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Teutsch Oetzerreich «acht keil«» Utaat»^ baakerott. Wien, 1. September. Dec Staatssekretär für Finanzen Schumpeter, führte in einer Verfamm- !ung der sozialistischen Vereinigung geMrsr Arbei ter in Baden bei Wien u. a. aus, es' sei sein» Ueber- r^ngung. dass Deutschösterreich durch oi: FriedenS- be-'ngullgen nicht gezwungen sein werde, oen Ban- k-.ctl anzusagen, wenn es sich seiner Pflichten im gegenwärtigen Augenblick bewußt bleibe. Er glau be, der Neuaufbau werde in 3 bis 4 Jahren ourchge- sührt werden können. Ter Staatssekretär gab zum Schluß seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß, wie ein Bankrott, so auch eine Verteuerung des Brotes sich werde vermeiden lassen. 3« MW -«Mevitimem Ns erste der alliierten Mächte hat sich Italien bereit erklärt, die deutschen Kriegsgefangenen heim- zn^enden, ohne die Ratifizierung des Friedensöe» trag<s abzuwarter^; auch England und Amerika sind eifrig am Werke, Die der Freiheit Beraubten, dem deutschen Vaterland wiederzugeben. Frankreich will natürlich seinerseits^ diese Aktion, die gar nichc in seine Pläne paßt, »Acht fördern, und so ist in die Versailler Ankündigung der vorbereitenden Schritte des Rücktransportes die Klausel aufgensmmea: Tie alliierten und assoziierten Mächte weisen aber ausdrücklich darauf hin, daß diel' wohlwol lende Haltung, von der die deutschen SmvaLm sv große Vorteile haben, nur dann von Dauer sein wird wenn die deutsche Regierung und das deut sche Volk alle ihnen obliegenden Verpflichtungen erfüllen. Also zu böser Letzt das schändliche Aber. Diese wohlwollende Haltung, von der die deutschen Sol- datcu „so große Vorteile" hätten, werde nur dann von Tauer sein, demnach nur dann sich in die Tat der Gefangeuenbefreiung umsetzen, wenn die Leut» scho Regierung und das deutsche Bilk alle ihm ob- li'senden Verpflichtungen erfüllen. Nun Wohl. So arbeite denn das deutsche Volk und Halts Ordnung; tut es dies nicht um seiner selbst, so um der Kriegs gefangenen willen in ehrlicher und edler Solidari tät! Toch alle uns aufgehalsten Bedingungen des Schandfriedens erfüllen, wer kann das? Und so svielt auch hier recht besehen die Katze mit der Mans, und zwar in demselben Augenblick wo wir wissm. daß wir z. B. die französischen Kohlenfor- dämmen, wie sie in ihrer Maßlosigkeit der Frie- dcusreMrag festlegt, unter keinen Umständen trotz, redlichsten Willens erfüllen können. So sieht die Tür, durch die sich Frankreich jeoen Tag seinen neu übernommenen Verpflichtungen hinsichtlich der Be freiung der Kriegsgefangenen entziehen kann, sperrangelweit offen. Tas ist tiefschmerckich, aber es ist wahr. Und all die Familien, sie sich in der Qual um das Schicksal ihrer gefangenen Söhne ver- zeqrcn, sind uns zu gut dazu, daß sie durch vor eilig- Jubelrufe unter Umständen immer wieder sich erst vertröstet und zuletzt — betrogen sehen. Das Morgenrot der Gefangenenbefreiung glühte auf. Toch der Sonnenaufgang ist noch nicht in Sicht- « » » Aöirtschaftsaufbau als WillkommdvgrnF. Tie „Vossische Zeitung" schreibt zur französischen Note: „Wie soll es nun den 800 003 Mann er-- gehen, die aus bitterer Gefangenschaft heimkehren. W,u man auch sie eine Beute der Agitatoren des Hung.