältester Blauhut leitete, sprach Herr Direktor Uhlmann über die Zusammensetzung des Schulvorstandes, worauf Vorschläge für die Neuwahlen erfolgten. Neben verschiedenen Vätern wurde auch Frau M. Hölzel mit vorgrschlagen. Die Wahl vollzieht der Ge- meinderat. Die Mitglieder des Ausschusses zur Sicherstellung der Ernährung, welche ihr Amt nie. verlegen wollten, wurden unter allgemeiner Aner kennung ihrer Verdienste ums Wohl der Gemeinde ersucht, auch weiterhin ihres Amtes zu walten. Ats dritter Punkt kam die Kohlenversorgung zur Besprechung. — (Der Frauenoerein), welcher zur Jahreswende sein 50jähriqes Stiftungsfest feiern kann, erhielt verschiedene Zuwendungen in barem Gelde, darunter eine Spende von 500 Mark. Röblitz. (Diebstahl.) Dem Bergarbeiter K. sind aus seiner verschlossenen Wohnstube 600 Mark und Brotmarken über 30 Pfund gestohlen worden. barmangslRen Worte des Iuslizrats, vor de,,co sie geilohcn war in der Angst, die Tür des Llerbe- -ummero würde sich öffnen, u„d es kannten der Anleger noch mehr werden- Tie Muller! — W.e balle ste ihr so nnler die Augen treien können. Lie ächzte saul. Es ll.vste an die Tür. Ihr Mann bot um E-n- Io- Lie antwortete nicht. Er ging wieder. Sie grübelte weiter, bis das Lachen jhrcr r.nob'n zu ihr drang, die Stimme Wilhelms dazwischen, der bei ihnen im Garten Ivar. Eine plötzliche Sehn sucht nach seiner Rahe — einem guten Wort van ilm pactte >ie jählings. Lie trat ans Fenster, des sen unterer Teil in die Höhe geschoben war. dem frischen Herbstivind den Eintritt nicht wehrend Wie -ich drunten die fronen der Bäume anein ander drängten und sich Rot zu fahlem Gelb und Braun zu lichtem Gold gesellte. Dazu der tief blaue Lümmel, zu dem der Abschiedsgesang der Sto re sv munter ertönte, als stünde das Frühjahr vor oer Tür. Sie sangen dem gastlichen Heim, das sie und ibce junge Brut so treu behütet Harle, ihren schmetternden Tank. Und sie — hatte sie ihrem Bater seine Liebe se gedankt? Nein, ihr Herz hatte sie verschlossen, als der Konflikt begann- Lie hatte i'ich hart -gemacht und nicht mehr gegraben, als es noch an öec Z.-it war. - f (Fortsetzung folgt.) « Der unbekannte Dieb hat offenbar den Aufbe wahrungsort des Schlüssel» gekannt. Auerbach. (Biehschmuggel) Durch Fälschung von AnkausSbescheinigungen ist in der letzten Zeit der hiesige Bezirk hinsichtlich der Fleischoersorgung arg benachteiligt worden. Wie Regierungsrat Dr. Roitzsch im Bezirksausschüsse mitteilte, sind inner halb weniger Tage auf diese Weise dem Bezirke 8 bis 10 starke Ochsen entgangen. Hierzu wird von der bayrisch-böhmischen Grenze geschrieben: Mit Freigabe des Nutz- und Zuchtviehhandels lebt auch der Biehschmuggel wieder auf. Die früheren strengen Verordnungen haben dem Schmuggel immerhin einige Hindernisse bereitet. Bei den jetzigen hohen Biehpreisen ist der Anreiz zur Pascherei außerordentlich stark, und cs wird im Bogt ande Schlachtvieh zur Belieferung der Be- völkerung mit Frischfleisch in nächster Zeit über haupt nicht mehr auszutreibcn sein. Burkhardtsdorf. (Ein Einbruch) ist in der Strumpffabrik von Max Pfau verübt und dabei Garn und fertige Strümpfe im Werte von 