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lageblatt fb HMns WIit. SmMs, Mnf, A.W«. ttiMrni, Umm, RÄM vcklmÄirf, Ms« Simo, 81^ StMtek Amatns, Ä» MaM» Wjiottl M Mim Amtsblatt für das Amtsgericht and den Stadtrat zu Lichtenstein — » —»—— , >> — >»» > > —, 09. Jahrgang. - Nr. 222 LAWWWS! Donnerstag, den 25 September L'iLW.W. ISS. Bezirksoerband. K.-L.-Nr. 1189. x^l. Glauchau, den 21. September 1919. Amerikanisches Weizenmehl. In den Wochen vom 21. 9.—27. 9. und vom 28. 9.—4. 10. 1919 können je * 2 Pfund amerikanisches Weizenmehl auf den Kopf der oersor- gungsberechiigten Bevölkerung abgegeben werden. Preis für ein halbes Pfund ist 42 Pfg. - Als Ausweis dienen zwecks Kontrolle die Abschnitte 2 5 und 16 der Mehlmarken (Ausländisches Mehl) die den Behörden zugegangen sind. Die Marken sind bei der Abrechnung mit einzureichen. I. D.: Dr. Wahl, Reg .Amtmann. Nachstehende Verordnung des Reichswehrministers vom 12. Sep tember 1919, die auch für Sachsen Geltung hat, wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Dresden, den 22. September 1919. 1072 III Xr. 1 Wirtschaftsmiuisterlum. Bekanntmachung. Nr. ?. k. 320 8. 19. Kkk. Auf Grund der die wirtschaftliche Demobilmachung betreffenden Befug nisse wird nach Maßgabe des Erlasses, betreffend Auflösung des Reichs ministeriums für wirtschaftliche Demobilmachung, vom 26. April 1919 (R.-G.-Bl. S. 438) folgendes bestimmt: Artikel 1. Die von den Kriegsministerien oder den Militärbefehlshabern erlassenen, den Betroffenen namentlich zugestellten Verfügungen, betreffend Beschlag nahme und Meldepflicht von Wismut, Wismuterzen und wismuthaltigen Materialien jeder Art, einschließlich eigener Erzeugung der Betroffenen, werden hiermit aufgehoben. Artikel 2. Diese Bekanntmachung tritt am 12. September 1919 in Kraft. Berlin, den 12. September 1919. Der Nelchswehrmlnister. I. A.: Wolsfhügel. Kim Mülle SilMleii * Die amerikanische Regierung hat die sofortige Heimschaffung aller in den Bereinigten Staaten befindlichen deutschen Kriegsgefangenen angeördnet. Der Abtransport beginnt am 25. Septemder. * In der Berliner Metallarbeiterkrise ist noch keine Klärung erfolgt, die Streiklust unter den Arbeitern scheint nur schwach zu sein, doch wird von gewerbsmäßigen Hetzern mit allen Mitteln zum Generalstreik geschürt. In Dortmund wird die Entscheidung über einen Streik in der Hütten- und Metallindustrie heute Abend fallen. * In fast sämtlichen Gothaer Schulen ist am Montag der Schulstreik ausgebrochen. Die Eltern verlangen die Rücknahme des Religionserlasses und den Rücktritt des unabhängigen Generalschulitt- spektors Jacobi, sowie die Wiedereinsetzung der ent lassenen Schulinspektoren. Sie drohen, ihre For derungen mit Steueroerweigerung durchzusetzen. * „Corriere della sera" meldet aus sicherer Quelle, daß es zwischen Italien und Südslawien in der Fiumefrage und Adriafrage mit Zustimmung Frank reichs und Englands zu einer endgültigen Ver ständigung gekommen ist. * Der zweite Getselmordprozcß in München wird voraussichtlich noch im Oktober fiattfinden. Zu nächst ist mit fünf Angeklagten zu rechnen. Ob auch Mitglieder des Vollzugsausschusses, die an den Sitzungen im Luitpoldgymnasium teilgenommen haben, wegen ihrer Mittäterschaft angeklagt werden, steht noch nicht fest. Die Kriegshetzer in Wien. Die erwähnten Enthüllungen des Dr. Gooß, die sich auf amtliches Material stützen, sagen frei und offen, daß das Wiener Kabinett den Krieg wollte und zum Kriege trieb. Und sie erklären, daß Graf Berchtold es gewesen ist, der selbst Deutschland be log, um den Krieg zustande zu bringen. Nur der ungarische Graf Tisza bildete in der damaligen k. und k. Regierung eine rühmliche Ausnahme, da er versuchte, den Krieg zu verhindern, und auf die Folgen des Krieges hinmies. Er drang nicht durch. Berchtold brachte es fertig, daß noch Bel grad ein Ultimatum gesandt wurde, das Deutsch land erst zwei Tage später erfuhr. Er hielt es nicht für nötig, einen Bermittlungsvorschlag Sir Edward Greys, der, von der Berliner Regierung unterstützt, nach Wien telegraphiert wurde, zu be antworten. Der Krieg war da, weil die Kriegs, treiber in der Wiener Regierung ihn wollten. Und ungeschickt haben diese Männer es verstanden, während der folgenden Zeit jede Schuld von sich abzuwaschen. Das Ausland sah Deutschland als die Kriegsschuldigen an. Nun ist aber sestgestellt, daß Deutschland sich wirklich um den Greyschen Vorschlag bemüht hat, diese Bemühung aber von der Wiener Regierung gar nicht beachtet wurde. England mußte selbstverständlich annehmen, daß Deutschland ein Doppelspiel treibe. Es belastete Deutschland in gutem Glauben mit der Schuld am Kriege. Und doch war die Berliner Regierung eqenso unorientiert geblieben wie die Ententemächte. Wien hatte eine Geheimdiplomatie, die auch aus Berlin keine Rücksicht nahm. Wenn