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gen wolle. Mit dem Schlußwort legte sich Abgrvcd. Sindermann immer noch einmal begeistert und mit allen iHv zu Gebote stehenden Mitteln für den An trag .^obmann ins Werk, wobei er selbst persönliche Angriffe «gegen den Abg. Castan nicht scheute und mit allem Nachdruck betonte, daß mir vor einer furchtbaren Katastrophe stünden und um die Verant- woriung nicht allein zu übernehmen, die Demokraten mit h.neingezogen werden müßten. Tie Ausführun gen des Abg. Castan-Chemnitz, der dem Antragsteller Kal,mann entg^gentrat, weil dessen Antrag'unding - un-sloßen Eintritt in die Regierung fokd-xt. bcan.t- wartete Kahmann damit, daß er seinem Antrag- den Zusatz anfügte: „falls sie bereit sind im S>n- ne a.s Reaierungsprogramms vom SO Mürz' mit- zuaroeil^n". Tie Abstimmung über den Antrag Kah mann, der in unserem gestrigen Bericht enthoben ist, ergab mit der heutigen Erweiterung dessen Abl.hnuuT mit -'>2 gegen 43 Stimmen. Dagegen sand der obige Antrag Eastan mit öl) gegen 24 Stimmen Annahme. Damit.gatte sich eine Reihe weiterer Anträge ene- oigt. Ter Antrag auf sofortige Aufhebung des Be- lagrinnaszustandes wurde abgelehnt, dagrien ein An trag aus Verhinderung' von Toppelmandaten an genommen Mir der Besprechung von Organisationsänderungen durch^die namentlich eine engere Fühlung mit o-n Ortsgruppen und der Parteileitung herbeigeftihrr werden OKl sanden die heutigen Verhandlungen ihren Abschluß, die auch noch am Dienstag, wie -igentkich nicht vorgesehen war, fortgesetzt werden- Das neue Oesterreich. Tic halbamtliche Wiener „Abendpost" schr-ilo u a: Tee Staatskanzler ist auS St. Germai". zurüetge- kehrt und bat die Leitung der Geschäfte übernommen. Durch die Unterfertigung des Friedensvertrages ist die auswärtige Stellung der deutschen Alvenlande sür die nächste Zukunft festgelegt. Sie tragm gegen ihre eigene Wahl den Namen Oesterreich, und der Fr^edensvertrag bestätigt und beiestigt die repu blikanische Staatsform. Tie Republik Oesterreich tritt Hamit in die Geschichte gin. . Sie hat ^ich wie derholt dagegen verwahrt, materieller und aLst^ger Erve des alten Oesterreichs zu sein- Tie Ablehnung der Rechtsnachfolge war zunächst eine historisch'- Fest stellung, nie verhindern sollte, daß der ärmste und am schwersten heimgcsuchte der Nachfolgestaaten al lein mit den Kriegsfvlgen belastet werde. Tirsts Uebel abzuwcnden, ist leider nur zum Teil gelun gen Wenn die Nationalversammlung sich zweimal seierlich zum Anschluß an das Deutsche Reich beiannt hat, so bat sie damit negativ au^> ansg?d"ückt. daß si- mit Tschechen, Polen, Magharen und Tüdslawea ir- genowelche politische Gemeinschaft aufrecht zu er halten nicht wünsclic. Im übrigen aber haben diel: ohne Grl.Il von der staatsrechtlichen Verbindung, die ihnen nichts als aufreibende Kämme und allseitige Äulturhemmungen eingebracht, Abschied genommen. Es ist nicht die Schuld der Alpendeutscheu. wenn das .Herrschergeschlecht der Habsburger und deren überliefertes Imperium den geschichtlichen Augen blick versäumt haben, wo die Nationen allesamt als freie und gleiche' in einem Bund butten vereinigt werden können. Nun hat der Weltkrieg das Ver säumte nachneholt, aber er hat es in der denkbar übelsten Weise vollbracht. Teutschösterreich wendet seinen Blick nach Westen. Deutschösterreich will nun mehr sein wirtschaftliches Leben und »eine staatliche Ordnung nach dem Muster des europäischen Westens einrichten. Seine nächsten Aufgaben liegen im In nern So rasch als dir