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sammlung zusammengeführt, die gut besucht war. Herr R. Schmidt-Callnberg berichtete über die Lan desoersammlung. In der Aussprache wurde di- Haltung des Delegierten gebilligt, auch in bezug auf seine Abstimmung für den Antrag Castan. In der Frage der Einwohnerwehren war man allge- mein der Meinung, daß für unsere beiden Städte eine Notwendigkeit zur Gründung einer solchen nicht oorliege. Die Versammlung beschäftigte sich dann mit der Städteoereinigung, gegen die eine Anzahl Bewohner CallnbergS nun auch bei der Amtshauptmannschast Einspruch erhoben hat Man tadelte dieses Borgehen und will den Lallnberger Einwohnern demnächst Gelegenheit geben, sich öffentlich über diese Frage auvzusprechen. — Sachse» ohne Nährmittel. Nach einer amtlichen Mitteilung sind die für Sachsen vom 15. September bis 15. Oktober nötigen Nährmittel mengen bis 24 September noch immer nicht zu gewiesen worden. Das sächsische Landeslebens, mittelamt ist bei der zuständigen Reichsstelle des- wegen vorstellig geworden. Ein neuer Beweis da- für, wie man Sachsen auch jetzt noch als Zeichen der Brüderlichkeit in Berlin hintansetzt, genau, wie in den Zeichen der Monarchie! Die Kohlen- uot hat allerdings mit dazu beigetragen, diese höchst gefährlichen Zustände herbeiführen. — Aus dem Glauchauer Bezirk wird hiezu noch folgen des im besonderen gemeldet: Der Kartoffel bezug in unserem Bezirk ist ganz ins Stocken ge raten. Nachdem der Bezirk zunächst die Lieferung der Kartoffeln gesperrt hatte, weigern sich jetzt die Erzeuger, zu liefern, da die Verträge nur auf Frühkartoffeln lauteten und für diese die Zeit vorbei sei. Vertreter der Städte und des Bezirks haben sich gemeinsam nach Dresden begeben, um an zu ständiger Stelle auf Abhilfe zu dringen. Bei Nichtersolg führt die Abordnung sofort weiter nach Berlin. *— Erhöhung des Margarinepreises. In folge des Sinkens des Markkurses und der Er höhung der Weltmarktpreise für Oelsrüchte erhöht sich vom 1. Oktober ab der Preis für Margarine etwa um die Hälfte des bisherigen Preises. *— ö°/oige Hypothekar-Anleihe der Son dermann L Stier A -G., Chemnitz. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, hat die Sondermann L Stier A -G. eine 5 "st, t g e Anleihe aufgenom- men, die aus dem Chemnitzer Grundbesitz der Ge- sellschast hypothekarisch sichergestellt ist und vom nächsten Jahre ab mit 103 ° g getilgt wird. Drr Zetchnungspreis beträgt 9 9 /, «/„ spesenfrei. Die Berechnung erfolgt vorbehaltlich der ministeri ellen Genehmigung. Anmeldungen nimmt das Bankhaus Bayer L Heinze Abteilung Lichten st etn-Lallnberg entgegen. *— Wer stammt au» den Grenzgebiete» ? Die Abstimmung in den Grenzgebieten Schleswig, Ost- und Westpreußen rückt immer näher. Es ist nicht nur das Recht, sondern auch die nationale Pflicht eines Jeden, der in den Grenzmarken ge boren, an der Abstimmung teil zu nehmen, um durch seine Stimme das Land, in Lem er geboren ist, dem Deutschen Baterlande zu erhalten Um einem Jeden die Reise zu ermöglichen, bestehen Organisationen, die Gkld für Reise, D rpflegung u. Unlerkunst gewähren. Die Ortsgruppe Lichten- stein-Callnberg u. U. der deutschen Demokratischen Partei will die Vermittlerin für Beschaffung des Reiseauswandes fein u. die erforderlichen Anmel dungen besorgen. Sie bittet alle in den Abstim mungsgebieten geborenen Einwohner hier und in der Umgebung sich zu melden bei Gerichtsfekretär