35—40 000 Mk. entwendet worden. Dresden. (Mst 45 000 Mk. flüchtig!) Der Unterzahlmeister Albin Meiner, am 11. OKI 1881 in Krcutz geboren, der beim Pferdedepot 12 der Reichswohrvrigade 12 angestellt war, hat 45 000 M unterschlagen und ist mit dieser Summe flüchtig. Es wird nach ihm gefahndet. — (Einbruch) Aus einem Schokoladengeschäft in der Annenstraße haben Diebe etwa vie: Zentner Kakao, 154 Tafeln und 1070 Riegeln Schokolade, zwanzig Kästen Konfekt und 100 Rollen Pfefferminz gestohlen- Dresden. (Geldschrankknacker an der Arbeit.) In der Zeit von Sonntag Mittag bis Montag früh sind bis jetzt noch unenniUelte Einbrecher (ohne Zweifel geübte Geldschrankknacker) in die Geschäfts räume des Inoaltden-Danks, König Fohannstr. 8, eingedrungen. Sie haben dort einen Geldschrank oufgeknackt und daraus Geld und Wertpapiere im Gesamtbetrag von etwa 10 000 M. gestohlen. — (Einbrüche.) Diebe drangen in der Nacht am Georgplatz in die Kanzlei eines Rechtsanwalts ein und stahlen u. a. eine neue hellgelbledecne Akten tasche, eine Handreiselasche und einen Brillantring. — In der gleichen Nacht sind aus einem Zigarren- gejchäft am Postplatz für 13000 M Zigarren und Zigaretten gestohlen worden. — (Wertvolle Dioline entwendet.) In einer hiesigen Musikschule wurde eine Dioline mit Kasten gestohlen. Es ist ein altes wertvolles italienisches Instrument — (Schadenfeuer.) In den Niederlagsräumen eines Tabokhändlers auf der Palmstraße hat ein bis jetzt unaufgeklärtes Schadenfeuer stattgesunden, wobei außer Gebäude- schaden für 30000 M. Tabak und Tavakstaub ver brannt bezw. unbrauchbar geworden ist. Grüna, (Unzlückssall.) Einem hiesigen Ein wohner, der zu spät aus dem Eisenbaynzug aus- gestlezen und mit seinem Tragkorb hängen ge blieben war, wurden beide Beine abgefahren. Hohenstein-Ernstthal. (Selbstmord) Aus Liebesgram erschoß sich hier der 24jährige Kellner Iacobt aus Weihwasser auf offener Straße. I. ge hörte zuletzt der Chemnitzer Reichswehr an. Lugau. (Wegen Vorspiegelung falscher Tat sachen) bei Ausübung der Praxis als Kassenarzt wurde Dr. Beyer in Lugau vom Stollberger Schöffengericht zu 5 Wochen Gefängnis und 500 Mark Strafe verurteilt. Meerane. (Unglücksfall.) Am Sonnabend abend geriet mehreren in einem Hause am Rosenberg spielenden Kindern eine Handgranate in die Hand, Diese explodierte und ritz einem 12jährigen Knaben den Leiv auf, so daß die Eingeweihte herautztraten. Ein anderer 11jährtger Knabe erlitt leichtere Ver letzungen- Die Fensterscheiben der Wohnung wurden durch die Gewalt der Explosion zertrümmert. Plauen i. D. (Ein Levensmittelschiebelager) wurde hier bei einem Agenten vom Ueberwachungs- auZschuh des Oberkommandos, Heerespolizei, Zweigstelle Chemnitz, entdeckt. Dabei wurden für 230 000 Mark nicht untersuchte Fleischwaren be schlagnahmt. Rotzwein. (Kein Gas. — Einbrecher verhaftet.) Dom 28. Oktober ab mutz das Städtische Gaswerk die Gaserzeugung vollständig etnstellen, da die Kohlenoorräte aufgebraucht sind. — Die Gendarmerie verhaftete aus hiesigem Bahnhof einen längst ge suchten Einbrecher, der u. a. im Pfarrhaus Marbach 1500 Mk. und Kleidungsstücke gestohlen