-'s und der Erbitterung werden lassen? Mit Fahnen und grünen Kränzen ist es nicht getan. Der allgelMne WirischaftsÄtfbiau mich SeMsten Das sei der MllkoMnmgruß für die Heimkehrvlde» Berlin, 1. September. Dev „Frankfurter Lei. tuns" zufolge ging dem Ausschuß für dis Heimschaf fung der Kriegsgefangenen voM Roten Kreuz vom internationalen Komitee in Genf ein Telegramm zp, :n welchem das internationale Komitee den Ausschuß anfs herzlichste beglückwünscht zum endlichen Erfolg dec Bemühungen nationaler sowie neutraler Kreise um die Leimschaffung der deutschen Kriegsgefangenen Damit wird die endliche Heimkehr unserer Kriegs gefangenen erneut bestätigt- MrMM «al m MSstMMMMr ik Min. Dresden, 1. September. Heute vormittag V- L Uhr trafen iM Sonderzuge Reichspräsident Ebert und ReichswehrMinjster Noske in Begleitung rahl- reicher Offiziere und Ziviilsten in Dresden ein, wo sic von den Ministern Uhlig, Tr. Harnisch und Kirch hof und den Kommandospitzen der Reichswehrtcup- pen empfangen wurden« In Automobilen begaben sich der Reichspräsident^ und der AteichsM^rmini- ster nach der Gardereiterkaserne, in deren Kasino zunächst Major vvn Hingst einen Bortrag über die politische Lage in Sachsen hielt. Reichspräsident Ebert führte in seiner Ansprache aus, daß «S der Regie rung eine große Freude, gewesen sei, gehört zu ha ben. daß auch die sächsischen Truppen treu uno ent schlossen ihre Pflicht getan haben, wofür er im R?- men der Reichsregierung aufrichtig dank-^ Sachien habe besondere Schwierigkeiten zu durchkämpken ge habt, und dies« Schwierigkeiten in wirtschaftlicher Beziehung könne Man niemals durch Putiche uno T -wonstrationen, sondern nur durch intensive »nd gemeinsame Arbeit beseitigen, Wer aber glaube, durch fortgesetzte Putsche den Fricken und Sen Wie deraufbau unserer Wirtschaft zu gefährden, gegen den müsse mit äußerster Entschlossenheit vorgegäugen werden. Der Präsident gedachte dann noch der in Chemnitz gefallenen Angehörigen der UetchS.y hr, die sich ein unvergängliches Verdienst erworben hätten- Reichswehrminister Noske betonte, daß er bodenständiger Sachse sei, daß er sich aber in letzter Zeit nicht so um die sächsische Reichswehr habe kümmern können, wie cr das gern getan hätte; das solle aber anders werden. Er sei nerseits werde als RetchswehrMinister nichts tun, was gegen die Interessen des arbeitenden Bukes sich richt«, er werde seine Geschäfte als Reichswehr« ni- swr immer führen als Sozialist und Dmrakcrt Was uns not tut, sei, Sorge zu tragen, dafür, daß unser schwergeprüftes Land nicht neuen Wirren ausgesetzt werde. Wenn Deutschland wieder gesund'n solle, dann müsse bei diesem GesundungSprozeß di« Reichs wehr mustergültig vorangehen. Ein Soldat ohne Disziplin und ohne Manneszucht sei ein; Gefahr für das Land, deshalb Müsse in oer Reichswehr noch mehr als in der allen Armee straffe Disziplin und Manneszucht herrschen. Solange er Reichs- Wehrminister sei, wecke er stets dafür sorgen, daß der Truppe nichts abgehe. Hierauf folgte ein Parademarsch der aufgestellten Truppen Im Anschluß daran fand eins Begrü ßung des Rekchsprvfkventen durch die Regierung 'M Ministerialgebäude statt. Dort begrüßt« an Stelle des am Erscheinen behinderten MnisterprSswenten Dr. Gradnauer der i < wiuistor ve« Lhliq den Reichspräsidenten namens der sächsisch« Negie rung- Er entwarf ein Bild der gegenwärtigen wird- schaftlichen Verhältnisse Sachsens, betonte dir Not wendigkeit der Berücksichtigung besonders her west sächsischen Industrie- Äs berührte ferner unser völks- schulwesen, die Ernährungsfrage, Wohnungs Ücforge und die Entwicklung des Eisenbahn- Md Finanzwe» fens- Schließlich legte der Redner «och ein Be- k-nndns für die sächsische Regierung als tttue fest« Anhänger der Reichseinheit ab. Ret'chsprä sident Eber i HZcnte in seiner Antwort u. a.