Schwarz. Lichtenstein od. bei Fabrikant Zter - ld - Callnberg, Geburtsort und Datum sind anzugeben, möglichst auch Geburtsschein einzusenden. — Vielleicht tritt da«» ei»e Verbilligung der Schuhwaren ei» Die bestehenden Lederpreise fund die dadurch verursachten hohen Schuhpreise rufen starke Beunruhigung im Publikum hervor. Dieser Mißstand kann mit Erfolg nur einheitlich im ganzen Reiche bekämpft werden. DaS Landespreisamt hat sich, wie uns das Wirtschafte- Ministerium mitteilt, an die volkswirtschaftliche Abteilung des Reichswirtschaftsmintsteriums ge wendet und darauf hingewiesen, daß mit möglichster Beschleunigung die auch von beteiligen Industriellen geforderte Festsetzung von Richtpreisen erfolge, ein sofortiges Verbot der preissteigernd wirkenden Häuteauktion erlassen und in Verbindung damit die Ausfuhr von Häuten aus dem Reichsgebiete verhindert werden möchte. Schließlich hat das Landespreisamt auch gegen die Anerkennung der sogenannten Konjunkturgewinne Bedenken erhoben. Wenn diesen Anregungen, wie zu erwarten ist, entsprochen werden sollte, würde dem Landespreisamt die Möglichkeit geboten sein, auf Grund der Preis- treibereioerordnung nachdrücklich gegen den Preis wucher auf dem Rohhäutemarkt und damit auch gegen die übermäßig hohen Schuhpreise einzuschreiten. Mülse» St. Michel«. (Der Hausweberoer. band), der bisher seinen Geschästssitz im Gasthof zu Stangendorf hatte, erwarb das Schneider'sche Fabrikgrundstück — früher Firma Ebersbach — hier, wodurch die Mitglieder der oberen Ortschaften des Mülsengrundes eine bequemere Erledigung ihrer Gefchäftsangelegenhelten erhalten. Thurm. (Großer Einbruch) In der Fabiik des Strumpfsabrikanten Tröltzsch sind nachts aus einem Raume im Erdgeschoß 40 Dutzend Frauen- strümpfe, teils aus Baumwolle, teils aus Seide, 7 Dutzend Männersocken und wrißes Garn im Gesamtwerte von über 4200 Mk. gestohlen worden. Ein Polizeihund verfolgte die Spur der Diebe nach dem Rümpswalde zu. Dad Elster. (Woher stammt die Butter? Der „Adorfer Grenzbote" schreibt: Diel besprochen wird die letzte Butteroerteilung der Gemeinde Bad Elster. Dort ist vorige Woche für jeden Kopf der Be völkerung auf Marken ein Pfund Butter für 7 Mark abgegeben worden. Auf Anfrage beim Gemeindeamt wurde mitgcteilt, daß es Butter.aus dem freien Handel sei. Kamenz. (Ein beklagenswerter Unfall ereignete) sich im nahen Weißig, Infolge der herrschenden Dunkelheit verfehlten die beiden Frauen Babil und Rodox den Weg und stürzten eine etwa 8 Meter Hobe Felswand hinab, wo sie mit schweren Verletzungen erst später aufgefunden wurden. Die 62 Jahre alte Frau Rodax, die bei ihrem Sohn zum Besuch geweilt hatte, lst inzwischen im Kran kenhause gestorben. MM ttl k«KÄW». Dresden, 25. Sept- 1919. BSZ. Nachdem sich die Synode im Juni vertagt hatte, trat sie heute im Sitzungssaale der Volks kammer zur zweiten Tagungspertode zusammen Sie wird nur wenige VerhandlungStage umfassen und voraussichtlich schon Ende dieser oder Anfang nächster Woche wieder ihren Abschluß finden, da außer einer Gesetzesvorlage zur Neuordnung des Synodalwahlcechts nur einige kleinere Vorlagen und Gesuche der Erledigung bedürfen. In der heutigen Sitzung gelangte, nach einer Begrüßung durch den Präsidenten Dr. Seetzen- Wurzen, in der er auch der Freude Ausdruck gab, daß nun nach Verabschiedung der Reichsmrfasfung für den Aufbau der Kirche ein fester Grund ge wonnen sei, ein Gesuch mehrerer Leipziger Pastoren zur Besprechung. Die