hatte. Sehma. (Folgenschwerer Zusammenstoß) Als abends gegen 6 Uhr der Gutsbesitzer Reinh. Hetz mit einem Geschirr den Bahnübergang passierte, wurde der Wagen von der Lokomotive des yeran- kommenden Zuges, den H. nicht bemerkt hatte, ersaßt und zur Sette geschleudert. Die Ehefrau des Gutsbesitzers wurde etwa 200 Meter mit sortge, schleppt und war sofort tot Das Ereignis ist um so tragischer, als die Familie schon dadurch schwer betroffen wurde, daß ein Sohn und ein Schwieger sohn im Kriege gefallen sind und ein zweiter Sohn sich noch in russischer Gefangenschaft befindet. Trünzig. (Spende aus Amerika) Grobe Freude wurde zwei hiesigen Familien bereitet. Ein 1887 von hier nach Amerika ausgewanderter Handwerker, der durch große Tatkraft zu Wohlstand gelangt ist, hatte an feine tn Werdau und Hildesheim wohnenden Brüder zur Berteilung an die in ein fachen Verhältnissen lebenden Verwandten 50 000 Mark überwiesen, die auch hiesigen Familien zugute kamen. Greiz. (Eine achtköpfige Einbrecherbande) aus Elsterberg, die in den letzten Monaten Fabrikge bäude, Pfarrhäuser, Bauerngüter und Ladenge schäfte tn dem Reußenland gebrandschatz hatte, wurde vom hiesigen Landgericht mit Zucht hausstrafen bi« zu 4 Jahren sechs Monaten und 10 Jahren Ehrverlust belegt- Die drei Mit angeklagten Ehefrauen wurden sreigesprochen. MMM SM tlr kllsWNl Wlüede l» Serik. Verhaftung eines Agenten im Reichstag. Wie die „P. P N." oön zuständiger Seite erfahren, ist seitens des Reichswehrministeriums eine scharfe Unter suchung über das Treiben der Agenten der westrussifchen Armee in Berlin eingeleitet worden. Es sei nur z i bedauern, »daß diese Vorfälle erst durch die Presse zur Kenntnis des Oberkommandos gelangt wären, denn dadurch, daß die Be teiligten vorher ge varnt worden seien, sei der Erfolg der eingeleiteten Schritte naturgemäß beeinträchtigt worden. Bon ausschlaggebender Bedeutung wäre es gewesen, wenn das Bureau der Vertretung der russischen freiwilligen Westarmee hätte ausgehoben und die dort Anwesenden festgenommen iverden können. Als aber Freitag nachmittag Kriminalbeamte dort erschienen seien, hätten sie drei völlig geleerte Räume vorgefunden, in denen nor noch Papiersegen herumlagen. Wie die „P.P N." weiter hö en, habe schon am S ! November der Unabhängige Abgeordnete Dr. Cohn im Reichstage eine Unterredung mit Leuten gehabt, die zum Zwecke der Ueber- fuhrung von deutschem Heeresgut nach Rußland in Berlin anwesend waren. Bedauerlicherweise habe auch er unterlassen, diese Leute den maßgebenden Stellen zuzuführe i. Nur dadurch, daß gestern nachmittag ein Angehöriger des Reichswehr- Ministeriums auf einen dieser Agenten, der in russischer Uniform im Reichstagsgebäude anwesend war, aufmerksam geworden sei und sofort dessen Vernehmung veranlaßt habe, sei eine Möglichkeit geboten worden, wirksam zuzugreifen- Dec Reichswehrmimstcr habe strenge Anordnungen citeilt, daß sofort und mit vollem Nachdruck dem verbrecherischen Treiben derjenigen, die immer noch v.rsuchen, die Anordnungen der Reichsregierung zu durchgrenzen, eine Ende bereitet werde. Rr»Mimi Melmer. - Das Loch im Westen ist auch das Berliner