Volltext Seite (XML)
nach langem, schweren Leiden der bekannte sächsische Dialektdlchter Georg Zimmermann sonst entschlafen Er ist 64 Jahre alt geworden. Durch seine von freundlichem Humor erfüllten Gedichte hat er sich einen Namen auch über Sachsens Grenzen hinaus gemacht. Große Verdienste hat er sich um den Lan desverband der sächsischen Presse erworben, dessen WohltätigkettSeinrichtungen große Summen zuzu führen, er unermüdlich bemüht war. *— De« Verhandl««g»gege»sta»d fSr öle 1V. Lva«s -l«th. Landessynode für Sachsen welche am 25. September ihre Beratungen fort setzen wird, wird in der Hauptsache die Frage des kirchlichen Wahlrechts bilden. Der Synode wird eine Gesetzesvorlage zur Neuordnung des Synodal wahlrechls vorliegen, deren wesentliche Neuerung in folgenden Punkten besteht: Direkte Wahl der Abgeordneten der Kirchgemeinden zur Synode, im Gegensatz zu früher, wo die Wahl nur durch Wahl männer geschah. Zukünftigen sollen, wenn die Borlage durchgeht, sämtliche Mitglieder der Kirchen- Vorstände die Abgeordneten für die Synode wählen. — Urwahlen gäbe eS demnach für Sachsen nicht. — Eine weitere Aenderung des Synodalwahlrechts wird darin bestehen, daß künftighin auch Frauen nach vollendetem 30. Lebensjahre in die Synode gewählt werden können. *- rsoo deutsche Verlustlisten. Die Zahl der amtlich ausgegebenen deutschen Verlustlisten hat bi» jetzt bereits 2500 überschritten. Bei den jetzt noch erscheinenden Namen handelt eS sich teils um verspätete Nachträge und Berichtigungen, teils um Todesfälle infolge von Krankheit und Verwundun gen, ferner um solche, die gerichtlich für tot erklärt find. Solche Nachträge sind sicher noch aus lange Zeit hinaus zu erwarten. Auch das Verzeichnis der Nachlaß- und Fundschou erscheint noch weiter. E» gibt die auf den Schlachtfeldern, in den Laza- retten usw. vorgefundenen Gegenstände an, meist Uhren, Geldbörsen, Trauringe usw. Wenn diese Listen besser beachtet würden, könnten sicher viele Angehörige wieder in den Besitz dieser Gegenstände, die doch zumeist teure Erinnerungen darstellen, ge langen. *— Die Kohleunot. Die drohende Kohlen- not hat das ReichswirtschastSministerium trotz der entgegenstehenden Bedenken zu dem Entschluß ver anlaßt, auf eine weitere wesentliche Einschränkung im Personenverkehr hinzuwirken und zu diesem Zwecke den preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten ersucht, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. In Oberschlesten wird für einige Zett die nahezu völlige Einstellung des Personenverkehrs für notwendig erachtet. — Bei der Wiener Regie rung ist bisher noch keine Antwort auf die drin- genden Hilferufe etngetroffen, die die Stadt an die Pariser Friedenskommtssion gerichtet hat. Nach Pariser Nachrichten ist der Verband aber ent schlossen, die äußersten Schritte zu tun, um der Kohlennot in Deutsch-Oesterreich, beziehungsweise in Wien rasch ein Ende zu bereiten. *— Zulassung der Volksfchullehrer »um U«WerfÜStsst«Li«M. Durch einen Erlaß des Ministerums für Wissenschaft, Kunst uud Volks bildung in Preußen sind die Schranken gefallen, die bisher den Dolksschullehrern und -lehrerinnen den Zugang zum akademischen Studium versperrten. Allen Lehrern und Lehrerinnen, die nach bestandener Seminarabschlußprüfung eine mindesten» zweijährige Tätigkeit im Schuldienst nachweisen können, stehen die preußischen Universitäten und Hochschulen als gleichberechtigten und immatrikulierten Studenten zu fein Zikt brachte, wo er unerwartet auf oen Man« stieß, den jetzt zu meiden besser gewesen wär-. Gustav 'Dohm vcraschiedete sich gerade au' dE Flur von seinem Altersgenossen und Jugendfreund, dem Onkel seiner Frau, als sein Vetter die