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MMte M« I« zu EallNberg am 12. September 1919. Nach pünktlicher Eröffnung der für abends 7 Uhr anberaumten Sitzung teilt Herr Bürgermstr Prahtel unter Punkt 1 u. a. mit, daß die Pflasterungs arbeiten für die Lichtensteiner Bahnhofstraße an die Fa. Stietzel-Glauchau vergeben feien; daß ferner die Vergnügungssteuer, die ja bekanntlich dem Stadtwohl zu dienen bestimmt sei, in 5 Monaten den stattlichen Betrag von 1250 Mk. ergeben habe. In Anbetracht solcher Einnahmen sei es nur zu beklagen, daß in Lichtenstein die Erhebung dieser Steuer noch nicht straff durchgeführt werde. Punkt 2. Einem Gesuch des Gewerkschafts- Kartells um geldliche Beihilfe zu seinem großen Kinderfeste evtl. aus^Stiftungsmitteln wurde dahin entsprochen, daß man ihm die sonst der städtischen Armenkasse zuflietzenden Gebühren für die auf dem Festplatz aufgestellten Schaukel und Reitschule in Höhe von 90 Mk. überläßt. - Punkt 3. Die bereits geprüfte Rechnung der Armenkasse, deren Rücklagefonds 4000—5000 Mk. beträgt, wurde richtig gesprochen. Punkt 4. Das vorliegende Gesuch der Fa. Koch u. Pester wurde wie in den Vorjahren beschieden, die Beihilfe bewilligt. Punkt 5. Man will von der Stiftung eines Ehrenpreises für die nächste Ausstellung des Ka ninchenzüchtervereins im Werte von 10—15 Mk., wie sie bisher vonseiten der Stadt üblich, diesmal absehen und statt dessen eine Beihilfe von 20 Mk. zur Anschaffung eines solchen gewähren. Punkt 6» Zur Deckung der Einfriedigungs- Kosten des neu hinzugekommenen Schrebergarten geländes in Höhe von 3400 Mark beschloß man die für die bisherigen Ausgaben aufgenommene 4 " g ige Anleihe von 7100 Mark bei der Spar kasse auf 10500 Mark zu erhöhen. Die dies jährigen Pachtgelder, die für die 12 643 qm Ge lände 1072,72 Mark betragen, sollen wie folgt ver wendet werden: 200 Mark für Pacht, 100 Mark für die Wasserleitung und die restlichen 772,72 Mk. zur Ammoctisation der Anleihe. Einer Anregung des Herrn Stadto. Schuldirektors Schmidt, den Pachtpreis auf 10 Mark pro qm ,für alle Pächter gleichmäßig zu erhöhen, konnte nicht stattgegeben werden, da eine Umstoßung des auf 10 Jahre laufenden Pachtvertrags nicht angebracht erscheint. Dagegen sieht man einem Gesuch des Vereins für Gartenfreunde 1)etr. Ankauf des gesamten Schieber- gartengeländes entgegen, beabsichtigt aber im Fall der Bewilligung dem Verein auch die Unterhaltung anheimzustellen, der Stadt selbst dagegen ein Rück kaufsrecht zu wahren. Punkt 7. Da der Ausbau der alten städtischen Wasserleitung, dem als Notstandsarbeit die staat liche Beihilfe zugesichert ist, wegen des hierzu er forderlichen Baumschlags seit dem Frühjahr sich^ bis jetzt verzögert hat, sind die voraussichtlichen Unkosten' von 30 700 auf 43000 Mark gestiegen. Da kein Wassermangel zu befürchten steht, vom Staat aber nur hinsichtlich des ursprünglich veran schlagten Preises Unterstützung zu erwarten ist, be schließt man mit Rücksicht Auf die übermäßige Summe den Ausbau nur gemäß den Vorschlägen der Wasserbauausschüsse von Lichtenstein u. Calln- berg vorzubereiten, und erst später, wenn Lohn- und Preisermäßigung eingetreten, in Angriff zu nehmen. Punkt 8. Bisher mußte ein Lichtensteiner bei Zuziehung einer Callnberger Hebamme zugleich an die dadurch umgangene Lichtensteiner die Taxe zahlen und umgekehrt, es entstanden also doppelte Kosten. Da aber z. Zt. Lichtenstein eine zweite Hebamme braucht, die Callnberger dagegen nicht genug Arbeit hat, wurde diese Umgehungsentschä digung ausgehoben, um dadurch in weiteren Kreisen die Inanspruchnahme der Hebamme der Schwester stadt zu ermöglichen. Punkt 9. Die Gebühren der Callnberger Leichen wäscherin betragen seit 1909 4 Mk. für die Bestat- tung eines Erwachsenen, 3MK. für die eines schul pflichtigen, 2,25 Mk. für die eines kleinen Kindes. Man beschloß diese Sätze aus den in Lichtenstein üblichen Betrag (6.