ü Die ReichSleirang sei selbstverständlich bestrebt, Sachse» in seinen be sonderen Verhältnissen zu unterstützen. Das Ein leben der Gliedstaaten in die Retchseinhekt §olir nicht in einen spanischen Stiefel geschnürt wecken. Mr werden in Zukunft alle hart und fleißig arbeite» müssen; wenn das geschehe, dann würde unser deut sches Vaterland auch Wicker einer helleren freudigen Zukunft entgegengehen. Ls folgte ein Ausflug nach Pillnitz- Besichtigung des dortigen Schlosses und der Anlagen. Mn dort aus wurde mittags im Sonderdampfer nach Meißen g ihren, wo eine Besichtigung der.staatlichen Por- zellanmanufaktur vorgesehen war. Die Rückkehr folg te abends nach Dresden mit Sonderzng. Für Dienstag ist ein Besuch der Leipziger Miesse vorgesehen V Das Kohlmabkomme». Berlin, 1. September. Die Verhandlung« über die deutschen Kohlenlieferungen, die dieier Taue in Versailles stattgefunden haben, sind am Sonnabend zu Ende geführt worden. Es wurde ein Schtußpk*» tokoll unterzeichnet, in dem alle Grundfragen bo- hai >lt iverden und geregelt worden sind. Tie Fra ge vrr deutschen Wägengestellung wucke im Einver» neckmen mit der internationalen Transportkommiktion ebenfalls erledigt. Tie Bedingungen des Verbanden wurden von der deutschen Abordnung angenommen. Die Frage, wieweit Frankreich an der Mehrproduk tion beteiligt sein soll, wurde auf folgender Grund- lag: geregelt. Steigt die Gesamtförderung Teutsch lands über 108 Millionen Tonnen bis zu 128 Millio nen Tonnen, so sind l>0 Prozent der Mehrer,ecuug, darüber hinaus 50 Prozent zu liefern, bis das Höchst maß der im Friedensvertrag vorgesehenen Pflichter füllung erreicht ist. Fällt das Maß der Uroerung unter 108 Millionen Tonnen, so Wick der Verband unter Hinzuziehung Teutschlands die KMenfrag« aufs neue prüfen. Tiefe Grundlage hat abor nur dann Gültigkeit, wenn Teutschland mit der Kohlen- lieferung sofort beginnt. Die deutschen Delegierten hab n die f sofortige Lieferung -»gestand«, da iM anderen Falle alle Zugeständnisse oeS Verbundes nicht bewilligt worden wären« Frankreich leidet fast unter noch größerem Kohlenmangel als Deutschland und die Lieferung von Kohlen ist oas einzige Mittel, um es in dem Gesamtkomplex der Friedens, ragc» Mit Deutschland etwas günstiger zu stimmen, De« Kohstnmangel Frankreichs wächst auch durch die ständie zunehmende Transportkrise von Tag zu Tag. Sogar die Ausstellung in Saarbrücken, die von den Franzosen vorgesehen war, kann nicht statt- finden, weil keine Wagen vorhanden find, um die Waren nach Saarbrücken zu schaffen. Die Franzi s-N sind nicht in der Lage, die im Sarrgehiat auf den Holden liegenden Kohlen abzutcanspvrtieren, «. haben infolgedessen entgegen ihren früheren Be stimmungen den Saarbewohnern erlaubt, sich, VW» den Halden so viel Kohlen -u holen, wie jeder will. * Var ya« a« 5o»aerli»gr.« Kriminal-Roman von Erich Ebenstein. 41. Nachdruck verböte«. „Frau Göbel! Gott sei Tank! Welches Glück, daß es gerade Ihr Garten ist, in den wie oerieteu!" sagte sie. „Sie werden uns helfen!" „Fräulein Heidy!?" stammelte ois Gärtnerin er schrocken „Wie, um Gottes willen, kommen Sie denn nachts hierher? Und wo man, wie -s scheint, da nebenan nach Verbrechern jagt? Ms:u Mann wollte eben ein wenig nachschauen gehen —" „Rufen Sie ihn rasch, bitte. Aber ihn allein." „Te. kommt er schon — mit unserem Knecht » . ." Sie ries laut: „Schicke den Ludwig zurück, Karl! .Er soll sich am Zaun drüben postiere», wo die Brücken sind. Taß niemand herüber kann. Tu