Pflichten aus dem FriedenS- vcrtrage ihm das ermöglichen, wird Dentschrfter- reich feine Volkswirtschaft wieder Herstellen. Deutsches Reich Berlin. (Zur Rückkehr unserer Kriegsgefangenen.) Tie Reichszentralstelle sür Kriegs- uno Zivltgrsan- genr gibt bekannt, daß zur Abholung der voo der italienischen Regierung in Florenz gesammelten deutschen Kriegsgefangenen ein deutscher Zug nach dortbin entsandt wurde. Tie Heimsenduna der in englischer Hand in Frankreich befindlichen Gefange nen macht gute Fortschritte. Ein mit der englischen. Regierung getroffenes Abkommen 'bestimmt, daß deutsch-, r-eits täglich drei Züge und engliiche^sei.s täglich ww Züge mit zusammen öOOO G°sangenen aus Frankreich abtranspvrtiert werden Die Ucber- nehme findet in Köln-Deutz statt. Zwei weiters Züge werden deutscherseits gestellt, um die auf belgi schem Gebiet in englischer Land befindlichen deutschen Kriegs?.,: enen abzuhvlen. Zur Turchsührunst sand zwischen den Beteiligten eine Konferenz bei dec s-.wnbahndirektion Köln statt. Tiests Abkomme^ wioerlegt alle Gerüchte, wonach die deutsche Re- -Ziruna nicht mehr als 1000 Gefangene täglich über nehme: lönne. i - Werbearbeit in Form beständig wiederkehrender Anzeigen, bringt immer Erfolg. Eine gute Reklame ist treibende Kraft, sowie belebendes Element : sür jeden Geschäftszweig. : — (Ein Verfahren gegen den Kaiser abgelehnk.'. „Nieuwc RotteroaMsche Courant" meldet aas Pa ris, daß der italienische Parlamentsausschuß sür den F.ieden^ ertrag in Versailles aus rechtlichen Erwäg ungen heraus gegen ein Verfahren gegw den vor maligen Deutschen Kaiser ist. Ter Berichterstatter ist dw Ansicht, daß cs nur im Interesse ces VöLer- bundes liegt, daß Deutschland ihm sobald wie mög lich beitritt. — (Es geht wieder vorwärts.) Wie die „Deut sche Allg, Ztg" berichtet, hat in den lepten drei Tagen die tägliche Kohlenförderung in Ob>rsch!esiea 01 700 Tonnen betragen, d. h. öOOO Tonnen mehr als oor dem Streik, obgleich im ganzen viertausend Arbeiter weniger beschäftigt waren. Zu bemerken ist »roch, daß die normale Förderung in Frühe:Sz->- tcn täglich 145 217 Tonnen betrug. — lDie Zentrumspartei für die Erhaltung Ober schlesiens i Eine bemerkenswerte Umbildung i--stl- zieht ßch anscheinend in der Zentrumsvarfti Ober- schlesiens. Während diese Partei bis vor kargen: »ür eine selbständige Autonomie cintrat, har sich auf einem Parteitag, der-dieser Tage in Kandezin stit.- sand, neue Richtlinien ausgestellt, die dahin gehen, daß nunmehr Oberschlesien bei Deuftchla:o der - blew ui soll und dies auch der Wunsch der Zenirums- partei sri. — (Entsendung polnisclzer Arbeiter nach Frank reich.; ..Telegraas" zufolge wird den ..Times" aus War^ch u aemeldet, Hatz am 6. Septemb-r zwischen der framö'ischen und polnischen Reaicruug ein Av- kpmmen ,ar Entsendung von 1(0000 polnischen MW beiter» nach Frankreich geschlossen wurde e Tie »pl^ nijche Regierung erhält dadurch die Mögllchk? t ciuv» Kredit in französischeml Gelbe aufzunehm-n — (Gewaltsame Tschechisierung.) Ten Blättern zu- ßstge wurden die ersten Klassen der deutschen Gymna sien rn Arneu, Budweis, Jglau, ' LandSkron unt> Mc'-deua» geschlossen. Ferner wurde die deutsche Lehrerbildungsanstalt in OlMütz aufge'öst. An i»:ee Stelle wird eine tschechische Anstalt errichtet. Ter „Bohemia" zufolge herrscht unter der Budweiser deut schen Bevölkerung ungeheure Ausregana, weil sür sämtliche acht deutschen Schulen mit 4ö K«a> eu ein einz.g s Schulgebäude mit lO kleinen K>a-s''az:m- mern bestimmt ist. Auf die