Petition betraf den Wechsel im Vorsitz des Kirchenoorstandes und in der Pfarramtsleitung und wurde auf Antrag des Der- faffungsausschusses, der sich eingehend damit be schäftigt und der Beachtung für die Wünsche der Petenten gefunden hatte, als mit dem Neuaufbau der ganzen Kirchenoerfassunq zusammenhängend,' dem Kirchenregiment als Material überwiesen. Den anderen Beratungsgegenstand bildete eine in engem Zusammenhang mit dem vorerwähnten Ge such stehende Eingabe des Kirchenvorstandes zu St- Nicolai in Leipzig, die Stellung des dortigen ersten Geistlichen als eine Sonderstellung zu be- handeln. Trotz der umfangreichen Begründung dazu, daß die Nicolaikirche als älteste Kirche eine besondere Stellung unter den Kirchen des Landes einnehme und daher an diese immer nur ganz be sonders geeignete Persönlichkeiten zu Predigern berufen worden seien, war der Derfassungsausschuß und mit ihm das Plenum von der Dringlichkeit der Eingabe nicht zu überzeugen und hatte für sie nur ein „auf sich beruhen lassen" übrig. Vermischtes. s Eine Verhaftung im D-Z«ge. Die Fest- nähme eines elegant gekleideten Pärchens rief dieser Tage nicht wenig Aufsehen unter den Fahr- gästen eines D-Zuges kurz vor der Abfahrt vom Lehrter Bahnhof in Berlin hervor. Kaum hatte sich das Paar in seinem Abteil niedergelassen, als Kriminalbeamte erschienen und es durch Festnahme an der Abreise hinderten. Es handelt sich, wie verlautet, um einen früheren Chauffeur Döring und dessen Geliebte, die wegen großer Teppichschwinde leien seit langer Zeit gesucht werden. Döring trat bei seinen Schwindeleien als Leopold von Walden oder einem ähnlichen hochklingenden Namen auf. Sein Spießgeselle, ein 23 Jahre alter Kaufmann Bruck, wurde bereits vorher verhaftet. Dou ihm erfuhr man, daß der Haupttäler und seine Geliebte abends mit dem D-Zuge Berlin verlassen wollten. veMMn MlllMnW — IMl- MWl i«W»M MWldMMt. DSZ. Aus Anlaß der vom Schulausschuß des sächsischen Lehreroereins veranstalteten Ausstellung von Büchern und Bildern zum Moralunterricht sprach Direktor Wagner-Dresden über „Dütz Wesen und die Entwicklungsgrschichte des Moralunter, richts". Die Frage, ob der Moralunterricht, oder die Lebenskunde, wie man besser sagen sollte, not wendig sei, wurde vom Vortragenden unbedingt und zwar aus folgenden Gründen bejaht. Die Quelle des sittlichen Standes, die aus der Religion entspringt, ist für viel in unserem Volke verstecht, weil ihnen die Kraft des Glaubens geschwunden ist. Für sie muß deshalb eine neue Richtschnur zu sittlicher Haltung gefunden wer den; auch für die, welche in der Religion den Maßstab ihres Handelns sahen, aber zu Zett religiöser Krisen der Gefahr des moralischen Zusammenbruches ausgesetzt sind- nen,bedeutet eine völlige Umwälzung in der Fa milie." Nachdenklich schritten die beiden Menschen wühr-od des Lenzen Spazierganges nebeneinander her. .rinm daß hier und da ein Wort siel. Tohm lag es nicht, üvcr'lnssiae Worte zu machen, und Jette Hane genug damit zu tun, diese neue Sachlage van alle,. Seiten zu beleuchten. Tas Ergebnis war lehr be drückend. Jmte suhlte es. daß sie Wilhelm nun wei ter gerückt war, das; er nicht mehr nnm stellar in ihrem Achen stand. Nun ssie Bescheid wußte, siel ihr so vi.