Haustür ausritz, daß die Anschlagglocke Hellen Klrnz gab. „Die Suppe wird schon ausgetragen", sagte Dohm zu dem ungestümen Eindringling. „Es ist noch eine Viertelstunde bis dahin, Gustav", lautete die Erwiderung, „und die genügt, für das, was ich zu sagen habe. Es wird Dich euch sicher interessieren. Es ist Dir doch recht, Onkel Albert, wenn lwir in Tein Zimmer gehen ?" Der nltc Jäger warf unter seinen buschigen Brauen seinen forschenden Blick auf den erregten Mann lund öffnete ihm selber die Tür. ,Ta vin ich doch lnevaierig, was der Thoma uns bringt. Eine Viertelstunde Zeit kannst Tu wohl auch darauf ver wenden, Gustav?" Thoma schlug doch das Lerz gewaltig, al; er Häger tste Depesche reichte. „Lies, Onkel Albert Dos Hagst Tu dazu? Tich geht es auch an, Ge- stav." Dohm ilrat heran und sah Jäger über Schul ter. Es war so still wie in einer Kirche in dem mit alten Möbeln traulich ausgestatteten Herrenzimmer, In den Ohren Thomas rauschte das Blut, sovaß er vermeinte, tiefe Orgelklänge zu hören. Lie iLuco- ten neues Leben ein, ein Zeben der 'Unruhe, ds§ Borwärtsstrebens, in dem kein Raum ^iu wüc- de jür friedliches Genießen. . «Da 1mm Mn ja gratulieren, M», AujML Ket- etnem Studium der Pädagogik und Philosophie offen, daß nach frühestens fech» Semestern durch ein Examen in diesen Fächern beschlossen werden kann. *— Neue Dieuststempel der sächsischen Be hörde» Bekanntlich wird in allernächster Zeit ein neues Reichswappen in Gestalt eine« einköpfigen schwarzen Adlers eingeführt werden. Was Sachsen anbelangt, so wird das bisherige Landeswappenschild ohne Krone auf Grund der Verordnung vom 15 11. v I. vorläufig beibehalten. Ueber eine Neugestal- tung ist zurzeit nichts im Gange. Diese Frage wird erst bei der Verabschiedung der Landesver fassung mit erörtert werden. Jedoch ist die Re gierung vor längerer Zeit mit Künstlern über den Entwurf von neuen Dienststempeln und Stempel marken als Driefoerschluß in Verbindung getreten. Für diese find in Kürze Neuerungen zu erwarten. Heinnchsort. (Wieder erlangt.) Der vor kurzem aus der Scheune des Herrn Bäckermeisters Franke entwendete Motor wurde in Gersdorf bei einem dortigen Eisenhändler ermittelt, der ihm von zwei Personen zum Kaufe angeboten erhielt. Dieser machte dem Besitzer davon Mitteilung, sodaß letzterer den Motor zurückerlangt. Der Geschädigte ist in diesem Falle der Eisenhändler. Hoffentlich gelingt es, die Täter festzustellen und der Bestrafung zu zuführen. Leipzig. DSZ. (Das hiesige Religionslehrer, seminar des Christlichen VolkSdiensteS) wird seine Arbeit am l. Oktober zunächst mit 2 Klaffen be ginnen. Die Anmeldung von Schülern und Schü- lerinnen aller Stände und aller Gegenden Deutsch lands war so rege, daß nicht wenig für dieses Jahr abgewiesen werden mußten. — Es ist vorge- schlagen worden, außer dem festen Seminarbeirieb einen etwa neunmonatlichen Kursus abzuhalten, der eine kürzere theologische bezw. pädagogische Der- tiesung für solche zu geben hätte, die auf Grund einer fachlichen Vorbildung ohne vollen Besuch des Seminar» in die Arbeit kirchlicher Reltgionslehre treten könnten. Es läßt sich zurzeit noch nicht ganz sicher übersehen, ob die vorhandenen Kräfte und Mittel des Christlichen Dolksdienst die Ver wirklichung dieses Planes ermöglichen; doch ist nicht ausgeschlossen, daß auch er im Laufe des Winter» in Angriff genommen werden kann. Leipzig. (Erschaffen.) Der Wirt von Park Meusdort, Julius Guthardt, ist Sonntag nachmittag einem Unglück -um Opfer gefallen. Als er einem Freunde einen Revolver zeigte, entlud sich die Waffe, die Kugel drang Guthardt in die Brust und führte seinen sofortigen Tod herbei. Der Unglücks fall rief in dem Etablissement, in