deutschen Geschäfts leute u w die durch ihre Anstellung abhängigen Deut schen wird ein Druck ausgeübt, damit sie ihre Kin der in die tschechischen Schulen schicken. Tropdem verbleiben 1300 Kinder für die deutschen V >lls uni» Bürgerschulen. « — (Der preußische Eisenbahnminister 'ld-r die Vcrkebrsnot.) Im Saushaltausschuß der preußischen Landesbersammlung äußerte sich der Eiienva.mn-i- nistcr über die derzeitige Lage. Er bedau'-te. sest- stellen zu müssen, daß, obwohl im Towm"riahrp!au nur etwa 4S v. H. der Personcnzüge und etwa öö» v. H. der Güterzüge gefahren würden, jetzt bereit- wieder eine Drosselung des Verkehrs wegn Mangel an Maschinen, Wagen uno Kohlen erforderlich wür- oe. Di: Slaatseisenbahnverwaltung l-äfte riam für 10 Tage Vorrat an Kohlen. Dem vermehrten Hcrbst- verkehr sehe die Staatseisenbahnverwalinng mit al lergrößter Sorge entgegen. Zwar b-säße die Staatseisenbahnverwaktung zurzeit SZöO > Lokomo tiven, all: mehr wie vor dem Kriege, oa aber ein übermäßig großer Prozentsatz der Lokomotiven so wie der Wagen reparaturbedürftig sei and ften die Reparaturen wegen der mangelnden Leista.gSlähig- keir ocr Reparaturwerkstätten außcrvrdc"tftch ver schlechterten, so sei die Vcrkehrslage ich- kemrI ge worden. Hütten wir die öOOO erstklassigen L-'k'Mo tiven, die wir an den Verband hätten abgebea müs sen und welche dem Vernehmen nach in Iran-reich uno Be,gicn herumstchen, weil diese .omptizKrten Maschiucn von dem belgischen und franz Nischen Per sonal nicht vernünftig bedient werden !öi-n:en, so würde von einer Verkehrsnot bei uns keine Rede sein. - st' — (Wachsender republikanischer Einiluß in Ame rika.'- Der „Matin" und die „Agenee Radio" mcl- ven aus Newhvrk, das die öffentliche Aussprache über den Friedensvertrag eine neue -b^rrasrüend? Wendung gehabt hat. Tie Temokraten verlören an B'den und es sei durchaus möglich, daß der Ver trag nur mit tiefeinschneivenden Aendernni'.en an genommen werde, die ihn praktisch umvirkl.am mack- ten- An der Spitze der Bewegung gegen Wilson steht Mr. Bullitt. - (Zur neuen Entente-Note an Dear,H and schreiben Pariser Blätter, daß die Nild.-ruig der Note und das Fehienlassen einer Fristseaung einer deutschen Aniwor: aus die englischen nvo aweciriui- sckieu Delegierten zurückzusühren sei. Tas .,EGo o? Paris' sagt: Tie umgeänderte Note dw Allii-rteu an Deutschland entspricht weder dem Wu-ck-hc noch, der Stellungnahme Frankreichs. Ter erste En wmf ocr neuen Entente-Note trug die Form ein's aber maligen und r-erschärsten Ultimatums. — Die blind wütige Rachsucht Frankreichs wird von >en e,nu'.i Veroündeten als widerlich und unbegründet er.aniit. * Dar Hsu» üer Zonäerliügr.« Krjminal-Roman von Erich Ebenstein ö3. , Nachdruck ver wlru „Tieft Fingerabdrücke liegen den Akten bei ', un terbrach der Vorsitzende ihn, „man sandte sie dem Untersuchungsrichter, als er iw London Erkundig m- acn über die Lyttons einzog. Ta sich dieselbe Fftiaerokdrücke in der Kammer vorsanden, wo Chimbere ermordet wurde, ersah man erst daraus, daß sich Lytton am Tatort besundeir haben mnß- :e, was er übrigens in seiner Auslage auch sosort zugab" ' ' > Herrlinger lächelte. ' „R-'orum? Weil er, dem seine Fingerabdrücke Ol-on einmal zum Verräter wurden, sich der Unaa- sechtbark-ft dieses Beweises sofort klar war. E' sagt, er heb: den Mörder dort überrascht. Ich aber bitte tie Herren Geschworenen nur im Gedächtnis zn be halten, daß durch diese Abdrücke die Anwesenheit LvttonS am Tatorte'bewiesen ist." „Dies alles» hat aber doch nichts mit der