Polizeipräsidum schon seit längerer Zeit nach Kräften zu stopfen eifrig bemüht. Kriminalbeamten, die eigens zu dem Zweck von hier entsandt werden, ist es gelungen, Summen, die bereits in die vielen Milliouen gehen, zu beschlagnahmen, als sie gerade Uber die Grenze in das Ausland hinausgehen sollten. Zur größten Ueberraschung der Schieber hat das Landespolizeiamt jetzt in Frankfurt am Main eine Dienststelle errichtet, die mit aller Kraft dem unverantwortlichen Treiben der Händler rin Ende bereitet Diese Dienststelle ist als eine Einrichtung gedacht, die in engstem Einvernehmen mit der unter dem Namen „Rheinkontrolle" bezeichneten Ausfangorganisation an der Grenze des besetzten und unbesetzten Gebietes alle ohne' Einfuhrbewilligung aus dem Ausland eingeführtrn Waren erfassen und der Gemeinwictschast zuführen soll. Um denjenigen Kreisen, die an der Aufrechterhaltung diesei Gemeinwirtschaft das größte Interresse hrben, Gelegenheit zur tätigen Mit wirkung zu verschaffen, ist eine größere Anzahl Angehöriger des Arbeiterstandes hcrangezogen und nach ooraufgegangener Ausbildung zu Hilfspolizeibeamten bestellt worden. Deren Verbindung mit ihren Vertrauensleuten auf Güterbahnhöfen, Hafcnanlagen usw. ermöglicht die sofortige Kenntnis von Schiebungen aller Art. Der Erfolg blieb nicht aus. In wenigen Tagen wurden an Butter, Fetten, Schokolade, Tabak usw. Werte von 9 Millionen Mark beschlagnahmt. Die Einrichtungen des Polizeipräsidiums und des Landes polizeiamtes werden weiter ausgebildet um das Loch im Westen möglichst bald völlig zu zu stopfen. Vermischtes. s Ei» »och »«aufgeklSrtes Verbreche», dem ein Sicherheitssoldat zum Opfer fiel, ist in der Frankfurter Allee in Berlin verübt worden. Dort fand man auf dem Bürgersteig den 28 Jahre alten Feldwebel Herrmann mit einem Schutz im Kopfe tot auf. Ein Zivilist, den man noch nicht kennt, soll Herrmann erschossen haben. ch Eine oberfchlestfche Zeche infolge Was- serbrnches stillgelegt. Infolge einer Erder schütterung drangen gewaltige Wassermassen, die auf 40 000 Kubikmeter geschätzt werden, in die Großvrandgrube bei Ruda ein, zerstörte die Was- serhaltungsmaschinen und legten dadurch die Be triebe still. Das Bedienungspersonal der Maschinen konnte sich nur mit knapper Not retten. Die Grube erleidet durch den Wassereinlauf großen Schaden. Sie wird wahrscheinlich vor einem halben Jahre nicht wieder in Betrieb genommen werden können. ch Die Wettsacht der Engländerin. „Es werden jetzt mehr Rennwetten abgeschlossen, als je zuvor; man möchte fast glauben, die Leure wollten nachholen, was sie im Kriege versäumt Haven." So äußert sich einer der größten Londoner Buch macher in einem englischen Blatt „Und es wetten nicht nur sehr viel mehr Leute wie früher, sondern sie setzen auch viel größere Summen. Der kleine Mann, der früher höchstens einen Schilling fegte, wettet jetzt in Psund, und der Klubmann, der tn Guineen wettete, versteigt sich jetzt zu schwindel haften Summen. Ich bin fett 35 Jahren im Geschäft. Aber ich habe noch nie so riesige Wette» abgeschlossen, wie dieses Jahr. Das Auffälligste aber ist die Zahl der Frauen, die aus Pferde setzr^