— für Arme 5,-4 und 3 Mk) zu erhöhen, der nach Städteoeretnigung sowieso Platz greifen würde. Mit Rücksicht darauf nahm man auch von der angeregten weiteren Erhöhung der Gebühren Abstand. ' Punkt 10. Die Zwickauer Straßenbau-A.-G. hat die Lichtanlage für den Callnberger Kartoffel- Keller (am Güterbanhaf) auf 738 Mk. veranschlagt, da sich eine längere Stromzuleitung nötig macht, sich aber bereit erklärt, den Auftrag für 400 Mk. auszuführen. Weil eine Aufhebung der Kartoffel- Rationierung nicht zu erwarten steht, Abnahme der Kartoffeln ab Lori aber nicht mehr statthaft ist, be schloß man die Durchführung der AnLage, allerdings mit 50- statt der veranschlagten 25-keczigen Lampen. Punkt 11. Don eilwr städtischen Zuwendung an die „Rückwandererhttfe" beschloß man zunächst abzusehssn. Man behält sich diese für einen etwa unbefriedigenden Ausfall der vorzunehmenden Haussammlung vor, deren Ertrag bekanntlich aus dem Ausland vertriebenen deutschen Familien zukommt. Punkt 12. Da die seinerzeit von Herrn Böttger- meister Merkel angefertigte 10 m hohe Steigleiter der Callnberger Feuerwehr nach den erläuternden Ausführungen des Herrn Stadto. Mehner nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen ent spricht, stimmte man dem Ankauf einer als Aus. stellungsobjekt von einer Iöhstädter Firma gebauten 16 m hohen Leiter zu. gedenkt aber einen end- gültigen Beschluß erst gelegentlich der Besichtigung der bestellten Letter zu fassen. Ein Gesuch um beträchtliche Beihilfe zu den Anschaffungskosten (über 5000 Mk.) ist an die Landesbrandkasse abgegangen. Punkt l3. Es handelte sich hier nicht, wie man der falschen Fassung des Punktes zufolge anneh- men könnte, um Kündigung der Mieträume des „Armenhauses", die man zur Unterbringung von allerlei Gerätschaften sehr benötigt» vielmehr wurde die Unterbringung der jetzigen Insassen in der Be- zicksanstalt mit Rücksicht auf ihre Pflegebedürftig keit beschlossen. Punkt 14, Durch straßenweise Nummerierung der Häuser, die im Interesse des Verkehrs sehr an- gebracht erscheint, würden nicht der Stadt, sondern nur den Hausbesitzern geringe Unkosten entstehen. Um diese noch zu vermindern und zugleich einheit liche Durchführung der Maßnahme zu gewähr leisten, wird die Stadt unter Verlegung des Be- trag» die Hausnummern im ganzen ankaufen, doch stimmte man zunächst nur prinzipiell zu, während man einem Antrag des Herrn Stadtrat Böhm auf Zurückstellung der Frage entsprechend die Umnum- inerterung erst nach erfolgter Städtevereinlgung vornehmen will. ' Punkt 15. Für die fast sämtlich der Textil branche angehörigen 9l Arbeitslosen werden gegen wärtig 3183 Mk. ausgezahtt. Eine Gelegenheit zum Abbau dieser Fürsorge erscheint daher sehr erwünscht. Punkt 16. Der Ankauf von Speck (Kilo !9,50M. zuzüglich der Kosten für Transport ab Frankfurt und Beschau in Glauchau) und Schweineschmalz (Psd. 11,10 Mk.), sowie von Zucker (Pfd. 3,85 Mk.) u. Olivenöl ist in die Wege geleitet. Auch sind die bestellten Aepfel eingetroffen und befriedigen die Erwartungen hinsichtlich ihrer Güte. Dagegen hat man vom Ankauf von Auslandseiern zum Preise von 1,00 Mk. und 1,20 .Mk. das Stück abgesehen. Die Bernsdorfer Ablieferung von Butter usw. hat sich sehr verringert und man ist bei der Amtshaupt mannschaft beschwerdeführend