dem gerade ein öffentliches Ballfest abgehalten wurde, die größte Bestürzung hervor. Der Ball wurde sofort abge brochen. Plane«. (Die Freigabe von 85 000 Kilogramm Stickgarn zu erwirken), ist soeben der Stickereiin dustrie in Plauen gelungen. Es handelt sich dabei um feinere Nummern, die jetzt sehr begehrt werden. Die Garne werden im November durch die Han- delskammer verteilt. Pla«e«. (Noch ein Opfer der Gasvergiftung in der Eisenacher Straße.) Zu der Gasvergiftung in der Eisenacher Straße 60 bei dem Ehepaar Binsch, der, wie wir berichteten, der Mann sosort zum Opfer gefallen war, erfahren wir, daß nun auch Frau Binsch an den Folgen des eingeatmeten Gases im Krankenhaus St. Georg gestorben ist Zittau. (Als Stempelmarkenfälscher) wurden acht Personen und zwar zwei Steindrucke! aus ter Tt?ma gehört von heute an zu den Kapita listen. Was wirst Du nun ansangen? Willst Tu den Lornestmen Rentner spielen?" Thomas sAugen bohrten sich in die seines Lhess, die ühm mit wunderlichem Ausdruck begegneten. „Was ich zu tun gedenke, Onkel Albert? Vetter Gu stav Kat es mir vor einer Stunde selber geraten. Ich macke ein Geschäft auf und verkaufe meine Heringe. So sagtest Du doch?" Ander 'stand das Schweigen zwischen ihnen Ai- bcrt.Jäger suchte nach einem Mittel, um dem zu wehren, das sich trennend zwischen die beiden Männer scyoo, b^ren Augen sich jetzt mieden, und das da wuchs 'und wuchs, bis es Gestalt gewonnen, rieien- groß, «und Augen, in denen Zorn und Hast mitcinan- oer um d>e Herrschaft kämpften. Wenn er die beiden doey auseinander bringen könnte, bis sie einen Tag älter geworden waren. „T.me Suppe wird kalt, Albert", sagte Dohm plötzlich und wandte sich der Tür zü Er halte kei nen !Blick mehr für seinen frühere« Prokuristen, der styn sieven beim Wort genommen und ik.m auf eine etwas eigenartige Weise seine Stelle gelünoigt yatte. Und während er in ungewohnter Hast die steil ansteigende Straße verfolgte, sagte er sich: „Pah, solch eine kleine Krämerseele ist es nicht wort daß!man sich daran ärgert. Was will mir der? Aber chm den Jungen, den Wilhelm, ist es mir leid Dec i,at es in sich, und auch Meinem Kind, der Jette, sitzt er im Herzen. Wie die Kletten hängen die iankmander. Bin nur neugierig, auf was für ein Geschäft der Thoma verfällt." (Sortf. folgt.) Niedersedlitz, ein Chemigraphund^'ein Kaufmann aus Dresden, sowie vier Geschäftsleute ?aus Zittau ermiiielt, die sich mit der Herstellung und Vertrei bung falscher Stempelmarken für tschechische Kronennoten befaßten. Die beiden Steindrucker fertigten die Stempelmarken an. Das Klischee da zu hatten sie von dem Chemigraphen bezogen. Der hiesige Kaufmann vermittelte die Stempelmarkm nach Zittau und die dortigen Geschäftsleute ver schoben sie über die tschechische Grenze. Das zur Herstellung der Stempelmarken nötige Werkzeug ist sämtlich beschlagnahmt worden 3« Stimm«» Mlmrim I» SM». B8Z. Durch eine in der Sächsischen Staatszeitung Nr. 178 veröffentlichte Verordnung der Sachs. Regierung ist in jeder Amtshauptmannschaft ein Bezirks- Bauern- und Landarbeiterrat zu wählen, in dem Landwirte und Land arbeiter in gleicher Zahl vertreten sind. Wie wir den Nachrichten für Bauern- und Landarbeiterräte entnehmen, sehen diese für die Rückwanderung der Stadtbevölkerung auf das Land zum Nutzen für die Landwirtschaft selbst und für die Allgemeinheit als wesentlichen Teil ihrer wichtigen Aufgabe an, da dadurch die wertvollen Kräfte des Polkes von der an sich wohl unvermeidlichen Auswanderung abgc- halten werden. Es soll mit der verstärkten Besiedelung des flachen Landes, zu der die Umstände zwingen, eine Besserung der Lebensbedingungen unseres gesamten Bölkes herbei- geführt