aber komm zu mir." Sie stand, durch Gebüsch gedeckt, so baß die An kommenden sie noch nicht gesehen haben tonnten Heidt) hörte, wie die Schritte des einen sich ent fernten, die des anderen näher kamen. Inzwischen sagte Frau Göbel sehr ernst: „Sie haben gesagt, daß wir Ihnen helfen fol en, Fräulein Heidy. Das will ich gewiß gerne tun. Aber da drüben geht nichts Gutes vor, und wir wissen, daß keine ehrlichen Leute dort wohne«, da rum . . . „Woher wissen Sie, daß Ihre Nachbarn keine ehr» lichcn Leute sind?" unterbrach sie Heidy „Mein Schwager hat unS gestern briucht und da bei zufällig den alten Bremer von drüben gekehqn. Er soll die Gärtnerei ja auch erst vor kurzem ge kauft haben. Niemand hier kennt ihn und fein« beiden Gehilfen. Aber mein Schwager Ant m be- bauptet, er habe den alten Bremer in Ameciti ge- s. hcn, wo er sich ganz anders nannte Und wegen Tai chendiebstahl eingesperrt wurde » . - Mc habe» es niemand gesagt und uns nur fern v,« den Leu ten gehalten. Jetzt aber — Sie können ja nur von drüben gekommen sein, und Sie haben da einen Mann bei sich . . „Er gehört nicht zu diesen Leuten, das schwöre ich Ihnen, Frau Göbel. Es ist mein Bräutigam Die Leute dcübelr wollten ihm ans Lebo«, und ich habe ihn gerettet. Sie kennen mich w — wenn ich für ihn bürge, so wecken Sie mir doch glauben!" Der alte Göbel war inzwischen herangetrstrn und hotte Heidhs Worte mitangehört. Er sah seine fFvau an und kratzte sich verlegen hinter dem Ohr „Mes gut und schön, Fräulein. Sie kenne» wir ja laber wir möchten doch auch nicht in Un gelegenheiten kommen. Am Ende können Sie Lich selbst täuschen . , ck< „Nein! Bestimmt nicht!" „Wenn es nachher bekannt Wick « . ..Das braucht es ja nicht. Ich bitte sie nur um zwei Ding«: erstens nachher keinem Menschen zu sagen, daß Sie uns hier getroffen haben, -weitens zu leben, »b die Straße unten frei ist. Das ist die ganze Hilfe, die ich von Ihnen begehre" Wieder sahen sich die Göbels zweifelnd an. Heidy drängte flehend. „Vertrauen Sie Mr doch ! Gr ist krank — er braucht jetzt Ruhe, um sich zu erholen, und di« kam, nur tch ihm verschaffen! Später wecke tch Ihnen alle» aufMren, nur ha»« «» un» Dcht um Gcttes willen nicht länger auf!" Da sagte Frau Göbel, gerührt durch Heidhs inm- g.n T on: „So geh, Vater. Sieh nach, vb die Ltkrße frei ist. Wenn unser Fräulein Heidy so spricht^ wird sie w.'l! wissen, was sie tut. —" Ter Alte entfernte sich schweigend. Rach kurzer Zeit kehrte er mit dem Bescheid zurück, daß draußen kein Mensch -u sehen sei. , Heidy drückte beiden die Hände und führte Torive sten, der das ganze Gespräch Mit stummer Verwun derung mitangehört hatte, weiter. Ter Seitenweg, in dem sie ihr Auto wußte, laiä ein Stück unterhalb des Gartenausganges. Sie erreichten ihn und das Auto vhne weiteren Zwi schenfall „Gibt es keinen anderen Weg als den. oen »vir gekommen sind?" fragte Heidy den Chauffeur, „2H ja- Ich brauche nur hier weiter-ufahren. Tann erreiche ich eine Straße, die gegen den Pra ter zu führt. Aber es ist eist Umweg, wenn wie »m Stadt sollen." ' „Tas tut nichts. Schlagen Sie ihn nur ein." Dann gab sie ihm di« Adresse ihres Hauses aut Lie schob Tvrwesten in das Gefährt, stieg 'gleich falls ein und sank erschöpft tn die Kissen. Erst fetzt süblte sie, wie ermüdet sie war. Da fragte Torwesten plötzlich, als sich dr? Autt in Bewegung setzte, ängstlich! „Wohin bringst Du mich, Heidy? Ich bi» ko müde. Ich möchte nach HauS.« " , Ja, lieber Georg, wir fahre» »ach Hause« DUrk stylst Du ungestört ausruhen."