deshalb vorstellig geworden. — Für den Winter kann von dem er worbenen Brikettoorrat jede Familie 1 Ztr. erhalten; außerdem sind 10 Faß Petroleum zu 170 Kilo bestellt. Punkt 17. Die Städteoereinigungs-Kommission hat noch nicht wieder getagt, da erst die Geneh migung der Vereinigung von Seiten der vorgesetzten Behörde abgewartet werden soll. Inzwischen aber sei es gut, betonte Herr Bürgermeister Prahtel, für die nächste Sitzung Material zu sammeln. Deshalb sprach man sich über verschiedene Fragen zum Schluß aus: Zur Wappenoerbindung lagen 2 Entwürfe vor, über die endgültig das Wappen amt des Ministeriums des Innern zu entscheiden haben wird. Das Zusammenlegen der Städte er- fordert Umtaufung verschiedener Straßen und Plätze in beiden. Das Callnberger Rathaus soll weiter Eigentum der Sparkasse bleiben, diH sonst zu Derwaltungszwecken herangezogenen Räume gemietet werden wie bisher. Die Amtsblattfrage werde von der Re gierung selbst geklärt werden. Ueber die Friedhofsfrage werden die vereinigten Städte erst beraten; der Callnberger Leichen wagen bleibt im Dienst der alten Stadt. Weiter mutz später über das Schicksal der Callnberger Zwe ckverm ögen, die Straßenbeleuchtung in der vereinigten Stadt u. a. verhandelt werden. Die Stadtverordneten Sitzungen finden dann im Saal des Callnberger Rathauses statt. Endlich wurde bedauert, daß die Gegner der nunmehr be schlossenen Städteoereinigung sich nicht früher gerührt haben. Schluß der öffentlichen Sitzung 9 Uhr; hierauf nichtöfsent'iche Beratung. M. P. - Var hau» äer Zonaerlingt- Ariminal-Roman von Erich Ebenstein. öl. Rachdruck verboten „Warum nannten' Lie sich denn Brandt Und ga ben iich iür einen einfachen Reisenden aus?" . Rue Gründen persönlicher Natur, die hier wohl nicht zur Lache gehören." „fach möchte Lie trotzdem bitten, sic zu nennen." .Nun denn: Ich war einmal schwer getäuscht werden, weil ich ein — ein reicher Mann war,; Diesmal wollte ich um meiner selbst willen gesteht sein.' Iü dies so schwer zn verstehen?" Ein beifälliges Gemurmel ließ sich im ltuschaner- ranm hören, Ium ersten Male bemerkte man so etwa? wie eine Ltimmnng zugunsten des Ange- kl nsten. > La ließ sich die scharfe Stimme des Llaatsan- walt>'s höre,': „lind trotz dieser romantischen Liebe oeherr'chtc Lie, eie Lie von der Ankunst .Ihrer Iran hörten, nur eer Gedanke, ob auch Ihr Nebenbuhler hier 'ei':' Wollen Lie uns wenigstens!, diesen Wider- sv.nch erklären, Angeklagter?" Torwesicns Augen hefteten sich kalt auf den' .Sprecher. Tann antwortete er rnhig: „Es in kein Widerspruch. Ich wollte nur wissen, ob Elmmbers mitgekommen sei, weil mir diele Tat- -chchc dann sür den ein-zuleitenden Schoidungsprozeß r on Wichtigkeit schien. Tas müssen Tie, .Herr Llaa!-anwalt, doch als Jurist begreifen! Ich wollte ibn wlwn — aber nicht sprechen. Eifersucht lag mir völ.ig fern. Ich hatte diese Leute alle viel zu ge nau kennen gelernt, um noch etwas anderes als Verach'uug für sie zu empfinden!" . „Das sagen Lie setzt, weil es in das System Ihror Verantwortung paßt! Wir werden spätw andere Worte aus dem Munde Ihrer Frau hören. Für -ctst möchte ich nur wissen, wie Sie sich eine Wie dern, rlieiratung überhaupt denken konnten, da Sie .natk .lik sind?" „Ich hoffte, in dem Scheidungsprozeß eine Un- gültiokeitserklärung meiner Ehe zu. erreichen, da mei ne Iran als Minderjährige sich ohne die geseglich rorgeichriebene Einwilligung ihres Vaters mit mir tränen ließ." „Aeh, so! — Ich Hirte den Herrn Burschenden, in der Verhandlung sortznsahren!" Es wurden nun der Reihe nach verschiedene Be- lanuveszengen vernommen'. Tarauf wurde sowohl Tortresten als auch die Lyttons aufgeso:oert den Hergang zu schildern. Torwesten blieb dabei, daß man Am betänbt und mit Gewalt cnEüb"! bale, um während der darauf folgenden Gesangenhaltung ein Testament zugunsten' seiner Frau von imu zn erpressen Er wisse weder etwas von Morden, d'e er begangen haben solle, noch von Flucht, zu der er la gar 'keinen Grund gehabt habe. Fr.