-^s auf, des Ihr to.sher entgangen war' Man sprach iw Hause Dohm hstcht mehr vvn den Thvma-s' (Ls war. a!Z ob Man in weitem Bogen um ejuen Menschen h-rum geht, t>en man nicht leiden kann. Wilhelm, Liebling des Paters, dessen Tüch tigkeit er stets so schrankenlos anerkannt hatt? daß ihren Müder die Eifersucht packte, der sollte nickt mehr ibei ihnen ein- und ausachen und ihr liebe Blicke^uwerten Äls sie später ,hr Lieblingsplärchen aussuchte Kuner der großen »tastanic, die in oem Viorgarten glMck-en dem Woshnllaus unl< dan des Geschäfts lstand, und hinüber sali zu dem oenst.r, hinter dem sie den Liebsten in diesen Tagen ver geblich gesucht hatte, war ihr plötzlich, als sei die Lonne nicht mehr da. Traurig schlich Jette davon. Sie hielt es nicht Mehronus, sie mußte zu Onkel Thoma und Taute Elise. 'M schien ihr, als könnten auch sie sich aus ihrem Leben verlieren und hatten doch immer darin gestanden, so lange sie denken konnte. Erst ging es langsam, dann immer rascher dem geliebt-n alten Danse Ku das sie schon von weitem grüßte. Jetzt fleg iie die Stufen empor und gerade, als sie läu ten wollte, öffnete sich die Tür und Wilhelm stand vor "ihr. „Wilhelm!" Tie jnbelte es hinaus, und die Son ne war wieder um sie und der leuchtende T"a. Er faßte ihre Hand. „Still, dass Tick niemand hört, ttomm" Er-zog sie in den (starten und sie folgte ihm ganz verstört. 'Sie wußte sich gar nicht mehr zurc hl- zusiuoen in dem, was wie eine ungeheure Welle über ihrem Ä. Pie zusammenschlug. Jetzt stand?:: lw an einem klemen Tor, das auf einen Heckenweg führ, te, .aber ganz einsam war. Willtelm fache wieder nur: „.stamm", und dann waren sie draußen. „Wir srallen zu Linket Albert, der soll raten, aber vorher müf'en wir uns aussprechen." Sie kamen in den Wald, der sich bis in das Tal zog, und gingen auf verschwiegenen Piad-n immer weiter, .und Wilhelm begann zu crzähl'n: E»nma' 'schrie Jette hell auf: „Ihr geht in die stonlurrcnch" e-ie wußte, was das zu bed-utm hat te. „Ta- w-rgjbt der Vater uie, uud ich tat es an seiner Stelle auch nicht. Hast Tu denn Teinem Vater nicht gesagt, daß er da.- nicht darf'?" „Mes chabe ich ihm gesagt in den kurzen Stun den, seitdem ich hier bin und von altem erfuhr" „Wichelm ach, Wilhelm!" Sie )ae in seinen Armen, und ihr jungw Mund küßte oen seinen zum erstenmal mit dem guß dec Liebe. Er hielt die weichen Glieder au seiner Vru,t umfangen -and preßte sie immer fester an jick. als ov '.er fürchtete, er könne die Gelieble ickon irnt verlieren, -die mit dem ganzen tnospenlnsteu Jm- ber ihrer siebzehn Jahre sein eigen war. Ein'wilder Trotz leuchtete aus deu dunkl n Augen Wilhelms, chud seine schlanke Eestalt r.-ckte sch, wäo- ceno ter energisch sagte: „Es soll einer m-Huchen, uns ßu trennen, was, Jette? Von j-h"' bano es fest, «baß aus uns beiden ein Paar werden sollte, und nun "will man uns Stei„e ju deu Weg n e>'feu." „Werde 'Tu nur mit Teiuem Vaier fertig, und ichsuehme mir deu meinen vor", sagte J^tt? -o ruhst» daß Wilhelm zu lachen begann. „Tas ist nicht so einfach, Jette. Seit Tein Va ter dem meinen so brüst Vie .ünnüsgung ins Hau-o geschickt hat, ist alles aus. Er ist störrnch wie ein aller 'Eoul " „Tu mußt onfaugen zu graben", rief Jett? und 'ranne ihre sunge Weisheit aus, die ste eben erst voll lEhrisi'an gelet'ut hatte. „Ta.grab' Tu man! Unser? alten Herren Halen beide steielbarie Herzen, und »venu Vein Vater hm?, daß illM in uns eine »onknrren; erwächst, wtzt, ive er sieh seinen behaglichen Altersschlas mehr denn je überläßt, so macht er sich unerbitstich veil. Es kommen böse Zeiten über uns." „So kündigen wir den Väter,, de,, ch?ha.s..m, Wilhelm." - Kvrtsetzung