werden. Nach der vor einiger Zeit erschienenen Verordnung zur Beschaffung von landwirtschaftl. Siedlungs land kommen für neue Siedlungen im Deutschen Reiche (einschl. der an fremde Staaten fallenden Landesteile) 2161000 ks in Frage? An dieser Sumn e ist der Freistaat Sachsen mit 37 500 da beteiligt. Vermischte« ff- Zum dritten Male gewaltsam befreit. In Burgdorf (Hannover) wurde der Spartakisten führer Eisenbahntechniker Heinrich Hoelz aus dem Vogtlands von einem Gendarmertewachtmeister ein- geliefert, und zwar auf Grund eines Steckbriefes der Staatsanwaltschaft tn Plauen. In der Nacht zum Sonntag wurde der Gefangenaufseher des Amtsgerichtsgefängniffes in Burgdorf, tn dem der Verhaftete interniert worden war, unter dem Vor wande geweckt, ein Hilfsgendarm habe einen Arrestanten einzuliefern. Als der Beamte öffnete, trat ihm ein Mann in Gendarmerieunjform mit einem Zivilisten entgegen, der die Auslieferung des gefangenen Spartakisten forderte. Gleichzeitig drangen zehn Bewaffnete tn das Gefängnis und befreiten Hoelz. In bereit stehenden Automobilen verschwanden die Angreifer und der Gefangene. Hoelz, der am Montag nach Plauen transportiert werden sollte, ist nun schon aus drei Gefängnissen in gleicher Weise befreit worden. ff- Die Versteigerung der Hofwage« i« Potsdam brachte hohe Preise. Es wurden 65 Wagen versteigert, für die insgesamt über400 000 Mk. erzielt wurden. Coupäs schwankten im Preise zwischen 5000 und 8500 Mk. Für Landauer wurden bis zu 13 000 Mk. erzielt. Besonders be gehrt waren die Biktortawagen, deren Preise sich zwischen 7300 und 11100 Mk. hielten Weniger begehrt waren die Daumontwagen, für die nur 8600 bis 5200 Mk. erzielt wurden Die Dorsay- Loupes wurden durchschnittlich zu 7000 Mk. je Stück verkauft. Geringe Kauflust herrschte begreif- ltcherweise bei den Galawagen, von denen 6 Stück angeboten waren. Einer dieser Wagen fand über haupt keinen Käufer. Die Preisangebote bewegten sich zwischen 2300 und 3500 Mark. Zwei Jagd- wagen gingen zu unverhältnismäßig hohen Preisen von 9000 und 10200 Mark fort. Für winzige Dogcards wurden 3500 und 4200 Mark geboten. ff- Was heute alles regiert. Der Hotelbesitzer Karl Schneider, Inhaber des Bahnhofshotels in Kirn an der Nahe, hat an das Mitglied der neuen Regierung in Birkenfeld, Referendar Hauth, folgen den ironischen offenen Brief gesandt: „Der Wille des souveränen Volkes der ehemaligen Provinz Birkenseld hat die sreie Republik Birkenfeld aus gerufen. In dem Triumphmt der Würdenträger fand ich Ihren Namen veröffentlicht. Bon glaub würdiger Seite ist mir sogar versichert worden, daß Ihnen die Schlüssel zur Landeshauptkasse anoer traut worden sind, demnach auch das Portefeuille des Finanzministers, vermutlich sogar mit dem auch in Republiken üblichen Prädikat Exzellenz. Ge statten Sie nur, daß ich Ihnen zu Ihrer Beförde rung von ganzem Herzen gratuliere, Ihnen alles Gute und Ihrem Lande den baldigen Segen Ihrer oersprechlichen Tätigkeit wünsche. Die hohen Ziele, die Sie mit festem Willen zurzeit sich gestellt haben, verdienen Worte unbedingter Anerkennung, und ich wünsche Ihnen ferner, daß Sie tn Ihren Mit arbeitern diejenigen Herren gesunden Haven, von denen die Nachwelt dereinst sagen wird, pac n obile trslrum. Möge Ihnen die Htmmelsgüte die Kraft verleihen, weiter den Weg zu wandeln, den Sie seither so erfolgreich gegangen sind, und wenn Sie nach den Lasten des Dienstes gelegentlich sinnend rückwärts blicken, dann vergessen Sie auch nicht, mir ohne Gefahr für die Landeshauptkasse die zehn Mark einzuschicken, die Sie einer Angestellten meines Hauses, einer armen Kriegerswttwe, nun lange genug von Ihrer letzten Zeche her noch schul- dt« stnd."