Zeu gin zu tun, gegen deren Vereidigung Sie prote stieren „Tech. Sie werden es gleich begreift,:. Von den geraubten Wertgegenständen sand sich aamols kemc Spur. Aber später wurde festgestellt, oaß Vn Teil davon sogleich in Paris, der ander- ft: Newyork verkauft worden war. Nach Newnork war der alte Lvttou unmittelbar nach dem Diebstahl abgereist. Man hat ihn kurz danach drüben wegen Tischen« diebstabks sestgenommen und bestraft — ich be merk dies besonders, weil er sich vorhin sür „nicht Lorbestra't" erklärt Hal — aber den Verkauf der SchMr Mücke konnte man ihm leider nicht mehr urckweisen Ebensowenig der „Belle Ädiftne". die sich in Paris damit besaßtr. Auch iie wurde in Untersuchung gezogen, hatte aber die Sache so schlau erledigt, daß man ihr nichts beweisen konnte. Im merhin wurde iie nur wegen mangelnd-" Beweise -rcigGprvchen. aber die Behörden blieben d 'y von ihrer Schuld überzeugt. Der geistige U-Heber jener Aftare war — genau wie bei dem Streich hier in Wien — der alte Lytton, der, wie ich beweisen kann, e>ner Verbrecherfakyilie entstammt. Sein? El tern und Brüder starben im ZucksthauS. Und ge nau nie hier hat die Belle Ädisane in Paris schein bar nicht in Verbindung mit ihren Angehörigen ge standen, sondern sich bemüht, ein tadellofts, zurück- gezrpcnes Leben zu führen. Sie unterhftl: weder Lieb'chasten. noch verkehrte sie mit lhresaleichete. Immer aber war zur selben Zeit und in derselben Stad! wie sie der Artist Chambers — wal-rend I chnS GesängniShakt allein mit Charles Lytton, später wieder mit beiden Brüdern zu'amw'N enga giert. Ich b tte, diese Tatsache ebenfalls fcstzuh Aren Ich werde fie spater durch Dokumente belegen. 'Seit der Verurteilung John Lyttens traten s e unecr dem Namen ..Brothers Copley" auf." Der Staatsanwalt trommelte ungeduldig auf einem AklcMück herum. „Ich dachte, der Derr Verteidiger wolste uns sagen warum er gegen die Beeidigung einer Zeu gin pr'testierte. „Gewiß. Ich wollte durch diese Einleitung nur dartun, daß die Zeugin schon einmal eine zweifel hafte R lle spielte, und darum nicht als glaub würdig zu betrachten ist. Dies wird den Herren Geschworenen sosort noch einleuchtcnd-r werden, wenn ich hinzuftige, daß sie es wagte, hier vor o?m hohen Gerichtshof unter falscher Maske zu er- sche'ncn —" „Ich'" fuhr Frau Torwesten ent üä-t anf- '..Was iälit Ihnen ein.- Unter welcher falschen Mas!; soll ich denn erschienen sein?" .Haben Sie nicht uns und alle Welt alouöeu wachen wollen, daß Sie die Frau meines ükirnten sind?" Einen Augenblick war es, als zucke b G-rAft el- nas wie Schreck über Frau Torwesten:- Gesicht. Tic Auaen der beiden Lyttons rubten starr auf ihr. Im Saal herrschte atemlose Stille Dann ricküctr sie sich stolz aus und blickt- den Vorsitzenden lächelnd an. .Es scheint, daß der Herr Verteidiger plö!'li? dxtt Verstand verloren hat. Ich bitte, ihm kn-inen Trau schein za zeigen, der bei den Akten liegr, und ihm begreiflich zu machen, daß meine Ebe trov OineS lcioer-schaftlichen Wun'ch s noch nicht gs chieden ist-" Dr Herrlinger blieb völlig ruhig. Wälnenb der Verfilzende den Aktni blätterte, üriefte der An walt Frau Torwesten scharf. „Tte bleiben a so dabci, Frau Torwestea ?a sein!:" „Selbstverständlich!" „Und würden sogar bereit sein, unter Lieftm Na men den Eid za leisten?" .Jawohl" Sie lächelte wieder. Wer soll E denn smst sein, wenn nicht Torwrstens Frail ' Herrlinger verneigte sich kühl „Ich danke Ihnen." Dann fuhr er mit erhobe ner Stimme fort: ' „Sie alle haben die Worte der Zrugin gehörig