-s l,s er erst durch Fräulein Liebert geworden, ohne dos er bis beute wisse, nüc sie sein Gefängnis entdeckt habe. Wenn Lie unschuldig waren, warum stellten Lie iich nicht selbst sofort der Behörde?" sragw der Vorstl-ende. „Weit ich weder wußte, daß man mich suchte, noch welclzer Verdacht auf mir rubte. Außerdem war ich krank. Selbst die Umstünde meiner Entfüh rung waren mir damals noch ganz unklar." Tic Lnttons bestritten dies alles und blieben bei ihrer ersten Aussage, die sich, was Torweston anbe traf, mit der Anklage deckte. „Wie kamen Sie damals hinter EhamberZ her nach der Billa Solitudo?" fragte der Staatsanwa.L Jah,, Lutten - „Wußten Sie, daß und warum er dahin wülle^" „Ich vermutete es. Er war schon den ganzen' Tag sehr aufgeregt und gleich nach der Vorstellung erklärte er. zu Torwestcn zu müssen- Ans seinen Worten konnte man schließen,' daß er noch der Villa bestellt sei. Mein Bruder und ich folgten ihm sehr besorgt, weil wir den Haß der beiden gegen einander kannten. Später schickte ich meinen jüngeren Bruder wieder zurück, weil er mir zu ai:fgergt für ein Versohuungswerk schien. Leider kam ich selbst zn spät " Es entspann sich nun eine Tebatte zwischen Tr. Herrlingei' und dem Staatsanwalt- Ersterer suchte an der Hand medizinischer Bücher die Wirkungen des Bl ny hi ums zn erklären, letzterer behauptete, Torwrnens angebliche Verwirrtheit habe nu>- dazu zedirnt, nm seine anfängliche Ratlosiak"t zn be- mäutesti. Später habe er eben sein Verte'digimgs- chüem erst ausgebaut." HrrrEnger bestand ans die Vernehmung Fräulein Lieberts als Ieugin sür den Instand, in dem sie 'einen Klienten auffand, und ferner nir die Unter.- redang des jüngeren Lytton mit feiner Schwester am Glashans. Hcidst wurde gerufen. Lie war sehr schüchtern u. etwas verwirrt durch die auf sie gerichteten Blicke io vieler Menschen. Als sie aber dann einen Blick ans Torwegen warf, der in sich zusammengesunten dasaß, sastte sie sich gewaltsam nnd berichtete in «chllchten Worten alles, ums sich ereignet batst' von ihrem Verlassen der „Tret Linden" an, bis zur Ans» suidung Tvrwestcus in der Gärtnerei. Im Saal herrschte lautlose Stille. Alle folgten ihren Werten mck gespanntester Aufmcrk'amksst In den meisten Gesichtern las man Teilnahme und Bc- wundernng aber auch — Unglauben. Tann blickte mau neugierig auf den Angestag» Gu der sich aufgerichtet hatte nnd in "Ewer Be wegtheit leuchtenden Auges auf die Sprecherin starrte T.rivesten hatte ganz vergessen, ivo ;r sich be- sand- Für ihn waren in diesem Moment nur zwei Menschen ans der Welt: Heidy und er selbst. Bum ersten Male horte er nun, was sie sür ihn getan, be griff er, wie sehr sie ihn liebte. Sein Verteidiger flüsterte ihm etwas z.« — er Hörle es gar nicht. Als sie geendet, rief er er - schütter-: , ,.L> Heidh, wie konntest Tu so viel für mich wa- grtt!" (Fortsetzung folgt.) .. . L-Nk Wl, ««l« vck» «sch MW« MHt«. Lür Vm LthmM LvSalt t>M«twrrtlich «Ml« KO« tt arbeitsmi gangen. zur Wah Berliner —Ä der den i . gestaltet ' ist !n mü der Boro i wiederhol Festordnu Verlauf d inin heut noch mar am Abenl tete Fest, der Schw neu Ansa ungetrübt * Bo nan. 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