Deutschland eine Schuld trifft, so ist es die, daß es damals eine völlig unfähige Regierung besaß, eine Regierung, die sich von Wien aus lenken ließ- Wien machte die Dreibundpolitik, und man hat immer bei der Entente angenommen, daß Deutschland die treibende Kraft bei allen Handlungen der Mittelmächte während des Krieges war- Deutschland ist in seinen unfähigen Poli tikern schwer gestraft worden. Hätten wir andere Männer an der Spitze gehabt, die wirklich die Politik der Mittelmächte zu beeinflussen vermochten und sich nicht von Wien am Gängelband führen ließen, dann wäre vielleicht sogar der Krieg ver mieden worden. Mindestens hätte er aber einen anderen Ausgang genommen. Die Schuldfrage am Kriege, die auch vor den -Entente-Gerichten ausgerollt werden soll, wird jeden falls fortab anders beurteilt werden müssen. Viel leicht ändert sich die Stimmung des Auslandes nach diesen Wiener Veröffentlichungen beträchtlich zu unseren Gunsten, und es darf wohl angenom men werden, daß die Wahrheiten, die aus den amtlichen Wiener Dokumenten sprechen, auf die Stimmung in Deutschland selbst wesentlich ein wirken. Wenn Deutschland ein Borwurf trifft, so ist es der, daß es Treue hielt, daß es sich seinem Verbündeten zur Verfügung stellte und dieser, auf die deutsche Treue bauend, den Krieg sreoelhast heraufbeschwor. Deutschland hätte seinen Treue schwur von einer völlig klaren Situation abhän gig machen sollen. Es hätte verlangen können, daß es, ehe es zum Kriege aufgesordert wurde, um Zustimmung ersucht würde unter Vorlegung und Darlegung aller Vorgänge. Es ist wohl anzunehmen, daß Deutschland, wenn es gewußt, wie die Wiener Regierung leichtsinnig den Krieg heraufbeschwor, niemals die deutschen Waffen dem leichtsinnigen Verbündeten geliehen hätte. Eine Auslandsstlmme über das österreichische Rotbach. Amsterdam, 23. September. „Algemeen Han delsblad" bespricht das von Dr. Roderich Gooß zusammengestellte Rotbuch über die Vorgeschichte des Krieges, aus dessen Inhalt hier gestern aus führliche telegraphische Auszüge veröffentlicht wur den. Das Blatt schreibt über Graf Berchtold, Graf Fergaci und Missulini: Bemerkenswert ist, daß sich keiner dieser drei Männer Deutschösterreicher nennen darf. Graf Berchtold mit seinem deutschen Namen ist ein Tscheche. Drei Ntchtdeutschösterrei- chern muß » also in erster Linie zugeschrieben werden, daß Deutschösterreich zu einem Staate dritten oder niederen Ranges verkleinert wurde, der nicht einmal imstande sein wird, für sich ffelber zu sorgen, und dessen Bewohner Lasten auferlegt erhalten, welche für ihre ausgehungerten Körper zu schwer sind. Das Vorgehen Berchtolds zeugt von Leichtsinn, Falschheit und Hinterlist gegenüber dem Freunde und Bundesgenossen. Nach den Enthüllungen von Dr. Gooß kann man Bethmann- Hollweg und Iagow in einigen sehr wichtigen Punkten, wie die Absendung des Ultimatums an Serbien und die Behandlung von Greys Dermit- telungsangebot, nichts Unerhörtes mehr vorwevfen, wohl aber eine Gutgläubigkeit, die man mit Recht als Leichtsinn und einfältige Dummheit bezeichnen kann. « W . » Die Entente will die Auslieferung des Grafen Berchtold verlangen. Genf, 23 September „Homme Libre", „Echo de Paris" und „Journal" schreiben übereinstim- mend, daß die Alliierten auf Grund der Veröffent lichungen der Wiener Akten zum Kriegsausbruch die Auslieferung und Aburteilung des Grafen Berchtold an erster Stelle verlangen werden. Lon- dauer Blätter lassen sich aus Paris melden, daß der Rat der Alliierten am Donnerstag zu den Wiener Enthüllungen Stellung nehmen wird. Sie MMe illl Wilk 1818. Erklärungen Hindenbnrgs und v Bergs. Berlin, 23. September. In der „Deutschen Tageszeitung" erklärt der frühere Chef des Zivil- Kabinetts, von Berg, über die Besprechung vom 13. August 1918 und den Kronrat vom 14. August 1918 zusammenfassend: Es herrschte Uebereinstimmung, daß auf Grund der vom Feldmarschall Hindenburg und General Ludendorff festgestellten militärischen Lage und auf Grund der inneren und äußeren politischen Lage wie sie sich in den Augen des Kanzlers und deS Staatssekretärs des Aeußern darstellte, durch die neutrale Macht Holland eine Friedensbesprechung mit dem Feinde angebahnt werden sollte. Die Kriegsziele, an denen noch festgehalten werden sollte, wurden nicht im einzelnen besprochen, es war aber aus dem Ton der Besprechungen klar, daß man auf Ersüllung bisher gehegter Hoffnungen nicht mehr rechnete, sondern daß der Staatssekretär in der Hauptsache freie Hand haben sollte. Generalseidmarschall von Hindenburg äußert sich über die gleichen Vorgänge und sagt dabet u. a.: Ich hatte damals gegen die Ausführungen des Herrn von Hintze nichts einzuwenden. , Daraus folgt für mich, daß bei beiden Sitzungen volle Einigkeit unter den politischen und militärischen Stellen herrschte, und daß sich die Erörterungen